Vor 90 Jahren, zum 1. Februar 1920, wurde in Braunschweig die Firma Franke & Heidecke, Werkstatt für Feinmechanik und Optik, ins Handelsregister eingetragen. Wenig später wurde sie mit den Rolleiflex-Kameras weltbekannt. Wir berichten von den Anfängen, von Aufstieg und Fall:

Foto von Reinhold Heidecke Foto von Paul Franke

Am Anfang der Firmengeschichte stand die Idee einer Rollfilmkamera, die Reinhold Heidecke, damals Fertigungsleiter im Braunschweiger Kamerawerk Voigtländer, um das Jahr 1916 hatte. Da sein Arbeitgeber an der Idee kein Interesse hatte, tat er sich mit Paul Franke zusammen, einem ehemaligen Voigtländer-Mitarbeiter, der inzwischen als Fotokaufmann arbeitete. Mit seiner Hilfe konnte bis 1919 ein Startkapital von ca. 275.000 Mark aufgebracht werden, so dass die Firma „Franke & Heidecke“ im Jahre 1920 mit Sitz in der Braunschweiger Viewegstraße 32 ins Handelsregister eingetragen werden konnte.

Als erstes Kameramodell brachten Franke und Heidecke dann jedoch nicht die Rollfilmkamera, sondern eine Stereokamera, wie sie damals offensichtlich gefragt war. Mit der „Stereo-Heidoscop“ genannten Kamera konnte man über zwei parallele Objektive Stereo-Aufnahmen auf Glasplatten belichten. Im Jahre 1923 folgte eine Heidoscop für den Rollfilm Typ 117. Mit der Rollfilmtauglichkeit wurde aus der Heidoscop die Roll(h)eidoscop – die Rolleidoscop, aus der sich später dann der Firmenname ableitete. Der Erfolg der Kameras war so groß, dass die Produktionsmöglichkeiten in dem ehemaligen Wohnhaus an der Viewegstraße nicht mehr ausreichten. So wurde 1923 ein neues Firmengelände an der Salzdahlumer Straße gekauft. Erfolgreiche Spekulationsgeschäfte u.a. mit ausländischen Währungen sollen dafür gesorgt haben, dass das Grundstück in der Inflationszeit letztlich sehr preiswert erworben werden konnte.
 

ausriss; Werbung für Rolleiflex und Heidoscop

Ausschnitt aus einer Werbung von Franke & Heidecke

 

Foto der zweiäugigen Rolleiflex

1928 kam dann die erste zweiäugige Rolleiflex, eine Rollfilm-Spiegelreflexkamera, auf den Markt. Ausgestattet war dieses Modell mit einem Aufnahmeobjektiv Zeiss Tessar 4,5/7,5 cm mit Compur-Zentralverschluss und einem Sucherobjektiv von der Optischen Anstalt Saalfeld mit gleicher Brennweite und einer Lichtstärke von 3,1.

1930 wurde das neue Werk in der Salzdahlumer Straße in Betrieb genommen. Hier arbeiteten schon zu Beginn über 300 Mitarbeiter. 1933 erschien mit der Rolleicord ein preiswerteres Modell der zweiäugigen Spiegelreflex mit einem 4,5/7,5 cm Zeiss Triotar als Aufnahmeobjektiv und einer preiswerter zu produzierenden Stahlblech-Rückwand. Bis zur Produktionseinstellung im Jahre 1976 wurden 2.699.505 Exemplare der Rolleicord produziert.

Während des 2. Weltkrieges wurden bei Rollei Rüstungsgüter wie Zielfernrohre und Periskope produziert. Die Mitarbeiterzahl betrug damals etwa 600. Zum Ende des Krieges waren die Rollei-Werke zu etwa zwei Dritteln zerstört.

Der Wiederaufbau nach dem Krieg gelang überraschend zügig und man konnte sehr schnell an die großen Vorkriegserfolge anknüpfen. So liefen die ersten Rolleiflex-Nachkriegskameras schon 1946 vom Band und zur Währungsreform 1948 war man offensichtlich schon wieder voll lieferfähig.

Nach dem Tod des Unternehmensgründers Paul Franke im Jahre 1950 übernahm dessen Sohn Horst die Leitung des Unternehmens. Da die Rolleiflex in den 1950er Jahren von vielen Pressefotografen eingesetzt wurde, florierte der Absatz des Braunschweiger Herstellers, so dass die Belegschaft bis 1957 auf 2.000 Mitarbeiter angewachsen sein soll.

Die in großer Zahl erfolgten Nachbauten der Rolleiflex waren anfangs zwar noch kein Problem, doch mit der vom japanischen Wettbewerber Mamiya entwickelten zweiäugigen Mittelformat-Spiegelreflex mit wechselbaren Objektiven (Mamiya C) kam Rollei unter Druck. Da man Wechselobjektive in Braunschweig nicht einsetzen wollte oder konnte, entschied man sich für Kameras mit unterschiedlichen Brennweiten. Als erstes Modell kam 1959 die Tele-Rolleiflex mit einem Zeiss Sonnar 4/135 mm auf den Markt. Eine Version mit 150-mm-Objektiv war angedacht, wurde jedoch nicht realisiert. Dafür erweiterte man das Sortiment 1961 mit einer Weitwinkel-Rolleiflex mit einen 4/55 mm Carl Zeiss Distagon.

Mit Reinhold Heidecke, der noch bis zu seinem Tod neue Kameras konstruierte, starb 1960 auch der zweite Firmengründer. Schon zuvor hatte sich gezeigt, dass der Markt für die zweiäugigen Rollfilmkameras langsam gesättigt war. Hasselblad hatte nach seiner ersten einäugigen 1600 F die technischen Probleme langsam in den Griff bekommen und konnte 1957 mit der 500 C mit Wechselobjektiven von Zeiss und Zentralverschlüssen von Compur den Markt erobern, den Rollei verschlafen hatte. Als späte Reaktion auf den Erfolg der Hasselblad brachte Rollei zur photokina 1966 die Rolleiflex SL 66 auf den Markt, die deutlich größer war und auch im Studio wegen des Schlitzverschlusses, der keine kurzen blitz-synchronisierten Verschlusszeiten zuließ, nicht zur 500 C aufschließen konnte.
 

Foto der Rolleiflex SL 66 mit Distagon 4/80 mm (angesetzt) und Sonnar 4/150 mm (stehend)

Rolleiflex SL 66 mit den Zentralverschlussobjektiven Distagon 4/80 mm (angesetzt) und Sonnar 4/150 mm (stehend), die der Schlitzverschlusskamera zu schnellen Blitzsynchronzeiten verhalfen

 

Foto vom Universal-Projektor P 11

1960 brachten die Rollei-Werke mit dem Universal-Projektor P 11 einen Zweiformatprojektor für Mittelformat und Kleinbild auf den Markt, der bis 1978 im Programm blieb. Nachdem man mit der Rollei 35 erfolgreich in den Kleinbildbereich vorgestoßen war, wollte man mit dem Rolleiscop-Projektor diesen Sektor ausbauen, was aufgrund technischer Schwächen diese Geräts jedoch nicht gelang. 1968 folgte dann mit dem P 35 ein Kleinbildprojektor für das Leitz-Einheitsmagazin, den es in zahlreichen Abwandlungen unter verschiedenen Handels- und Markennamen von Voigtländer bis Bauer aus Braunschweig und Singapur gab. Von dieser Gerätefamilie, meist mit Aluminiumgussgehäuse, dürften insgesamt weit über eine Million Exemplare produziert worden sein. Als P 37 gab es ihn auch in einer Version für ein Rollei-eigenes Rundmagazin. Die Produktion dieses Modells wurde 1977 an die Industria De Equipamentos Cinematograficos S. A. in São Leopoldo, Basilien lizensiert.

Foto der Rollei 35

Nach den Absatzeinbrüchen zu Beginn der 1960er Jahre und der 1962 erfolgten Umfirmierung in „Rollei-Werke Franke & Heidecke“ gab Horst Franke die Unternehmensleitung ab. Neuer Geschäftsführer wurde zum 1. Januar 1964 der damals 38-jährige Hamburger Physiker Dr. Heinrich Peesel. Er forcierte die Realisierung der vom früheren Wirgin-(Edixa)-Konstrukteur Heinz Waaske entwickelten Kleinbildkamera Rollei 35, die 1966 auf der photokina vorgestellt wurde. Im gleichen Jahr übernahm die Familie Franke alle Geschäftsanteile der Familie Heidecke, gab jedoch schon zwei Jahre später 97 % der Anteile an die Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) ab.

Die neuen Produkte der Ära Peesel kamen bei den Kunden hervorragend an. Dies ermöglichte nach den Verlusten im Jahr 1963 mitten in der ersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit ein jährliches Wachstum von 30 %. Der Umsatz der Rollei-Werke stieg von 24 Millionen DM im Jahre 1964 auf 85 Millionen DM im Jahre 1970.

Von diesem Erfolg angetrieben, brachte man 1970 und damit im Vergleich zur wachsenden japanischen Konkurrenz doch wiederum leidlich spät, mit der Rolleiflex SL 35 eine Kleinbild-Spiegelreflex mit eigenem Objektivanschluss und Belichtungsmessung bei Arbeitsblende. Im gleichen Jahr startete man eine Fertigung in Uelzen, die jedoch 1977 schon wieder aufgegeben wurde, nachdem man zuvor dort wohl zeitweise Rolleiflex SL 35auch Kameras aus Singapur, die den Transport nicht überstanden hatten, reparierte.

Nachdem das Braunschweiger Kamerawerk Voigtländer am 23. August 1971 geschlossen wurde, übernahmen Carl Zeiss, das Land Niedersachsen und Rollei je ein Drittel an der Auffanggesellschaft Optische Werke Voigtländer. Nach anderen Quellen war anstelle des Landes Niedersachsen die gewerkschaftseigene Bank für Gemeinwirtschaft mit einem Drittel beteiligt. Rollei übernahm dabei die Namensrechte an der Marke Voigtländer vollständig. Bei den Optischen Werken Voigtländer wurden Objektive für Rollei und Zeiss-Ikon produziert. Als die Kamera-Produktion bei Zeiss-Ikon 1972 vollständig beendet wurde, gründete man 1974 die Voigtländer Vertriebsgesellschaft mbH, die dann Kameras, Objektive, Projektoren und Blitzgeräte aus der Fertigung in Singapur verkaufte.

Mit der Rollei Singapore (P.T.E.) Ltd. begann 1971 in gemieteten Räumen in Singapur die Fertigung der Kleinbildkameras in Fernost. Neben den Rollei-Produkten wurden auch die in der Tradition der Zeiss-Ikon Kameras stehenden Modelle VSL und VF 101 gefertigt. Die geplante Messsucherkamera VF 102 mit Wechselobjektiven kam nie in die Serienfertigung. Während die Rollei 35 und die SL 35 in Singapur produziert wurden, erfolgte die Montage der SL 350 mit zeitgemäßer Offenblendmessung ab 1974 in Braunschweig.

Wenig konsistent legte man die SL 350 bald wieder auf Eis und brachte mit der SL 35 M und dem Zeitautomatikmodell SL 35 ME, einer Weiterentwicklung der von Rollei übernommenen Zeiss-Ikon SL706, Kameras auf den Markt, die in keiner Hinsicht überzeugen konnten. 1978 kam mit der von Grund auf neu konstruierten SL 35 E ein neues Kameramodell in den Verkauf, das es wie seine Vorläufer auch unter dem zuvor erworbenen Namen Voigtländer gab. Der zur SL 35 E erhältliche ansetzbare Motorantrieb konnte nur auf dem Papier überzeugen. In der Praxis gab er schnell alle Funktionen auf und war aufgrund von Konstruktionsfehlern im Bereich der Elektronik nicht reparierbar.

Dabei fühlte sich Rollei als einer der Technologieführer im Bereich der Fotoelektronik, seit man im Jahre 1967 die ersten Elektronenblitzgeräte eingeführt hatte. Hier konnte man auf die in den USA bei Heiland und dem Rollei-Importeur Honeywell erfolgten Entwicklungen zurückgreifen und die ersten Strobonare in Honeywell-Lizenz in Deutschland und später in Singapur fertigen. 1977 übernahm man den gesamten Fotobereich von Honeywell und machte daraus „Rollei USA“. Die Produktion der kleinen Blitzgeräte Beta 1-4 erfolgten beim Honeywell-Produktionspartner Sankyo. Die Modelle Beta 5, 5F und 6 wurden wiederum in Singapur gefertigt. Nach der Insolvenz der Rolleiwerke wurde die Tochter in USA nicht weitergeführt.

Foto der Rolleiflex SLX

Im Jahre 1974 hatte Rollei 1.648 Mitarbeiter in Braunschweig, 314 in Uelzen und 5.696 in Singapur, machte 137 Millionen DM Umsatz und 37 Millionen DM Verlust, was dazu führte, dass Dr. Peesel am 26. August 1974 bei einem Schuldenstand von rund 500 Millionen DM aus dem Unternehmen ausschied. Am 1. April 1975 übernahm Peter Canisius Josef Peperzak, der bisherige Chef der deutschen Canon-Vertretung, die Geschäftsführung in Braunschweig.

Im folgenden Jahr konnte man mit der erstmals 1973 in Singapur vorgestellten Rolleiflex SLX endlich auch ein neues zeitgemäßes Kameramodell für das Mittelformat liefern. Mit dem P 3800 stellte man auf der photokina 1976 den weltweit ersten Kleinbild-Überblendprojektor vor, nachdem der Überblendprojektor des Nürnberger Herstellers Weber nicht über den Prototypenstatus herausgekommen war. Der P 3800, der – wie zahlreiche Geräte von Rollei – in der ersten Generation noch von zahlreichen Kinderkrankheiten befallen war, wurde ab 1980 in Singapur gefertigt. Zahlreiche Weiterentwicklungen und Verbesserungen führten zur heute noch verfügbaren Rolleivision-twin-msc-Reihe, von der es sogar Versionen gibt, die mit zwei Projektoren Stereobilder mit Überblendprojektion zeigen können.

Doch auch die Ära Peperzak brachte den Braunschweiger Hersteller nicht wirklich weiter. Er verließ das unternehmen am 28. Februar 1978. Der Eigentümer Nord/LB schickte daraufhin Heinz Wehling zum 1. März als neuen Geschäftsführer. Um die Fertigungskapazitäten in Singapur auszulasten, wo man bis 1980 aufgrund eines Vertrages mit der Regierung 10.000 Mitarbeiter beschäftigen sollte, wurden ab 1979 auch Fremdaufträge angenommen.

Als Rollei Deutschland 1981 Konkurs anmelden musste, machten die Rollei-Produkte aber immer noch 97 % der Produktion in Singapur aus, woraufhin das Werk geschlossen wurde. Der vorhandene Maschinenpark und die Werkzeuge gingen auf die Rolloptik Ltd. über und wurden eingelagert. Die Produktionsstätten wurden teilweise an AVIMO, später Thales und heute Qioptiq weitergereicht. Der Alu-Guss wurde an eine Tochter der australischen BHP veräußert und im Werk Alexandra Road soll sich heute eine Postfiliale befinden. Die vielleicht markanteste Spur des Rollei-Abenteuers in Singapur dürfte die damals gegründete deutsche Schule sein.

In Deutschland hatte die Lage 1981 verzweifelte Züge angenommen. Zum 1. April 1981 übernahm Hannsheinz Porst mit seiner Deutsche Fotoholding GmbH die 97 % des Kapitals von Rollei Deutschland von der Nord/LB und erhielt bis 1982 eine Option auf die 75-%-Beteiligung der Nord/LB an Rollei in Singapur. Die Geschäftsführung von Rollei teilte sich der von Agfa kommende Dr. Otto Stemmer mit Hannsheinz Porst.
 

Foto der Rolleiflex SL 2000 F

 
Kurz vor der Insolvenz im Sommer 1981 erschien mit der Rolleiflex SL 2000 F eine Kleinbild-Spiegelreflex mit Wechselmagazinen und doppeltem Suchersystem (Lichtschacht und Fernrohr), die als Prototyp schon auf der photokina 1978 präsentiert worden war. Die Serie wurde mit der verbesserten Nachfolgerin Rolleiflex 3003 und einer vereinfachten 3001 bis 1994 weitergeführt.

Am 3. Juli 1981 stellte Porst beim Amtsgericht Braunschweig Vergleichsantrag. Die Namensrechte an Voigtländer und das entsprechende Warenlager gingen an die Plusfoto-Gruppe und später durch den Zusammenschluss an Ringfoto.

Ab dem 1. Januar 1982 gab es die Rollei Deutschland GmbH, die bis zum 30. Juni 1983 den Abverkauf der Lagerbestände und den Service der bisherigen Produkte durchführte und die Rollei Gebäude GmbH mit ihrem Hauptgläubiger Nord/LB, die die Grundstücks- und Liegenschaftsverwaltung der bisherigen Produktionsstätten übernahm. Die neu gegründete Rollei Fototechnic GmbH übernahm Produktion, Verkauf und später auch den Service des verbliebenen professionellen Geschäfts. Alleingesellschafter der Rollei Fototechnic war die britische Rüstungsfirma USH (United Scientific Holding, die mit der Avimo Ltd. ebenfalls ein Tochterunternehmen in Singapur unterhielt.

1986 nahm Rollei das Metric-Vermessungssystem, das auf eine Anregung von Professors Wilfried Wester-Ebbinghaus hin entstanden war, ins Programm auf. Der Bereich gehört heute zur Trimble Holding: RolleiMetric bei Trimble.

Nachdem sich die Ziele der USH mit Rollei auf dem Militärmarkt nicht realisieren ließen, wurde Rollei zum 10. Juni 1987 für 1 DM und mit 14 Mio. Schulden an die Schneider Gruppe von Heinrich Mandermann verkauft.

1991 stieg Rollei mit dem Digital ScanPack, einem anstelle des Filmmagazins an einer Rolleiflex 6008 angesetzten Rückteils mit Zeilensensor, in das Digitalkamerageschäft ein (Scanfläche 41,2×35 mm; Auflösung 5850×5000 Bildpunkte = ca. 30 Megapixel). 1994 folgte mit dem ChipPack (2048×2048 Bildpunkte; Sensorfläche 30×30 mm) ein Rückteil mit einem Flächensensor.

Anfang 1995 übernahm Samsung aus Korea die Firmenanteile für 57 Millionen Mark von Heinrich Mandermanns Schneider-Kreuznach – um sie schon 1999 in Folge der Asienkrise an eine Gruppe von Führungskräften von Rollei (Rollei-Geschäftsführer Paul Dume zusammen mit sechs anderen Managern) weiterzureichen (siehe auch: Rollei; tranchiert).

Bis zum 75 jährigen Firmenjubiläum im Jahre 1995 hatte Rollei insgesamt über 7 Millionen Kameras gebaut.

Foto der Rollei d530flex

Im November 2002 ging das Unternehmen an die Rollei Holding, hinter der Investoren standen, die mit der dänischen Investmentgesellschaft Capitellum in Kopenhagen und der Hongkonger Jebsen-Gruppe verbunden waren.

Obwohl Rollei eigentlich keine Massenware mehr liefern wollte, nahm man für den Amateurmarkt wieder Sucherkameras von Samsung und später auch von Ricoh (Prego micron) ins Sortiment auf. Später kamen dann Digitalkameras, erst von Skanhex und Premier, noch später dann auch von Kyocera oder Ricoh, dazu. Im oberen Segment wollte man mit den D-flex-Kameras aus eigener Produktion in Braunschweig mitspielen. Die Kameras waren jedoch zu teuer, zu langsam und zu spät am Markt. Schon damals mussten wichtige Komponenten aus Fernost zugekauft werden und somit war man letztlich nicht konkurrenzfähig. Als Metric-Kameras kommen die Modelle aus dieser Entwicklung jedoch bis heute erfolgreich zum Einsatz.

2004 gliederte die Rollei Fototechnic GmbH die Gerätefertigung in die Rollei Produktion GmbH aus. Produziert wurden die Mittelfomatkameras bis zur 6008 AF, die zweiäugigen Rolleiflexen und zwei Projektorenlinien. Die Rollei Produktion GmbH firmierte im September 2005 in Franke & Heidecke GmbH – Manufaktur für Feinmechanik und Optik – um, wobei mit Kai Franke und Rainer Heidecke zwei Gründerenkel als Namensgeber zu den Gesellschaftern zählten. Mit der von Jenoptik bestellten und von Sinar (damals eine Jenoptik-Tochter) und später auch von Leaf verkauften Hy6 / AFi Foto der Hy6erzielte F&H nochmals einen Achtungserfolg, der aber aufgrund zahlreicher Ursachen (Lieferverzögerungen, Produktionsprobleme, Objektiv-Lieferprobleme, …) und trotz des Einstiegs eines neuen Mehrheitsgesellschafters nicht dauerhaft war. Am 27. Februar 2009 stellte Franke & Heidecke Insolvenzantrag.

Aus der ehemaligen Rollei Fototechnic war 2004 die Rollei GmbH geworden, die in der Hauptsache elektronische Produkte aus Fernost importieren und unter der Marke Rollei verkaufen wollte. Unter dem ehemaligen Canon-Manager Dr. Oliver Fix wurde der Firmensitz nach Berlin in die Kantstraße unweit des Bahnhofs Zoo verlegt. Während der photokina 2006 kam dann jedoch das Aus für die fixen Ideen. Dr. Fix kehrte wohl zu Canon zurück und die Rollei GmbH gab das Handelsgeschäft auf und kehrte nach Braunschweig zurück. Heute gibt es in Braunschweig neben der Rollei Holding GmbH eine Rollei GmbH, welche die Namensrechte und Patente verwaltet, sowie die Rollei Immobilien GmbH & Co. KG und deren Komplementärin, die Rollei Immobilien Verwaltungs GmbH.

Die Marke Rollei wird von der RCP-Technik GmbH in Hamburg für den Vertrieb von digitalen Kameras, Scannern und digitalen Bilderrahmen, und von der Hans O. Mahn GmbH & Co. KG in Hamburg-Stapelfeld für Filmmaterialien und Einwegkameras genutzt. Wohl unabhängig von der deutschen Rollei wird die Marke Rollei von der unter dem Label Rollei Asia Pacific auftretenden J Pro Marketing Services Limited in Hong Kong genutzt, die zu Firmengruppe Jebsen & Co. Ltd. zählt. Als Namensbestandteil in der Marke „RolleiMetric“ nutzt auch die Trimble Holding GmbH in Raunheim den Namen weiter. Darüber hinaus wurden die Marken Rolleiflex und Rolleivision von der insolventen Franke & Heidecke GmbH genutzt. Die verbliebenen Reste aus dieser Linie werden derzeit von der DHW Fototechnik GmbH u.a. über ebay vermarktet.

Heute befindet sich auf dem alten Rollei-Gelände in der Salzdahlumer Straße neben der insolventen Franke & Heidecke und der neu gegründeten DHW Fototechnik ein Gewerbepark und zahlreiche kleinere Unternehmen wie die Klausolit Feinwerk Präzisionsgeräte GmbH (u.a. Diaprojektorenbau) und die Spürsinn Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt).

Wer sich für die Rollei-Geschichte interessiert, sollte sich die Rollei-Reports von Claus Prochnow, dem inzwischen verstorbenen ehemaligen Rollei-Konstrukteur, zulegen. In seiner zuweilen launigen Art ist auch das virtuelle Rollei-Museum von Jan Böttcher ein Genuss.

(CJ)
 

Nachtrag (1.2.2010; 15:50 Uhr): In der ursprünglichen Fassung war zur Marke Rollei (drittletzter Absatz) zu lesen: „… RCP-Technik in Hamburg, einem Ableger der Supra Foto Elektronik Vertriebs GmbH in Kaiserslautern, …“. Wie uns RCP-Technik mitteilt, ist die Aussage falsch, dass die RCP-Technik GmbH ein Ableger der Supra Foto Elektronik Vertriebs GmbH ist. Der Text oben wurde entsprechend korrigiert.