Ich hatte Gelegenheit, die L10 von Panasonic ein wenig auszuprobieren:

Dies allerdings nur für ein paar Stunden, und nur mit einem Vorserienmodell. Die verteilten Kameras waren zudem Panasonic-intern als A, B, C und D klassifiziert worden, wobei nicht erkennbar war, welche Güteklasse man in Händen hielt. Panasonic (Japan) bat denn auch darum, Beispielfotos lieber erstmal gar nicht zu zeigen, und wenn doch, dann mit einer Seitenlänge von höchstens 640 Pixeln. So bleibt es ein Ersteindruck der am 30. August 2007 vorgestellten Lumix DMC-L10 und ein paar kleinen Bildchen zum Anschauen, nicht aber zum Beurteilen. (Letzteres bitte schon deshalb nicht, weil die Fotos „fürs Web optimiert“ gespeichert wurden – schön klein, aber die Farben, insbesondere Rottöne, bleiben dabei ein wenig auf der Strecke.)

Die Kamera macht einen gut verarbeiteten, nicht aber einen perfekten Eindruck – mittlere bis gehobene Amateurklasse, falls Sie sich darunter etwas vorstellen können. Falls nicht, versuche ich es mal so rum: Beileibe kein „Klapperkasten“, sondern gut und passgenau verarbeitet. Aber eben auch kein feinmechanisches Sahnestückchen. Guter Klassendurchschnitt.

Das D Vario-Elmar 3,8-5,6/14-50 mm entspricht dem. Sichtlich besser verarbeitet und satter funktionierend als die üblichen Billigzooms, die es sonst im Kit dazu gibt, aber – äußerlich – doch auch wieder sichtlich unterhalb eines erstklassigen Objektivs angesiedelt. Zur Abbildungsqualität lässt sich abschließend noch nichts sagen, da hier, wie erwähnt, Vorserienmodelle zum Einsatz kamen.

Eine Tendenz gibt es allerdings zu vermelden: Die Kamera hinterlässt samt D Vario-Elmar 3,8-5,6/14-50 mm einen sehr guten Eindruck, was die Bildqualität angeht – sofern alles gut geht. Mein Exemplar hatte mitunter Probleme mit der Scharfstellung, aber wenn die klappte, dann waren die Ergebnisse sehr gut. Das unzweifelhaft sehr gute Zuiko Digital ED 4/7-14 mm, mit dem zeitweise auch fotografiert wurde, konnte das D Vario-Elmar 3,8-5,6/14-50 mm jedenfalls keinesfalls deklassieren – Bildergebnisse bzw. -qualität sind vergleichbar. Hält die Serie, was die gelungenen Ergebnisse versprechen, dann ist das ein feines Objektiv an einer feinen Kamera.

Das bei Einigen so beliebte Rauschethema ist mir persönlich völlig egal, mache ich doch heute mit jeder digitalen Kamera (Markenkamera, gerne auch Kompaktkamera) Available-Light-Aufnahmen, von denen ich zu analogen Zeiten nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Erstens ging vieles gar nicht, und wenn, dann war das Korn nicht ohne. Von hochgepuschten Schwarzweißfilmen vielleicht mal abgesehen – dann aber mit Korn bis dorthinaus, auch wenn es „schön“ war. Dies vorausgeschickt, kann ich nur festhalten, dass ich auch mit den L10-Aufnahmen mit ISO 30/800° sehr, sehr gut leben kann (mit 1600er Einstellung habe ich keine Fotos gemacht).

Wer sich näher für die Knöpfe interessiert, bekommt bei dpreview jeden einzelnen genau gezeigt. Was die Ergonomie, die Bedienbarkeit, angeht, gibt es aus meiner Sicht nichts zu mäkeln. Man muss sich immer erst einmal an seine neue Kamera gewöhnen, doch wenn das geschehen ist, lässt sich die L10 sehr griffig und logisch bedienen, so mein Eindruck. Die richtigen Knöpfe an den richtigen Stellen, dazu das Setup-Menü für die Grundeinstellungen.

Ein paar der Neuerungen der L10 kommen aus der Kompaktkamera-Entwicklung. Die Intelligent-ISO-Automatik zum Beispiel, eine Funktion, die bei Bedarf die Empfindlichkeit automatisch über den vorgegebenen Wert hinaus erhöht, um Unschärfen oder Fehlbelichtungen zu vermeiden. Der maximale ISO-Wert, bis zu dem das möglich sein soll, kann vorgegeben werden (ab 200 bis 1600 ISO, wenn ich richtig erinnere). Oder die Motivprogramme, die ich schon immer ungeheuer praktisch fand: Wie sonst können Sie so schnell eigene Prioritäten (möglichst schnelle Verschlusszeiten, möglichst große Schärfentiefe usw.) vorgeben, ohne sich ständig per Werte-Überprüfung zu vergewissern, dass die Kamera auch alles richtig macht? Wem das zu popelig ist, der kann natürlich auch auf Zeit- oder Blendenautomatik oder die rein manuelle Einstellung von Zeit und Blende wechseln.

Kleiner Aufnahmetipp am Rande: Die manuelle Belichtungseinstellung ist manchmal doch sehr hilfreich. In dem Fall wurde der kamerainterne Blitz mit -2 EV eingesetzt; die Dauerbelichtung auf 1/3 s bei Blende 5,6 eingestellt. Die Werte waren mit ein paar Testaufnahmen schnell gefunden.

Auch die Gesichtserkennung stammt aus den digitalen Kompaktkameras, ist mitunter ganz praktisch und kann bis zu 15 Gesichter erkennen. Wobei die Physik Grenzen setzt: Es ist nicht gesagt, dass auch alle 15 scharfgestellt werden können. Die bis zu 15 Gesichter werden vielmehr ermittelt (anhand von Konturen und Hautton, soweit ich das weiß), um darunter das größte zu bestimmen – in der Annahme, das sei auch das wichtigste bzw. das vorderste – und darauf wird dann scharfgestellt und die Belichtung abgestimmt. Wer das nicht möchte: auch diese Funktion ist abschaltbar.

Der Kontrast-Autofokus ist eine feine Sache und ermöglicht die Scharfstellung auch bei Live-View-Funktion (Permanentdarstellung) des LCD-Monitors. Die L10 lässt sich diesbezüglich uneingeschränkt so bedienen wie eine Digitalkompakte: Wo immer ich das Foto beurteilen will, Sucher oder Monitor, ich sehe ständig was und kann scharfstellen. Derzeit kann der Kontrast-Autofokus allerdings nur mit den beiden (neuen) Leica-Objektiven D Vario-Elmar 3,8-5,6/14-50 mm und 3,8-5,6/14-150 mm genutzt werden.

Theoretisch wäre es durchaus möglich gewesen, diese Funktion auch für alle vorhandenen Four-Thirds-Objektive freizuschalten, aber Panasonic entschied sich im Interesse der Geschwindigkeit dagegen. Die neuen Objektive sind eigens für diese Funktion optimiert (inklusive eines neuen internen Schaltkreises, wenn ich das soweit richtig verstanden habe), während andere Objektive doch deutlich langsamer – zu langsam für Panasonic – agieren würden.

Womit wir beim schwenkbaren Monitor wären – ein für Spiegelreflexkameras neues, ansonsten aber nicht unbekanntes, Ausstattungsdetail, das das Fotografieren jenseits der Augenhöhe doch beträchtlich erleichtert und über dessen 207.000 „Pixel“ – richtiger Bildpunkte oder Dots – wir ja mittlerweile auch Bescheid wissen. Er teilt das Übel aller Kameramonitore – das Bild ist im hellen Sonnenschein nicht mehr erkennbar. Gibt es da nicht auch transreflektive Displays und wäre es nicht mal eine gute Idee, das so weiterzuentwickeln, dass der Monitor künftig immer ein gutes Bild zeigt: im Dunklen mit Hilfe der Hintergrundbeleuchtung und im Hellen mit Hilfe des reflektierten Sonnenlichts?

Mittlerweile hat Panasonic sich auch auf einen Preis festgelegt: 1299 Euro soll das Bündel aus L10 und D Vario-Elmar 3,8-5,6/14-50 mm kosten, empfiehlt Panasonic. Das erscheint mir ein wenig hoch gegriffen, steht die L10 doch in Konkurrenz zum Beispiel zu einer Pentax K10D, die es samt Kitobjektiv für deutlich unter 1000 Euro gibt (auch wenn die L10 aus der Vorserie sehr nahelegt, das dieses Bündel eben kein Billig-Einsteiger-Kit ist, bei dem man das Kitobjektiv am besten gleich austauscht, sofern man Ansprüche stellt).

Bis auf das aber: eine wirklich feine Kamera, die, so wie es sich andeutet, eine sehr gute Bildqualität abliefert; auch mit dem beigepackten Standardzoom.

(thoMas)