Bowens wird dicht gemacht. Das hat Aurelius, Eigentümer des traditionsreichen britischen Studioblitzherstellers, inzwischen bestätigt. In Europa wird Calumet den Service für Bowens-Geräte übernehmen.

Tagelang war es nur ein Gerücht, dass Bowens dicht gemacht wird. Jetzt ist der Online-Ausgabe des britischen Magazins Photo District News gelungen, eine Bestätigung von Eigentümer Aurelius für die Schließung von Bowens einzuholen. Die Münchner Beteiligungsgesellschaft Aurelius hatte Bowens erst vor knapp einem Jahr übernommen.

Laut Photo District News begründet Aurelius die Liquidation von Bowens damit, dass der Markt für Studioblitze von weitreichenden Veränderungen geprägt ist. Dazu zählt Aurelius deutlich günstigere Konkurrenzprodukte aus China, Produktinnovationen der Wettbewerber und ein geändertes Investitionsverhalten der Berufsfotografen. Diese würden heute nur noch in neues Equipment investieren, falls sie dadurch garantiert zusätzliche Einnahmen erzielen.

Besitzer eines Bowens-Produkts müssen sich zumindest in Europa wenig Sorgen machen, wer in Zukunft Service und Reparatur übernimmt. Darum wird sich Calumet kümmern.

Kommentar: Eine gehörige Klatsche

Sollte Aurelius sich tatsächlich derart gegenüber Photo District News geäußert haben, wäre dies eine gehörige Klatsche für die gesamte Branche und insbesondere für die eigenen Beschäftigten bei Bowens. Dass Berufsfotografen ein „return on invest“ erwarten, ist betriebswirtschaftlich absolut Standard. Auch Aurelius verfährt so, erst Anfang Juli gab das Beteiligungsunternehmen bekannt, die Gentronics-Gruppe mit einem „Cash-Multiple auf das eingesetzte Kapital 18,5x“ verkauft zu haben.

Dass die Konkurrenz aus China billiger sei, mutet als Argument ebenfalls seltsam an. Schließlich produzierte Bowens selbst im chinesischen Suzhou. Bleibt der Vorwurf, Bowens sei nicht mehr innovativ genug gewesen. Hier wird sich Aurelius die Frage gefallen lassen müssen, welche Mittel Bowens überhaupt noch zur Entwicklung neuer Produkte bereitgestellt wurden.

Es bleibt der Verdacht, dass Bowens für Aurelius ein lästiger Beifang bei der Calumet-Übernahme vor knapp einem Jahr war. Jetzt haben die neuen Eigner das Kroppzeug offenbar einfach über Bord geworfen.

Martin Vieten