Die Auseinandersetzungen um den Oldenburger Fotolabor-Betreiber CeWe Color sind noch nicht ausgestanden: Zwar sind die Hedge-Fonds um MarCap und Wyser-Pratte mit ihren Forderungen nach der Entmachtung des Vorstandes und deutlich höheren Dividenden auf breiter Front gescheitert, doch jetzt gehen sie juristisch gegen die Beschlüsse der Hauptversammlung vor:

„Ein langer Krieg hat viele Schlachten – und die erste Schlacht ist nicht zu unseren Gunsten ausgegangen. Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, hatte sich Finanzinvestor Guy Wyser-Pratte vor vier Wochen gegenüber der FAZ geäußert. Wyser-Pratte vermeint gute Chancen zu sehen, dass die Ergebnisse der Hauptversammlung nochmals revidiert würden.

Das nächste Gefecht soll nun beim Landgericht Hannover ausgetragen werden, bei dem Klagen der Finanzinvestoren MarCap (New York) und „Enzo Holding“ Frankfurt eingegangen sind, wie ein Gerichtssprecher am Montag bestätigte. Hinter der Klage von Enzo wird CeWe-Aktionär Wyser-Pratte vermutet.

Es gehe um die Anfechtung sämtlicher Hauptversammlungsbeschlüsse, zitiert die „Financial Times Deutschland“ in ihrer Ausgabe vom 31. Mai 2007 Wilhelm Helms, den Anwalt des Finanzinvestors „Enzo Holding“ (US-Investoren verklagen CeWe Color). Es solle beispielsweise überprüft werden, ob die Stimmkarten ordnungsgemäß ausgegeben worden sind.

Dabei könnten mögliche Unregelmäßigkeiten während der Hauptversammlung von den Vertretern der feindlichen Hedge-Fonds provoziert worden sein: Wie das Online-Fachmagazin „World of Photo“ berichtet, haben die Vertreter der CeWe-kritischen Hedge-Fonds möglicherweise selbst versucht, die Abstimmungen der Hauptversammlung zu manipulieren. MarCap-Berater Sebastian Freitag, vom September 2006 bis Februar 2007 selbst CeWe-Aufsichtsratsmitglied, soll laut „World of Photo“ während der Hauptversammlung Aktionären gedroht haben, CeWe durch juristische Auseinandersetzungen lahmzulegen, wenn sie nicht im Sinne der opponierenden Hedge-Fonds abstimmten.

Im April machte Freitag Schlagzeilen, als er den CeWe-Vorstand der Kursmanipulation bezichtigte und dies durch die eidesstattliche Erklärung eines Mitarbeiters seiner Investmentbank zu belegen versuchte. Erfahrung in der Auseinandersetzung mit nicht genehmen Vorständen hat Freitag zur Genüge: Vor drei Jahren hatte Freitag bereits im Namen Wyser-Prattes die letztlich erfolgreiche Ablösung der Führung beim Karlsruher Maschinenbauer IWKA betrieben.

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Die Heuschrecken wechseln das Feld

(mts)