Foto Alice Springs: Fashion, Dépêche Mode, Paris 1971 © Alice SpringsAb heute, und noch bis Januar 2011, zeigt die Berliner Helmut Newton Stiftung die weltweit erste Retrospektive von June Newton, die unter dem Pseudonym „Alice Springs“ fotografierte:

Foto Alice Springs: Yves Saint Laurent and Hazel, Paris 1978 © Alice Springs

Pressemitteilung der Helmut Newton Stiftung:

HELMUT NEWTON STIFTUNG präsentiert: ‘Alice Springs’

Mit der Ausstellung ‘Alice Springs’ präsentiert die Berliner Helmut Newton Stiftung ab dem 12. Juni 2010 die weltweit erste Retrospektive von June Newton mit etwa 250 Werken. Unter dem Pseudonym Alice Springs hatte diese im Jahr 1970 begonnen, ein eigenständiges photographisches Werk aufzubauen, welches seit 2005 regelmäßig in wechselnden Ausstellungen der Helmut Newton Stiftung in ‘June?s Room’ zu sehen war. Die jetzige Werkschau in Berlin erlaubt einen umfassenden Blick auf das vier Dekaden umspannende Gesamtwerk; gezeigt werden Werbe- und Modebilder sowie Aktphotographien und Porträts.

Am Anfang des eigenen Oeuvres stand eine Grippe ihres Mannes. June Newton ließ sich von ihm die Handhabung von Kamera und Belichtungsmesser erklären und photographierte 1970 in Paris anstelle des eigentlich gebuchten Helmut Newton ein Werbebild für die französische Zigarettenmarke Gitanes. Das Porträt des rauchenden Models war der Startschuss für eine neue Karriere. Anfang der 1970er Jahre photographierte Alice Springs mehrere Kampagnen für den französischen Haarstylisten Jean Louis David; die Werbebilder erschienen – unter Nennung ihres Namens – als ganzseitige Anzeigen in renommierten Modezeitschriften. Und 1974 war das erste Alice-Springs-Motiv auf dem Cover der französischen Elle zu sehen.

Foto Alice Springs: Fashion, Dépêche Mode, Paris 1971 © Alice Springs

Ab Mitte der siebziger Jahre kamen zahlreiche Porträtaufträge hinzu, und so entstanden teilweise ikonische Aufnahmen. Die Liste der von Alice Springs porträtierten Künstler, Schauspieler und Musiker liest sich wie ein who’s who der internationalen Kulturszene aus den vergangenen vierzig Jahren diesseits und jenseits des Atlantik. Manche Aufnahmen sind im Auftrag für Zeitschriften zwischen Paris und Los Angeles entstanden, andere aus freiem Antrieb.

Alice Springs dokumentiert nicht allein das Aussehen der Prominenten oder der namenlosen Zeitgenossen, sondern fängt deren Ausstrahlung, mitunter deren Aura ein. Ihren Blick für und auf die Menschen konzentriert sie meist auf deren Gesichter; zuweilen fasst sie sie im engen Bildausschnitt als Brust- oder Dreiviertelporträt, dann bekommen auch die Hände eine besondere Bedeutung. Möglicherweise hilft ihr die tiefe Kenntnis des Schauspiels, gleichzeitig auf und hinter die Fassade des Menschlichen zu schauen. Das gilt insbesondere für ihre Doppelporträts, in denen die Interaktion der Protagonisten – wie auf einer Bühne – geradezu inszeniert ist.

Wir entdecken in den Bildern eine gewisse Vertrautheit, vermeintlich zumindest; tatsächlich schwanken sie zwischen Distanz und Nähe. Es begegnet uns in ihren subtilen Porträts ebenso die eitle Pose oder ein natürliches Selbstbewusstsein wie der schüchterne Blick. Dramatische Posen sind selten, und der Arbeitsprozess wird auch nicht von großen Gesten der Photographin begleitet. Ihre Bildnisse werden zu visuellen Kommentaren, zu Interpretationen der Dargestellten.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Taschen-Verlag.
 
 
Ausstellung
Alice Springs
12.06.2010 – 30.01.2011
Helmut Newton Stiftung
Jebensstraße 2
10623 Berlin
 

(thoMas)