Letzte Woche hat Olympus Journalisten die E-3 zum Auszuprobieren in die Hand gedrückt. Wir konnten einen Tag lang in Istanbul damit fotografieren – und die Kamera gefällt mir, das sei vorweggenommen, sehr:


Die Firmwareversion (v0.9) war noch nicht endgültig, Olympus bat denn auch, darauf hinzuweisen, dass die Aufnahmen mit einem Vorserien-Version entstanden sind. Andererseits scheint sich Olympus schon sehr nah am gewünschten Ergebnis zu wähnen, wurde doch ausdrücklich erlaubt, Fotos, entstanden mit der E-3, zu veröffentlichen.

Zunächst wurde natürlich wieder die Robustheit der E-3 demonstriert. Das Magnesiumgehäuse hält schon ein paar Kilogramm aus und auch fließendes Wasser vermag die Kamera nicht außer Betrieb zu setzen. Sie ist nicht wasserdicht, aber sehr gut wassergeschützt. Will heißen, sie ist so gut abgedichtet, dass ihr auch strömender Dauerregen nichts anhaben wird, fürs Tauchen bzw. den erhöhten Druck unter Wasser allerdings sind die Dichtungen nicht ausgelegt.



(Klick aufs Bild!)

Das Foto für den Pixelzähler in uns. Künstlerisch nicht besonders wertvoll, aber mit vielen Details und mit Licht und Schatten. Ein Klick aufs Bild führt zur Originaldatei; unbearbeitet, so wie sie die E-3 gespeichert hat. Aufgenommen mit dem 2,8-4/12-60 mm SWD.


Der Sensor (10 Megapixel) stammt von Panasonic, ist aber nicht der aus Panasonics L10. Ursprünglich war geplant, den Sensor der Olympus E-510 auch hier einzusetzen, es zeigte sich aber, dass der nicht schnell genug war für die E-3. So wurde gewissermaßen eine Turbo-Version davon nach Olympus-Spezifikationen entwickelt.

Foto: MoZi

Der Autofokus ist sehr schnell und genau. Exakte Messungen, Vergleichsmessungen zumal, waren natürlich nicht möglich. Aber ich mag Olympus gerne glauben, dass das der derzeit schnellste Autofokus ist. In jedem Fall fokussiert er ganz vorne mit.

Sichtlich angetan war der Kollege von Naturfoto, Dr. Hans-Peter Schaub, vom 2,8-3,5/50-200 mm SWD (100-400 mm entspr. Kleinbild), einem sehr kompakten, leichten und lichtstarken Telezoom. (Das, nebenbei, nur 1349 Euro kosten soll und im Handel für um die 1000 Euro zu finden ist, was für so ein lichtstarkes Telezoom ein Schnäppchen ist). Sein Kurzfazit: „Der Autofokus scheint mir sehr schnell und präzise und der Sucher ist überraschend hell.“

Auch das 2,8-4/12-60 mm SWD, mit dem ich die meiste Zeit fotografiert habe, und das zusammen mit dem E-3-Gehäuse 2649 Euro kosten soll, aber auch schon deutlich preiswerter angeboten wird, macht einen hervorragenden Eindruck – siehe auch das Pixelzähler-Bild weiter oben.


Der schwenkbare Monitor mit Live View (aber ohne Permanent-Autofokussierung) ist ohne Frage praktisch für Überkopf- und Unterbauchaufnahmen. Einen Aspekt fand der Fotograf Morten Hvaal (schauen Sie sich seine Seite an – die Fotos sind es wert) aber fast noch besser: Zugeklappt ist er geschützt, und sämtliche Bedienknöpfe, die nur bei aktivem Monitor Sinn machen (Bildwiedergabe etc., vier davon direkt unter dem Monitor angeordnet) sind nicht in Funktion: „Da kann sich nichts versehentlich verstellen – ich will meine Kamera immer wieder exakt so hochnehmen, wie ich sie abgesetzt habe“.

Yasuo Asakura, Generalmanager in Olympus‘ Forschungs- und Entwicklungsabteilung, versicherte zudem glaubhaft, dass die E-3 auch dann noch funktionieren wird, wenn der aufklappbare Blitz oder der Monitor zerstört werden (zur Erinnerung für jene, die meinen, so könne man doch sowieso nicht fotografieren: einstmals wurde nur so fotografiert; die Daten im Sucher bzw. die Skalen auf dem Objektiv mussten genügen).


Das drahtlose Blitzsystem muss man vor allem erst einmal bezahlen wollen – die notwendigen Blitzgeräte sind mit 549 Euro (FL-50 R und 269 Euro (FL-36 R) nicht eben billig. Es lässt sich komfortabel von der Kamera aus steuern – dort im Menü werden alle Einstellungen für alle Blitzgeräte vorgenommen – die Steuerinformationen werden dann drahtlos übermittelt.

Schnellstmögliche Blitzsynchronzeit ist 1/250 s bzw. 1/8000 s im FP-Modus (nicht, wie zunächst in den Technischen Daten angegeben 1/4000 s). Der FP-Modus kann auch beim Drahtlos-Blitzen genutzt werden. Steuerblitz ist immer der aufklappbare Blitz der E-3 – ein Aufsteckblitz kann das nicht übernehmen. Was aber letztlich auch kein Problem ist: Gegebenenfalls kommt der Frontalblitz eben auf eine Blitzschiene neben die Kamera und wird drahtlos angesteuert.

Drahtlos-Blitzen ersetzt sicherlich keinen Studioblitz und auch keine ausgefeilte Lichtsetzung, aber fürs erweiterte entfesselte Blitzen unterwegs ist es ideal. Es wurde Zeit, dass nun auch Olympus bzw. Four Thirds das bieten.

Aufnahmedaten: 2,8/12 mm bei 1/5 s und ISO 400/27°. Hinreichend scharf ist, was sich nicht bewegt:


Was den Bildstabilisator angeht: Er funktioniert, er funktioniert sogar sehr gut, denn er sitzt im Gehäuse und stabilisiert deshalb alle Objektive (zum Beispiel auch die spritzwassergeschützten und die neuesten Konstruktionen). Doch die bis zu fünf Zeitstufen, die er nach Olympus‘ Ansicht ausgleichen soll, habe ich nicht geschafft. 1-2 für knackscharfe Ergebnisse, 3-4 für Available-Light-Aufnahmen mit hoher Empfindlichkeitseinstellung, wo das zunehmende Rauschen nicht den letzten Kick Schärfe verlangt und zeigt, so meine Einschätzung.

Kollegen andererseits berichten von sehr guten Ergebnissen, sorgsames Anvisieren und ruhige Haltung vorausgesetzt, auch bei drei und vier Belichtungsstufen unter der verwacklungskritischen Verschlusszeit (die man per Faustformel als Kehrwert der Brennweite ermittelt: Brennweite 25 mm ergibt 1/25 s). Wobei darauf hingewiesen sei, dass hundertprozentige Schärfe nur bei wesentlich schnelleren Verschlusszeiten oder aber bei Stativaufnahmen zu garantieren ist. Deshalb kann ein Bildstabilistator auch bei einer schnellen Verschlusszeit von z.B. 1/250 s noch mit Gewinn zugeschaltet werden. Am besten wird er überhaupt nur bei Stativaufnahmen ausgeschaltet.

Die Kollegen waren kaum mehr zu halten.

Bedienbarkeit und Ergonomie. Fast alle Knöpfe, Taster und Schalter sind versenkt angeordnet und genügend schwergängig, um sie nicht versehentlich zu bedienen. Die Menüführung ist soweit übersichtlich und verständlich, wobei ich das nicht überbewerte: Die Kamera richte ich mir einmal ein, und gut. Die E-3 liegt sehr gut in der Hand, und was nach einer Floskel klingt, bezeichnen die Olympus-Mannen als den „Klebefaktor“, den auch die E-1 gehabt habe. Die E-3 hat ihn noch mehr. Sie lässt sich nicht nur logisch und flott bedienen, sie animiert zum Fotografieren.


Olympus hat sich, so macht es den guten Eindruck, im Vorfeld intensiv nach den Wünschen und Anforderungen der Fotografen erkundigt und die dann auch bei der Konstruktion berücksichtigt.

Auf Istanbuls Basaren kann man vieles kaufen. Foto: MoZi


Und das Wichtigste, die Bildergebnisse? Sie sind aus dem Stand sehr gut. Farbe, Schärfe, Belichtung – nirgends was zu meckern. Kleinere Ungereimtheiten wie das notwendige Einpegeln von Fotograf und Belichtungscharakeristik sind schnell erledigt: ich habe noch kaum eine Kamera besessen, bei der ich nicht – nach Testaufnahmen – eine Belichtungskorrektur fest eingestellt haben; meist -1/3 EV. In dem Bereich ist das keine Frage mehr von richtig oder falsch, sondern nur eine der persönlichen Vorlieben – ich mag‘s offensichtlich etwas satter etwas lieber.

Das Arbeitstier

Es gibt einige Kameras, die die E-3 in einzelnen technischen Disziplinen (Serienbildgeschwindigkeit, Auflösung, usw.) übertrumpfen, aber wir wollen ja Fotografieren und nicht Autoquartett spielen. „Um auf die doppelte Auflösung einer E-3 mit 10 Megapixeln zu kommen, müsste eine Kamera 40 Megapixel haben“, brachte es Horst Gottfried von Colorfoto auf den Punkt. Denn man bräuchte die doppelte Pixelzahl sowohl in der Breite wie in der Höhe. Der Unterschied zwischen 10 und 12 Megapixel ist dagegen vernachlässigbar gering.


In der Summe ist die E-3 eine Kamera geworden, deren Technische Daten einen auf den ersten Blick nicht unbedingt umhauen, deren schlüssiges Konzept jedoch zu begeistern vermag. Wer ein Arbeitstier sucht, der ist hier genau richtig. Sie ist, sozusagen, der Land Rover Defender unter den aktuellen Kameras. Kein SUV (sport utility vehicle) – schick, sauschnell, sauteuer – das in der Stadt so richtig was hermacht, einen im Gelände aber kläglich im Stich lässt.

Die E-3 ist fürs Fotografieren wie gemacht.

(thoMas)