Mit der Photo CD bot Kodak ab 1992 die Möglichkeit, analoge Aufnahmen in guter Qualität digitalisieren zu lassen, doch mit dem Siegeszug der Digitalkameras wurde es aufgrund sinkender Nachfrage ziemlich still um sie. Heute bieten nur noch wenige Labore Photo CDs an. Die kommen allerdings nicht mehr von Kodak:
Im Herbst 1990 stellte Eastman Kodak das System der Photo CD zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor. Digitalkameras waren damals entweder kaum bezahlbar oder die Ergebnisse von eher geringer Qualität. In diesem Umfeld bot die Kodak Photo CD eine bislang nicht verfügbare kompakte Speichermöglichkeit für Bilder. Auf einer CD konnten 100 Bilder abgelegt werden, die dann mit Photo-CD-Playern, die es sowohl von Kodak als auch vom Kooperationspartner Philips gab, auf dem heimischen Fernsehgerät wiedergegeben werden konnten. „Urlaubsbilder auf dem Bildschirm statt Diaprojektion auf der Leinwand“ hieß die Devise.
Damit hatte man aber offensichtlich die Bedürfnisse der privaten Endkunden nicht wirklich getroffen. Weder die reinen Photo-CD-Player von Kodak, noch die kompatiblen CDI-Player von Philips konnten sich im privaten Bereich durchsetzen. Mit dem Aufkommen des JPEG-Formats schwenkte später auch Kodak zur Picture-CD über, bevor mit der Aufgabe der Kodak-eigenen Labore im Jahre 2004 dieser Bereich für den ehemals gelben Riesen an Bedeutung verlor.
Wer heute im Fotohandel nach einer Photo CD fragt, erhält zumeist die Antwort, man habe eine Bilder- oder Picture-CD im Angebot. Eine Photo CD sei nicht bekannt. Im besten Fall wird man an den ältesten verfügbaren Kollegen verwiesen, der sich dann noch dunkel erinnert. Und mit der Erinnerung kommt dann manchmal ein Leuchten in die Augen: die Kodak Photo CD – das war noch Qualität, nur ein wenig zu teuer sei sie gewesen und kaum vergleichbar mit den heutigen Bilder-CDs.
Die Photo CD von Kodak unterschied sich in zahlreichen Details von den heute allgemein gebräuchlichen CD-Lösungen. So waren die von Kodak gelieferten Photo-CD-Rohlinge vorformatiert und wurden mit einem speziellen CD-Writer beschrieben, der damals ca. 11.000 DM kostete und somit nur in Fachlaboren zum Einsatz kam. Damit basierte die Photo CD bei ihrer Markteinführung auf einem weitgehend geschlossenen System.
Für das Einscannen von Kleinbildfilmen kam der PCD Scanner 2000 zum Einsatz, der über einen motorischen Transport ungeschnittener Filme verfügte. Über einen speziellen Einsatz konnten auch Einzelbilder verarbeitet werden. Die Vorlagen wurden mit einer maximalen Auflösung von 2048 Linien mal 3072 Pixel bei 12 Bit in jeder der drei Primärfarben digitalisiert. Die unkomprimierte Ausgangsdatei hatte eine Größe von 27 MByte. Für Formate vom Kleinbild bis zu 6×9 cm gab es den PCD Scanner 4045, der nur Einzelbilder verarbeiten konnte und eine Auflösung von maximal 4096 Linien mal 6144 Pixel bot.
Als Rechner kam eine von Kodak als PCD Data Manager S 200 bezeichnete Sun Sparcstation zum Einsatz. Als Brenner wurde der PCD Writer 200 benutzt, der auf der entsprechenden Technologie von Philips basierte und in vielen Punkten den damaligen Philips-Brennern für einfache Brenngeschwindigkeit entsprach. Jeder Photo CD wurde üblicherweise ein Indexprint beigelegt, das auf einem PCD Index Printer 100 ausgegeben wurde.
Die Software Access von Kodak zeigt hier den Inhalt einer Photo CD an. (Der Sreenshot stammt aus dem Jahr 1993; Apple Macintosh, wohl System 7)
Die Kodak Photo CD gab es in mehreren Ausführungen. Da war zum Einen die für den Endverbraucher bestimmte Photo CD, die der Verbraucher bei seinem Fotohändler in Auftrag geben konnte. Die Wartezeit betrug meist 14 Tage und der Preis pro Bild lag bei 1 DM. Es gab auch schnellere Verarbeitungsmöglichkeiten, da betrug der Preis pro Bild dann 5 DM oder mehr. Zum Preis pro Bild kam immer noch der Preis für das Medium, die CD selbst. Auf einer Photo CD wurden 100 Bilder in unterschiedlichen Auflösungen abgelegt. Für die Speicherung der Bilder kam das proprietäre IMAGE PAC-Dateiformat zum Einsatz. IMAGE PAC ist zu keinem anderen Dateiformate für digitale Bilder kompatibel und wurde von Kodak ausschließlich für die Photo CD entwickelt. Seit Ende 1998 ist das Format jedoch von Kodak öffentlich zugänglich gemacht worden. Als besonderer Vorteil der IMAGE PACs wird vielfach der medienneutralen Farbraum PhotoYCC genannt. Er soll optimal für die digitale Archivierung und Weiterverarbeitung fotografischer Vorlagen sein.
Neben der klassischen Photo CD gab es noch die Pro Photo CD für 25 bis 100 Bilder je nach Bildformat, die Photo CD Portfolio, die bis zu 800 Bilder fasst und komplette Präsentationen einschließlich Ton speichern kann und vorwiegend für Produktpräsentationen gedacht war. Eine weitere Variante war der Photo CD-Katalog. Hier konnten komplette Produkt-Kataloge mit bis zu 6000 Abbildungen in reduzierter Auflösung abgelegt werden. Der Katalog konnte entweder auf einem Photo CD-Player oder mit einem PC genutzt werden. Die für den PC-notwendige Software war auf jeder CD enthalten.
Formatübersicht Photo CD | |||||
Photo CD | Pro Photo CD | Photo CD Portfolio | Photo CD Catalog | Photo CD Medical | |
Vorlage | Kleinbild 24×36 | Kleinbild bis 4×5 inch Planfilm | k.A. | k.A. | diagnostische Aufnahmen |
Auflösung max. | 3072×2048 | 6000×4000 | 786×512 | 786×512 | k.A. („höchstmöglich“) |
Anmerkungen | Ton, Text und Grafik können gemischt werden | Keine Speicherung von Audiodaten vorgesehen; das Datenformat unterstützt Filmformate bis 8×10 inch, entsprechende Scanner wurden aber nie realisiert | war als „vertontes Fotoalbum“ für bis zu 800 Bilder gedacht. Geeignet für Fotos, Stereoton, Grafiken, Text und programmierte Abläufe (Präsentationen) | für bis zu 6000 Bilder, mit Text und Grafik kombiniert | Spezialversion zur Speicherung diagnostischer Aufnahmen in der Medizin; Audioaufnahmen für Kommentare und Patientendaten |
Bei der Einführung der Photo CD waren CDs als Speichermedien für PCs und Macs noch wenig gebräuchlich. Auch waren nicht alle CD-Laufwerke in der Lage, eine Photo CD zu lesen. Es gab daher Listen der kompatiblen Laufwerke. Bald war auch Konvertierungssoftware für die Umwandlung der IMAGE-PAC-Formate in gebräuchliche Bildformate sowie Plug-ins für Bildbearbeitungsprogramme verfügbar. Mit der jetzt möglichen Weiterverarbeitung im PC oder Mac entwickelte sich die Photo CD zur Brücke zwischen der analogen Bilderwelt und der digitalen Weiterverarbeitung.
Kodak hat sich aus dem Feld der Photo CD seit einigen Jahren weitgehend zurückgezogen. Im deutschen Markt halten CD-Lab in Nürnberg und CDS Gromke in Leipzig noch heute der Photo CD die Treue. Dort ist man inzwischen auch nicht mehr auf die zur Neige gehenden Vorräte der vorformatierten Kodak Photo CDs angewiesen, da man beizeiten in die Formatierungssoftware investiert hat und heute die Vorformatierung der Rohlinge selbst durchführen kann.
Informationen zur Photo CD findet man auch unter der vor vielen Jahren für Kodak eingerichteten Seite Photo CD.
(CJ)
Der Lauf der Welt
“Im deutschen Markt halten CD-Lab in Nürnberg und CDS Gromke in Leipzig noch heute der Photo CD die Treue.”
Kaum zu glauben, aber es scheint für jeden Quatsch noch Käufer zu geben…
Nicht alles
was ich nicht brauche (oder was meinen Horizont überschreitet) ist Quatsch.
Fehlerrate und Archivierungs-Sicherheit
Soweit man nachweisen kann/könnte, daß die Fehlerrate niedriger ist kann der Klang meßtechnisch durchaus besser sein. Rein vom Hörbaren sollte die Interpolation jedoch komplette Fehlerreduktion erreichen. Ich denke eher, daß Audio-Rohlinge schlechter als CD-Rohlinge waren und man mit Audio-Rohlingen ordentlich Kohle gemacht hat. Die Fehlerschutzkodierung bei CD-ROM hat dann mit der Zeit immer billigere Medien möglich gemacht.
Wer sicher Abspeichern möchte am besten per Software auf 2 HDDs spiegeln und ab und zu eine Archiv-Version auf eine externe HDD ziehen die man nach dem Backup wieder wegsperrt. CDs und DVDs zu Archivieren bringt es nicht wirklich.
Nicht ganz sinnlos
Es gab ja auch die speziellen Audio-Rohlinge, die sündhaft teuer waren und einen besseren Klang versprachen – Kopfschüttel – eine 0 ist eine 0 und eine 1 ist eine 1, aber die Leute sind darauf reingefallen.
Aber bei den Kodak-Photo-CDs handelte es sich um den Vorläufer der Kodak Gold Professional Edition mit Goldbedampfung und ohne organische Materialien. Die Lebensdauer dieser Beschichtung beträgt mindestens 20 Jahre, sehr viel, wenn man bedenkt, dass die Halbwertzeit normaler Rohlinge oft nur wenige Jahre beträgt.
Anderer Gast schrieb:
Es
[quote=Anderer Gast]Es gab ja auch die speziellen Audio-Rohlinge, die sündhaft teuer waren und einen besseren Klang versprachen – Kopfschüttel – eine 0 ist eine 0 und eine 1 ist eine 1, aber die Leute sind darauf reingefallen.[/quote]
War es nicht vielmehr so, dass bestimmte Audio-Recorder nur solche Audio-CD’s lasen? Angeblich waren diese Rohlinge wegen höherer GEMA Abgaben erforderlich.
[quote=Anderer Gast]Aber bei den Kodak-Photo-CDs handelte es sich um den Vorläufer der Kodak Gold Professional Edition mit Goldbedampfung und ohne organische Materialien. Die Lebensdauer dieser Beschichtung beträgt mindestens 20 Jahre, sehr viel, wenn man bedenkt, dass die Halbwertzeit normaler Rohlinge oft nur wenige Jahre beträgt.[/quote]
Stimmt auch nicht so recht. Die Kodak-Rohlinge haben bei einem c’t Test völlig versagt (http://www.heise.de/ct-tv/artikel/2008/08/23/webcast/pruefstand/114834/). Normale Rohlinge waren besser.
Kommentare
Ich lese hier regelmässig, aber was hier von einigen “Gast” Trollen abgesondert wird, ist häufig unsachliches
Gequatsche. Schade. An die Red: Vielleicht sollten Sie nur noch reg. Benutzer zulassen, um das Niveau nicht
zu sehr abrutschen zu lassen.
Photo CD war und ist eine kostengünstige Lösung um hochwertige Scans von Fotomaterial farbneutral in verhältnismässig
hoher Auflösung (25 MB) zu bekommen. Für Designer, Grafiker, Werbeagenturen etc. immer noch eine interessante Wahl.
Natürlich nur, wenn man analog fotografiert.