Logo ImpossibleIm ehemaligen Polaroid-Werk in den Niederlanden will die Impossible b.v. die Produktion von Sofortbildfilmen wieder aufnehmen. Nachdem Polaroid die Filmfertigung im vergangenen Jahr aufgegeben hatte, ist dies eine erfreuliche Nachricht für die Besitzer von Polaroid-Kameras, die befürchten mussten, dass ihnen bald der Nachschub an Filmmaterial ausgeht:

Was schon seit geraumer Zeit als Gerücht geisterte, hat sich inzwischen konkretisiert, weiß fotointern: Bald neue Integralfilme für Polaroid-Kameras? Die Produktion von Sofortbildfilmen soll im ehemaligen europäischen Filmwerk von Polaroid in den Niederlanden wieder aufgenommen werden.

Nachdem Sofortbildfilme für Jahrzehnte ein Massenprodukt waren und allein die Integralfilme wie der 600er oder der SX-70-Film in Stückzahlen von über 100 Mio. pro Jahr produziert wurden, sind diese Materialien mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie eher zu einem Nischenprodukt geworden. Aber immerhin wurden im Jahre 2007 noch 30 Mio. Integral-Filme verkauft.

Weil Polaroid sich in den vergangenen Jahren von der Produktion und Vermarktung von Sofortbildfilmen verabschiedet und in eine Marketingfirma für digitale Produkte gewandelt hatte, und dabei auch die verbliebenen Fertigungsstätten für Filmmaterialien in Mexiko und den Niederlanden aufgegeben hat, sahen sich die Besitzer von Polaroid-Kameras schon bald ohne Film-Nachschub. Irgendwann wäre es mit den Beständen, die noch von der unverkäuflich handels GmbH in Wien angeboten werden, zu Ende gewesen. Die Bilder einer PoGo sind für diese Anwendergruppe ebenso wenig als Ersatz tauglich wie das digitale Bildbearbeitungs-Gimmick von poladroid.
 

Foto des Polaroid-Werks in Enschede

Polaroid-Werk in Enschede

 
Die neu gegründete Impossible b.v. will nun die Produktion von Sofortbildfilmen für Kameras der Formate 600 und SX-70 am Standort Enschede / Niederlande wieder aufnehmen.

Studie eines Film-Verpackungsdesigns von Impossible

Dazu wurde das 10.000 m2 große Nordgebäude der alten Filmfabrik in Enschede für 10 Jahre gemietet und die vorhandenen Produktionsanlagen – einst 100 Mio. Euro wert – gekauft. Die noch benötigten Produktionsanlagen werden jetzt in diesem Trakt zusammengeführt. Die für die Integralfilme relevanten Polaroid-Patente sind nach Aussage von Impossible ausgelaufen, Markenrechte wurden nicht erworben.

Nun kann aber die im vergangenen Jahr nach dem Ausstieg von Polaroid aus dem Sofortbildgeschäft stillgelegte Filmfertigung nicht einfach wieder eingeschaltet werden, da viele ehemalige Zulieferer des Werks heute nicht mehr zur Verfügung stehen. Sie haben sich in der Zwischenzeit teilweise auf andere Produkte konzentriert oder diese Fertigungsschiene ganz aufgegeben. Manche haben auch den Betrieb vollständig eingestellt. Daher muss die gesamte Lieferkette für die Neuaufnahme der Produktion neu aufgestellt werden. Dabei müssen auch inzwischen neu eingeführte Umweltbestimmungen berücksichtigt werden, die manche überlieferten Produktionsschritte und -verfahren durchaus in Frage stellen können.

Was für Außenstehende ziemlich unmöglich erscheint, hat dem im Oktober 2008 gestarteten Projekt auch den Namen gegeben: The Impossible Project (Das unmögliche Projekt). Polaroid selbst ist an der neuen Firma, die den Sofortbildfilm unter Nutzung aktueller, verbesserter Technik neu entwickelt, nicht beteiligt, unterstützt die Aktivitäten jedoch zumindest ideell. Als Technologie-Partner konnte die Firma Harman Technology Ltd. in Mobberley, Großbritannien, gewonnen werden, besser bekannt als Hersteller von Schwarzweißfilmen unter dem Produktnamen Ilford. Wer jetzt erwartet, dass es in Zukunft auch Schwarzweiß-Sofortbildfilme geben könnte, dürfte nicht ganz daneben liegen.

Der neue Film soll ab 2010 unter einem neuen Produktnamen wieder erhältlich sein. Im ersten Jahr will man 3 Mio. neue Filme produzieren und die Produktion dann auf 10 Mio. pro Jahr steigern.

Da in dem holländischen Werk nur die Integralfilme produziert wurden, konzentriert man sich auf diese Formate. Die Packfilme (Trennbildfilme) wurden zuletzt noch in Mexiko produziert. Ob dort eine ähnliche Entwicklung wie in den Niederlanden bevorsteht, ist derzeit nicht bekannt. Das frühere schottische Werk für Packfilme ist leider heute nur noch Geschichte: Es ist nicht nur stillgelegt, sondern existiert auch physisch nicht mehr.

Nachdem nun die Fertigung der Filme gesichert erscheint, stellt sich wohl bald die nächste Frage: wird es auch neue Kameras für die Integralfilme geben? Im Umfeld des unmöglichen Projektes könnte ich mir heute auch vorstellen, dass jemand die Rückwand der für das 1. Halbjahr 2009 angekündigten Voigtländer Bessa III so bearbeitet, dass ein Sofortbildrückteil adaptiert werden kann.

Impossible?

(CJ)