Logo Franke & HeideckeEs steht nicht zum Besten bei Franke & Heidecke. Das Insolvenzverfahren ist eröffnet, Verhandlungen um einen möglichen Investor laufen, aber fest steht noch nichts. Das Fortbestehen ebenso wenig wie das Ende:

Franke & Heidecke schweigt wohl für immer, will die Spürsinn-Gruppe wissen. Demnach sollen alle verbliebenen 131 Mitarbeiter die Kündigung zum Ende des Monats erhalten haben. Spürsinn hat daraufhin die Aktion für die zweiäugige Rolleiflex beenden müssen, berichtet die Firma.

Letzteres – das Ende der Rolleiflex-Aktion – wollen wir glauben. Ersteres – die Mitarbeiterkündigung – ist nach unseren Recherchen noch nicht erfolgt. Wie von gut unterrichteter Seite zu erfahren war, ist bislang noch keinem Mitarbeiter gekündigt worden, auch wenn nicht ausgeschlossen ist, dass in den kommenden Tagen (Teilen) der Belegschaft gekündigt wird. Der Service jedenfalls soll auch noch im nächsten Monat zu tun haben, die fraglichen Mitarbeiter weiter beschäftigt werden.

Ähnliches ist auch vom Insolvenzverwalter RA Christoph Kirchberg von der Kanzlei Jakob, Kirchberg, Henschel zu erfahren. Zu den Kündigungen könne er noch nichts sagen, da noch keine erfolgt seien. Es gehe jetzt darum, die Kosten möglichst zu reduzieren, der Geschäftsbetrieb solle allerdings so weit als möglich aufrecht erhalten werden, und es gebe da auch noch Aufträge, die es abzuarbeiten gelte. Ziel des Insolvenzverfahrens sei, Teile oder auch das Ganze des Geschäftsbetriebes zu erhalten und in dem Zuge fänden Verhandlungen statt. Fest stehe derzeit aber noch nichts.

Die Mitarbeiter allerdings scheinen fest damit zu rechnen, dass ihnen anlässlich einer Betriebsversammlung am 30.6.2009 gekündigt wird.

Wie es nun mit der Hy6 weitergeht, steht in den Sternen. Jenoptik und deren Tochter Sinar haben seit Monaten nichts dazu verlauten lassen. „Man befinde sich in Gesprächen“. Nach allem, was wir wissen, waren Franke & Heidecke nur Auftragsfertiger, die Rechte an der Kamera liegen demnach bei Jenoptik (die den Entwicklungsauftrag vergaben und bezahlten). Dennoch, dass das System noch aus den Startlöchern kommt, muss bezweifelt werden. Der potentielle Abnehmer Leaf ist gerade bei Phase One gelandet und die dürften wenig Interesse an noch einem weiteren Kamerasystem haben. Phase-One-Chef Henrik O. Håkonsson jedenfalls hat bereits angedeutet, dass man nicht notwendigerweise noch eins brauche und deshalb die Zukunft der Leaf AFi (= Hy6 mit Leaf-Schriftzug) nicht sonderlich rosig aussehe.

Bei Franke & Heidecke wiederum dürften es die Besitzverhältnisse potentiellen Investoren schwer machen: Einmal ist es unseres Wissens eben so, dass Franke & Heidecke kaum etwas gehörte: die Gebäude waren angemietet (von der Rollei GmbH), die Namensrechte (an Rolleiflex usw.) von der Rollei GmbH lizenziert, die auch etliche Rollei-Patente hält (die Hy6 baut auf der Rolleiflex 6008 auf), etliche neuere Maschinen waren geleast. Und die Rechte an der Hy6 liegen bei Jenoptik, die die Kamera-Entwicklung bezahlt haben.

Auch potentielle Käufer einer – ja nicht eben billigen – Hy6 dürften mittlerweile die Lust und das Vertrauen verloren haben. Wer mehrere Zehntausend Euro ausgibt, will dafür ein komplettes Kamerasystem mit Zukunftsperspektiven.

Unter der Hand ist übrigens zu vernehmen, dass es bei der Übernahme von Franke & Heidecke durch die Hans R. Schmid Beteiligungs-GmbH nicht ganz sauber zugegangen sein soll. Die Hans R. Schmid Beteiligungs-GmbH klagt demnach wegen Insolvenzverschleppung und geschönter Bilanzen.

Foto der Rolleiflex Hy6

Ein Blick zurück: Als die Hy6 zur photokina 2006 vorgestellt wurde, wollte sie anscheinend jeder Mittelformatanbieter haben. Und es herrschte dazumalen große Verwirrung. Leica wollte Sinar übernehmen (was dann doch nicht klappte, die Firma landete letztendlich bei Jenoptik). Die „Rolleiflex Hy6“ wiederum, zunächst exklusiv bei Sinar am Stand präsentiert, tauchte während der Messe an mehreren Orten mit unterschiedlichen Typenbezeichnungen auf: Rolleiflex Hy6, Sinar Hy6, Leaf AFi. Sie schien das Kamerasystem der Zukunft zu sein. Mamiya und auch Phase One standen damals ziemlich dumm da: die einen ohne zukunftsträchtiges Kamerasystem und eben verkauft, die anderen mit Rückteilen, aber ohne Kameras. Und Hasselblad begann, sein System gegenüber fremden Rückteilen abzuschotten. Die Zeichen standen gut für ein neues, modernes und offenes Mittelformatsystem.

Perdu. Die – scheinbaren – Verlierer von einst stehen heute besser da: Insbesondere Phase One macht sich im Mittelformat breit.

Die einst große Rollei ist filetiert und zu Teilen verspeist. Es bleiben die Rollei GmbH und ihre Gebäude in der Salzdahlumer Straße, die vermietet werden, sowie ihre Patente und die Marken-Lizenzrechte, die verkauft werden können.

Und es bleiben Franke & Heidecke mit weitgehend leeren Händen und der Frage, wie es weitergeht.

(thoMas)