Naturfotografie im Winter hat ihren ganz besonderen Reiz: Trotz eisiger Temperaturen, Frost und Schnee lohnt es sich, die Kamera zu zücken – denn das Winterwunderland bietet nicht nur eine zauberhafte Stimmung, sondern auch faszinierende Motive und tierische Besucher.

Der Winter ist wahrscheinlich die beeindruckendste Jahreszeit, wenn es um die optische Verwandlung der Natur geht: Innerhalb von wenigen Stunden können Eis und Schnee den Anblick der Landschaft vollkommen verändern. Schon ein paar Zentimeter der weißen Pracht genügen, um dort ein wahres Winterwunderland zu erschaffen, wo vorher die spätherbstliche Tristesse herrschte.

Für Landschafts- und Tierfotografen bietet diese Jahreszeit sehr viele Chancen, eine einzigartige und abwechslungsreiche Ansammlung an Bildern zu machen. Die tief stehende Sonne macht das Licht den ganzen Tag über schmeichelhaft, Stürme können dramatisch und spektakulär sein, graue und nebelige Tage wirken mystisch und verzaubert.

Und auch die Tierwelt passt sich dem Wetter an: So ist beispielsweise der Blick auf die laublosen Bäume frei für die Vögel, die im Winter hierbleiben; aber auch die anderen Waldbewohner zeigen sich im monotonen Weiß oft fast schon freigestellt von ihrer besten Seite. Wenn man weiß, wie und wann man die heimischen Waldbewohner vorfindet, bietet das besondere Perspektiven auf ihr winterliches Verhalten.

Der Winter ist aber auch eine Zeit, in der man auf alle Bedingungen vorbereitet sein sollte. Um nur ein Schlagwort zu nennen: Akkus. Es ist an der Zeit, die warme Winterkleidung anzuziehen, die Thermoskanne mit einem heißen Getränk zu füllen, und wenn der Schnee auf den Bergen weiß leuchtet, rauszugehen und loszulegen!

Naturfotografie im Winter: Licht und Wetter

Das Motiv in der Natur zu finden ist eine Sache, aber gute Tierfotografen achten ebenfalls auf die Wetter- und Lichtverhältnisse in ihren Bildern, um wirkungsstarke Tierporträts zu komponieren.

1 | Winterlicht

Da die Sonne die meiste Zeit des Tages im Winter recht tief steht, haben Sie oft durchgehend das ideale Licht für Ihre Fotografien. Die kalte, klare Luft ermöglicht außerdem oft eine weitere, dunstfreie Sicht als im Sommer. Je weiter Sie sich im Norden befinden, desto kürzer werden zwar die Tage, aber umso schöner das Licht. Mit einem Polfilter können Sie die Blendkraft des Schnees unter Kontrolle bringen, mehr Details aus der Oberfläche gewinnen und die übrigen Farben intensivieren. Aber bedenken Sie, dass Sie bis zu zwei Blendenstufen verlieren.

Vogel Nahaufnahme

02 | Tageslicht nutzen 

Das Tageslicht im Winter ist kurz. Um es voll zu nutzen, lohnt es sich also, schon vor Sonnenaufgang zu beginnen. Sowohl Sonnenauf- wie -untergänge liefern tolle Motive. Um vor oder nach der Dämmerung vor Ort keine Überraschungen zu erleben, sollten Sie Ihren Fotospot vorab bei Tageslicht besuchen. Bei der Verwendung von Taschenlampen sind ein wenig Vorsicht und Rücksicht geboten. Um Tiere im Wald nicht zu stören und selbst an Dunkelheit gewohnt zu bleiben, ist eine Rotlichtlampe die beste Wahl.

03 | Wetterbericht 

Da die Witterungsbedingungen immer unbeständiger werden, ist es sehr wichtig, die Wettervorhersage im Auge zu behalten. Auch wenn diese nicht immer zu hundert Prozent zutreffend ist, ist es die einfachste Methode, um einen Ausblick für die Entwicklung zu bekommen. Vor allem Stürme und extremer Schneefall sind meist keine plötzlichen Ereignisse und finden sich im Wettervorausblick.

Schneefall fügt den Bildern eine weitere Dimension hinzu.

04 | Schlechtes Wetter

Alfred Wainwright schrieb 1973 in seinem Buch A Coast to Coast Walk: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung.“ Das gilt noch immer – und ganz besonders für die Fotografie. Wäre man nur bei schönem Wetter unterwegs, würde man zahlreiche Fotogelegenheiten verpassen. Stürme können ein spektakuläres Licht erzeugen, das Tieraufnahmen mit intensiver Wirkung ermöglicht.

Schneefall fügt den Bildern eine weitere Dimension hinzu: Schneeflocken peppen die Szenerie auf, verschwimmen im Vorder- wie Hintergrund zu einem charmanten Bokeh und bringen zugleich Dynamik ins Bild. Auch Schneestürme können eine spektakuläre Fotooption sein, vor allem, wenn man bereit ist, mit verschiedenen Verschlusszeiten zu experimentieren. Kürzere Verschlusszeiten frieren den fallenden Schnee ein, längere erzeugen attraktive weiße Streifen.

Schlauchboot im Eis

05 | Vorbereitet sein

Wer auf alle Widrigkeiten der Natur vorbereitet und gut ausgerüstet ist, kann das Beste aus den winterlichen Bedingungen machen. Ein mehrschichtiges Bekleidungssystem – bestehend aus einer feuchtigkeitsregulierenden Basisschicht, einer isolierenden Zwischenschicht und einer wasser- und winddichten Außenschicht – hält Sie warm und trocken.

Dazu noch ein Paar Handschuhe, die für Fotografen geeignet sind und Ihnen erlauben, Ihre Kamera zu bedienen. Je nach Länge Ihrer geplanten Fototour oder der dortigen Umgebung sind warme Getränke und Verpflegung auch ratsam, um über den Tag oder die Nacht zu kommen.

Obwohl viele Nikon-Kameras und -Objektive mit einem Wetterschutz ausgestattet sind, ist bei kaltem Wetter dennoch Vorsicht geboten. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kann Schnee schmelzen und auf den Objektiven festfrieren, was zu Problemen führen kann.

Batterien halten bei extremer Kälte nicht so lange wie normalerweise, können aber in der Kleidung warmgehalten werden. Ein Mikrofasertuch in der Kameratasche ist nützlich, um Wasser abzuwischen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf einen Objektivwechsel im Schneefall ganz verzichten.

Die Lösung: Bereits vor dem Aufbruch das Objektiv der Wahl (wie ein lichtstarkes Zoomobjektiv als Allrounder) montieren. Tipp für das Heimkommen: Entfernen Sie Akkus und Speicherkarten und lassen Ihre Ausrüstung in der Kameratasche langsam aufwärmen, um Kondenswasserbildung zu vermeiden.

Fuchs im Schnee

06 | Wildtiere in der Stadt

Die städtische Umwelt wird zunehmend zu einem wichtigen Lebensraum für unsere Tierwelt. Parks, Gärten und Friedhöfe beherbergen eine Vielzahl von Säugetieren, vom Reh bis zum Fuchs. Die Kaninchenplage in Münchens Grünanlagen ist überregional bekannt.

Starenschwärme sind ein winterliches Spektakel, das sich in der Abenddämmerung über den Städten fotografieren lässt. Frost und Schnee können Städte in Winterwunderlandschaften verwandeln, aber da diese Bedingungen so vergänglich sind, müssen Sie schnell mit Ihrer Nikon losziehen, um sie einzufangen, bevor sie verschwinden.

07 | Vögel im Winter

Es gibt mehr als 35 Vogelarten in Deutschland, die über den Winter hierbleiben. Darunter sind besonders farbenfrohe und besondere Vögel wie der Eichelhäher, der Gimpel und der Kernbeißer. Zusätzlich kommen sogar einige Arten zu uns. Der Seidenschwanz zum Beispiel fliegt von den nördlicheren Regionen Finnlands und Russlands in die wärmeren Gebiete Europas.

Auf der Suche nach Futter lassen sich die teilweise sehr farbenfrohen Flieger im Geäst der kahlen Bäume gut ablichten. Futterstellen sind ein perfekter Köder, um sie vor den Sensor zu bekommen. Tipp: Der „Weltvogelpark“ in Walsrode bietet sogar ein spezielles Winterprogramm an.

08 | Vögel im Flug

Vögel, die durch eine Winterlandschaft fliegen, geben herrliche Motive ab. Der Schnee auf dem Boden wirkt wie ein riesiger Reflektor, der die Schatten auf unter Unterseite der Vögel aufhellt. Wenn es schneit, positionieren Sie sich so, dass die Vögel vor einem dunklen Hintergrund fliegen (wie einem Wald), damit sich der Schnee vom Hintergrund und den Vögeln abhebt. Je stärker der Schneefall, desto mehr wird auch der Hintergrund durch den fallenden Schnee aufgehellt.

09 | Wildtiere im Garten

Gärten, unabhängig von ihrer Größe und Lage, werden täglich von einer Vielzahl von Wildtieren besucht. Im Winter können wir unseren Wildtieren durch zusätzliches Futter helfen, die magere Zeit zu überstehen – und im Gegenzug können wir sie fotografieren. Stellen Sie einige fotogene Sitzstangen dort auf – kleine Äste und alte Spatenstiele eignen sich gut –, wo sie das beste Licht einfangen, mit einem sauberen Hintergrund in der Nähe von Futterstellen.

Fotografieren kann man sie bequem vom Fenster oder Wintergarten aus, in einem Schuppen oder in einem kleinen, aufklappbaren Versteck, das man je nach Bedarf im Garten aufstellen kann. Ein beliebter Vogel für Winterfotografie ist das Rotkehlchen mit seiner auffallenden roten Brust.

10 | Ansammlungen von Wildtieren

Im Winter kommt es zu spektakulären Zusammenkünften, zum Beispiel von Vögeln, die sich zum Schlafen versammeln, oder von Säugetierherden, die sich außerhalb der Brutzeit zur Nahrungssuche zusammenfinden. In der richtigen Gegend kann man manchmal große Rotwildherden bei der Nahrungssuche beobachten, die gemeinsam durch die Wälder ziehen.

Große Vogelschwärme – wie Gänse, Watvögel, Saatkrähen und Stare – sammeln sich zum Abflug, und die Zahl der Rotmilane, die Futterplätze aufsuchen, nimmt zu. Sogar Kegelrobben sind in Gruppen an unseren Ufern anzutreffen, wenn sie ihre Jungen zur Welt bringen und kurz darauf ihre Paarungszeit beginnen.

Vor allem für Fotografen, die nach großen Bildkompositionen suchen, bieten diese Ansammlungen eine einzigartige Gelegenheit, die Größe und Erhabenheit dieser beeindruckenden Ereignisse einzufangen.

Vogel isst
Vogel im Flug
Vogel im Schnee
Vogelschwarm

11 | Heimische Wildtiere

Um Wildtiere im Winter zu fotografieren, muss man nicht weit reisen. Zudem erschweren die Bedingungen das Reisen. Versuchen Sie lieber, die Tierwelt in Ihrer Umgebung zu entdecken. Parks und lokale Naturschutzgebiete sind dafür gute Orte.

Wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken und die Teiche zufrieren, sind beispielsweise Enten ein tolles Motiv, wenn sie über das Eis watscheln. Und auch der eigene Garten ist ein guter Ort zum Fotografieren.

Wenn Sie Futter auslegen, locken Sie die Vögel an und bieten ihnen die zusätzliche Nahrung, die sie zu einer Zeit brauchen, in der sie sie nur schwer finden können.

Äpfel sind nicht nur eine hervorragende Nahrungsquelle für Wintergäste wie Feldschwalben und Rotkehlchen, sondern die bunten Früchte können auch dazu beitragen, Ihre Kompositionen interessanter zu gestalten.

12 | An die Küste fahren

Durch die Nähe zum Meer ist das Klima an der Küste wärmer als im Landesinneren, und der Schnee bleibt meist nicht so lange liegen. Trotzdem findet man an unseren Küsten in den Wintermonaten einige große Vogelansammlungen.

Watvögel versammeln sich zu Zehntausenden, Gänseschwärme ziehen auf dem Weg von und zu ihren nächtlichen Schlafplätzen über uns hinweg. Der Winter ist auch eine gute Zeit, um Sumpfohreulen zu fotografieren, die auf den friesischen Inseln und im Donaumoos brüten.

Und zugegeben: Ein Ausflug ans Meer ist einfach gut für die Seele – und das zu jeder Jahreszeit.

13 | Hinauf in die Berge

Ist das Meer weiter weg, sind die Berge oft die Alternative. Je höher man kommt, desto kälter wird das Wetter und desto winterlicher – und oft auch unwegsamer – werden die Bedingungen.

Doch sind die Alpen Heimat einiger der bekanntesten Wildtiere Europas, darunter alle drei Tiere, deren Fell sich im Winter weiß färbt: Schneehasen, Schneehühner und Hermeline. Im Winter verwandeln sich die Hügel und Berge in eine wahre Arktis. Um Gewicht zu sparen, sollte man auf ein Stativ verzichten und ein leichtes Objektiv mitnehmen, das man in der Hand halten kann. Das bewährte 500 mm f/5,6 PF und das neue Z 400 mm f/4,5 S sind Optionen für Nikon-Fotografen.

Hirsch
Grey Seal
Hase vor dem Bau

14 | Verstecke nutzen

Wollen Sie Wildtiere fotografieren, sollten Sie das möglichst außerhalb ihrer Sichtweite und Wahrnehmung. Sie sind die Nähe von Menschen nicht gewöhnt und werden schnell Reißaus nehmen, wenn Sie sich ihnen nähern. Eine Möglichkeit sind hier beispielsweise Unterstände und Verstecke in der Nähe von Futterstellen.

Auch ein Hochsitz ist eine Option – doch sollten Sie hier den Jäger fragen (und vorsichtig wegen der Glätte sein). Wer keine solchen Möglichkeiten hat, kann es mit einem selbst aufgebauten Versteck versuchen – wie beispielsweise einem Wurf-Tarnzelt. Sind die Tiere in der Nähe von befahrbaren Wegen unterwegs, können Sie auch Ihr Auto als mobiles Versteck nutzen. Eine Bohnensackunterlage hilft, bei geöffnetem Autofenster lange und schwere Objektive abzustützen.

15 | Reisetipp: Nordwärts

Da die Winter in Europa im Allgemeinen milder werden, lohnt es sich, für eindrucksvolle Tierbilder im Schnee in den Norden zu reisen – in kältere Gebiete mit garantierten Winterbedingungen.

In (Nord-)Norwegen und Finnland gibt es viele unberührte Regionen mit urtümlicher Landschaft, die fantastisch sind, um eine Vielzahl von Tieren zu fotografieren – darunter Stein- und Seeadler. Auf der Insel Hornøya auf der Varanger-Halbinsel in Norwegen kann man sogar Papageientaucher im Schnee beobachten.

Für die ultimative Winterfotografie bietet eine mehrtägige Bootstour rund um Spitzbergen die Möglichkeit, Eisbären, Rentiere, Walrosse, Polarfüchse und eine Vielzahl arktischer Vögel auf Bild zu bannen.

Übrigens: Auf Spitzbergen herrschen das ganze Jahr über winterliche Bedingungen, sodass der Sommer eine gute Zeit ist, um Eisbären im arktischen Meereis zu fotografieren. Doch wir empfehlen eher den Winter, denn die generelle Erwärmung ist auch dort zu spüren.

Eisbär
Eichhörnchen

16 | Serienbildmodus

Beim Fotografieren von Wildtieren im fallenden Schnee, besonders wenn sie sich bewegen, besteht die Gefahr, dass die Augen des Tiers ganz oder teilweise von einer Schneeflocke verdeckt werden. Die Aufnahme von Serienbildern mit der schnellsten Bildrate Ihrer Kamera ist die beste Möglichkeit, das Tier in fotogener Pose und mit klarem Blick auf das Auge zu fotografieren.

17 | Autofokus-Einstellungen

Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Autofokus von Nikon-Kameras für die Tierfotografie einzustellen. Die Grundeinstellung ist AF-C (kontinuierlicher Autofokus), anschließend wählen Sie den besten Fokussiermodus für die jeweilige Situation. Bei den Nikons der Z-Serie ist die Motiverkennung für Tiere sehr präzise und empfehlenswert.

Fotograf Andrew Mason hat hier einen eigenen Ansatz und alle drei Funktionstasten (Fn1-3) seiner Z9 auf „Aufnahmefunktionen aufrufen (halten)“ eingestellt, wobei die unterschiedlichen Autofokusmodi entweder auf „3D-Tracking“ oder auf „Autofokus“ mit Tiermotiverkennung eingestellt sind. Auf diese Weise kann er den Autofokusmodus durch Drücken einer beliebigen Funktionstaste sofort auf einen dieser Vollfeldmodi umschalten, was sowohl bei Hochformat- als auch bei Querformataufnahmen (und beim Tragen von Handschuhen) sehr einfach ist.

Diese Einstellungen werden im Menü „Benutzerdefinierte Einstellungen > f2 Custom Controls“ vorgenommen. Zum Fotografieren hat er zudem die Videoaufnahmetaste seiner Z9 auf den AF-Bereichsmodus eingestellt. Wenn er die Videoaufnahmetaste gedrückt hält und das vordere Einstellrad dreht, kann er so den Autofokus-Modus schnell wechseln, ohne den Blick vom Sucher nehmen zu müssen.

18 | ISO-Werte messen

Bei Nikon-Kameras ermöglicht die manuelle Belichtungsmessung mit ISO-Automatik eine schnelle Einstellung von Blende und Verschlusszeit sowie eine zusätzliche Belichtungskorrektur, wobei die Kamera den ISO-Wert automatisch anpasst. Beim Fotografieren von Wildtieren im Winter unter konstanten Lichtverhältnissen (beispielsweise bei bedecktem Himmel) kann der ISO-Wert auch manuell eingestellt und die Belichtungsmessung auf den Schnee abgestimmt werden, sodass das Motiv korrekt belichtet ist.

19 | Manueller Fokus

Selbst die Autofokussysteme der neuesten und besten digitalen Kameras von Nikon können unter schwierigen Bedingungen Probleme bekommen. Beim Fotografieren im Schnee können große Flocken für Verwirrung sorgen – und Sie werden feststellen, dass der Autofokus Schwierigkeiten bekommt, das gewünschte Motiv zu finden und zu fokussieren.

In diesem Fall sollten Sie so wenig Fokuspunkte wie möglich wählen, bis hin zum Spot-Autofokus, um den Bereich, den der Autofokus absucht, zu verkleinern. Das manuelle Vorfokussieren auf den Bereich, in dem sich das Motiv befindet – oder in dem Sie es vermuten –, bevor Sie den Autofokus aktivieren, hilft der Kamera ebenfalls, das Motiv zuverlässiger zu erfassen. Unter sehr schwierigen Bedingungen kann es notwendig sein, manuell zu fokussieren.

20 | Im Schnee richtig belichten

Digitalkameras sind so konzipiert, dass sie für einen neutralen Ton belichten – so gehen die Kameras von einem Wert von 18 Prozent Grau in jedem Bild aus. Dies führt dazu, dass bei sehr weißen, schneereichen Aufnahmen unterbelichtet wird.

Das Ergebnis ist ein schmutzig graues Erscheinungsbild des Schnees in der Aufnahme. Dadurch werden auch die Tiere in der Szene zu dunkel abgebildet. Um eine korrekte Belichtung von Wildtieren sicherzustellen, ist daher in der Regel eine positive Belichtungskorrektur erforderlich.

Die Höhe der Kompensation ist von der Tonalität des Tiers sowie dessen Größe im Verhältnis zur Schneemenge in Ihrer Komposition abhängig. Die erforderliche Belichtungskorrektur ist umso geringer, je heller und kleiner das Tier ist. Als Ausgangspunkt kann die Anwendung von +1EV dienen.

Das Histogramm des Wiedergabebilds gibt Aufschluss darüber, ob das Motiv und der Schnee richtig belichtet sind. Tipp: Das Histogramm geht von der JPG-Aufnahme aus – es muss also im RAW nicht unbedingt der Fall sein.

Schneehase
Eule im Flug
Schneehase Kontrast am Horizont
Bergkatze
Eichhörnchen Nahaufnahme

21 | Gehen Sie tiefer 

Wenn Sie auf gleicher Höhe mit dem Tier fotografieren, erhalten Sie eine intimere Perspektive. Wenn Sie vom Boden aus fotografieren, können Sie auch den Vorder- und Hintergrund um das Tier herum besser unscharf stellen, sodass der Blickpunkt auf dem Tier liegt. Zu lange auf dem kalten Boden zu liegen ist allerdings nicht sehr angenehm.

Idealerweise nutzen Sie eine Isoliermatte als Unterlage, um sich zu schützen. Wenn Sie keinen Platz finden, an dem Sie Ihr Motiv auf Augenhöhe fotografieren können, ohne sich in den Schnee zu legen, reicht auch, sich hinzuhocken. Denken Sie an entsprechend warme Kleidung und eine isolierende und wasserdichte Außenschicht.

22 | High-Key-Bilder

Sobald eine Schneedecke das Land bedeckt, werden viele Details verdeckt, was zu einer monochromen und wenig überladenen Szene führt. Diese winterlichen Bedingungen eignen sich für einen vereinfachten Bildstil.

Durch die Überbelichtung des Schnees werden alle Details verwischt, sodass die Wildtiere, die Sie fotografieren, auf einer rein weißen Leinwand erscheinen. Dieser High-Key-Ansatz eignet sich auch gut für Vögel wie Rotmilane, die vor einem hellen, bedeckten Himmel fliegen.

23 | Fotografieren im Gegenlicht

Steht die Sonne tief am Himmel, ist der Winter eine gute Zeit, um Wildtiere im Gegenlicht zu fotografieren. Eulen, vor allem Schleiereulen und Waldohreulen (mit ihren hellen, fast durchscheinenden Flügelfedern), sehen spektakulär aus, wenn sie tief über dem Boden mit der Sonne im Rücken jagen.

Säugetiere (zum Beispiel Feldhasen) mit dichtem Fell können im Gegenlicht ein schönes Randlicht erzeugen. Beim Fotografieren von Tieren im Gegenlicht ist eine gewisse Unterbelichtung erforderlich. Der Grad der Unterbelichtung hängt von der gewünschten Gesamtwirkung und der Detailgenauigkeit des Tieres ab.

24 | Kreativ werden

Es lohnt sich zudem immer, mit verschiedenen und auch neuen Techniken zu experimentieren. Die Trefferquote wird vielleicht nicht so hoch sein wie bei einem vertrauten Ansatz, doch kommen so frische Perspektiven in Ihr Portfolio. Langzeitbelichtungen von Vögeln, ob im Flug oder am Schlafplatz, können spannende Bilder erzeugen.

Schwenks von Vögeln im Flug oder am Boden können den Schnee verwischen und Dynamik in die farbenfrohen Tieransammlungen bringen. Wenn Sie nur einen Teil eines Tieres zeigen, zum Beispiel einen Rothirsch, der um einen Baum herumspäht, oder die Ohren eines Schneehasen, die über eine Schneewehe herausragen, können Sie Ihren Tieraufnahmen einen Hauch von Mystik oder Humor verleihen.

25 | Die Umgebung zeigen

Sie haben eine Telebrennweite? Dann kennen Sie die Verlockung, Wildtiere immer mit der längsten zur Verfügung stehenden Brennweite zu fotografieren, damit sie möglichst viel des Bilds ausfüllen. Formatfüllend sind sie auch sehr beeindruckend.

Wenn man Wildtiere jedoch mit verschiedenen Brennweiten fotografiert, erhält man eine viel größere Vielfalt an Bildern und kann das Tier im Kontext seiner winterlichen Umgebung dokumentieren. Deshalb hat Mason neben seinem Arbeitspferd, dem Superteleobjektiv (Nikon 600 mm f/4 TC 1.4), immer auch Weitwinkel- und Standardzooms (14–24 mm f/2,8 und 24–70 mm f/2,8) sowie ein mittleres Telezoom (70–200 mm f/2,8, das mit oder ohne 1,4-fach Telekonverter verwendet werden kann) in seiner Ausrüstungstasche.

Vogel Silhouette
Vogel im Gegenlicht
Eichhörnchen frontale Aufnahme
Viele Vogel als Muster fotografiert
Walross

Über den Fotografen

Andrew Mason arbeitet seit 2009 hauptberuflich als Tierfotograf und hat für eine Vielzahl von Kunden fotografiert, darunter die RSPB, und leitet Fototouren für Naturetrek.

Weitere Informationen unter: www.andrewmasonphoto.com

Porträt Andrew Mason