Ende letzten Jahres hatten Jobo, Chamonix. Acra Swiss und andere Firmen zum ersten weltweiten Wettbewerb zur Großformat-Photographie aufgerufen, jetzt stehen die Sieger fest. Ca. 400 Arbeiten wurden eingereicht, aus denen die Jury sechs Finalisten ausgewählt hat. Die Preise werden im Rahmen der photokina 2018 verliehen.
Pressemitteilung der Jobo International GmbH:
Die Gewinner des ersten weltweiten Großformat-Photowettbewerbs stehen fest
Am 27. Und 28. Juni tagte in Gummersbach die Jury des ersten weltweiten Großformat-Photowettbewerbs.
Fast alles, was Rang und Namen in der Großformat-Photoindustrie hat, tut sich zusammen, um das Kulturgut der analogen Großformatphotographie zu fördern, zu feiern und in die Zukunft zu tragen. Ausgelobt sind Sachpreise im Wert von über 20.000 EUR. Neben den Hauptsponsoren CHAMONIX, JOBO und ARCA SWISS beteiligten sich ADOX, GITZO, ILFORD, PHOTOKINA und RODENSTOCK, um diesen weltweiten Wettbewerb möglich zu machen.
Ausschließlich analoge Photoaufnahmen mit einer Fachkamera durften ins Rennen gehen. Durch dieses Nadelöhr kamen ca. 400 Photos hindurch. Zur besonderen Freude der Veranstalter wurden fast 40% davon als Originalprint eingereicht, „aus aller Herren Länder“. Mit dabei waren auch Exoten wie Kollodiumaufnahmen auf Glas, Direktpositivaufnahmen in 20×24“ Größe, Heliogravuren, Platinumdrucke,… Eine beeindruckende Vielfalt an photographischer Handwerkskunst. Jedes Photo wurde mit Hingabe und Expertise erstellt. Um die Auswahl der Finalisten zu bewerkstelligen, wurden alle Einreichungen von der Jury über 2 Tage in mehreren Durchgängen bewertet. Die Jury besteht aus 5 hochkarätigen Photographen: Bruce Barnbaum aus USA, bekannt als Photograph und Autor. Detlef Grosspietsch aus Deutschland, der dem Hause JOBO eng verbunden ist. Der Photograph und Filmemacher Urs Bernhard aus der Schweiz. Stefan Maria Rother, Kurator und Dozent für Photographie aus Deutschland. Und schließlich Feng Jian Guo, Professor für Photographie aus China.
Diese 5 fachkundigen Juroren haben sich auf 6 Finalisten einigen:
Es gibt keine Rangfolge bei der Platzierung, es gibt nur Gewinner. Dies wird dem breiten Spektrum der Arbeiten gerecht: Open Genre.
Der Portraitserie des in Südkorea ansässigen Europäers Tim Franco über Flüchtlinge aus Nordkorea gelingt es, eine ganze Geschichte aus den Gesichtern sprechen zu lassen. Prämiert wurde dabei die Aufnahme von Ahn Myeong-Cheol. Alle Bilder transportieren, dass diese Flüchtlinge von ihrer Geschichte in Norkorea nicht loskommen und in Südkorea vielleicht noch gar nicht richtig angekommen sind. Aufgenommen mit einer Shen Hao 4×5“ auf Fuji FP-100.
Aus Finnland konnte Olli Jaakkola mit einer wunderschönen Landschaftsaufnahme überzeugen. Mit seiner 4×5“ Arca Swiss und der Normalbrennweite von 150 mm kam es nach vielen Besuchen derselben Bucht zu der wunderbaren S-Formation. Ein ND-Filter erlaubte die Verschlusszeit für den überzeugenden Bildeffekt.
Eine Auswahl von 3 Bildern einer einzigartigen und äußerst aufwändigen Architektur/Städteserie wurde von Markus Kaesler aus Deutschland eingereicht. Der Photograph bereiste dazu verschiedenste Großstädte auf entgegengesetzten Seiten des Globus, um diese als Doppelbelichtung und Städtepaar auf jeweils einen einzigen Planfilm festzuhalten. Oft lagen mehr als 12 Monate zwischen den Aufnahmen. Besonders gelungen fand die Jury die Aufnahme Frankfurt // Fez auf Fomapan 100.
Aus Großbritannien kamen von Garry Ridsdale zwei wunderbare Farbaufnahmen auf Fuji Velvia 50 ins Finale. Prämiert wurde der „Spiral Forest“, aufgenommen mit einer Arca Swiss 4×5“ und einem moderaten Tele von 210mm.
Aus Deutschland gelangte ein zweiter Photograph ins Finale. Gerhard Schlötzer reichte eine dokumentarische Arbeit auf Großformat ein, welche den öffentlichen Raum von Bamberg in veränderlichem Zustand einfriert. Zeitgeschichte wird in 8×10“ Qualität für die Zukunft festgehalten. Die perfekte Komposition der Baustelle in der Altstadt wurde von der Jury prämiert.
Der Italiener Marcelo Troche hält auf 8×10“ und 11×14“ Kameras Insekten auf Kollodium fest. Mit riesigen Balgenauszügen werden dabei Abbildungen im Maßstab von 3:1 erstellt. Das Nassplattenverfahren mit Kollodium erfordert ebenso hohe handwerkliche Expertise wie die Kameraeinstellung, um diese höchstauflösenden Unikate zu erstellen. Hervorzuheben ist die perfekte Kombination von Medium und Objekt.
Die Veranstalter bedanken sich bei allen Teilnehmern für die Vielzahl hervorragender Einreichungen und das entgegengebrachte Vertrauen. Die Bilder der Finalisten sind ab sofort unter folgendem Link zu sehen:
www.largeformatphotocontest.com
In den folgenden Monaten werden etliche weitere Einreichungen auf derselben Website als Online-Galerie veröffentlicht, um allen Beteiligten und Interessierten die Vielfalt der Aufnahmen zugänglich zu machen.
Schon jetzt laden die Veranstalter alle Freunde der analogen Photographie zur feierlichen Preisverleihung auf der Photokina 2018 ein:
Am Donnerstag, den 27. September, 2018 um 17.30 Uhr auf der großen Bühne (Communities Stage) in Halle 2.2. Als weiteres Highlight dürfen sich die Finalisten darauf freuen, ihre Arbeiten auf der Kölner Liste 2019 ausgestellt zu sehen.
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Grossartig.
Auf die Idee, Insekten mit einer 8×10" und grösser und dann auch noch mit Kollodium-Platten aufzunehmen, muss man erstmal kommen.
Bah! Ich hätte es auf Asphalt aufgenommen, wie seinerzeit Nièpce. Kommt viel besser und wird schon 200 Jahre nicht mehr gelehrt – mit dem nassen Kollodiumverfahren mussten sich hingegen noch vor 140 Jahren Lehrlinge abplagen – das ist ja fast schon modern.
Trotz Ironie finde ich es ehrlich sehr schön, wenn man sich partiell wieder der Mutter der Fotografie, dem Großformat, zuwendet. Allerdings gibt es keinen Grund, in Euphorie zu baden. Der Kreis von Großformat-Schaffenden ist winzig klein geworden. Das merke ich am Markt: Meine gut erhaltene Sinar P fand auch nach Monaten nicht mal für 250 EUR einen Interessenten, das dazugehörige neuwertige Sironar S 180 mm MC wollte selbst für 60 EUR keiner mehr liebhaben. Und Sinar oder Linhof, die Granden von damals, sponsern längst keinen Wettbewerb mehr. Da kann man JOBO nur von Herzen Glück wünschen, dass das große Engagement in der analogen Fotowelt eine Zeitlang schöne Früchte tragen möge.
Finde es echt super, dass es dazu überhaupt noch einen Fotowettbewerb gibt, denn allzu viele Fotografen nutzen die Großformatkameras ja nicht mehr. Sehr inspirierende Arbeiten!
Ich war nah dran mir eine GF-Kamera zu kaufen. Ich habe nicht sehr intensiv gesucht – gebe ich zu – aber hätte ich eine ordentliche Ausrüstung für bis zu 250€ gefunden, hätte ich zugeschlagen.
Jetzt, wo ich die Bilder gesehen habe, ist bei mir allerdings auch eine gewisse Ernüchterung eingetreten: diese Art der Fotografie ist etwas für den Handwerker, der die Arbeit mit Chemie und die Panschrei liebt. Die Lust mich wieder in die DuKa zu verkriechen? Nein, ich bleibe Digital mit meiner wunderbar kleinen Fuji X-T20 und bleibe in meiner LichtKammer.
Naja, das Porträt zum Beispiel ist meiner Meinung nach fotografisch und gestalterisch so aufregend wie ein Passfoto. Da hilft eine besonders große Aufnahmetechnik auch nichts…