Ausschnitt aus 7. Februar 1984; © Robert HäusserEin fotografisches Tagebuch der besonderen Art ist Robert Häussers „Moortagebuch“, das 1984 anlässlich eines Stipendiums im niedersächsischen Nordhorn entstanden ist. Fotografien des Emsländer Moors zeigt der bekannte Mannheimer Fotograf hier, ergänzt durch tagebuchartige Notizen, die den Entstehungsprozess seiner Serie beschreiben – und viel über die Arbeit des Fotografen (und über das Fotografieren an sich) verraten:

 

7. Februar 1984; © Robert Häusser

10. Februar 1984; © Robert Häusser

 
Stets ist den Bildern Häussers – man spürt es beim Blättern in dem jetzt erschienenen kleinen „Moortagebuch“ – etwas Kontemplatives eigen. Karg muten die mit einer 6×6 Hasselblad und einer 9×12 Plattenkamera entstandenen Fotografien an, spartanisch – stets in grafischem Schwarzweiß gehalten. Nur 25 Arbeiten umfasst das „Moortagebuch“: Bilder von strenger Symmetrie, unspektakulärer Einsamkeit und großer, melancholischer Symbolhaftigkeit.

Keineswegs sollte man versäumen, die Notizen des Fotografen zu den Bildern aufmerksam zu lesen. Denn hier schildert Häusser sein Ringen um das Bild. Der fotografierende Leser wird sich dafür besonders interessieren: für die Intensität, mit der sich Häusser mit Standpunkt, Komposition und Lichtverhältnissen beschäftigt, wie er über „langweiliges“ und graues Wetter schimpft – um dann, oft nach langem Warten, doch noch zu seinem Bild zu kommen.
 

7. Februar 1984; © Robert Häusser

7. Februar 1984; © Robert Häusser

 
Geduld zu haben ist eine wichtige Voraussetzung für das Entstehen guter Bilder. Häusser, so schreibt Claude W. Sui in seinem Textbeitrag, horche in sich selbst, wenn er fotografiere. Auch daran erinnert der Band: gute Bilder macht man nicht im Vorübergehen. Doch mit der Zeit kommt manchmal mehr noch als ein gutes Bild: „Es ist nur ein kleines Stückchen Landschaft, still und verschlossen“, schreibt Häuser am 24. Februar 1984, am letzten Tag des Aufenthalts in Nordhorn. „Sie öffnet sich, wenn ich ihr aufgeschlossen und einfühlsam begegne. Dann weiß ich mehr. Dann habe ich manche Erkenntnis gewonnen. Auch für mein Leben.“

(Marc Peschke)
 
 
Buch:
Titelabbildung Robert Häusser. Das MoortagebuchClaude W. Sui und Alfried Wieczorek (Hrsg.)
Robert Häusser. Das Moortagebuch (bei amazon.de)
Fotografien und Notizen
Gebunden. 72 Seiten
Schnell & Steiner Verlag 2008
ISBN 3795420695
29,90 Euro

Ausstellung:
bis 30.04.2009
Robert Häusser. Das Moortagebuch. Fotografien und Notizen
Museum Zeughaus C5 I Forum Internationale Photographie
68159 Mannheim

Öffnungszeiten
Di – So 11 – 18 Uhr
Mo geschlossen
 
Siehe auch:
Der Mann im Moor