Palette Photoshop Elements 10Schon seit Jahren bringt Adobe jeweils pünktlich zum Herbstanfang eine neue Version von Photoshop Elements heraus. Auch dieses Jahr bleibt der Hersteller dieser Tradition treu und veröffentlicht heute Photoshop Elements 10. Wir hatten schon vorab Gelegenheit, das „Golden Master“ der Bildbearbeitungssoftware für Einsteiger ausführlich auszuprobieren: Lohnt sich der Aufstieg von der Vorgängerversion? Und reicht Photoshop Elements 10 für die heimische Bildbearbeitungspraxis oder muss es das rund zehnmal teurere Photoshop CS5 sein?

Photoshop Elements 10 richtet sich wie schon alle seine Vorgänger an Bildbearbeiter mit wenig Erfahrung und nicht so hohen Ansprüchen. Im Vergleich zur professionellen Bildbearbeitung Photoshop CS5 ist der Funktionsumfang arg begrenzt, obwohl die Bedienung von Elements der des großen Bruders ähnelt. Es fehlen zum Beispiel Gradationskurven, der Raw-Konverter bietet nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten – daran hat sich auch in Photoshop Elements 10 leider nichts geändert.

Aber Elements bietet auch einige Funktionen, die Photoshop fehlen. Zum Beispiel die Bild- und Videoverwaltung, die hier Organizer heißt. Sie fußt auf derselben Technik wie Lightroom, der Organizer greift auf eine Datenbank zu. Laut Adobe wurde diese in Photoshop Elements 10 komplett überarbeitet und soll nun auch sehr große Bildbestände flott und fehlerfrei verwalten. In der Tat blättert man im Organizer von Elements 10 flüssig durch große Bildarchive, die Suchfunktionen arbeitet spürbar flotter als in früheren Versionen.

An der Oberfläche hat Adobe den Organizer nur wenig verändert. Neu hinzugekommen sind zwei Funktionen, die Fotos mit ähnlichen Inhalten und auch Bilddubletten aus dem Archiv herausfischen können. Zudem lassen sich jetzt Videoclips direkt aus dem Organizer heraus bei YouTube veröffentlichen.

Es fehlen allerdings weiterhin Funktionen zur Georeferenzierung. Immer mehr Digitalkameras können bei der Aufnahme Ortskoordinaten aufzeichnen, doch der Organizer von Elements 10 weiß damit nichts anfangen, er bietet keine Anbindung an Online-Landkarten von Google oder Yahoo.
 

Screenshot: Martin Vieten

Die neue Ähnlichkeitssuche im Organizer fischt Bilder aus dem Archiv, die einer Vorlage in Bezug auf Form oder Farbe nahe kommen.

 
Deutlich mehr hat Adobe dagegen am Editor, dem eigentlichen Bildbearbeitungsprogramm von Elements, gearbeitet. Hier findet sich jetzt sogar eine Funktion, die das große Photoshop (noch?) nicht kennt: Das Zuschneiden-Werkzeug kann neu in Photoshop Elements 10 ein Foto nach den Regeln des Goldenen Schnitts beschneiden und legt zur Orientierung gleich ein entsprechendes Raster über das Bild.
 

Screenshot: Martin Vieten

Elements 10 schneidet auf Wunsch ein Bild nach den Regeln des Goldenen Schnitts zu – eine Funktion, die vielleicht auch die kommende Version von Photoshop bietet?

 
Das war es dann aber auch schon mit professionellen Bearbeitungsfunktionen. Die überwiegende Anzahl der Neuerungen betrifft vor allem die effektvolle, man kann auch sagen: effektheischende, Bildbearbeitung. Laut Sven Doelle, Senior Business Development Manager bei Adobe Deutschland, wollen Anwender von Photoshop Elements vor allem eine „Wie hast Du das bloß gemacht?“-Reaktion erzielen. Und so lassen sich jetzt noch mehr Effekte wie Backsteinmauer, Röntgenbild oder Glasscherben mit dem Smart-Pinsel direkt ins Bild malen. Der Smart-Pinsel arbeitet dabei wie ein intelligentes Auswahlwerkzeug; der Effekt lässt sich also beispielsweise auf den Bildhintergrund beschränken. Ähnlich funktionieren auch die neuen Assistenten, die den Bildbearbeiter Schritt für Schritt zum gewünschten Ergebnis leiten wollen. Etwa der arg wörtlich übersetzte Helfer „Feldtiefe“ (im englischen Original „Depth of Field“), mit dem sich die Schärfentiefe verringern lassen soll. Allerdings legt er einfach einen Weichzeichner über die maskierten Bildbereiche – eine glaubwürdige Tiefenunschärfe, die mit zunehmender Entfernung stärker wird, lässt sich damit nicht erzielen. Immerhin erzeugt Photoshop Elements 10 die meisten Effekte auf separaten Ebenen oder Einstellungsebenen, sie lassen sich also nachträglich verfeinern und wieder entfernen.
 

Screenshot: Martin Vieten

Letztendlich rechnet der krude übersetzte Effekt „Feldtiefe“ lediglich einen Weichzeichner über die nicht maskierten Bildbereiche.

 
Verbessert beziehungsweise erweitert hat Adobe den Bereich „Fotokreationen“. Für Fotoalben, Grußkarten oder Bildkalender gibt es in Elements 10 deutlich mehr Vorlagen als bei der Vorgängerversion. Zudem lassen sich die Kreationen nun als Bild- oder PDF-Dateien exportieren, eine wirklich praktische Option. Und schließlich hat das Textwerkzeug ein paar zusätzliche Funktionen erhalten: Text kann nun entlang einer Form, einer Auswahl oder eines Pfades ausgerichtet werden. Ein vollwertiges Pfad-Werkzeug hat Photoshop Elements 10 damit indes nicht erhalten, es lässt sich nur für den neuen Texteffekt einsetzen, nicht aber für Konturen oder Auswahlen.
 

Screenshot: Martin Vieten

Photoshop Elements 10 kann Text einer Form oder einem Pfad folgen lassen.

 
Unter Elements-Nutzern kursiert der Spruch, dass sich nur jedes zweite Update wirklich lohnt. Das gilt auch für das neu vorgestellte Photoshop Elements 10, zumal das Update von einer beliebigen Vorgängerversion gerade einmal 20 Euro günstiger ist als die Vollversion. Wer bereits Photoshop Elements 9 besitzt, kann getrost bis September 2012 warten, wenn aller Wahrscheinlichkeit nach die nächste Elements-Version vorgestellt werden wird.

Wer hingegen noch ein relativ günstiges Bildbearbeitungsprogramm sucht, findet in Photoshop Elements 10 für knapp 100 Euro eine Software, die gerade auch bei der Foto-Verwaltung gute Dienste leistet. Für rund 150 Euro gibt es Photoshop Elements 10 auch zusammen mit dem Videoschnittprogramm Premiere Elements 10.

Die Bildbearbeitungsmöglichkeiten von Photoshop Elements 10 sind zwar etwas eingeschränkt, dafür ist das Programm recht einfach zu bedienen. Das zehnmal teurere Photoshop kann Elements jedoch nicht ersetzen, Adobe hat auch diesmal darauf geachtet, dass der Abstand zwischen dem Hobby-Programm und der Profi-Software deutlich gewahrt bleibt. Der Organizer von Photoshop Elements 10 ist indes deutlich leistungsfähiger und komfortabler als Bridge, die Bildverwaltung in Photoshop, er kann durchaus das professionelle Photoshop zum kleinen Preis ergänzen.

Photoshop Elements 10 kostet knapp 100 Euro und ist für Mac und Windows erhältlich.

(Martin Vieten)