EISA, DIWA, TIPA – an Auszeichnungen herrscht kein Mangel. Doch wie glaubhaft ist eine Preisverleihung, wenn der Preis nur an den geht, der (vorher) die geforderten Preise zahlt? Die Praktiken sind ganz unterschiedlich:

photoscala hat sich ja schon verschiedentlich mit der Preisvergabe auseinandergesetzt, die nicht selten eine ganze Menge Geld kostet, bis man denn Preisträger geworden ist (Anmeldegebühr, Teilnahmegebühr, Preisgebühr, Ausstellungsgebühr, Nutzungsgebühr, Kataloggebühr ….). Siehe etwa die Anmerkungen und Links in TIPA 2006 Preisträger.

Was dann im Umkehrschluss auch bedeutet, dass Preisträger nur werden kann, wer bereit ist, (vorher) zu bezahlen. Der Preis zeichnet also nicht unbedingt die insgesamt besten Geräte aus, sondern kann nur unter den teilnehmenden (zahlenden) Herstellern vergeben werden. Beim iF product design award etwa sind die Kosten nicht ganz unerheblich.

Hier folgt nun, was ich zu den drei bekanntesten Preisverleihern im Fotobereich – EISA, DIWA und TIPA – herausfinden konnte:

EISA
Laut den Ausschreibungsbedingungen der EISA (European Imaging & Sound Association) reicht jedes Mitglied (pro Land ist nur eins erlaubt) eine Vorschlagsliste ein. Diese Vorschläge werden beim jährlichen Treffen diskutiert und die Preisträger gekürt. Jedes Mitglied präsentiert dann in der Septemberausgabe die Gewinner aus seiner Sparte auf wenigstens einer Drittel Seite.

Auch mehrmalige Anfragen an Präsident wie Vizepräsident der EISA bezüglich der Modalitäten (was kostet so ein Preis?) blieben unbeantwortet. In den Ausschreibungsbedingungen ist lediglich von nicht näher bezifferten Lizenzgebühren die Rede.

DIWA
Über die DIWA (Digital Imaging Websites Organisation) hat mir freundlicherweise Yvan Boeres vom DIWA-Mitglied digitalkamera.de Auskunft gegeben. Demnach hält es die DIWA so:
• Es ist der einzige Preis, der ausschließlich von Online-Magazinen vergeben wird.
• Wenn ein Gerät von mindestens fünf Mitgliedern eine bestimmte Punktzahl in den Tests erhält, ist es automatisch für den DIWA-Award qualifiziert.
• Je nach Punkten (Prüfliste siehe Test Score Board) gibt es dann Bronze, Silber, Gold oder Platin.
• Das wird per Pressemeldung kommuniziert.
• Kosten fallen erst dann an, wenn ein Hersteller mit dem Logo bzw. dem Preis werben will.

Die Erlöse finanzieren den DIWA-Auftritt, eventuelle Überschüsse werden an die Mitglieder ausgeschüttet.

TIPA
Was nun die TIPA (Technical Image Press Association) angeht, die den „europäischen Oskar“ verleihen will, war Thomas Gerwers vom TIPA-Mitglied ProfiFoto so freundlich, Auskunft zu geben:
• Welche Produkte für die TIPA Awards nominiert werden, ist das Ergebnis eines aufwändigen Prozesses, der TIPA-intern in Kooperation der beteiligten Redaktionen erfolgt. Produkte können von den Herstellern weder offiziell angemeldet, vorgeschlagen oder präsentiert werden.
• Selbstverständlich ist die Vergabe der Awards für die Gewinner kostenfrei.
• Die TIPA bietet den Gewinnern für die Nutzung des Award-Logos eine kostenpflichtige Nutzungslizenz an, deren Vereinbarung selbstverständlich vollkommen unabhängig von der Preisvergabe erfolgt.
• Ziel der TIPA ist es, Anwendern bei Ihrer Kaufentscheidung Orientierungshilfe zu geben. Nicht mehr, und nicht weniger. Die Awards sind weder käuflich, noch stehen wirtschaftliche Aspekte für die TIPA im Vordergrund.

Zur Höhe der Lizenzgebühren wollte Thomas Gerwers wegen der Lizenzvereinbarungen mit den Gewinnern nichts sagen, versicherte aber, „dass die damit verbundenen Kosten überaus überschaubar sind und zu 100% in die Bekanntmachung des TIPA-Logos investiert werden. Keines der Mitgliedermagazine realisiert finanzielle Vorteile aus seinem Engagement in der Organisation.“

Vorläufiges Fazit: Gar so fragwürdig wie das in anderen Bereichen der Fall ist, stehen die Foto-Preisverleiher gar nicht da.

Meine ganz persönliche Reihenfolge, was Glaubwürdigkeit und Integrität angeht: DIWA (die die Prüfkriterien offenlegen), TIPA, – ein Abstand -, EISA. Warum? Weil es mir schwerer fällt, mir vorzustellen, dass ein Kollege mal eben vier andere anspricht, sie möchten doch bitte die Testergebnisse für jenes Gerät gleich ihm ein wenig anheben, auf dass wieder Lizenzgebühren fließen, als es mir fällt, mir vorzustellen, wie beim jährlichen gemütlichen Beisammensein die Preisträger „ausgekartelt“ werden: „Die können doch eh‘ nichts zahlen, aber der zahlt immer gerne. Auch die Doppelseite“. Pure böswillige Spekulation, zugegeben.

Wie dem auch sei, als Hersteller käme ich mir in jedem Fall vor wie die berühmte gemolkene Kuh: Anzeigen soll ich bezahlen, Lithokostenzuschüsse auch („Wir würden gerne über das Produkt berichten – aber die Kosten! Ein Zuschuss wäre schön, sonst, leider …“), „Advertorials“ (verkappte Reklame, die als Redaktion getarnt ist) kosten auch was – und dann kostet mich auch noch, dass mein Produkt einen Preis bekommt.

Wie wäre es denn mal mit einem Preis, der dem Preisträger allein Ruhm und Ehre einbringt und nichts kostet? Sozusagen ein kleines Dankeschön der Presse an die Hersteller? Von einem Preisgeld will ich gar nicht erst reden, das wäre wohl wirklich zu viel verlangt.

(Apropos Presse: photokina 2004. Pressekonferenz eines großen Herstellers. Vor jedem Platz im Saal liegen Notizblock, Stift, ein Kartenlesegerät. Der Saal füllt sich nur halb. Nach der Konferenz liegt kein einziges Kartenlesegerät mehr da. Soviel zur Vertrauenswürdigkeit der Presse.)

Jetzt schweige ich aber still.

(thoMas)