Das Jahrbuch des Statistischen Bundesamtes eignet sich hervorragend zum Schmökern an melancholischen Herbsttagen. Das ein oder andere Ergebnis könnte zwar eine Depression zur Folge haben, aber interessant ist dieses Hauptwerk der bundesdeutschen Statistiker immer. photoscala hat die Highlights aus Fotosicht zusammengestellt:
Das Statistische Jahrbuch erläutert in 25 Kapiteln und anhand von statistischen Erhebungen die deutsche Realität in Geographie, Gesellschaft, Konsumverhalten, Gesundheitswesen, Verkehr, Politik und Wirtschaft u.v.m. Das 745 Seiten starke Werk enthält auch einige interessante Informationen aus dem Fotobereich, die wir nachfolgend aufbereiten. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Erhebungsarten finden sich im Statistischen Jahrbuch 2010 (PDF-Datei) selbst.
Bekannteste Erhebung des Statistischen Bundesamtes ist der Verbraucherpreisindex früher auch „Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte“ genannt. Der Verbraucherpreisindex untersucht die durchschnittliche Preisveränderung aller Waren und Dienstleistungen, die von Privathaushalten zu Konsumzwecken angeschafft werden. Hierzu werden die Konsumkäufe der Privathaushalte nach dem Verwendungszweck klassifiziert und abgegrenzt. Die einzelnen Klassifizierungen werden gewichtet und eine Vielzahl an einzelnen, durchschnittlichen Preisentwicklungen fließt in die Indexzahl ein. Der Verbraucherpreisindex erfasst die Verbrauchsausgaben der privaten Haushalte ausgehend vom Basisjahr 2005.
Verbraucherpreisindex für Deutschland
Unter der Klasse „09 Freizeit, Unterhaltung und Kultur“ finden sich die durchschnittlichen Ausgaben der privaten Haushalte für
- Audiovisuelle, fotografische und Informationsverarbeitungsgeräte und Zubehör (einschl. Reparaturen)
- Geräte für den Empfang, die Aufnahme und Wiedergaben von Ton und Bild
- Foto- und Filmausrüstung, optische Geräte und Zubehör.
Verbraucherpreisindex ausgewählter Gebrauchsgüter
Es zeigt sich, dass seit dem Jahr 2007 die durchschnittlichen Ausgaben für diese Produktgruppen kontinuierlich sinken. Insbesondere die durchschnittlichen Ausgaben für Foto- und Filmausrüstung, optische Geräte und Zubehör erreichen im Mai 2010 mit einem Wert von 62,4 (das Jahr 2005 ist die Basis 100) einen Tiefstand in den Privathaushalten. Hier spiegelt sich sicherlich die gesamtwirtschaftliche Situation im Ausgabeverhalten der Privathaushalte wider.
Das Statistische Bundesamt untersucht auch den Ausstattungsgrad der privaten Haushalte mit ausgesuchten Gebrauchsgütern. Hierzu werden zwei methodisch aufeinander abgestimmte Erhebungen die eine jährlich, die andere fünfjährlich durchgeführt und gehen in die Statistik ein. Dabei handelt es sich um eine Einkommens- und Verbrauchsstichprobe, die alle fünf Jahre rund 0,2 % (ca. 60.000 Haushalte) erfasst, und eine laufende Wirtschaftsrechnung, an der jährlich ca. 8.000 Haushalte teilnehmen. Die dabei erfassten Daten werden auf alle Gesamthaushalte hochgerechnet.
Die Ausstattung gibt an, wie viele Güter jeweils in 100 Haushalten statistisch vorhanden sind. Dabei bricht das Statistische Bundesamt die ermittelten, hochgerechneten Daten auch auf bestimmte Eigenschaften der privaten Haushalte runter: Beispielsweise wird nach Haushaltstypen oder Einkommensverhältnissen unterschieden.
Ausstattung privater Haushalte, bezogen auf 100 Haushalte
So verfügen mittlerweile 64,1 von 100 Haushalten über eine digitale Fotokamera, und immerhin noch 60 haben eine analoge Fotokamera (wohingegen nur 20,4 % der Haushalte eine Videokamera besitzen). Es zeigt sich weiter, dass statistisch gesehen Haushalte, in denen Paare zusammenleben, über eine überdurchschnittliche Ausstattung an Digitalkameras (75,1 von 100 Paarhaushalten), Handys (91,9 von 100) und PCs verfügen. Man kann vermuten, dass manche Geräte doppelt vorhanden sind, denn diese werden mitgezählt. Dennoch, die Statistik sagt, dass Singles weniger fotografieren und telefonieren bzw. nicht in dem Maße über die entsprechenden Geräte verfügen.
Ausstattung nach sozialer Stellung
Der Ausstattungsgrad ist hier bezogen auf 100 Haushalte des jeweiligen Haushaltstyps. Z.B.: 96,1 % der Beamtenhaushalte verfügen über ein Handy
Die Erhebung des Ausstattungsgrads nach sozialer Stellung zeigt, dass insbesondere Beamte viel haben. Dabei zeigen sich Unterschiede bei den verschiedenen Gebrauchsgütern. Während das Handy auch bei den Nichterwerbstätigen (Rentner, Pensionäre, Sozialhilfeempfänger u.a.) noch über einen hohen Ausstattungsgrad von 76,7 verfügt, kommt die Digitalkamera in dieser Bevölkerungsgruppe nur auf 45,3 (von 100 Haushalten). Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich auch in der Erhebung nach dem Haushaltsnettoeinkommen. Reicht das Einkommen gerade für den Lebensunterhalt, ist kein Geld mehr für „technische Spielereien“ übrig.
Das Statistische Bundesamt guckt aber nicht nur uns Verbrauchern in die gute Stube, sondern erhebt in einer jährlichen Repräsentativstatistik, dem so genannten Mikrozensus, auch Daten über die Bevölkerung; z.B. die Verteilung auf ausgewählte Berufsgruppen, und nimmt den Arbeitsmarkt näher unter die Lupe. So stieg beispielsweise die Anzahl der freiberuflichen Publizisten seit dem Basisjahr 2000 um 45,6 % auf 67.000 im Jahr 2009. Dem Statistischen Jahrbuch kann auch die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten für einzelne Berufsgruppen entnommen werden. Die ermittelten Daten für die Berufsgruppe „Fotografen“ ist etwas dürftig bzw. sehr stark komprimiert.
Die steuerpflichtigen Einkünfte in ausgewählten freien Berufen im Jahr 2004 beliefen sich auf:
Berufsgruppe | Anzahl der Steuerpflichtigen | Freiberufliche Einkünfte insgesamt € | Freiberufliche Einkünfte je Steuerpflichtigen € |
Freie Journalisten und Pressefotografen | 43.993 (+ 87,5%) | 722.342 (+ 27,2 %) | 16.419 ( – 32,2 %) |
Freiberuflich tätige Fotografen | 6.868 ( + 35,4 %) | 125.432 ( – 1,8 %) | 18.263 ( – 27,5 %) |
(Siehe auch S. 607 Statistisches Jahrbuch 2010; in Klammern die Veränderung gegenüber der letzten Erhebung aus dem Jahr 2001)
Es zeigt sich, dass mit der höheren Anzahl der freiberuflichen Fotografen die Einkünfte je Steuerpflichtigem sinken. Der Kuchen „Freiberufliche Einkünfte“ muss auf mehr Köpfe verteilt werden.
Das Statistische Bundesamt blickt aber auch über die deutschen Grenzen und vergleicht nationale Daten mit internationalen Erhebungen. Interessant ist hier u.a. die internationale Übersicht über Unternehmen:
Rang | Umsatzstärkstes Industrieunternehmen 2008 |
Größtes transnationales Unternehmen 2007 (gemessen an Kapital, Beschäftigten) |
1 | Exxon Mobil, USA | General Electric, USA |
2 | Royal Dutch /Shell, Niederlande | Vofafone Group, GB |
3 | British Petroleum Company, GB | Royal Dutch/Shell, Niederlande |
4 | Toyota Motor Corporation, Japan | Britisch Petroleum Company, GB |
5 | Chevron Corp., USA | Exxon Mobil, USA |
6 | ConocoPhillips, USA | Toyota Motor Corporation, Japan |
7 | Total SA, Frankreich | Total SA, Frankreich |
8 | China Petroleum & Chemical Corp., China | Électricité de France, Frankreich |
9 | General Electric, USA | Ford Motor Company, USA |
10 | Volkswagen, Deutschland | E.ON AG, Deutschland |
Für weitere Informationen und eigene Studien sei Ihnen schließlich das Statistische Jahrbuch 2010 (PDF-Datei) empfohlen.
(agün)
Aha
Und ich glaubte mal, Fotograf sei ein toller Beruf. Und das digitale Kameras die analogen abgelöst hätten. Und das es den deutschen beständig wirtschaftlich besser gingen. Aua, alles falsch!
Vertrau keiner Statistik
die Du nicht selbst gefälsch hast …
HABEN tu ich sie auch noch, die analogen Kameras – aber mit dem damit Fotografieren ist das so eine Sache.
Und dass Beamte einmal Erworbenes freiwillig abgeben, das wäre mir auch neu.
😉
Daß Beamte mehr Handys und
Daß Beamte mehr Handys und Kameras haben als andere, verwundert nicht weiter. Die führen halt ein sorgloseres behüteteres Leben und haben mehr Zeit zum Quasseln und Rumdaddeln mit Fotoapparaten.
Gast schrieb:
Daß Beamte
[quote=Gast]Daß Beamte mehr Handys und Kameras haben als andere, verwundert nicht weiter. Die führen halt ein sorgloseres behüteteres Leben und haben mehr Zeit zum Quasseln und Rumdaddeln mit Fotoapparaten.[/quote]
So ein Schwachsinn. Sie ignorieren, dass Beamte meist eine wesentlich höhere Wochenarbeitszeit haben als ihre kollegen in der Privatwirtschaft. Dass ihre zumeist hohe Leistungsbereitschaft im Gegensatz zu oft fragwürdigen Leistungen in der privaten Wirtschaft (Bankensektor) nicht mit horrenden Boni honoriert wird. Dass für vergleichbare Tätigkeiten in der Industrie zumeist ein Vielfaches gezahlt wird und dass Beamte trotz geringer Bezahlung oft in Kopf hinhalten müssen, wo sich andere sehr schnell wegducken (Polizei, Lehrer, …). Die Zeiten, in denen sich Beamte ausschließlich die Zeit vertreiben, sind schon lange vorbei und Haushalte, die aus der Privatwirtschaft ihre Auskommen beziehen, sind finanziell oft besser gestellt. Dass Jobsicherheit Neid erzeugt ist klar, sollte aber nicht als Privileg verteufelt, sondern als gesellschaftliches Ziel aufgefasst werden.
Thomas
Wollen Sie etwas behaupten,
Wollen Sie etwas behaupten, dass der Satz
“Die führen halt ein sorgloseres behüteteres Leben und haben mehr Zeit zum Quasseln und Rumdaddeln mit Fotoapparaten.”
kein Schwachsinn wahr?
So hatte ich das schon…
So hatte ich das schon vor Monaten prognostiziert. Bevor die Menschen Geld für den neuesten Firlefanz ausgeben, werden die ‘Geldströme’ eher auf die unbedingt erforderlichen Dinge des Alltags verwendet. Die Foto-Industrie hat uns immer nur den Glauben vermitteln wollen, dass sie immer mehr Plastik-Krempel in die Haushalte drücken können.
Das ist nun mal der Weg des klassischen Marketings in einer künstlich überzogenen Hype-Situation.
Interessant der Punkt ‘Aufnahme & Wiedergabegeräte’. Video ist tot, weil zu kompliziert. Vor ein paar Jahren tobte in dem Bereich die ‘Profi’-Masche, heute liegt der Schrott in den Kellern und auf den Dachböden. Ausgeprofit.
Weshalb sollten die Digitalkameras die Analogen abgelöst haben? Immerhin hatte die analoge Technik viele Dekaden Zeit, sich zu verbreiten und zu etablieren. Alles andere war reines Wunschdenken der Kamera-Industrie, die bis heute nicht begriffen hat, dass sie mit der Verbraucher-Verarsche die Kunden vergrault haben.
Der Spanier. Viva!
Klasse Leserbrief!!!
Klasse Leserbrief!!!
Und?
Gehts Dir jetzt wieder besser?
Gast schrieb:
Weshalb
[quote=Gast]
Weshalb sollten die Digitalkameras die Analogen abgelöst haben? Immerhin hatte die analoge Technik viele Dekaden Zeit, sich zu verbreiten und zu etablieren. Alles andere war reines Wunschdenken der Kamera-Industrie, die bis heute nicht begriffen hat, dass sie mit der Verbraucher-Verarsche die Kunden vergrault haben.
Der Spanier. Viva![/quote]
Wieso sollte sich Durchschnittskunde “verarscht” fühlen? Abgesehen von Kamera-Nerds, die bei jeder Neuveröffentlichung den Drang verspüren, ihr überholtes Gerät gegen das Neue einzutauschen, weil es 0.5 mehr fps pro Sekunde liefert oder etwas weniger rauscht bei ISO 12.800, interessiert Otto-Normal-Fotograf (= Mutti mit der Kompaktknipse oder auch Einsteiger mit DSLR Paket vom Media Markt) das überhaupt nicht. Hauptsache das Ding macht bunte Bilder. Fertig. So entstehen ganz erwartungsgemäß Sättigungseffekte am Markt.
“Kommentierverhalten” auf dieser Seite.
Erstmal zum Artikel: wie beinah immer auf dieser Seite, ein informativer, mit Fakten nicht geizender Artikel.
Nun zu meinem eigentlichen Kommentar: Es ist überaus interessant, was die Kommentare hier über die dahinter stehenden Menschen aussagen. Die meistens lexikalisch und grammatikalisch korrekten Einträge sprechen klar für halbwegs gebildete Menschen aus der Mittelschicht. Die Diskussionen sind kurioserweise nicht weniger unpräzise, und von hochsubjektiven, (in Bezug auf Konsens) nicht zielführenden Einträgen geprägt, als dieses der Fall bei auf jüngere Zielgruppen zugeschnittenen Seiten ist. Einzig die zahlreichen, auf letztgenannten Seiten auftauchenden Beleidigungen bleiben weg.- und beschränken sich auf den Subtext.
Liebe Leute, reflektiert! Das Internet ist ein offenes Buch für jedermann, und somit liegt eine zielführende Nutzung im Sinne eines Jeden! Seid weniger Ego-bezogen, und sucht den offenen, bereichernden Dialog!
Wenn hier nicht jeder nur als “Gast” vermerkt wäre, was wäre wohl die Folge?
Das wär ja noch schöner,
wenn Meinungen und Kommentare vorrangig von Konsensfähigkeit und weniger von zielführenden Absichten geprägt wären … 😎