Olympus hat soeben den umfangreichen Bericht einer Untersuchungskommission vorgelegt; die sollte Bilanzierungs-Auffälligkeiten in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro nachgehen. Das Ergebnis ist eine Ohrfeige für die jahrzehntelange Führungsmannschaft, aber vielleicht auch der Befreiungsschlag für eine bessere Olympus-Zukunft:

Der soeben veröffentlichte umfangreiche Bericht (PDF-Datei) versucht der Geschichte und dem Entstehen von Bilanzfälschungen nachzugehen und kommt zu folgendem Ergebnis:

„Das wurde vom Top-Mangement verantwortet und verschleiert“.

Demnach waren geschäftsführende Vorstandsmitglieder und die unmittelbare Führungsebene jahrzehntelang an den geheimen Aktionen beteiligt. Ein wirksames Risiko-Management, das solche Vergehen hätte verhindern können, habe völlig gefehlt. Der Grundstein für fatales Missmanagement und darauf folgend Bilanzfälschungen wurde um 1985 durch hochspekulative Anlagen gelegt, ab etwa 1997 begann der Ballon zu platzen bzw. die Verluste enorm zu steigen. Das wollte Olympus, namentlich Hideo Yamada und Hisashi Mori, durch Bilanzierungstricks verhindern: die Verluste wurden durch ein „loss seperation scheme“ verschleiert; durch diese von den Verantwortlichen ersonnene Methode tauchten die Verluste nicht in der Bilanz auf, sondern sie wurden aufgeteilt, verteilt und „unsichtbar“ gemacht. Verluste in Höhe von rund 1,3 Mrd. Euro wurden dem aktuellen Stand zufolge verschleiert, indem z.B. Ausgaben für Übernahmen und Beraterhonorare künstlich aufgebläht wurden. Ein „loss settlement scheme“ sollte sie dann – buchhalterisch – zum Verschwinden bringen:
 

Grafik Loss Settlement Scheme

Grafik der Untersuchungskommission zum „Loss Settlement Scheme“

 
Die Untersuchungskommission sieht dabei auch ein Problem in Unternehmenskultur und -verständnis, habe doch das Top-Management lange Zeit auf ein Ein-Mann-System gesetzt, das Kritik unterband. Transparenz und Führung fehlten, und wer widersprach, musste damit rechnen, gefeuert zu werden. Auch fehlte das Verantwortungsgefühl gegenüber den Aktionären fast völlig. Vor Problemen verschlossen alle Verantwortlichen die Augen, sie wollten Schwierigkeiten vermeiden und möglichst unbeschadet ihren Posten sichern, so der Bericht.

Der Grund, warum dieser Fall so lange nicht aufgedeckt wurde, und auch intern nicht bemerkt wurde, ist laut der Untersuchung kurz zusammengefasst darin zu sehen, dass die Vorgänge geschickt verschleiert wurden. Zudem seien auch Vorstand, Aufsichtsrat und Rechnungsprüfer ihren Aufgaben nicht nachgekommen – die Unternehmensbereiche funktionierten nicht, wie sie sollten. Es habe zu viele Ja-Sager gegeben, die auch Fragliches einfach abnickten. Letztlich habe auch die mit der Buchprüfung beauftragte Firma nicht sorgfältig genug geprüft und sich stattdessen auf externe Gutachten verlassen.

Schließlich merkt der Untersuchungsbericht an, dass die Merkwürdigkeiten erst nach langer Zeit durch Woodford zur Sprache kamen und empfiehlt den Austausch des alten Magagements. Kikuwa, Yamada und Mori seien zwar bereits zurückgetreten, aber weitere Verantwortliche und Prüfer, die nichts taten, sollten auch „vollständig entfernt“ werden. Und alle Verantwortlichen sollten auch rechtlich belangt werden.

Die Kommission schlägt weitere konkrete Maßnahmen vor, allem voran ein Komitee, das die Unternehmensverantwortung neu definieren soll. Außerdem müsse sich die Einstellung eines neuen Managements ändern. Verantwortung für die Gesellschaft, eine strenge Unternehmensethik gegen schlechte Führung und Komplizenschaften, und eine offene Informationspolitik werden eingefordert.

Der Untersuchungsbericht schließt mit den Worten:

„Olympus sollte seinen bösartigen Tumor entfernen und sich sprichwörtlich erneuern“.

(thoMas)