Am heutigen 5. Mai 2007 erscheint die deutschsprachige Version von Photoshop 10.0 beziehungsweise Photoshop CS3. Lohnt der Kauf, was hat sich gegenüber Version 9.0 (CS 2) verändert? Wir haben uns mal umgehört.: 

Vor zwei Wochen kam die englischsprachige Version für 649 Dollar in den USA in den Handel, ab heute soll auch die deutschsprachige Variante von Photoshop CS3 hierzulande erhältlich sein. Und die ist, wie vielfach kritisiert wird, deutlich teurer, 1069,81 Euro inklusive Mehrwertsteuer und Versandt verlangt Adobe für die Standard-Version, die Download-Version ist witziger Weise noch etwas teurer. Benannt ist CS3 nach der dritten Auflage von Adobes „Creative Suites“, in denen das Programm wahlweise auch mit Illustrator, Indesign, Acrobat, Flash, Dreamweawer oder Fireworks erhältlich ist.

Mit 296,31 kostet Photoshop Lightroom nur ein Bruchteil. Eine preiswerte Alternative? Geht es nach Kevin Conner, Produkt-Manager „Digital Imaging“ bei Adobe, ist die Sache klar: „Egal, welche Aufgabe bewältigt werden soll, mit Photoshop ist es möglich“, sagt er im Interview mit Profifoto (Ausgabe 5/07), „Lightroom ist für Fotografen konzipiert, die mit großen Bildmengen umgehen.“ Aber: „Professionelle Fotografen brauchen definitiv beide Tools für die Arbeit“, so Conner. Die Frage, ob für Ihre Zwecke Lightroom oder Ihre alte Photoshop-Version reicht, kann Ihnen photoscala nicht beantworten. Aber vielleicht helfen Ihnen die Meinungen aus der Fachpresse weiter:

Als wichtige Neuerung stellen viele Tester die neuen Smart-Filter heraus, die die „nicht-destruktive Bildverarbeitung“ beherrschen. Filtereffekte lassen sich damit verlustfrei anwenden und auch wieder verändern, Vorteile ergeben sich beispielsweise bei der Scharfzeichnung, die für verschiedene Ausgabezwecke nicht mehr auf einzelnen Kopien der Bilddatei vorgenommen werden muss. CS3 folge damit einem mindestens zehn Jahre gehegten Anwenderwunsch, so das Computermagazin c’t in der aktuellen Ausgabe 10/2007.

Interessant dürfte Version CS3 für die Besitzer eines neueren Macs mit Intel-Prozessor sein, sind sich viele Autoren einig. Als „Universal-Binary“ läuft Photoshop, wie die übrigen Programme der verschiedenen „Creative-Suites“ sowohl auf den Apple-Rechnern mit Power-PC-Prozessoren wie auf der Intel-Plattform von Apple jetzt nativ, d.h. auf letzterer ist keine Emulation durch die Rosetta-Umgebung von „Mac OS X“ notwendig, so dass Geschwindigkeitsnachteile gegenüber älteren Macs passé sind. Und so läuft die neue Photoshop-Version auf Intel-Macs erheblich flotter als die alte, die Tester der c’t bescheinigen einen „eklatanten Geschwindigkeitsgewinn“, demnach arbeite CS3 auf einem aktuellen Mac Pro mit zwei Prozessoren annähernd doppelt so schnell, wie ein Photoshop-Benchmark ergeben habe. Zwar empfehle Adobe die alte Creative Suite 2 nicht ausdrücklich für den Einsatz unter Windows Vista, jedoch seien keine wesentlichen Probleme mit der älteren Version bekannt, stellt das sechsköpfige Autorenteam fest. Ein Wechsel des Windows-Betriebssystems ist also nicht unbedingt ein Grund für ein Update von Photoshop.

Die Bedienoberflächen von Illustrator und Photoshop unterschieden sich auf flüchtigen Blick kaum mehr voneinander, stellt c’t fest. Käufer einer der Creative Suites, die beide Programme enthält (nur die preiswerteste Creative Suite 3 Web Standard enthält weder Photoshop noch Illustrator), dürfte es freuen, und, so betonen die c’t-Autoren, der Austausch zwischen Illustrator und Photoshop habe stark hinzugewonnen. CS3 gehe jetzt mehr auf die Wünsche von Digitalfotografen ein als zuvor, schreiben sie unter anderem mit Blick auf den Raw-Konverter. Spielraum für Verbesserungen stellen aber auch sie fest: Das automatische Retuschewerkzeug ersetze störende Objekte mehr schlecht als recht, das neue Quick-Selection-Werkzeug, das die manuelle und automatische Auswahl vereint, lasse je nach Motiv noch viel Handarbeit übrig.

Am Funktionsumfang selbst hat sich nach Meinung vieler Tester gar nicht so viel getan, sondern eher an der Bedienbarkeit: Frank Puscher, einer der c’t-Autoren, hat im Dr.-Web-Webdesign-Magazin einen eigenen ausführlichen Bericht veröffentlicht. Puscher: „Die neuen Features machen das Arbeiten mit Photoshop schneller und einfacher. Ein empfehlenswertes Update.“ Während sich frühere Updates durch ihre „Featuritis“, ihren Funktionsüberfluss auszeichneten, habe sich die Adobe-Crew erstmals fast ausschließlich der Optimierung bestehender Funktionalität und deren Überführung in neue, zeitgemäße Interfaces gewidmet, die einfacheres, und vor allem zügigeres Arbeiten erlaubten.

Christoph Künne im FotoMagazin (Ausgabe 5/07): „Wer als Fotograf seinen alten Photoshop im Griff hat, wird in der Version CS3 rein technisch gesehen nur wenig finden, was die eigenen Möglichkeiten erweitert.“ Allerdings sei die neue Version deutlich komfortabler geworden, hat auch er festgestellt.

Deutlich positiver fällt das Fazit von Photoshop-Kenner Heico Neumeyer aus, der Version CS3 für digitalkamera.de ausführlich unter die Lupe genommen hat (Test, Teil 1, Test, Teil 2, Vergleich zwischen der Standard- und der Extended-Version): „Fotografen profitieren enorm von den neuen Talenten in Photoshop CS3“, so sein Fazit. Der neue Raw-Dialog ermögliche bessere Ergebnisse als bisher. Überhaupt habe sich der Raw-Import zum Programm im Programm gemausert, das auch die Stapelverarbeitung von JPEG-, TIFF- und Raw-Dateien ermögliche. Die Veränderungen bei Tonwertkorrektur und Auswahltechnik erleichterten Routineaufgaben, die Smart-Filter ermöglichten freies Experimentieren unter anderem mit der Scharfzeichnung, ohne sich auf eine Bildfassung festlegen zu müssen.

Dagegen bemängelt Neumeyer, dass es nicht alle Funktionen des Webgrafik-Programms ImageReady in die Photoshop-Version übernommen wurden. In das gleiche Horn stößt auch Webdesigner Dave Girard, Autor bei „ars technica“, der einige Talente von ImageReady vermisst. ImageReady gehörte zum Lieferumfang der Photoshop-Versionen 5.5 bis 9.0 (CS2), wurde aber jetzt eingestellt.

Passt zwar nicht ganz zur Überschrift „im Spiegel der Presse“, der Testbericht von Sony-Userforum-Mitglied „Backbone“, der Photoshop CS3 ebenfalls ausprobiert und seine Eindrücke geschildert hat, könnte Sie aber dennoch interessieren: „Aus meiner Sicht ist CS3 wirklich kein Muss. Wenn man mit CS2 gut zurecht kommt und es auf dem eigenen Rechner ausreichend schnell läuft, sehe ich keinen zwingenden Grund“, so seine Zusammenfassung. Die Bedienung des Raw-Plugins Adobe Camera Raw 4.0 sei deutlich schlechter gelöst als die des Raw-Konverters von Lightroom. „Von einem neuen durchdachten Design gibt es keine Spur, nur wesentlich mehr Schalter, Schieber und Knöpfe.“

Neben der Standard-Version will Adobe auch eine nochmal 535 Euro teurere Extended-Version an den Mann bringen. „Photoshop Extended richtet sich prinzipiell an Anwender, die als Ingenieure, Architekten oder Wissenschaftler Photoshop einsetzen, also nicht unbedingt an Fotografen“, so Kevin Connor gegenüber ProfiFoto. Dem stimmt auch Neumeyer auf digitalkamera.de zu: „Die Extended-Version bringt für Fotografen und Bildbearbeiter kaum Lustgewinn, die Ausgabe richtet sich nur an Spezialisten“.

(mts)