Dass die Firma Rollei in der altbekannten Form (und der einstigen Größe wie Güte) schon geraume Zeit nicht mehr existiert, ist ja nun wirklich nichts Neues mehr. Hier ein kurzer Abriss zum Stand der Dinge:

Rollei, einst fast ein Weltkonzern, in den besten Zeiten mit 2.000 Mitarbeitern allein in Deutschland, und in den 30er bis 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts führend im Bereich der Fotoapparate und erfolgreich mit guten und innovativen Produkten, hat sich in den 1970ern und 1980ern im Geschäft mit dem Massenmarkt verhoben und ist mittlerweile zerstückelt, wie aktuell auch die Rollei-Webseite reflektiert:

Im Zeitraffer: 1981 muss Rollei Deutschland Kunkurs anmelden. Die neu gegründete „Rollei Fototechnic GmbH“ (Eigentümer: United Scientific Holdings) übernimmt Produktion und Vertrieb. 1987 kauft der Berliner Fotokaufmann Heinrich Manderman (ihm gehörten bzw. gehören z.B. Schneider Kreuznach, Orwo, die Marken Pentacon und Praktica und deren Grundstücke – letztere kurz nach der Wende von der Treuhand gekauft) den Betrieb. Dem Vernehmen nach schrieb Rollei unter seiner Ägide wieder schwarze Zahlen. 1995 erwarb der Samsung-Konzern Rollei, wollte die Firma allerdings im Zuge der Asienkrise wieder loswerden: 1999 wurde das Unternehmen an Paul Dume und sechs weitere Manager verkauft.

Das, was nach wechselvoller Geschichte mit einigen Aufs und sehr vielen Abs übrig geblieben war, wurde im November 2002 von der dänischen Investmentgesellschaft Capitellum in Kopenhagen übernommen, die seit 1988 existiert und über die eine Internet-Suche bemerkenswert wenig zutage fördert.

In den Jahren 2004 / 2005 dann teilte sich Rollei auf: Die „Rollei Fototechnic GmbH“ wurde zur „Rollei GmbH“ und zog zum 2. Januar 2006 nach Berlin, praktischerweise dahin, wo der damalige Geschäftsführer Dr. Oliver Fix seinen Wohnsitz hatte. Der verbliebene Rest – im Wesentlichen die Fertigung – spaltete sich ab und firmierte zunächst unter „Rollei Production GmbH“, um dann im Herbst des Jahres 2005 in Franke & Heidecke umbenannt zu werden.

Der Versuch von „Rollei Berlin“, mit zugekauften digitalen Kompaktkameras und MP3-Playern Umsatz zu generieren und Gewinn zu machen, ist nach nur wenigen Monaten im Herbst 2006 gescheitert. Genauso wie erfolgversprechende Kooperationsansätze mit Kyocera und Ricoh. Rollei Berlin existiert nicht mehr; Fix hat das Unternehmen verlassen und ist unseren Informationen zufolge wieder bei Canon tätig (wo er vor seinem Rollei-Ausflug den Posten eines Marketing Direktors innehatte); im Bereich Drucker und Kopierer, aber nicht mehr in leitender Position.

Nach dem Berlin-Desaster blieben die „Rollei GmbH“ und die Rollei Metric GmbH in Braunschweig übrig. Letztere, einst eine Sonderabteilung bei Rollei, ist heute selbstständige Tochtergesellschaft und gehört zu 80% der Rollei GmbH und zu 20% Phase One. Beide Rolleis haben ihren Firmensitz in der Salzdahlumer Straße 196 in Braunschweig, dem Stammsitz von Rollei.


Die „alte Rollei“, das Traditionsunternehmen mit den hochwertigen und interessanten Produkten, kann man im Wesentlichen, wenn auch stark geschrumpft, in der Franke & Heidecke GmbH wiederfinden. Franke & Heidecke bauen u.a. die Hy6 / AFi für die Digitalrückteile von Sinar und Leaf und bieten die gleiche Kamera selbst als „Rolleiflex“ mit Filmmagazin an. Aktuell beschäftigen Franke & Heidecke 85 Menschen. Firmensitz ist gleichfalls der Stammsitz in der Salzdahlumer Str. 196 in Braunschweig.

Einst auf dem Weltmarkt, jetzt auf dem Grabbeltisch


Die Rollei GmbH bzw. Capitellum wiederum besitzen augenblicklich im Wesentlichen große Teile an der Rollei Metric, die Gebäude in der Salzdahlumer Straße 196 (die an Franke & Heidecke und andere Unternehmen vermietet werden) und die Rollei-Markenrechte. Rollei beschäftigt aktuell fünf Leute. Lizenzen werden derzeit an die Rollei metric, an RCP Technik für Digitalkameras, an Maco Photo Products für Filmmaterialien und an Franke & Heidecke („Rolleiflex“) für Mittelformatkameras und Diaprojektoren verkauft.

(thoMas)