Für 42,5 Millionen US-Dollar wurde das ehemalige Hauptquartier von Polaroid in Waltham an die Hessisch-Thüringische Landesbank (Helaba) versteigert:
Wie der Boston Herald am 10. Oktober 2009 meldete, brauchte es gerade mal sieben Minuten, um den Gebäudekomplex nahe der Route 128 zu versteigern. Nachdem kein Gebot für den ausgerufenen historischen Betrag von 100 Millionen US-Dollar abgegeben wurde und die Steigerung auf 110 von den etwa 100 Zuschauern und den 10 Bietern, die sich auf dem Parkplatz des leer stehenden Gebäudekomplexes 1265 Main Street in Waltham versammelt hatten, mit Gelächter quittiert wurde, startete die Versteigerung mit einem ersten Gebot von 25 Millionen durch die Helaba, die ein Grundpfandrecht über 66 Millionen $ auf das 481.569 Quadratmeter (48.1 ha) große Areal hatte, das neben den Büros der Hauptverwaltung auch Fabrikationsanlagen umfasste. Nur Bulfinch Cos., ein Immobilienentwickler aus Needham, überbot mit 26 Millionen, was die Helaba mit 27 Millionen konterte, um danach ihr Gebot ohne Gegengebot auf 42,5 Millionen zu erhöhen.
Von Barry Braunstein, dem Anwalt, der die Helaba bei der Versteigerung vertreten hatte, war kein Kommentar zur freiwilligen Erhöhung des Gebots zu bekommen. Es wird vermutet, dass die Bank hofft, auf Basis des bezahlten Preises in Zukunft einen höheren Betrag erlösen zu können, wenn sie die Immobilie weiterverkauft. Angesichts der aktuellen Lage gehen Branchenkenner davon aus, dass das Gebäudeareal nun für weitere Jahre ohne Nutzung bleibt, bis sich der Immobilienmarkt wieder erholt.
Polaroid war in den 1960er Jahren vom ursprünglichen Standort des Unternehmens in Cambridge mit der Hauptverwaltung und Produktionsanlagen nach Waltham gezogen. Mit dem Niedergang des Sofortbildpioniers in den 1990er Jahren kam es in Waltham zu ersten Massenentlassungen im Produktionsbereich und 2001 schließlich zur ersten Insolvenz.
Polaroid soll die Gebäude im Juni 2006, als man unter den Fittichen der Petters Group begann, sich von einem Unternehmen mit eigener Produktion in ein reines Handelsunternehmen zu verwandeln, für 100 Millionen US-Dollar an den New Yorker Immobilienentwickler Related Cos. verkauft und für drei Jahre bis 2009 gemietet haben. Polaroid verlegte damals seine Hauptverwaltung in die 21 Kilometer entfernte Stadt Concord, wo man sich in eine Immobilie von Normandy Real Estate Partners aus New Jersey einmietete. Der Vermieter hoffte offensichtlich, mit Polaroid als Hauptmieter, weitere Mieter anziehen zu können.
Das Areal in Waltham stand nach dem Auszug von Polaroid leer und war auf die Watch City Development LLC übergegangen, einem Joint Venture der inzwischen insolventen Polaroid Corp. mit der Immobilienfirma Related Cos. Beabsichtigt war, aus dem früheren Polaroid-Areal ein neues Büro- und Geschäftszentrum namens „Commons at Prospect Hill“ zu entwickeln, das mit der ebenfalls an der Route 128 gelegenen Burlington Mall konkurrieren sollte. Mit der aufkommenden Finanzkrise scheiterte die Finanzierung des 500 Millionen US-Dollar teueren Projektes jedoch und man konnte bis zur Fälligkeit im Juni nicht einmal die zur Refinanzierung benötigten 66 Millionen US-Dollar aufbringen.
(CJ)
??? Nicht zu fassen
“was die Helaba mit 27 Millionen konterte, um danach ihr Gebot ohne Gegengebot auf 42,5 Millionen zu erhöhen”
Wie bekloppt muss man sein, um freiwillig und völlig unnötig, weiterhin sinnlos Millionen auf dem US – Immobilienmarkt zu versenken. Und das ganze auch noch völlig freiwillig und ohne Not. Sieht fast nach Steuerminderungsmaßnahmen aus.
Natürlich wieder mal eine Landesbank. Haben die wirklich nichts aus der aktuellen Situation gelernt. Gibt es wirklich so viele Nonnemachers auf dieser Welt???
Bilanzkosmetik
Die Helaba hat ein Grundpfandrecht von 66 Milliönchen auf der Immobilie, d.h. sie wird das bezahlte Geld (42 Millionen) zurückbekommen. Für die restlichen 24 Millionen muß sie sich an den Insolvenzverwalter wenden und hoffen, daß der noch etwas Geld übrig hat – bei der Lage von Polaroid nicht sehr wahrscheinlich.
In der Bilanz steht dann: Ein Kredit über 66 Millionen muß auf Null abgeschrieben werden, dafür kommt eine Immobilie für 42 Millionen (Anschaffungswert) hinzu, bedeutet bilanztechnisch ein Verlust von 24 Millionen. Hätte die Helaba weniger gezahlt (27 Millionen), wäre dieser bilanztechnische Verlust noch größer ausgefallen, weil dann die gleiche Immobilie nur mit 27 Millionen verbucht werden kann. Nach der Bilanz steht die Helaba also besser da, wenn sie mehr zahlt, auch wenn dies komisch klingt (und auch höhere Nebenkosten bedeutet für Notar, Grundbuchamt, Grunderwerbsteuer bzw. der entsprechenden Steuer in USA)