René Burri, geboren am 9. April 1933 in Zürich, gestorben am 20. Oktober 2014 ebenda. Dazwischen: ein reiches, opulentes Fotografen-Leben, das mit einem Schnappschuss begann:
Schon im Alter von 13 Jahren, im Jahr 1946, fotografierte er in Zürich den in einem Auto vorbeifahrenden Winston Churchill. Churchill war der erste Prominente, der ihm vor die Kamera kam. Unzählige sollten ihm folgen.
René Burri, Ernesto Guevara (Che), Havana 1963
© René Burri / Magnum Photos
Ausgebildet wurde Burri an der Kunstgewerbeschule in Zürich. Seine Lehrer waren unter anderem Hans Finsler und Johannes Itten. In der Mitte der fünfziger Jahre startete er seine Weltkarriere als Fotoreporter – bald wurden seine Bilder in Du, Camera, Look, Paris Match, Life, Stern und Geo veröffentlicht.
Sein bekanntestes und bis heute immer wieder neu verlegtes Buch erschien im Jahr 1962: Mit „Die Deutschen“ erschuf er ein aufsehenerregendes, aber auch düsteres, tristes Bild der BRD und der DDR – zeigte als Schweizer Fotograf beide Seiten des geteilten Deutschland. Fotografische Ikonen wurden einige Bilder des damaligen kubanischen Industrieministers Che Guevara, wie etwa jenes mit der Zigarre im Mundwinkel. Doch auch die Porträts von Pablo Picasso, Alberto Giacometti, Ingrid Bergmann, Günther Grass, Jean Tinguely oder Le Corbusier sind weltbekannt geworden.
Seit 1959 war Burri Mitglied der Fotoagentur Magnum, reiste in den Nahen Osten, nach China, in fast alle Krisengebiete der Welt und immer wieder quer durch Europa. Seit den neunziger Jahren lebte der Fotograf zumeist in Paris – ein Bildermacher, wie es nicht mehr viele gibt: mit hohem ästhetischen Anspruch an die fotojournalistische Arbeit, mit großer Neugier.
„Die Leica, die Kamera, das dritte Auge“, das hat mich an diese Orte hingeführt. Dann ließ ich mich überraschen.“
Am 20. Oktober erlag René Burri im Alter von 81 Jahren im Zürcher Unispital seiner Krebserkrankung. Er hinterlässt seine zweite Ehefrau Clotilde Blanc, ihren gemeinsamen Sohn und zwei Kinder aus seiner ersten Ehe. Sein etwa 30.000 Fotografien umfassendes Archiv hat er dem Musée de L’Elysée in Lausanne vermacht.
(Marc Peschke)
Siehe auch: Musée de l’Elysée – Archives
Abbildungen mit freundlicher Genehmigung des Musée de l’Elysée
Photomaton-Aufnahmen von René Burri: © Musée de l’Elysée
Nachtrag (22.10.2014): In einer ersten Fassung stand, dass René Burri zwei Kinder aus erster Ehe hinterlässt. Das ist nicht ganz richtig und wurde korrigiert.
Ein ganz großer Fotograf
René Burri war in meinen Augen ein ganz großer Fotograf, viele seiner Bilder sind zeitlos und lösen auch heute noch Staunen aus. Und dass er hauptsächlich in schwarz-weiß arbeitete, macht ihn mir noch sympathischer. Schade, dass er von uns gegangen ist, sein Werk wird aber Bestand haben.
Und wieder
ist ein großer Fotograf aus einer Zeit, wo Fotos noch Bedeutung hatten, von uns gegangen – und das ist auf jeden Fall ein Verlust.
Nicht wo Fotos noch Bedeutung hatten…
[quote=chris h]ist ein großer Fotograf aus einer Zeit, wo Fotos noch Bedeutung hatten, von uns gegangen – und das ist auf jeden Fall ein Verlust.[/quote]
…sondern wo noch hochbegabter Fotograf bedeutende Fotos hergestellt hat. Der andere Rene Gröbli-hochbetagt-ist noch da. Durfte ihn kennenlernen vor 30 Jahren.