Das ganz andere Objektiv, grottenschlecht und fantastisch zugleich (wir berichteten), hat jetzt einen deutschen Distributor gefunden und – was noch schöner ist – es gibt online neue Bildbeispiele zu bewundern, die einfach nur Lust machen zu fotografieren. Was will man mehr als Fotograf?

Wir haben bereits vor geraumer Zeit über das Lensbaby berichtet (siehe Malerisches Objektiv: Lensbaby). So richtig Lust, dies Ding einmal auszuprobieren, machen die Bildbeispiele, die sich unter dem Link www.lensbabies.de finden.

Ergänzend die Pressemeldung von monochrom: Auch Objektive brauchen Bewegung. Und kleine Objektive – eben »Lensbabies« – brauchen besonders viel Bewegung. Die Verstellmöglichkeiten der handlichen Zweilinser mit eingebautem Schwenkbalgen erlauben es die Schärfeebene dorthin zu legen, wo der Photograph sie auch haben möchte. Einfach am kleinen Balgen des Zweilinsers gedrückt, gequetscht und geschoben und schon verschiebt sich der Blick auf die Welt gleich mit. Schließlich ist gleichmäßig scharf eben manchmal auch nur gleich mäßig und langweilig. Es stellen sich Effekte wie beim Standartenschwenk einer Großformatkamera ein. Nur eben schnell, einfach und aus der Hand photographiert. Mit den amerikanischen Lensbabies hat die optische Diktatur der Parallelität von Bild- und Objektebene ein Ende. Zudem lässt die klassisch optisch erzeugte selektive Schärfe auch nicht einfach im Photoshop nachstellen. Da die Linse während des Auslösens in der gewählten Position gehalten werden muss, wird jede Belichtung zum einmalig fest gehaltenen Ereignis.

Die Lensbabies übertragen den in Kunst und Werbung so beliebten Holga-Look (trotz der so Holga untypischen soliden Metallfassung) in die Digital- und Kleinbildphotographie, lassen die Steuerungsmöglichkeiten aber vollständig beim Photographen. Der Charme der kalkulierbaren Unvollkommenheit lädt zu einer neuen Bildsprache bei Portrait, Architektur und Landschaft geradezu ein. Und auf dem Display lässt sich die erzielte Wirkung sofort kontrollieren. Wie groß der kreisrunde scharfe Bereich des Bildes ist, hängt auch von der eingesetzten Blende ab. Dank eines trickreichen Gummirings lassen sich verschiedene mitgelieferte Kreisblenden von 2,8 bis 8 einsetzen.

Die von dem Amerikaner Craig Strong entwickelten Lensbabies sind für digitale und analoge Kameras mit Nikon und Canon EOS Bajonett und einer Brennweite von 50 mm lieferbar. Bei den Modellen für Minolta, Sigma, Pentax, Olympus, Contax, Canon FD und M42 beträgt die Brennweite 65 mm. Ohne elektronische Blendenübertragung erfolgt die Belichtung mit manueller Zeiteinstellung oder abhängig vom Kameragehäuse auch mit Zeitautomatik. Die ungewöhnliche Fokussierung ist ab 35 cm möglich.

Alle Ausführungen sind für 108 Euro bei Monochrom (www.monochrom.com, Tel. 0561-935190, Fax 0561-9351919), bei www.lensbabies.de oder im ausgesuchten Fachhandel erhältlich. Wer schon immer voller Zuneigung auf sein Spiegelreflexgehäuse geblickt hat, darf seiner Kamera jetzt auch offiziell ein »Baby« gönnen.

(thoMas)