Das ist konsequent: Die kanadische Fotojournalistin Barbara Davidson hat den Blick auf die Straße aus dem Auto heraus fotografiert – mit der Automotive-Kamera des „City Safety“-Systems eines Volvo XC60. Entstanden sind auf diese Weise Schwarzweißbilder aus ungewöhnlicher Perspektive, in denen im Fahrweg identifizierte Objekte markiert sind.

Wie sieht eigentlich eine Auto-Kamera, die Fußgänger auf der Straße und Hindernisse erkennen soll, die Welt? Das wollte Volvo wissen und bat die kanadische Fotojournalistin Barbara Davidson, die Straßen Kopenhagens mit der Sicherheitskamera eines Volvo XC60 zu fotografieren. Keine einfache Aufgabe für die dreifache Gewinnerin des Pulitzer-Preises und zahlreicher weiterer Awards. Denn zur Wahl des Bildausschnitts musste der gesamte Wagen entsprechend dirigiert werden.

Beim „City Safety“-System von Volvo filmt eine Kamera hinter der Windschutzscheibe fortwährend die Fahrbahn vor dem Fahrzeug. Üblicherweise bekommt der Fahrer die Bilddaten nicht zu sehen, sie werden zusammen mit den Telemetrie-Daten direkt zum Bordcomputer geschickt und dort ausgewertet. Laut Volvo werden sie nicht dauerhaft gespeichert, die Bilder der Bordkamera sind eine flüchtige Angelegenheit.

Eigenwillige Aufnahmetechnik

Für die Aufnahmen von Barbara Davidson zapften Techniker den Bilddatenstrom aus dem Bordcomputer ab und leiteten ihn als Echtzeit-Video auf einen Monitor im Inneren des Fahrzeuges weiter. Davidsons fotografische Aufgabe bestand nun darin, den Fahrer anhand des Monitorbildes so zu dirigieren, dass die Bilder ihren fotografischen Vorstellungen entsprachen.

So entstanden „im Zusammenspiel von Kunst und Technik“ (Davidson im Making-of-Video) nicht einfach nur Schwarzweißbilder – das „City Safety“-System markiert zudem alle erkannten Fußgänger, Fahrradfahrer und alle Objekte im Fahrweg des Wagens. In Blau alles, was sich bewegt, in Rot statische Objekte. Zahlenwerte unterhalb der Rahmen stehen für die ermittelte Entfernung, eine laufende Nummerierung über dem Rahmen dient zur Verfolgung der einzelnen Objekte im Bild. Diese Markierungen verleihen den leicht an „Film Noir“ erinnernden Bildern einer ganz eigenen, technischen Touch.

Aufnahmen mit dem „City Safety“-System von Volvo

Einige Aufnahmen sind inszeniert

Die Standfotos extrahierte Davidson aus dem Videostream und bearbeitete sie jeweils noch nach. Die Schnappschüsse zeigen sowohl spontane wie auch mit Schauspielern inszenierte Bilder. Zur Bildqualität merkt Barbara Davidson im Gespräch mit dem „Lens“-Blog der New York Times an, dass sie mit der „Klarheit“ der bei hellem Licht und stehendem Fahrzeug entstandenen Bilder zufrieden sei, bei höheren Geschwindigkeiten und bei Nacht aber Verwacklungen drohten.

Die rund 30 ausgewählten Fotos sind derzeit in der Canvas Studios Gallery im neuen Londoner Trend-Viertel Shoreditch zu sehen. Sie sollen im Laufe dieses Jahres in weiteren Ländern gezeigt werden. Laut Davidson repräsentiert die Kollektion zum einen eine Momentaufnahme europäischen Stadtlebens, zum anderen wirft sie ein Schlaglicht auf die komplexe Umwelt, in der wir heute leben.

1,3-Megapixel-Kamera mit Spezial-Sensor

Zur Art der verwendeten Aufnahmetechnik war von Volvo nur wenig zu erfahren. Nur so viel: Bei der Kamera handelt es sich um eine „hochempfindliche 1,3-Megapixel-Kamera mit großem Dynamikbereich“. Der Sensor arbeitet nicht mit dem bei herkömmlichen Foto- und Videokameras üblichen Bayer-Filter (1x Rot, 2x Grün, 1x Blau), er nutzt vielmehr ein RCCC-Filter (1x Rot, 3 x Klar). Dieser erzeugt bei höherer Empfindlichkeit Schwarzweißbilder mit zusätzlicher Rot-Information, um etwa die Bremslichter vorausfahrender Fahrzeuge besser zu erkennen.

Die die technischen Daten deuten darauf hin, dass es sich beim Bildsensor des „City Safety“-Systems um den HDR-Sensor OV10642 von Omnivision handelt. Dessen Eckdaten: 1/2,56“-Format mit 1280 x 1080 Pixeln Auflösung (4,2 µm Pixelgröße) und RAW-Bildausgabe mit 60 B/s. Das Objektiv weist einen Bildwinkel von 52° auf (Normalbrennweite), die Lichtstärke beträgt F1.6.

Video Making of

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit fotointern.ch