Dem Versandhändler amazon wurde in den USA ein Patent zuerkannt, das den Aufnahme-Aufbau für eine freigestellte Aufnahme beschreibt:
Wie gerade von englischsprachigen Medien – u. a. PetaPixel und DIYPhotography – entdeckt respektive aufgedeckt wurde, erhielt amazon mit Datum vom 18. März 2014 das Patent No. US 8,676,045 B1 zugesprochen, das am 9. November 2011 eingereicht worden war.
„Bekanntgemacht“ werden demnach „verschiedene Methoden von Studioaufbauten“ mit denen „ein Objekt … auf einer erhöhten Plattform … fotografiert und / oder gefilmt werden kann … um den erwünschten Effekt eines nahtlosen Hintergrundes zu erzielen.“ Es handelt sich dabei der Beschreibung nach um „einen weißen, durchgebogenen Hintergrund, ein Frontlicht in Längsachse senkrecht zu der Oberfläche des weißen, durchgebogenen Hintergrunds, einen Aufnahmestandpunkt zwischen Hintergrund und Frontlicht in Längsrichtung, wobei an Aufnahmeposition mindestens ein Aufnahmegerät mit einem 85-mm-Objektiv steht, das auf ca. ISO 320 und ca. Blende 5,6 eingestellt ist“. Usw.
Mit vielen Worten wird auf etlichen Seiten und mit etlichen Zeichnungen ein Verfahren beschrieben und ein Patent für etwas beantragt, das uns allen nur zu bekannt ist:
amazon beschreibt gar genau, wie der Aufnahmeablauf vor sich zu gehen hat:
Wie das US-Patentamt eine so triviale und seit Jahrzehnten bekannte und angewandte Aufnahmetechnik patentieren konnte, ist uns schleierhaft. Diese Tatsache wirft auch kein gutes Licht auf die Fachkompetenz der US-Behörde. Bleibt die Hoffnung auf „prior art“ – nämlich den Nachweis, dass das hier patentierte Verfahren schon vor Antragstellung im November 2011 bekannt war.
(thoMas)
.
Man sollte es sich nicht zu leicht machen, und gleich auf den “bösen Großkonzern” einprügeln.
Auf “diyphotography” meint ein Kommentator, dass amazon die Methode nur patentiert hat, um die Patentierung durch einen Konkurrenten oder “Patent-Troll” zu verhindern. Für mich klingt das schlüssig. Nehmen wir an, obige Methode ist das Standard-Setup für Amamzons Produktfotografie. Würde jemand anders dieses “Verfahren” patentieren, könnte das massive Probleme für amazon bringen. Natürlich ist jedem vernünftigen Menschen klar, dass das Patent nicht ernsthaft zu halten ist. Aber wir habe auch schon erlebt, dass der Kläger dann halt vor irgendeinen bescheuerten Provinzrichter im amerikanischen Hinterland zieht, und wenn eine solche überforderte Nulpe dann eine einstweilige Verfügung ausspricht, kann das die beklagte Partei zig Millionen kosten – auch wenn das Witzurteil ein paar Wochen später wieder von der nächsten Instanz kassiert wird. Da bietet sich auch Erpressungspotential abseits des regulären Rechtsweges. Die Patentkosten sind dagegen für einen Weltkonzern Peanuts.
Also, bitte, einfach mal die (paranoiden) Pferde im Stall lassen. Das Patent ist reell betrachtet absolut belanglos und nur ein juristischer Winkelzug.
In dem Fall
ist Amazon der Patent-Troll …
Die Haben sich nur im Datum geirrt
weil den 11.11.2011 hätt ich verstanden … 😎
Aber nein
die Leute gehen schon längst nicht mehr zum Shoppen in die Stadt, die fahren am Wochenende im Dauerstau zu den Shoppingcentern am Stadtrand, wo sie den ganzen Tag verbringen.
Natürlich wär eine Stadt schlecht aufgestellt, würde sich Ihr Dasein allein im Shoppen erschöpfen. Aber eine Stadt war, ist und wird immer als Stätte der Begegnung, des Austausches definiert sein. Und wo das wegfällt, wo die Vielfalt schwindet, dort veröden auch die Städte. Oder sie mausern sich zu schlechten Kopien der Shoppingcenter.
Auch in Österreich gibt’s die Buchpreisbindung – und dazu überproportionale Mieten in Stadtlagen, vom Staat “geförderte”, ausufernde Personalkosten, und eine zunehmend ausgedünnte Infrastruktur.
Ich behaupte blind, dass sich die aktuellen Wirtschafts- und Handelsformen so nicht rechnen würden, und somit den beobachtbaren Entwicklungen nicht Vorschub geleistet würde, würden die Transportkosten realistisch und Steuern und Abgaben adäquat auf die Marktteilnehmer verteilt sein.
Hier
schwindet die Vielfalt – regiert die Einfalt. Wobei’s der Stadt noch gut geht: Am Land rundherum schwindet die Existenzberechtigung der Dörfer. Schuld? Letztlich ein Versagen der Politik, die sich längst schon vor den Eselskarren der Wirtschaft hat spannen lassen.
US-Patent für “Die freigestellte Aufnahme”
ist denn heute 1. April ???
So
kann man nur argumentieren, wenn man Entwicklungen allein monokausal betrachtet – oder, wie (auch) Amazon, Wirtschaft auf monokausalen Grundlagen betreibt. Diese geschilderte Entwicklung geht einher mit einer Verödung der Stadtzentren, einem Überhandnehmen des (Liefer)Verkehrs und einer Aushöhlung von Service und Beratung. Nicht dass ich Amazon und Konsorten (allein) dafür verantwortlich machte, aber eine Gesellschaft als Ganzes zu denken – und auch zu bewirtschaften – darauf sollten wir unser Augenmerk legen; und nicht auf den hierzulande gerne gepflegten, aber so blöden wie falschen (weil monokausalen) Spruch: Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut.
Und noch was: Bei meinem Buchhändler bekomm ich, wenn nötig, auch jedes Buch innert 1 – 2 Tagen. Und die paar Euro, die mein Fotohändler mehr verlangt, als Internet oder geile Geizhälse, sind eine prima Investition in ein intaktes soziales Umfeld – in eine lebendige Infrastruktur.
Wirtschaft
funktioniert heute über weite Strecken, wie eine Strippokerpartie mit notorischen Falschspielern am Tisch …
Genau so
wurden die Indianer ihr Land los. Noch Fragen?
TTIP
Warten wir auf TTIP! Dann wird jeder auf Schadensersatz verklagt, der sein 85er mit Blende 5.6 verwendet!
kann das wahr sein?
Und müssen wir jetzt fürchten, wenn wir nach alter Sitte unsere Bilder freigestellt fotografieren, dass wir abgemahnt werden? Nur keine Fotos mehr einstellen!
Andersrum?
Die Idee hinter dem Patent könnte durchaus genau in die andere Richtung zielen: Womöglich will sich Amazon selbst davor schützen, bei Verwendung von freigestellten Bildern in Regress genommen zu werden, weil jemand anderes sich ein Patent auf diese Methode sichert.
Die spinnen, die…
Muss jetzt Novoflex für ihr Magic Studio (das es seit mind. 10 Jahren gibt) Lizenzgebühren zahlen?
Kann man in den USA ein Patent fürs pinkeln anmelden?
Fragen über Fragen…
uncas
Politiker sind wie Planeten. In der Opposition strahlen sie am hellsten…
Die spinnen . .
[quote=uncas]
Kann man in den USA ein Patent fürs pinkeln anmelden?
[/quote]
Klar: Du musst nur die Anzahl der Finger festlegen, mit der Du ihn hälst – sagen wir 3.
Wenn Du dann das Patent zugesprochen bekommen hast und jemanden siehst, der auch drei Finger nimmt . . . dann kannste den abmahnen.
Klaus
Die sollen
sich erst mal um ihre schlecht bezahlten Mitarbeiter kümmern, schließlich berichten die Medien schon seit Jahren über die miesen Arbeitsbedingungen.
Solang
[quote=Gast]sich erst mal um ihre schlecht bezahlten Mitarbeiter kümmern, schließlich berichten die Medien schon seit Jahren über die miesen Arbeitsbedingungen.[/quote]
sie ihre Mitarbeiter nur fotografisch freistellen … 😎
Die Karawane zieht weiter
[quote=Gast]sich erst mal um ihre schlecht bezahlten Mitarbeiter kümmern, schließlich berichten die Medien schon seit Jahren über die miesen Arbeitsbedingungen.[/quote]
Kein Grund zur Beunruhigung für Amazon, schließlich wurden die miesen Arbeitsbedingungen (und damit auch das Medieninteresse) zuerst von Zalando noch getoppt, dann auf Designermarken in Bangladesh focussiert, aber auch letztere werden weiterhin gekauft, den wen interessiert schon wer dafür versklavt wird, wenn ich einen bunten Artikel erstehen kann und das Unternehmen auch noch reichlich dran verdient!
Ob Kinder in Sklavenfabriken für ne Handvoll Reis in giftigen Dämpfen knechten, Rinder ihr Leben bewegungsunfähig auf Betonrosten fristen oder deutsche Mitbürger unter der Sozialhilfegrenze eine 50-Stunden-Woche malochen müssen um bei der ersten Krankheit die Kündigung zu erhalten, jeder jammert sich am Stammtisch drüber aus wie schrecklich das doch ist nur wegen der Geld-Gier der Initiatoren…, Bio-Fleisch, Trigema und Fachhandel sind dann aber auch zu teuer um dass man erstgenanntes nicht auch noch persönlich unterstützt.
So wird dann auch Amazon keinen Cent Umsatz verlieren, wenn Sie anfangen mit diesem Patent die Konkurrenz mit Klagen zu überziehen. Schon richtig, dass sich andere Online-Giganten darüber nur schief lachen werden, ob es die kleine 3-Mann-Firma oder der kleine Ebay-Händler dann aber auch so lustig findet, sich mit horrenden Anwaltskosten gegen einstweilige Verfügungen und Abmahnungen in jahrelangen Prozessen verteidigen zu müssen, das ist hier die große Frage!
Kein Problem.
Nach der abgebildeten Skizze geht es hier ganz offensichtlich um die Freistellung von Strichmännchen, denen ein einzelnes Haar mit der Seriennummer 104 wächst. Das dürfte in der Praxis selten angewendet werden.
You made my day!
Kein Problem:
Kein Problem:
Einfach die ‘erhöhte Plattform’ weglassen, dann passt das schon.
Das reicht für eine 20%ige Abweichung aus, damit das Patent nicht mehr greift. Falls nicht, noch das Führungslicht etwas nach links stellen. Oder den Aufnahmeablauf ändern, also die ‘front light source’ gleich bei Betreten des Studios einschalten.
Also keine Aufregung, sondern weitermachen.
Nö.
[quote=Gast]Kein Problem:
Einfach die ‘erhöhte Plattform’ weglassen, dann passt das schon.[/quote]
Nein, dann passt nichts mehr. Es geht bei dem Patent um eine Beleuchtungsanordnung, die schattenfrei ist und keine nachträgliche Retusche erfordert. Die Plattform und vor allem die Lampen dahinter sind Teil dieses Konzeptes.
Schutz von Patenten
Der Schutz von Patenten ist durch die Patentansprüche gegeben. Nur diese können daher für die Bewertung des Schutzumfangs als Primärquelle herangezogen werden. Hier haben wir folgende Merkmale:
-eine Frontalleuchte
-einen Hintergrund “Cyclorama”, weiß
-eine Plattform, weiß
-vier spezifisch positionierte Hintergrundleuchten
-der Übergang zwischen Plattform und Hintergrund soll nicht wahrnehmbar sein
-alle Hintergrundleuchten sollen zusammen so hell sein, dass das Verhältnis zur Frontleuchte etwa 10:3 beträgt.
Nur diese Kombination nach Anspruch 1 ist geschützt. Es gibt noch einen weiteren unabhängigen Anspruch 2, aber den drösele ich jetzt nicht auf.
Der Patentierung erfolgte vermutlich aufgrund der sehr spezifischen Lichtverhältnisse.
Thyl
Gast schrieb:
-vier
[quote=Gast]-vier spezifisch positionierte Hintergrundleuchten[/quote]
Es sind deutlich mehr, wie man hier in der Draufsicht erkennt:
http://www.diyphotography.net/can-close-studio-amazon-patents-photographing-seamless-white/
Die “Erfindungshöhe”
dürfte wohl zu niedrig sein, sodass ein solcher Patentantrag in D bereits vom Pförtner des Patentamts zurückgewiesen wird;-).
Das Problem dieser Trivialpatente liegt ganz woanders
In drei Jahren forstet amazon den Bestand seiner Patente durch und packt alle Patente, die man nicht braucht, zu einem Bündel, das an einen Investor verkauft wird. Der lässt diese Patente von Spezialisten auswerten, die nach Möglichkeiten suchen, sich auf dem Klageweg Geld zu besorgen. Und dann wird erst einmal fröhlich geklagt und mit Fristen gespielt und schwuppdich haben wir den Salat. Die Anwälte verdienen dabei ganz ordentlich und die Mehrheit reibt sich verdutzt die Augen.
Nun ja,
das dürfte in diesem Fall das kleinere Problem sein, da hier Amazon das erste Opfer sein würde — und die sich nachhaltig zu wehren wüssten…
Amazon ist ein [… zensiert …]
Ich weiß eigentlich nichts, was mir an Amazon gefällt:
1. Die Firma vernichtet im großen Umfang Buchläden. IN den USA und England ist ihnen das schon weitgehend gelungen, hier ist das noch im Gange.
2. Sie beutet ihre Mitarbeiter aus wie kaum ein anderes Unternehmen.
3. Amazon verlagert praktisch alle Gewinne in Steueroasen. Obwohl Amazon sich in Deutschland dumm und dusselig verdient zahlt die Firma hier praktisch keine Steuern – dabei hat der deutsche Steuerzahler für die Ansiedlung in Hessen Unsummen an Fördergeldern bezahlt.
4. Nunja, und dann hätten wir als i-Tüpfelchen noch so nette Meldungen wie diese hier.
Ich boykottiere Amazon seit Jahren und habe es nicht eine Minute bereut.
In diesem
und in vergleichbaren Fällen liegt ein Versagen des Staates – also von uns allen – vor. Sorry, nicht sehr befriedigend, aber es is so.
Die geförderten Objekte sind wohl schon wieder
weiter verkauft. Amazon sourced den Bertieb seiner Logistik-Center zunehmend aus.
Vernichtet Buchläden!?!
[quote=Gast]
1. Die Firma vernichtet im großen Umfang Buchläden. IN den USA und England ist ihnen das schon weitgehend gelungen, hier ist das noch im Gange.
[/quote]
Also das kann man IMO Amazon nun wirklich nicht zum Vorwurf machen! Was hat denn Amazon in dieser Hinsicht so Verwerfliches gemacht?!? In den Online-Handel von Büchern eingestiegen? Gaaannz böse! Neue Methoden zum Lesen von Büchern (= E-Book-Reader) eingeführt? Gaaaanz, gaaannz böse!
Wie schizophren ist DAS denn, auf der einen Seite immer auf die böse, böse Musik- und Filmindustrie zu schimpfen, die jahrzehntelang den Trend zu (legalen) Musik- und Filmdownloads regelrecht verpennt haben, aber auf der anderen Seite die Verlage und den Buchhandel, die ihrerseits den Trend zum Online-Verkauf von Büchern sowie den E-Book-Trend verpennt haben, als Opfer von Amazon dahin zu stellen. Die Verlage und der Buchhandel sind selbst an ihrem Schicksal Schuld: die hatten – als Amazon noch keine so vorherrschende Stellung auf dem Markt hatte – selbst die Gelegenheit, die Trends zu erkennen und eigene Angebote aus dem Boden zu stampfen; stattdessen haben sie lieber E-Books belächelt bzw. als ephemere Modeerscheinung abgetan. Insofern hält sich mein Mitleid gegenüber den klassischen Verlagen und dem Buchhandel in sehr überschaubare Grenzen; ich verurteile zwar auch die Arbeitsbedingungen bei Amazon, aber Amazon dafür verantwortlich zu machen, dass die neue Trends frühzeitig erkannt und entsprechende Angebote auf den Markt gebracht haben, halte ich für absolut vermessen!
Nix verstehen!
Sudel-Eddi schreibt hierzu keinen Beitrag? Er sondert doch sonst mit seiner “Besserwisserei” zu jeder neuen Geschichte einen Kommentar ab? Hat er vermutlich nicht verstanden!