Screenshot Street View in HHDer Suchmaschinenriese Google hat den Dienst „Street View“ für Deutschland freigeschaltet. 20 deutsche Städte können ab sofort am Bildschirm virtuell abgefahren werden – darunter Hamburg, Berlin, München, Frankfurt am Main, Stuttgart sowie Leipzig. Wer sein Haus nicht zeigen wollte, konnte das verpixeln lassen – was offensichtlich nicht immer klappt:

Google stieß mit dem Dienst in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern auf heftigen Widerstand. Experten und Politiker sahen in der virtuellen Abbildung von Menschen, Autos und Wohnhäusern einen Eingriff in die Privatsphäre. Protest regte sich auch in der Bevölkerung, nachdem die Kameraautos damit begonnen hatten, deutsche Städte abzufotografieren.

250.000 Einsprüche

Google reagierte und bot die Möglichkeit, sich gegen die Darstellung des eigenen Wohnhauses auszusprechen. Fast eine Viertel Million Menschen nahmen dieses Angebot an. Ihre Häuser werden bei Street View nun verpixelt dargestellt. Laut Google entspricht das ungefähr drei Prozent. Allerdings werden weit mehr Lücken zu sehen sein. Denn spricht sich auch nur ein Bewohner eines Mehrparteienhauses gegen die Darstellung aus, wird das ganze Haus verpixelt.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat das US-Unternehmen noch vor dem Start des Services zur Einhaltung der Datenschutzregeln aufgerufen. „Ich kann Google nur davor warnen, den Datenschutz auf die leichte Schulter zu nehmen“, sagte sie der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. Gesichter, Nummernschilder und andere persönliche Daten müssten ohne Ausnahme gepixelt werden, bevor die 3D-Stadtansichten veröffentlicht würden.
 

Screenshot Street View in HH

 
Startprobleme

Der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Johannes Caspar, hat zum Start aufgerufen, selbst zu überprüfen, ob Google den Antrag auf Verpixelung umgesetzt hat. Laut ersten Berichten sind bereits Probleme aufgetaucht. So funktioniert die Verpixelung bei einigen Gebäuden nur, wenn man virtuell direkt davor steht. Bewegt man sich in der Straße etwas zurück erscheint das Gebäude wieder. Gegenüber dem Medienportal MEEDIA.de hat Google die Probleme bereits bestätigt und eine rasche Lösung versprochen.

Wer es sich überigens trotz Verpixelungsantrag anders überlegt, hat Pech gehabt. „Wieder entpixeln geht nicht – einmal verpixelt, immer verpixelt“, twittert Google-Sprecher Stefan Keuchel.

Österreich derzeit Google-frei

In Österreich dürfen die Kameraautos von Google derzeit keine Aufnahmen machen. Die Datenschutzkommission hat im Frühjahr die Einstellung erwirkt. Im Moment läuft ein Prüfverfahren, in dem die Auflagen für den US-Konzern festgelegt werden.

Zumindest für einige österreichische Städte existiert allerdings schon ein Street-View-Dienst. Das rumänische Unternehmen Norc hat 2008 begonnen, Bilder von großen Städten, darunter Wien, Budapest und Prag zu machen. Mittlerweile sind weitere bekannte österreichische Orte online: Bregenz, Kitzbühl, Ischgl oder Zell am See.

(Andreas List / pte)