Das erste Geschäftsquartal 2011 läuft nicht so rund für den amerikanischen Fotokonzern Eastman Kodak. „Our strategy is working“, sagt Kodak-Chef Antonio M. Perez. Doch ohne Lizenzeinnahmen schreibt Kodak trotz aller Schönfärberei rote Zahlen:

Eastman Kodak hat das erste Geschäftsquartal (Januar bis März 2011) mit einem operativen Verlust in Höhe von 249 Mio. US-Dollar (ca. 167,5 Mio. €) abgeschlossen. Die Umsätze fallen um 31 % auf 1,32 Mrd. US-Dollar (ca. 888 Mio. €): Kodak – Quarterly Earnings. Das erste Geschäftsquartal des Vorjahres war durch Millionen-Einnahmen aus der Vergabe von Kodak-Lizenzen geprägt (Kodak wieder mit Quartalsgewinn), aber diese Lizenzeinnahmen bleiben im ersten Geschäftsquartal des laufenden Geschäftsjahres aus. So rechnet Kodak bereits im ersten Absatz des Quartalsberichts vor, dass ohne den Einbezug der letztjährigen Lizenzeinnahmen der Quartalsumsatz nur um 3 % rückläufig wäre und die Einnahmen um 2 % steigen würden.

Der Geschäftsbereich „Consumer Digital Imaging Group“ (Digitalkameras, digitale Bilderrahmen, Videokameras etc.) erzielt 330 Mio. US-Dollar (ca. 222 Mio. €) Quartalsumsatz – ein Rückgang um fast 63 % gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres. Kodak konnte in diesem Geschäftsbereich im Vorgängergeschäftsjahr Lizenzeinnahmen in Höhe von 550 Mio. US-Dollar (ca. 370 Mio. €) verbuchen. Da diese nun fehlen und eine Umsatzsteigerung durch das operative Geschäft anscheinend nicht möglich ist, schrumpft der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr. Der Geschäftsbereich verzeichnet zudem einen operativen Quartalsverlust in Höhe von 168 Mio. US-Dollar (ca. 113 Mio. €).

Der Geschäftsbereich „Film, Photofinishing and Entertainment Group“ verzeichnet um 14 % auf 367 Mio. US-Dollar (ca. 247 Mio. €) gesunkene Umsätze. Der Quartalsverlust beläuft sich auf 15 Mio. US-Dollar (ca. 10 Mio. €); gegenüber einem Vorjahresgewinn. Kodak begründet diese Entwicklung mit gestiegenen Rohstoffkosten, vor allem der Silberpreis habe das Ergebnis belastet und werde beim derzeitigen Allzeit-Hoch des Silberpreises weiterhin ein Problem für Kodak sein. So sieht das auch der Kodak-Chef Antonio M. Perez, der die vom Silber unabhängigen Produkte stärken will.

Die Sparte „Graphic Communications Group“ (Business-Lösungen im Druckbereich, Scanner, Bildverarbeitung, Drucker) kann die Umsätze um 4 % steigern. Aber auch dieser Geschäftsbereich schreibt mit einem Verlust in Höhe von 71 Mio. US-Dollar (ca. 48 Mio. €) rote Zahlen. Kodak führt den Verlust vor allem auf die Anschubfinanzierung in der Markteinführungsphase von Tintenstrahldruckern zurück.

Die Entwicklung des ersten Geschäftsquartals bestätigt die Einschätzung vieler Analysten, dass Kodak allein aufgrund des Portfolios an Patenten wertvoll im Sinne potentieller Anleger ist: Kodak posts deeper loss than expected, shares fall. Dieser „Schatz“ an geistigem Eigentum – er wird auf über 1.000 Patente geschätzt – ermöglicht es Kodak, über die Lizenzvergabe die Einnahmenseite zu verbessern. Darauf verlassen kann sich der Konzern allerdings nicht, denn zum einen sind die Lizenzeinnahmen nicht vorhersehbar und zum anderen schrumpft dieser „Schatz“ durch das Auslaufen von Patenten und den technischen Fortschritt.

Kodak will die Einnahmenseite im laufenden Geschäftsjahr verbessern. Das Digitalgeschäft soll weiter ausgebaut werden und insbesondere im Drucker- und Softwaregeschäft sowie bei den Verpackungslösungen soll der Umsatz gesteigert werden. Kodak-Chef Perez verspricht, dass die Konzernumwandlung zu einem nachhaltigen, wirtschaftlichen Unternehmen in 2012 abgeschlossen sein wird.

Kodak hat die Geschäftsführung für Kodak Deutschland und Österreich neu aufgestellt: Uwe Börke und Manfred Stegmaier zu neuen Kodak Geschäftsführern berufen. Uwe Börke, Personalleiter für Deutschland und EAMER*, ist seit 1. April 2011 Mitglied der Geschäftsführung der Kodak Holding GmbH, Kodak Verwaltung GmbH und Kodak GmbH und zusätzlich Sprecher der Geschäftsleitung. Manfred Stegmaier, Leiter Controlling Deutschland und Österreich, wird zusätzlich Geschäftsführer von Kodak Österreich. Der bisherige Geschäftsführer für Deutschland und Österreich, Kai Langner, zieht sich aus der Geschäftsführung zurück und ist ab sofort Regional Sales Director und President Entertainment Imaging für EAMER*.

(* EAMER = Europe Africa Middle East Region = Europa, Afrika, Mittlerer Osten)
 
 

Zeitraum Konzernumsatz in Mio. $ Operativer Gewinn in Mio. $ siehe auch:
Jan. – März 2008 2.093,0 -81,0  
April – Juni 2008 2.485,0 -18,0 Kodak sieht sich auf dem richtigen Weg
Juli – Sept. 2008 2.405,0 147,0 Kodak mit deutlichem Gewinnzuwachs
Okt. – Dez. 2008 2.433,0 -133,0 Kodak stürzt im zweiten Halbjahr 2008 ab
Gesamtjahr 2008 9.416,0 -85,0* *Kodak meldet 120 Mio. $ Verlust, die sich aber rechnerisch nicht ergeben, hier kann es zu nachträglichen Verschiebungen in der Rechnungslegung gekommen sein.
Jan. – März 2009 1.477,0 -360,0 Kodak verdreifacht den Quartalsverlust
April – Juni 2009 1.766,0 -191,0 Kodak sitzt in der Verlustzone fest
Juli – Sept. 2009 1.781,0 -111,0 Kodak; ein Schatten vergangener Jahre
Okt. – Dez. 2009 2.582,0 430,0 Kodak-Patente mindern Kodak-Verluste
Gesamtjahr 2009 7.606,0 -232,0  
Jan. – März 2010 1.933,0 119,0 Kodak wieder mit Quartalsgewinn
April – Juni 2010 1.569,0 -167,0 Eastman Kodak – zurück in der Verlustzone
Juli-Sept. 2010 1.758,0 -43,0 Eastman Kodak: Millionen-Einnahme durch Lizenzgeschäft
Okt.-Dez. 2010 1.927,0 33,0 Eastman Kodak: Lizenzeinnahmen rückläufig – Digitalgeschäft schrumpft
Gesamtjahr 2010 7.187,0 -58,0  
Jan.-März 2011 1.322,0 -249,0  

 
Siehe auch: Geschäftsberichte lesen und verstehen

(agün)