Am 26. April 2007, morgen also, geht es bei CeWe Color in der Hauptversammlung um die Zukunft des Vorstands, mit hoher Wahrscheinlichkeit aber um noch viel mehr; die Zukunft des Unternehmens nämlich:
Bleibt der Vorstand um Rolf Hollander und Hubert Rothärmel, so ist davon auszugehen, dass die Entwicklung so weitergeht wie bisher: Nicht sonderlich aufregend, aber solide und auch in Zeiten großer Umbrüche in den schwarzen Zahlen: Wo andere erhebliche Schwierigkeiten mit dem Umstieg von analog nach digital hatten (Kodak) und teilweise darüber zerbrochen sind (AgfaPhoto) hat sich CeWe wacker geschlagen.
Die bei CeWe-Color eingestiegenen Hedge-Fonds um den tonangebenden David Marcus von Marcap (vormals M2 Capital), dazu K Capital Partners und Finanzinvestor Guy Wyser-Pratte, sehen das aber ganz anders. Sie werfen dem Vorstand krasses Fehlmanagement vor, fordern dessen Ablösung, wollen vorgeblich das Beste für CeWe Color, letztlich aber wohl das Beste von CeWe Color: Geld. Stand doch am Anfang der ganzen Auseinandersetzung und Vorwürfe die Forderung nach einer – kreditfinanzierten – Sonderausschüttung.
Marcap behauptet auf einer eigens eingerichteten Webseite, es gehe nur um die Zukunft von CeWe Color und stellt die Forderung nach einer Sonderdividende zurück. Doch wenn der genehme Vorstand gewählt ist, könnte die Forderung ganz schnell wieder auf die Tagesordnung kommen.
Die von Marcap vorgeschlagenen neuen Aufsichtsratsmitglieder wecken nicht unbedingt großes Vertrauen, was ihre Kompetenzen für eine zukunftsorientierte Entwicklung von CeWe angeht:
Dr. Uwe Ganzer, Alleinvorstand der VARTA AG: Die VARTA AG mit Sitz in Hannover konzentriert sich nach dem Verkauf der operativen Geschäftsbereiche auf die Verwaltung eigenen Vermögens, insbesondere Verwertung und Abwicklung von Vermögensgegenständen, Verträgen, Verbindlichkeiten und Beteiligungen. Steht so bei Varta.
Georg-Peter Kränzlin: Ehemals Vorstandsvorsitzender der Babcock Borsig AG. Hier wurde das i.I. vergessen – Georg-Peter Kränzlin wurde mit dem 1. März 2004 Alleinvorstand der Babcock Borsig AG i.I. – einer AG im geregelten Insolvenzverfahren.
Dr. Reiner Beutel: Wechselte Ende 2005 von Bosch zum Autozulieferer Schefenacker; wo er zunächst für den Bereich Finanzen und interne Buchhaltung zuständig, dann bis Ende 2006 Vorstandschef war. Der schwer angeschlagene Autozulieferer steckte und steckt in erheblichen Finanznöten.
Wolfgang Grassl: Er ist BrainNet-Principal (wohl so eine Art Direktor); ansonsten war nichts Einschlägiges über ihn zu finden.
Doch was könnte Marcus letztlich bezwecken? Abgesehen davon, dass ihm von mancher Seite unterstellt wird, er stecke selbst in Schwierigkeiten und stehe unter erheblichem Druck seinen Investoren gegenüber (er kaufte wohl CeWe-Aktien auf deren Höchststand), könnte das eine so clevere wie perfide Strategie werden, Gewinne zu maximieren.
Wie diese Strategie angelegt sein könnte, ist sehr anschaulich im Handelsblatt-Artikel Völlig von der Rolle beschrieben. Hier die Kurzfassung:
Aufregung produzieren (bringt Aufmerksamkeit und lockt Anleger, der Aktienkurs steigt)
Sonderdividende verlangen / ausschütten (bringt Geld)
Der Wert der Aktie sinkt wird zwar zunächst um diese Sonderausschüttung, aber weitere Aufregung und die Aussicht auf künftige Sonderdividenden locken weitere Anleger, die Aktie steigt wieder, in dem Maße auch der zusätzliche Gewinn und das eigene Vermögen.
Das kann man nun ein paarmal machen, bis das Unternehmen ausgelutscht ist. Steigt man rechtzeitig aus, hat man Kursgewinne und Sonderdividenden mitgenommen – und ein finanziell kaputtes Unternehmen zurückgelassen.
Morgen wird sich entscheiden, welche Variante die Mehrheit der CeWe-Anteilseigner wählt.
Siehe auch:
CeWe in Schwierigkeiten: Umsatz sinkt, Hedge-Fonds wollen Sonderdividende
Die wollen uns auslutschen" – Kampf um Macht und Geld bei CeWe Color
Expansion und Stellenabbau bei CeWe Color, Rückendeckung durch NordLB
CeWe Color: Unterstützung für nachhaltige Strategie wächst
CeWe-Bilanz: Fotolabor-Betreiber schrumpft und gewinnt Marktanteile, 1,20 Euro Dividende
Streit um CeWe Color AG verschärft sich weiter
CeWe Color in Bedrängnis: Forderungen und Vorwürfe
(thoMas)
Wer mit dem Teufel paktiert, …
mit ihm Geschäfte macht, sich von ihm Geld ‘leiht’ und seine Seele verpfändet, darf sich nicht wundern, wenn der plötzlich im Türrahmen steht, und eben diese Seele einfordert. Die Raffgierigen mögen mal aufhören, immer dann das Leiden Christi spielen zu wollen, wenn es ihnen gleich einem Bumerangeffekt selbst an den Kragen und die Position geht. Erbarmen ist hier völlig fehl am Platze.
Re: Teufel
Nur leider hat ein Börsten-notiertes Unternehmen wie CeWe nur bedingt Einfluss darauf, wer die Aktein kauft.
schon gerettet?
http://www.handelsblatt.com/news/Unternehmen/Handel-Dienstleistungen/_pv/_p/200040/_t/ft/_b/1259649/default.aspx/cewe-color-vorstand-trumpft-auf.html
Danach hat Hollander die knappe Mehrheit in der Tasche.
der besucher
…ja, was soll man dazu
…ja, was soll man dazu sagen?
Ein durchaus noch wettbewerbsfähiges Unternehmen wird ( vorrausichtlich ) „ausgesaugt“.
Wieder mal Einer, der auf dem Altar der skrupellosen Geldgeier geopfert wird. Und übrig bleiben Arbeitslose, die dann von der Gemeinschaft gestützt werden müssen, während sich die „Abzocker“ die Hände reiben.
Die durchaus ansehnlichen Leistungen dieses Unternehmens interessieren keinen, und irgendwo in China wird’s ja dann jemand machen…
Leider viel zu oft in Europa schon geschehen…
Gruß
Peter