Diesmal soll an dieser Stelle nicht allzu viel von Ausstellungen die Rede sein. Fotoausstellungen gibt es auch in diesem Frühling. Noch und nöcher, schlechte und gute, natürlich. Doch diesmal soll es vor allem um Bücher gehen:

Foto Bien-U Bae

 
Was macht ein gutes Fotobuch aus? Es soll etwas von der Kraft spüren lassen, die in den Fotografien steckt. So ist es etwa mit dem wundervoll gestalteten Fotobuch „Sacred Woods“ des 1950 in Yosu in Südkorea geborenen Bien-U Bae. „Sacred Woods“ heißt seine Serie eines Kiefernwaldes rund um den Schrein der Könige der Shilla-Dynastie nahe Gyeongju. Foto Boris SmelovEin heiliger Wald, den der Fotograf auf mystische Art und Weise inszeniert. For the Korean people, pines are foundations for their soul“, so der Fotograf über den Symbolgehalt des Kiefernbaums. Immer wieder hat er Kiefernwälder fotografiert – seit 25 Jahren.

Ein anderes beeindruckendes Fotobuch dieses Frühjahrs stammt von Boris Smelov und erscheint anlässlich einer Retrospektive in der Eremitage in Sankt Petersburg. Boris Smelov: Retrospective ist eine erste Monografie, ein opulenter Bildband, der den 1998 verstorbenen Pionier der St. Petersburger Schule der Fotografie vorstellt – und zudem ein Porträt, mehr noch: eine Liebeserklärung an die schönste Stadt Russlands.

Und doch zumindest eine Ausstellungsempfehlung für diesen Monat: Am 30. Mai eröffnet im Düsseldorfer Museum Kunst Palast die Ausstellung „Giving picture for trophy“ des 1942 geborenen Fotokünstlers Johannes Brus. Was seine Arbeit so faszinierend macht, ist ihr Geheimnis: Es sind düstere, experimentelle, oft getonte Bilder – Bearbeitungen gefundener, alter Fotografien von einer sehr unmittelbaren Ausstrahlung. Auch in dieser Ausstellung wird man spüren: Oft sind es die zerfaserten Ränder des Mediums Fotografie, wo echte Entdeckungen zu machen sind.
 

Foto Johannes Brus, Maharadschas, 2002

Johannes Brus, Maharadschas, 2002, farbig getonte Fotoarbeit
 
 

 
Im Grenzbereich zwischen Ton und Bild, zwischen sound und vision, liegt eine neue, in der „Edition Mutation“ erschienene DVD der Kölner Band Tannhäuser Sterben & das Tod, die ihre Musik mit Loops aus Gesang, Bass, Synthesizer und Field Recordings erzeugen – und diese mit Effekt-Pedalen, Samplern und Software manipulieren. Jetzt ist eine DVD erschienen, auf der Videos verschiedener Medienkünstler versammelt sind, welche die experimentelle Musik in Bilder gießen: Diese greifen (wie die Musik von Tannhäuser Sterben & das Tod) die Idee der analog-digitalen Verarbeitung auf. Wer an diesem sehr besonderen Werk Interesse hat, der muss sich sehr besonders beeilen. Es gibt nur 100 Kopien davon: Tannhäuser Sterben & das Tod – DV.

Foto Giasco Bertoli

 
Und noch eine Buchempfehlung: Der Schweizer Fotograf Giasco Bertoli hat im feinen Nieves-Verlag ein Bändchen herausgebracht, das Fotokunst-Freunde mit einer Leidenschaft für Tennis in Verzücken versetzen wird. Leere Tennisplätze fotografiert der Tessiner, verlassene Orte, die eine geheimnisvolle Aura besitzen.

Tennis Courts.
 

Foto Ola Kolehmainen, More or Less Organic

Ola Kolehmainen, More or Less Organic

 

„A Building Is Not a Building“, so lautet der Titel eines gerade erschienenen Fotobuchs des finnischen Fotografen Ola Kolehmainen. (www.hatjecantz.de/controller.php?cmd=detail&titzif=00002366). Auf 132 Seiten führt uns Kolehmainen seine minimalistische, strenge Sicht auf die Welt vor. „Minimalismus“, so sagt er über seine fotografierten Architekturfassaden, „ist meine große Liebe. Ich überführe Raum in die Fläche, damit aus ihr schließlich wieder Raum wird.“ Minimalismus & Liebe. Raum & Fläche. Auch das: ein gutes Fotobuch.

(Marc Peschke)