Vor der Hauptversammlung des Oldenburger Fotolabor-Betreibers verschärfen sich die Auseinandersetzungen weiter. Unterstützer wie Gegner des Vorstands versuchen derzeit, möglichst viele Stimmrechte hinter sich zu versammeln. Während die CeWe-Führung ihre Anteile aufstockt und umschichtet, kaufte sich mit Guy Wyser-Pratte ein weiterer Angreifer in die Aktiengesellschaft ein:&

Man sollte meinen, Rolf Hollander, Vorstandsvorsitzender von „CeWe Color“, macht im Moment alles richtig: Der Bildermarkt schrumpft drastisch, die Mitarbeiterzahlen schrumpfen ebenfalls, aber CeWe macht weiter Gewinne. CeWe kauft seine Konkurrenz auf wie zuletzt in Polen und Tschechien, setzt vermehrt auf die digitale Fotografie und baut seinen Marktanteil weiter aus. Innerhalb eines Jahres steigerte sich der Aktienkurs der „CeWe Color Holding AG“ von 26,10 Euro auf jetzt 44,50 Euro. Und für rund 6,2 Millionen Aktien erwirtschaftete CeWe eine Dividende von erneut 1,20 Euro pro Anteilsschein. Doch nicht alle Aktionäre sind mit der Arbeit des Vorstandes einverstanden, in aller Öffentlichkeit tobt seit Monaten der Kampf um die Macht bei dem mittelständischen Unternehmen. Während die Kritiker des Vorstands von einem notwendigen Strategiewechsel und falscher Kapitalisierung sprechen, nennt Hollander die Angriffe Erpressungsversuche und will ein „Auslutschen“ der CeWe verhindern.

Nicht nur die beiden US-amerikanischen Hedgefonds „MarCap Investors“ und „K Capital“ drängen vehement auf die Entmachtung Hollanders und eine erheblich höhere Dividende. Mit dem Finanzinvestor Guy Wyser-Pratte stieg jetzt ein weiterer amerikanischer Großinvestor in das im SDAX notierte Unternehmen ein, um sich prompt der Forderung nach der Ablösung des Vorstandes und von Teilen des Aufsichtsrats anzuschließen. Seit dem 14. März hält Pratte 3,32 Prozent der Stimmrechte, teilte CeWe mit, laut einem Bericht des „Handelsblatt“ vom Montag hat Pratte seinen Anteil aber inzwischen bereits auf mehr als fünf Prozent der Aktien erhöht. Doch auch die Unterstützer für Hollander formieren sich weiter. Allein seit dem 16. März habe der CeWe-Aufsichtsratsvorsitzende Hubert Rothärmel Aktien für rund 630.000 Euro gekauft, so das „Handelsblatt“. Erst kürzlich war die Landesbank NordLB, deren Ex-Chef Manfred Bodin ebenfalls im Aufsichtsrat sitzt, mit 423.000 Aktien bei CeWe eingestiegen.

Mit einem weiteren Schachzug stärkte der Vorstand seine Position: Knapp 113.000 Aktien, die im Zuge eines Aktienrückkaufprogramms an das Unternehmen gegangen waren, verkaufte die CeWe-Holding an seine eigene Versorgungskasse – zum Kurs von 43,50 Euro pro Anteil. Aktien, die die Holding selbst hält, sind auf der Hauptversammlung am 26. April nicht stimmberechtigt, während die Anteile der Rentenkasse genutzt werden können, um im Sinne des Vorstandes zu stimmen. Nach dem Bericht des „Handelsblatt“ kritisierte Pratte den Vorgang als „Taschenspielertrick“. Wie das Wirtschaftsblatt bereits am Sonntag vorab berichtete, wies eine CeWe-Sprecherin die Anschuldigungen zurück, mit Mitteln „am Rande der Legalität“ dem Vorstand Rückendeckung zu verschafften. „Wir kaufen keine Stimmen, wir wollen nur unsere finanziellen Mittel optimal einsetzen“, zitiert das „Handelsblatt“ die CeWe-Mitarbeiterin. Für die Versorgungskasse ist das unterdessen beim derzeitigen Aktienkurs kein billiges Unterfangen. Die Pensionäre, die so unfreiwillig auch zu Aktionären werden, wären zum Jahreswechsel noch 25 Prozent günstiger an das Aktienpaket gekommen.

Siehe auch:

Aktienkrieg bei Cewe Color
(Handelsblatt am 26. März 2007)
CeWe-Bilanz: Fotolabor-Betreiber schrumpft und gewinnt Marktanteile, 1,20 Euro Dividende (photoscala am 15. März
2007)
Expansion und Stellenabbau bei CeWe Color, Rückendeckung durch NordLB (photoscala am 21. Februar 2007)
„Die wollen uns auslutschen“ – Kampf um Macht und Geld bei CeWe Color (photoscala am 12. Februar 2007)
CeWe in Schwierigkeiten – Umsatz sinkt, Hedge-Fonds wollen Sonderdividende (photoscala am 2. Februar 2007)

(mts)