Yi Technologies, ein junges Unternehmen aus Shanghai, hat für eine der großen Überraschungen auf der photokina 2016 gesorgt: die Präsentation der spiegellosen Systemkamera M1 samt zwei passenden Objektiven. Die M1 folgt dem Micro-Four-Thirds-Standard, Herzstück ist ein 20-Megapixel-Sensor von Sony. Noch sucht Yi nach Distributoren in Deutschland, aber die waren am Stand der Chinesen bereits zu sehen. Wenn alles klappt, könnte die Yi M1 mit ihrem günstigen Preis und der guten Ausstattung das Weihnachtsgeschäft gehörig aufmischen.
Was Yi Technologies da auf seinem unscheinbaren Stand in Halle 9 präsentiert, ist auf den ersten Blick wenig spektakulär: Eine Pappschachtel mit der Kamera M1 nebst zwei Objektiven– ein 12-40/F3.5-5.6 sowie ein 42,5/F1.8 mit Makro-Fähigkeiten. Das Ganze sieht ein wenig aus wie ein hochwertiges Spielzeug. Ein Eindruck, der sich hält, wenn man die M1 in die Hand nimmt. Sie ist ausgesprochen leicht, gerade einmal 200 Gramm wiegt sie inklusive Akku. Das war dem Hersteller offenbar wichtiger als ein besonders robustes Gehäuse aus einer Titan-Irgendwas-Legierung.
Neben der hier gezeigten silbernen Variante wird es die M1 auch in Schwarz geben.
Von der Actioncam zur Systemkamera
Kein Wunder, hat Xiaoyi (wie sich Yi in China nennt) doch bislang vor allem preisgünstige aber technisch durchaus anspruchsvolle Action- und Dashcams herausgebracht. Gegründet wurde das Unternehmen 2014, daran beteiligt ist unter anderem der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi.
Auch bei der M1 verfolgt Yi offenbar den Ansatz, dort zu sparen, wo es am wenigsten wehtut. Also beim Gehäuse, nicht aber etwa beim Bildwandler. Die Micro-Four-Thirds-Kamera basiert auf den jüngsten Sensor von Sony mit 20 Megapixel. Den bekommen längst nicht alle neu vorgestellten MFT-Kameras, die Panasonic G81 zum Beispiel muss sich mit dem älteren 16-Megapixel-Sensor zufrieden geben.
Trotz des Plastik-Feelings macht die M1 keineswegs einen klapprigen Eindruck. Zu haben sein wird sie übrigens in zwei Ausführungen: in Ice Silver (Silber) sowie in Storm Black (Schwarz).
In China wird die Kamera im Kit mit den beiden Objektiven bereits für unter 400 Euro angeboten. Für Europa visierte Yi im Gespräch mit photoscala einen Preis von 699 Euro für das Doppel-Kit mit beiden Objektiven an, vermutlich wird sie hierzulande aber günstiger auf den Markt kommen.
Dafür gibt es dann nicht nur 20 Megapixel Auflösung, sondern auch ein klassentypisches Display (rund 1 Mio. Bildpunkte auf 3 Zoll Diagonale), eine Serienbildrate von 5 Fotos/Sekunde und sogar die Möglichkeit, RAW-Aufnahmen direkt in der Kamera zu entwickeln. Nicht zu vergessen, dass die M1 Video in 4K bei 30 fps filmt. Nur ein elektronischer Sucher war offenbar nicht mehr drin im knappen Budget.
Die Generation „Smartphone“ im Visier
Den wird die Zielgruppe der M1 vermutlich überhaupt nicht vermissen. Denn die Kamera richtet sich vor allem an die Generation „Smartphone“ – das macht schon ihr Bedienkonzept klar. Knöpfchen und Schalter fehlen fast völlig, bedient wird die M1 hauptsächlich mit Fingertippern und Wischgesten auf dem Touch-Display. Warum auch nicht? Leica macht es ja ebenfalls und Hasselblad inzwischen auch.
Die Yi M1 ist spartanisch mit Bedienelementen ausgestattet. Bedient wird sie hauptsächlich über das Touch-Display – oder gleich vom Smartphone aus.
Ganz groß geschrieben wird bei der M1 auch das Thema „Konnektivität“. Sie lässt sich via Bluetooth mit einem Smartgerät koppeln und dann fernsteuern. Sobald Bilddaten auf ein Handy oder Tablet übertragen werden sollen, schaltet die M1 schnelleres WiFi hinzu. Das erinnert sehr an die Snapbridge-Technologie, die Nikon dieses Jahr eingeführt hat.
Damit nicht genug soll es demnächst noch eine „Master Guide“-App für Smartgeräte geben. Sie will ungeübte Fotografen zu ansprechenden Bildergebnissen verhelfen und zeigt die richtigen Kameraeinstellungen dazu. Möglicherweise lassen sich diese Einstellungen dann sogar direkt vom Smartphone auf die M1 übertragen – da sind die Informationen von Yi noch etwas unklar.
Objektive
Dass die M1 voraussichtlich nur im Kit mit zwei Objektiven zu haben sein wird, dürfte angesichts der anvisierten Zielgruppe ebenfalls kein Beinbruch sein. Vor allem auch deshalb, weil das 42,5/F1.8 dank seiner hohen Lichtstärke ein gutes Freistellpotenzial bietet. Hinzu kommt, dass es sich in einen speziellen Makromodus schalten lässt, bei dem die sich die Naheinstellgrenze von 50 cm auf 25 cm halbiert.
Passend zur M1 gibt es unter anderem das Zoom 12-40/F3.5-5.6. Diese Aufnahme entstand mit dem anderen Yi-Objektiv, dem 42,5/F1.8.
Wem die beiden Yi-Objektive nicht (mehr) reichen, kann praktisch jedes MFT-Objektiv an die M1 anschließen. Yi, genauer: Xiaoyi, ist seit Februar 2016 Mitglied der „Micro Four Thirds System Standard Group“, hat das Bajonett und die Technik also ganz offiziell lizenziert.
Mein Fazit
Yi (das Kürzel steht übrigens für „Young Innovator“) bringt mit der M1 frischen Wind in die Kamera-Szene. Unbelastet von den Erwartungen und Wünschen langjähriger Kunden zeigt die M1, wie sich heutige Techniken zur Bedienung und Konnektivität clever in eine Kamera integrieren lassen. Sicher, als Wertanlage taugt die M1 nicht. Selbst intensive Einsätze bei schlechtem Wetter traue ich ihr nicht so sehr zu. Aber um eine junge Generation an Smartphone-Knipsern zur bewussten Fotografie mit einer Systemkamera heranzuführen, scheint mir die M1 sehr gelungen. Gar nicht davon zu reden, dass sie auch als günstige Zweitkamera in der Handtasche oder im Handschuhfach sicherlich gut ankommen wird.
Mitarbeit: Horst Gottfried
Alle Fotos zu diesem Beitrag: Horst Gottfried
Technische Daten Yi M1:
PRODUCT TYPE | |
Model | YI-M1 |
Canera Type | Interchangeable-lens digital camera |
Lens Mount | Micro Four Thirds |
Number of Pixels (effective)/ aspect ratio | Number of pixels (effective): 20.16 megapiexls Number of pixels (total): 21.77 megapixels Image sensor aspect ratio: 1.33 (4:3) |
Sensor Size | 17.3mm x 13mm |
IMAGE QUALITY | |
Maximal Resolution: | 20M: 5184 x 3888 pixel |
Image Quality | 50M, 20M,16M, 8M, 3M, VGA |
File Format | RAW, JPEG (compression: Super Fine 1/2.7, Fine 1/4, Normal 1/8, Exifv2.3 |
FOCUS | |
Autofocus | Face detection, Single-AF, Continuous AF, LCD touch and shoot AF |
Manual Focus | Yes (Peak MF and Magnifrer MF) |
Focus Brightness Range | -4 EV-20 EV |
Number of Focus Points | 81 points |
LCD SCREEN | |
Screen Size | 3" 1.04 MP (approx.) |
Resolution | 720 RGB x 480 |
Touch Screen | Yes |
Brightness Adjustment | Yes |
EXPOSURE | |
Mechanical Shutter Speed | 1/4000s-60S |
Exposure Modes | Auto, Program, Aperture-Priority, Shutter-Priority, Manual, Bulb, Time |
Metering Modes | Spot, Center-weighted, Multi-segment |
ISO | Auto, 100, 200, 400, 800, 1600, 3200, 6400, 12800, 25600 |
Scene Modes | Portrait, Landscape, Sport, Night scene, Candle, Sunset, Fireworks, Beach & Snow |
Exposure Compensation | +/- 5EV |
Exposure Bracketing | Yes |
HDR | Yes |
FLASH | |
Extemal Flash | Yes |
Flash Modes | Auto, On, Off, Slow-sync, Red-eye Slow |
DRIVER MODES | |
Driver Modes | Single, Continuous, Timer (2s, 10s) |
Continuous Speed | 5 fps |
COLOR | |
Color Modes | Standard, Portrait, Vivid, B&W, Hgh-contrast B&W |
White Balance | Auto, Sunny, Shadow, Cloudy, Incandescent, CWB (2000-11500) |
WB Bracketing | Yes |
Color Space | sRGB, AdobeRGB |
VIDEO | |
Video Resolutions | 4K 3840x 2160 3Ofps, 2K 2048 x 15363Ofps FULL HD 1920 x 1080 60fps, 30fps, 24fps HD 1280 x 720 60fps, 30fps, 24fps VGA 640 x 480 240 fps |
VIDEO FORMAT | |
Video Format | MPEG-4/H.264 |
Audio Format | AAC |
Microphone | Stereo |
Speaker | Mono |
RECORD / DELETE | |
Storage Type | SD/SDHC/SDXC (max 512 GB) |
Memory Card Settings | Erase all, Format |
CONNECTIVITY | |
USB | USP 2.0 |
HDMI | Yes (Micro HDMI) |
Wireless | Yes (2,4 G) |
BLE | Yes (4.1) |
Remote Control | Yes (Smartphone) |
PLYABACK MODES | |
Still Image | Single, Single with Detai info, Index Dispay, Magnification |
Video | Play, Forward, Backward, Pause |
Picture Edit | RAW->JPEG, Color->B&W, Resize, Protection, Erase |
OTHERS | |
Battery | Lithium, up to 450 shoots (based on CIPA standard) |
Dimensions | 113.5 mm (W) x 64.3 mm (H) x 33.6 mm (D) (Protrusions excluded) |
limelapse Recording | Yas (automatically create tinelapse video) |
Aspect Ratios | 4:3, 3:2, 16:9, 1:1 |
Panorama Mode | Yes |
Firmware Update | Camera: via srnartphone or PC; Lens: along with camera Upgrade |
WORKING CONDITIONS | |
Operating | 14-104 °F, 30-90% RH |
Storage | -4-140 °F, 10-90% RH |
Diese China-Kamera kaufe ich aber erst am letzten photokina-Tag für ca. 200 Euro kurz vor Messe-Ende, dazu zwei Einbein-Stative, ein nachgebautes Nikon-Blitzgerät und einen Fernauslöser, bevor die Kamera mit einer deutschen Fotohersteller-Namensbezeichnung auf unserem Markt erscheint…
Warum nicht?Zum Beispiel mit einem "Rollei" oder "Agfa" Aufdruck würde sich die Kamera ungleich besser verkaufen.Da weiß auch jeder wie man es im Gegensatz zu YI (Wei Ei?) auspricht.
" …auch als günstige Zweitkamera in der Handtasche oder im Handschuhfach sicherlich gut ankommen wird."Wer legt sich denn 700 Euro ins Handschuhfach wenn das Smartphone bereits an der Hand angewachsen ist?
Wär nicht das erste Ei, das uns unter Rollei gelegt wird …
Kitik: 1. Suche nach dem in-body antishake
2. Sensor zu klein. Kamera für den millionenfachen Bestand hochwertiger Analog-Objektive unbrauchbar.
Wieso? Es gibt jede Menge Adapter für mft und der fehlende Spiegel sowie das geringe Auflagemaß sind optimal, um alte Schätze zu reaktivieren. Ich nutze sehr gerne meine FD 1,8/85 und das FD Macro auf der Panasonic. Wobei das Macro dann sogar ohne Zwischenring dank Crop bis 1:1 geht…
Wer sich mit einem Viertel der Leistung ( = Sersorfläche) seiner "alten Schätze" zufrieden gibt und sich an potentieller Unschärfe durch Verwackelungen nicht stört kann Letztere mit der Kamera nutzen. Ansonsten bieten bottom-line APS-DSLRs von Pentax oder Sony einen weit besseren Gegenwert fürs Geld.
Für den Nachwuchs…
ein bezahlbares System um ein klein wenig in die „richtige“ Fotografie zu schnuppern. Für mich eher weniger geeignet.
Das Konzept wird aufgehen weil bisherige Micro-Four-Thirds Kunden ihre Objektive verwenden können. Billiger ist ein Sony 20 Megapixel Sensor nicht zu bekommen.
Hinsichtlich der Preise und einiger anderer Daten gibt es wohl noch etwas Verwirrung. Auf deren Webseite wird das Gewicht mit 280g angegeben, möglicherweise ist dann vielleicht schon ein Objektiv mit dran?
Der (Preorder-)Preis beträgt derzeit wowohl bei AliExpress als auch bei Amazon.com 499US$ für Body + Kitzoom und 699US$ für das Paket mit beiden Objektiven. Was auch immer am Ende hierzulande rauskommt, denke ich, dass das Doppel-Objektiv-Pack oberhalb 699 EUR liegen wird. Ich fand bislang auch keinen Hinweis darauf, dass die Kamera in China mit beiden Objektiven für "unter 400 EUR" angeboten wird. Woher stammt diese Information?
Hatte durch Zufall die Kamera auf der Photokina gesehen. irritiert durch das rote Emblem (sah aus wie L von Leica). In der Hand Plastik. Da wäre ich doch vorsichtig mit einem Kauf.
Preis wird 407.85€ in China mit kostenloser lieferung bei Gearbest
Product weight: 0.280 kg
Package weight: 0.800 kg
Product size (L x W x H): 11.35 x 3.36 x 6.43 cm / 4.47 x 1.32 x 2.53 inches
Package size (L x W x H): 15.00 x 6.00 x 10.00 cm / 5.91 x 2.36 x 3.94 inches
Wenn man die Kommentare und Beiträge auf photoscala von diesen allgegenwärtigen Klug*** und Besserwissern zu neuen Produkten (egal. welche und von welchem Hersteller) ließt, könnte einem jegliche Lust auf die Fotografie vergehen…