Wie erst heute morgen bekannt wurde, wird sich Konica Minolta – völlig überraschend – zum 31. März 2006 aus dem Kamerageschäft zurückziehen. Als einer der Gründe wird die Schwierigkeit genannt, rechtzeitig konkurrenzfähige Bildsensoren zu bekommen. Sony wiederum scheint das Ganze mehr oder weniger komplett zu übernehmen

In der englischen Pressemeldung von Konica Minolta würdigt die Firma noch einmal recht ausführlich die technischen Höhepunkte der Vergangenheit (erste Autofokuskamera usw.), um dann auf den Punkt zu kommen: In den heutigen Zeiten der Digitalkameras, wo Bildsensortechnolgien wie CCDs unverzichtbar sind, sei es schwierig geworden, rechtzeitig wettbewerbsfähige Produkte vorzustellen – und das trotz der optischen, mechanischen und elektronischen Technologien, auf die Konica Minolta zugreifen könne.

Weiter teilt Konica Minolta mit, dass zwar eine Übereinkunft zur Zusammenarbeit mit der Sony Corporation getroffen werden konnte (Konica Minolta und Sony entwickeln gemeinsam(e) digitale Spiegelreflexkameras), die die Sensortechnologien bei CCD wie CMOS beherrsche, dass das Unternehmen aber dennoch zu dem Schluss gekommen sei, dass es das Beste sei, Unternehmensteile, die das Kamerageschäft betreffen, an Sony zu übertragen. Im Zuge dessen wurde mit Sony verhandelt und eine Übereinkunft getroffen, nach der „Teilbereiche der Vermögenswerte, die das digitale Kamerageschäft betreffen“ an Sony übertragen werden. In diesem Zusammenhang sei dann der Entschluss gefallen, sich zum 31. März 2006 gänzlich aus dem Kamerageschäft mit Analog- und Digitalkameras zurückzuziehen. Konica Minolta merkt aber in einer Fußnote an, dass dies nicht jene Kameras und Objektive betreffe, die für Sony gefertigt würden.

Sony wiederum teilt ergänzend mit, dass die Firma ab 31. März 2006 „bestimmte Vermögenswerte“ von Konica Minolta erhalten wird, die für die „Entwicklung, Gestaltung, Produktion usw.“ digitaler Spiegelreflexkameras mit Minolta-Bajonett notwendig sind. Demnach will Sony die Entwicklung neuer DSLRs in der Absicht beschleunigen, bereits im Sommer dieses Jahres neue digitale Spiegelreflexkameras mit Minolta-Bajonett vorzustellen.

Auch der Service für die Fotogeräte der Marken Konica, Minolta und Konica Minolta soll von Konica Minolta zu Sony wandern.

Konica Minolta will sich zudem auch schrittweise aus Fotogeschäft zurückziehen und meint damit:
• Farbfilme und -papiere, deren Produktion und Verkauf bis zum 31. März 2007 endgültig eingestellt werden sollen.
• Minlabs sollen zum 31. März 2006 auslaufen, Firmen wie Noritsu Koki Co., Ltd sollen künftig Wartung und Service übernehmen.

Bis zum 30. September 2007 will sich Konica Minolta dann endgültig aus allen Verkaufsaktivitäten im Fotobereich zurückgezogen haben.

Im Zuge dieser Maßnahmen soll die weltweit 33.000 Mitarbeiter zählende Belegschaft von Konica Minolta um 3.700 reduziert werden.

Konica Minolta will sich künftig ganz im Sinne von „Auswahl und Konzentration“ auf Geschäftskunden konzentrieren und Endkunden außen vor lassen. In den Bereiche Optik, Displays, sowie „medizinische Bildbearbeitung“ und „Sensorenbereiche“ erwartet sich das Unternehmen künftig großes Wachstum.

Bleibt die Frage, was Konica Minolta bewogen hat, sich so urplötzlich aus dem Kamerageschäft zu verabschieden. Ermüdung ob des ewigen Ringens um bessere Sensoren? Mit Sony wäre doch ein Partner vorhanden gewesen, das Dilemma endlich zu beenden. Doch Konica Minolta war wohl nicht nur müde, sondern die Unternehmensleitung hat den grundsätzlichen Entschluss gefasst, sich gänzlich aus dem Endkundengeschäft zurückzuziehen. Da ist es nur logisch, das auch auf den Kamerabereich auszudehnen. Der Meldung ist ja auch zu entnehmen, dass Konica Minolta sehr wohl Kameras und Objektive fertigen darf (und wohl auch wird) – nur das Geschäft an der Ladentheke ist dem Unternehmen wohl zu mühselig bzw. passt nicht in die neue Unternehmensstrategie: Das wird künftig Sony übernehmen.

Das ist das Ende für Kameras mit der Aufschrift „Konica Minolta“; nicht aber für Kameras, gefertigt von Konica Minolta. Es ist sogar anzunehmen, dass noch eine ganze Zeit lang Sensoren von Sony bei Konica Minolta in Kameras eingebaut werden, die von Konica Minolta nach Sony-Vorgaben gefertigt werden.

Wie dem auch sei. Minolta-Fotografen müssen sich keine Sorgen machen, sondern können ganz im Gegenteil darauf hoffen, dass sie in absehbarer Zeit wirklich interessante digitale Spiegelreflexkameras zu sehen bekommen. Da steht dann zwar wahrscheinlich nicht „Dynax 9D“ drauf, aber die Kamera dürfte all das und mehr erfüllen, was von einer Dynax 9D erwartet werden konnte.

(thoMas)

Nachtrag (19.1.2006; 11:50 Uhr): Auch Konica Minolta Deutschland (und wohl auch Europa) hat erst heute morgen durch das Internet von dieser Entwicklung erfahren. Vorher gab es keinerlei Anzeichen für diesen Schritt; selbst die Führungsriege – inklusive der Japaner hier in Europa – wusste von nichts. Wie es mit Konica Minolta Foto weitergeht, will die regionale Niederlassung jetzt erfragen und bedenken; mit einer offiziellen Äußerung dazu ist kommenden Dienstag zu rechnen.

Nachtrag (20.1.2006): Die Informationen aus Nachtrag #1 stammen aus einem Telefongespräch mit Konica Minolta Deutschland.