Das einstmals von Carl Zeiss Jena konstruierte Biotar 75/1.5 wird wiederbelebt. Unter der Marke Oprema Jena wird die deutschen net SE das sehr lichtstarke Objektiv neu auflegen. Ehemalige Konstrukteure von Leica beziehungsweise Meyer Optik zeichnen verantwortlich für die Neukonstruktion. Produziert wird das Oprema Jena Biotar 75/1.5 bei Kenko Tokina in Japan. Voraussichtlich ab Mitte 2018 wird die Neuauflage des Biotars erhältlich sein, ein Preis steht noch nicht fest.
Das in den 30er Jahren des vorherigen Jahrhunderts bei Carl Zeiss Jena entwickelte Biotar 7,5 cm 1:1,5 war seinerzeit eines der lichtstärksten Kleinbildobjektive überhaupt. Ursprünglich war es für Aufnahmen im Theater oder bei Sportveranstaltungen gedacht, etablierte sich aber schnell auch als Porträtobjektiv. Weite Verbreitung fand das Objektiv aufgrund seines hohen Preises allerdings nicht.
Links das Carl Zeiss Jena Biotar 7,5 cm 1:1,5, rechts die Neuauflage Oprema Jena Biotar 75/1.5.
Ähnlich wie schon bei der reanimierten Marke Meyer-Optik-Görlitz, hält auch bei Oprema Jena wieder die net SE die Fäden in der Hand. Verantwortlich für die Neuentwicklung des Biotar 75/1.5 zeichnen Dr. Wolf-Dieter Prenzel (ehemals Meyer Optik/Pentacon) und André de Winter (ehemals Leica). Das Objektiv soll mit Anschlüssen für Canon, Nikon, Sony-E, Leica-M (inkl. Messsucherkupplung), Fuji X und mit M42-Gewinde auf den Markt kommen. Anders als Objektive der Marke Meyer-Optik-Görlitz wird das Oprema Jena Biotar 75/1.5 bei Kenko Tokina in Japan gefertigt und nicht in Deutschland.
Oprema Jena Biotar 75/1.5: MTF-Kurven (oben) und Linsenschnitt (unten).
Derzeit läuft eine Kickstarter-Kampagne zur Vorfinanzierung des Projekts, die ihr Ziel bereits nach rund einer Viertelstunde erreicht hatte. Den Angaben dort zufolge soll das Biotar 75/1.5 im kommenden Sommer ausgeliefert werden, ein Preis wird noch nicht genannt.
Pressemitteilung der net SE:
Das legendäre Biotar 75/1.5 wird über Kickstarter wiederbelebt
Internationales Team von Topspezialisten unter Leitung der deutschen net SE ermöglicht Wiedereinführung der Objektivlegende aus Jena unter Oprema Jena
Koblenz, der 16. August 2017 – Dr. Stefan Immes, der bereits für die Wiederbelebung der Marke Meyer-Optik-Görlitz verantwortlich zeichnet, hat nun mit Oprema Jena eine Plattform geschaffen, um das legendäre Biotar wieder auf den Markt zu bringen. Mit der Neuauflage des ehemaligen Objektivs aus dem Hause Carl Zeiss sind in der Entwicklung André de Winter (ehemals Leica) und Dr. Wolf-Dieter Prenzel (ehemals Meyer Optik/Pentacon) betraut. Die Produktion wird Kenko Tokina übernehmen. Das Finanzierungsziel bei Kickstarter wurde binnen 15 Minuten erreicht.
Mit dem Biotar 75mm kehrt ein Objektiv zurück, das bis in die 1960er Jahre von Carl Zeiss nur in kleinen Stückzahlen produziert wurde und einen legendären Ruf hat. Das Objektiv ist für eine hohe Mittenschärfe und vor allem für die besondere Zeichnung der Unschärfe bekannt und noch heute vor allem bei Porträt-Fotografen beliebt. Das Kickstarterprojekt endet am 4. September 2017.
Die Neubegründung der Marke Oprema Jena unter der Führung der net SE wird dabei neben Meyer-Optik-Görlitz eine zweite Plattform zur Etablierung ehemaliger Objektivlegenden sein, die unabhängig von einander agieren. Das Entwicklungsteam, bestehend aus André de Winter, der zuvor für das mechanische Design des Leica Summicron-M 35mm ASPH Objektivs und Summilux-C Reihe presigekrönt wurde, und Dr. Wolf-Dieter Prenzel wird sich so vorraussichtlich auch noch weiteren historischen Objektiven widmen. Durch die Produktion der Objektive im Werk des japanischen Traditionsunternehmes Kenko Tokina, wird es auch hier keine Überschneidungen zu Meyer-Optik-Görlitz-Objektiven geben, die in Hamburg und Berlin gefertigt werden.
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Oprema Jena Biotar 75/1.5 – Beispielaufnahmen
Technische Daten: Oprema Jena Biotar 75/1.5
Focal length: | 75 mm |
Aperture: | f1.5 – f16 |
Optical elements / groups: | 6/4 |
Aperture blades | 15 |
Angle of field: | /++– 190 ° |
Distortion: | ≤ 1%% |
Light loss max. (f1.5): | 0.36 |
Min. focus: | 0.8 m |
Filter thread: | 58 mm |
Dimensions (mm): | Ø 65 x 80 |
Dimensions (inch): | Ø 2.56 x 3.15 |
Weight approx.: | 520g / 18oz |
Irgendwie scheint es sich als separates Hobby zu etablieren, Objektive zu sammeln, die vom Namen an legendäre Konstruktionen aus einer Zeit ohne Blendenübertragung stammen.
Damit geht einher, dass die Originale zu absurden Preisen bei ebay in zum Teil ziemlich abgeliebtem Zustand angeboten werden.
Irgendwie erscheint es mir als Steigerung der Hinwendung zum Retro, Vielleicht sollte mal jemand die Objektive im Vergleich zu aktuellen Festbrennweiten der Kamerahersteller und z.B. der ART.Reihe von Sigma an aktuellen Vollformatkameras im Hinblick auf Kontrastwiedergabe, Farbwiedergabe und Detailreichtum testen.
Vielleicht ist der Hype dann vorbei.
Interessant wäre auch mal eine Analyse der Käufer und der Fans des "wahren Bokeh".
Ich verwende Objektive aus den siebziger bis neunziger Jahren, die meine Wegbegleiter in dieser Zeit waren an aktuellen Kameras. Da ist für mich ein klarer emozionaler Wert neben einem schönen Bokeh.
Inwieweit man die Neuauflagen zu horrenden Preisen als authentische Photograhica oder ernsthafte Werkzeuge fürs Fotografieren ansieht, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Das Vergleichsbild zeigt das alte Biotar, wohl mit Anschluss für eine Exacta. Und die neue Version? Mit Sony E-mount? Erklärt das den Grössenunterschied?
Es ist halt die übliche Pendelbewegung im Gemüt der Menschen: Ist alles nahezu perfekt, sehnt man sich nach dem Nichtperfekten. Ist alles relativ schlecht, will man unbedingt Perfektion. Glücklicherweise ist es stets nur eine Minderheit, die so versucht, dem Fortschritt Sand ins Getriebe zu werfen. Aber an dieser Minderheit, die offenbar Nostalgieausbrüche braucht, wie die Topfpflanze Wasser, lässt sich (in Nischen wenigstens) ganz gut Geld verdienen. Sind wir doch mal ehrlich: Das ist bewundernswert.
Alternative Objektive sind keine Nische ewig gestriger SMMLER UND fREAKS, sondern tragen zur Vielfalt der Abbildungsmöglichkeiten bei. Man muss stumpfen Sinnes sein um dies nicht würdigen zu können!
Im Gegensatz zu den Triplets aus der Kruschtelkiste sind die Biotare gesuchte Sammlerobjekte zu gehobenen dreistelligen Preisen, sodass eine Neuauflage sinnvoll ist, und bei der anvisierten Zielgruppe sicher erfolgreich ist.