Es ist die Zeit für Allianzen, so scheint es. Nachdem schon Panasonic und Olympus bei digitalen Spiegelreflexkameras nach dem Four Thirds Standard zusammengehen, haben heute auch Sony und Konica Minolta angekündigt, dass die beiden Firmen fortan gemeinsam digitale Spiegelreflexkameras entwickeln wollen; und das ist schon eine kleine Sensation, könnte es doch den Digitalkameramarkt in den kommenden Jahren gehörig umkrempeln:

Mit heutigem Datum (19. Juli 2005) haben die Konica Minolta Photo Imaging, Inc. und die Sony Corporation bekanntgegeben, dass sie ein Übereinkommen getroffen haben, „gemeinsam digitale Spiegelreflexkameras zu entwickeln“. Dabei sollen die gesamten jeweiligen Imaging-Technologien und Schlüsselprodukte genutzt werden, um neue digitale Spiegelreflexkameras zu entwickeln und zu vertreiben, die auf dem Dynax-Bajonett basieren.

Diese Pille dürfte Olympus bitter schmecken, denn mit Sony ist nun ein großer potentieller Partner für den Four Thirds Standard verloren; andererseits aber hat die Firma mit Panasonic nicht eben ein Leichtgewicht im Boot. Besonders treffen könnte diese Entwicklung Nikon und Pentax, formt sich doch hier eine neue starke Allianz der Kompetenzen. Allein Canon muss sich aktuell wohl noch keine allzu großen Gedanken machen. Noch.

Zur Einstimmung in das Thema siehe auch:

Digitale Spiegelreflex von Panasonic?
Fragen an Olympus zum Four Thirds Standard
Kompetenzträger und Knipsmaschinen

Im Folgenden nennt die Pressemitteilung dann auch die jeweiligen Kernkompetenzen der beteiligten Firmen, um die es hier geht: Konica Minolta bringt Anti-Shake, Autofokus, Belichtungsmessung und elektromechanisches Know-how ein, wie es für Spiegelreflexkameras benötigt wird. Nicht zu vergessen sei die Nutzerbasis mit weltweit 16 Millionen verkauften Minolta-Objektiven. Sony wiederum besitzt die Technologien und Produktionsstätten für den digitalen Teil: für CCD- und CMOS-Bildsensoren sowie Li-Ion-Akkus.

Diese jeweiligen Technologien sollen nun in die gemeinsame Entwicklung „fortschrittlicher digitaler Spiegelreflexkameras mit reichhaltiger Ausstattung“ fließen. Konica Minolta und Sony sehen angesichts der rasanten Entwicklung des digitalen Spiegelreflexmarktes große Chancen und wollen in diesem wachsenden Markt eine gewichtige Rolle einnehmen.

Konica Minolta und Sony gemeinsam – das ist eine starke Allianz. Sony verkauft nach Canon weltweit die meisten Digitalkameras und beherrscht die Sensorfertigung, muss sich allerdings in Zukunft etwas Sorgen machen, denn die Spiegelreflex-Kompetenz fehlt (und digitale Spiegelreflexkameras verkaufen sich zunehmend besser). Konica Minolta wiederum taucht auf den Plätzen 1-6 gar nicht erst auf (siehe Digitalkamera-Verkäufe 2004: Gewinner und Verlierer), hat aber jüngst mit der Dynax 5D / 7D mit integriertem Anti-Shake zwei technologisch und auch preislich interessante Kameras auf den Markt gebracht, braucht aber für eine zu erwartende Dynax 9D einen hochauflösenden Sensor – 6 Megapixel genügen da nicht.

Über die Auswirkungen dieser Bekanntmachung kann man augenblicklich nur spekulieren. Konkrete Zeiten und Ziele werden nicht genannt. Andererseits brennt es (nicht nur) diesen beiden Firmen unter den Nägeln: Mit digitalen Kompaktkameras lassen sich augenblicklich nur schwer Gewinne, aber sehr leicht Verluste, machen. Digitale Spiegelreflexkameras hingegen boomen, verkaufen sich sehr gut zu guten Preisen. Hier haben beide Firmen Versäumnisse der Vergangenheit aufzuholen – und ergänzen sich dabei sehr gut in ihrem Know-how.

Es könnte gut sein, dass Konica Minolta in etwa einem halben Jahr eine Dynax 9D mit über 10 Megapixeln (idealerweise mit Sensor im vollen Kleinbildformat) ankündigt und Sony zu gleicher Zeit eine solide digitale Spiegelreflex der Mittelklasse in Aussicht stellt. Und wenn alles glatt gehen, sehen wir beide Kameras innerhalb von 12 Monaten in den Regalen der Händler.

Und eine Dynax 3D / Sony H3 als Einsteigerkamera zum konkurrenzlos niedrigen Preis, um den Massenmarkt gemeinsam aufzurollen und Canon die Stirn zu bieten – das wäre doch was.

Für die kommenden Monate jedenfalls sind der Spekulation und den Vorankündigungen Tür und Tor geöffnet….

Siehe auch die Original-Pressemeldung: Konica Minolta and Sony Agree to Jointly Develop Digital SLR Cameras.

(thoMas)

Nachtrag (19.7.2005; 15:10 Uhr): Ganz vergessen: Damit beginnt natürlich auch das große Warten auf die Ankündigung einer gemeinschaftlichen digitalen Spiegelreflex von Fujifilm & Nikon (oder auch Pentax) …. 😉