Der amerikanische Distributor und Hersteller Vivitar Corporation stellt in Europa die Handelstätigkeit ein. Der Markenname Vivitar soll weitergeführt werden:

Das Unternehmen Vivitar Corporation aus Oxnard, Kalifornien, stellt die Handelstätigkeit in Europa ein (Vivitar staff axed as firm owes ‘£4m’). Die Büros in Paris, Frankreich, und Leicester, Großbritannien, entlassen insgesamt 26 Mitarbeiter. Das vormals profitable Unternehmen soll seinen Gläubigern 4 Millionen Pfund (ca. 5,055 Mio. €) schulden und hat in den letzten zwei Jahren eine wechselvolle Geschichte der Eigentümerverhältnisse durchlebt.

Im November 2006 wurde Vivitar von dem amerikanischen LCD-TV-Hersteller Syntax-Brillian als eigenständiges Tochterunternehmen aufgekauft. Syntax-Brillian plante die große, europaweite Expansion. Die 26 Mitarbeiter in Großbritannien sollten aufgestockt und weitere Niederlassungen, unter anderem in Deutschland und Spanien, waren in Planung. Das Produktportfolio von Syntax-Brillian sollte um die erschwinglichen Vivitar-Kameras für Anfänger und Fortgeschrittene ergänzt werden. Insbesondere die guten Kontakte von Vivitar in die englischen Vertriebskanäle und das Vivitar-Vertriebsnetz in Großbritannien waren für Syntax-Brillian interessant. In Großbritannien verfügte Vivitar über einen Marktanteil von 12% bei den Digitalkameras und lag damit vor Canon und Sony. Doch es kam alles anders als geplant.

Das Mutterunternehmen Syntax-Brillian meldete im Juli 2008 Konkurs an (Syntax-Brillian ist pleite und verkauft Vermögenswerte). Syntax-Brillian beantragte für sich und alle anderen Tochterunternehmen, mit Ausnahme von Vivitar, Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des amerikanischen Insolvenzrechts. Dies bedeutet, anders als im deutschen Insolvenzverfahren, dass dem Unternehmen Schutz vor seinen Gläubigern gewährt wird. Den Gläubigern werden rechtliche Zugriffe auf die Vermögenswerte des Unternehmens verwehrt. Das Unternehmen kann die Insolvenz zur Reorganisierung und Restrukturierung der Kapitalseite und seiner Verbindlichkeiten ohne Einsatz eines Konkursverwalters nutzen. Frisches Kapital kann über einen neuen Kapitalgeber in das Unternehmen fließen. Der neue Finanzier erhält einen höheren Rückzahlungsrang als die anderen Gläubiger. Häufig verfallen die Altverbindlichkeiten ohne Entschädigung nach Abschluss der Insolvenz. Das Unternehmen hat die Chance, auf der Kapitalseite zu gesunden, während die Altanteilseigner in die Röhre schauen und auf ihren Forderungen sitzen bleiben. Vivitar war von diesem Prozess nach Chapter 11 ausgeschlossen und sollte schnellstmöglich verkauft werden.

Bereits Ende August 2008 wurde Vivitar vom Mutterunternehmen Syntax-Brillian an den amerikanischen Hersteller für Unterhaltungselektronik Sakar International verkauft. Dabei kaufte Sakar nur den Markennamen und das geistige Eigentum von Vivitar. Die Verbindlichkeiten, Ausrüstung und Einrichtungen verblieben bei Syntax-Brillian. Damit waren die Tage der europäischen Niederlassungen gezählt.

Sakar will den Markennamen Vivitar weiterführen und auf weitere Produkte ausdehnen (Sakar Acquires Vivitar Brand, Expanding Footprint in Camera Business). Sakar besitzt bereits die Lizenzen an den Marken Hello Kitty, Star Wars, Spiderman, Iron Man, Made for iPod und andere.

Ursprünglich wurde Vivitar 1938 als Ponder and Best von zwei deutschen Auswanderern (Max Ponder und John Best) in den Vereinigten Staaten gegründet, die japanische Fotogeräte in die USA importierten. Anfang der 60er Jahre wurde der Markenname Vivitar eingeführt. Nach dem Tod der beiden Unternehmensgründer wechselten die Eigentümer immer wieder.

(agün)