Die OM System OM-1 Mark II punktet im Vergleich zu ihrer Vorgängerin mit Verbesserungen im Detail. Ein neues Feature sticht dabei besonders heraus. Wir nehmen die OM System OM-1 Mark II im Test genauer unter die Lupe.
OM System OM-1 Mark II
- Sensor: 20,2 MP Four Thirds, NMOS
- Serienbildrate: bis 120 Bilder pro Sekunde
- ISO-Bereich: 80 – 102.400
- Kürzeste Verschlusszeit: 1/8.000 s
- Bildstabilisierung: ja
- Video: 4K/60p
- Display: 3,0 Zoll, 1.620.000 Bildpunkte
- Sucher: ja, EVF
- Speichermedien: 2x SDXC (UHS II)
- Gewicht: 600 g
- Preis: ca. 2.150 Euro
- https://explore.omsystem.com/at/de
Die OM System OM-1 Mark II folgt auf die OM-1 und kann mit Blick auf die technischen Daten mehr als eine Evolution als eine Revolution gesehen werden. Vieles bleibt, wie gehabt. Die OM-1 Mark II löst wie ihre Vorgängerin mit 20,4 Megapixel auf, arbeitet nach wie vor mit dem TruePic-X-Prozessor, kommt mit dem bekannten schwenk- und drehbaren 3,0-Zoll-Touchdisplay und ist mit dem gleichen elektronischen Sucher ausgestattet, der mit 5,76 Millionen Bildpunkten auflöst. Dass die OM-1 Mark II dennoch mit spannenden Verbesserungen aufwarten kann, verdankt sie der optimierten Kapazität des Pufferspeichers.

Nach dem Feedback von Fotografen lässt sich das Kameramenü bei Aufnahmen im Hochformat jetzt auch über die Papierkorb-Taste öffnen. Bild: OM Digital Solutions
Live-Grauverlauf bis GND8
Durch den jetzt doppelt so großen internen Speicher kann die OM-1 Mark II mehr Bilder gleichzeitig verarbeiten, was neue und verbesserte Aufnahmefunktionen mit sich bringt. So ist die OM-1 Mark II zum Beispiel die erste spiegellose Systemkamera, die einen per Software berechneten Grauverlaufsfilter live auf dem Display oder im Sucher anzeigt und direkt auf die Aufnahme anwendet. Das klappt richtig gut, wie unser Praxistest ergab. Ist die Funktion „Live GND Aufnahme“ im Menü aktiviert, wird auf dem Display eine Linie angezeigt, die den Übergang des Grauverlaufs markiert. Diese Linie lässt sich per Touchscreen und über die Einstellräder so lange beliebig im Bild verschieben und drehen, bis der Verlauf ideal auf das anvisierte Motiv abgestimmt ist. Damit gehört die Zeit, in der man Grauverläufe über Rechteckfilter vor dem Objektiv hin- und herschiebt, ein Stück weit der Vergangenheit an. Die OM-1 Mark II bietet Verlaufsstärken mit GND2, GND6 und GND8, die einer Abdunklung um ein bis drei Blendenstufen entsprechen. Auch die Verlaufsart ist variabel. So können Landschaftsfotografen zwischen einem weichen, einem mittleren und einem harten Verlauf wechseln. Müsste man dafür normalerweise den haptischen Filter vor dem Objektiv wechseln, gelingt dieser Schritt mit der neuen Funktion der OM System OM-1 Mark II in nur wenigen Sekunden.
Auch der bereits von der Vorgängerin bekannte Live-ND-Filter erhält ein Upgrade. Durch die größere Speicherkapazität ermöglicht das neue Flaggschiff eine Abdunklung um jetzt sieben Blendenstufen (ND128).

Das Gehäuse ist gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Auch Temperaturen bis –10 Grad Celsius sind kein Problem. Bild: OM Digital Solutions
Verbesserter Autofokus und längere Serienbildfolgen
Die rundum gemäß IP53 gegen Staub und Spritzwasser geschützte OM-1 Mark II wurde gezielt auf Wildlifefotografen zugeschnitten und kann mit Optimierungen beim AF-System und beim Serienbildmodus punkten. Der Autofokus arbeitet mit einer KI-basierten Motiverkennung, die eine noch höhere Genauigkeit erreichen soll. Im Praxistest hat uns vor allem die schnelle und treffsichere Augenerkennung bei Vögeln begeistert. Bei Menschen erkennt der AF neben Augen und Gesichtern nun auch den Körper, falls die beiden erstgenannten nicht eindeutig zu erkennen sind. Das kann etwa bei einem Motorradhelm der Fall sein.
Um bei der Aufnahme von Tieren und anderen actionreichen Motive keinen wichtigen Augenblick zu verpassen, hat OM Digital Solutions außerdem die Bildfolgen im Serienbildmodus deutlich angehoben. Konnte die Vorgängerin OM-1 bei 50 Bildern pro Sekunde mit kontinuierlicher Fokus-Nachführung (AF-C) 97 RAW-Bilder in Folge aufnehmen, hält das neue Flaggschiff OM-1 Mark II die Geschwindigkeit bis zu 256 RAW-Bilder durch. Das entspricht einer rund 2,5-fachen Verlängerung der Aufnahmedauer. Die 50 Bilder pro Sekunde stehen allerdings nur mit einigen PRO-Objektiven wie zum Beispiel dem OM System M.Zuiko Digital ED 12–40 mm f/2,8 PRO II und dem M.Zuiko Digital ED 150–400 mm f/4,5 TC1.25X IS PRO zur Verfügung. Mit nicht kompatiblen Objektiven werden bis zu 25 Bilder mit AF-C ermöglicht. Auch die hohe Serienbildgeschwindigkeit mit satten 120 Bildern pro Sekunde mit einer Fokussierung auf dem ersten Bild (AF-S) steht nun mit 213 statt 97 RAW-Bildern in Folge über eine rund doppelt so lange Aufnahmedauer zur Verfügung.

Neben Anschlüssen für Mikrofon, Kopfhörer, HDMI und USB ist die OM System OM-1 Mark II auch mit einem Blitzsynchronanschluss auf der Vorderseite ausgetstattet. Bild: OM Digital Solutions
Effektiver IBIS und High-Res-Bilder mit bis zu 80 Megapixeln
OMDS hat die 5-Achsen-Bildstabilisierung des Sensors (IBIS) aus der OM-1 weiter optimiert, sodass die OM-1 Mark II bereits 8,5 Blendenstufen ohne Sync-IS ausgleichen können soll – also ohne zusätzliche optische Stabilisierung im Objektiv. Dabei wird darauf verwiesen, dass dieser Wert mit dem M.Zuiko Digital ED 12–40 mm f/2,8 PRO II bei längster Brennweite erzielt wurde. Die Kompensation von ebenfalls 8,5 Blendenstufen mit Sync-IS wurden, laut Hersteller, mit dem M.Zuiko Digital ED 150–400 mm f/4,5 TC1.25X IS PRO bei kürzester Brennweite ermittelt. Da wir diese Objektive im Test nicht zur Hand hatten, haben wir die Stabilisierung mit dem M.Zuiko Digital ED 150–600 mm f/5,0–6,3 IS getestet und kamen auf rund sieben Blendenstufen bei längster und kürzester Brennweite. Man kommt also nicht mit jedem Objektiv an den Top-Wert heran – die Stabilisierungsleistung ist dennoch beachtlich. Darüber hinaus bringt der beweglich gelagerte Sensor die Möglichkeit mit, hochauflösende Aufnahmen mit 50 Megapixeln aus der Hand und mit 80 Megapixeln vom Stativ aufzunehmen. Dabei werden mehrere Bilder bei leicht versetzter Sensorposition aufgenommen und zu einer High-Res-Aufnahme verrechnet. Das Ergebnis kann als RAW-Bild mit einer Farbtiefe von 14-Bit ausgegeben werden.

Die Einstellräder sind mit einer Gummierung überzogen, damit sie sich zum Beispiel mit Handschuhen besser bedienen lassen. Bild: OM Digital Solutions
Hochkant-Videos für Social Media
Wie ihre Vorgängerin filmt die OM-1 Mark II in Cinema4K-Auflösung mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Zeitlupen sind in Full HD mit bis zu 240 Bildern in der Sekunde möglich. Neu hinzugekommen ist die Möglichkeit, im Hochformat zu filmen, um das Videomaterial optimal auf Social-Media-Plattformen am Smartphone wiedergeben zu können. Die effektive Bildstabilisierung greift hier ebenfalls sowohl im Quer- als auch im Hochformat. Zudem kann die OM-1 Mark II als Webcam für Livestreams eingesetzt werden, wobei die Auflösung auf 720p beschränkt ist.
Aus dem Testlabor
Bildrauschen
Die im Testlabor gemessenen Rauschwerte liegen leicht über denen der Vorgängerin OM-1. Ab ISO 1.600 tritt bei einer 100-Prozent-Vergrößerung am Monitor erstmals leichtes Farbrauschen auf, das aber bis einschließlich ISO 3.200 moderat bleibt. Erst ab ISO 6.400 tritt es stärker in Erscheinung. DIN-A3-Ausdrucke sind dagegen sogar bis ISO 12.800 kein Problem.
Schärfe & Details
Während das Rauschen leicht zunimmt, überzeugt die OM-1 Mark II gegenüber der Vorgängerin mit einer etwas besseren Auflösung. Hier stehen maximal 1.763 Linienpaare pro Bildhöhe (Lp/Bh) der Mark II 1.634 Lp/Bh der ersten OM-1 gegenüber. Auch bei der Detailtreue hat die Mark II leicht die Nase vorn. Grund dafür könnte eine dezentere Rauschreduzierung sein.
Unser Fazit: OM System OM-1 Mark II im Test
Die in Details optimierte OM System OM-1 Mark II bringt im Test interessante Verbesserungen für Outdoor- und Wildlife-Fotografen mit sich. Der größere Pufferspeicher ermöglicht einen auf Software basierten Grauverlaufsfilter und längere Serienbildfolgen. Dazu kommt ein treffsicherer AF. Eine Top-MFT-Kamera! Wer die erste OM-1 besitzt, wird aber nur wenig Neues finden.
Was uns gefällt …
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Grauverlaufsfilter
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ND128
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120 B/s mit längeren Bildfolgen
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abgedichtet
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IBIS
… und was nicht so gut ist
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Nur wenige Neuerungen gegenüber der Vorgängerin
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Webcam nur 720p
Technische Daten: OM System OM-1 Mark II
Maximale Auflösung | 5.184 x 3.888 Pixel |
Effektive Pixel | 20,2 Millionen |
Sensor (Typ / Größe) | MOS / 17,3 x 13,0 mm |
Bajonett / Crop-Faktor | Micro Four Thirds / 2-fach |
Bildstabilisator / Kompensation | ● / 8,5 EV |
Sucher (Art) | elektronisch |
Bildfeld-Abdeckung / Vergrößerung (auf KB) | 100 Prozent / 0,74-fach |
Display (Größe / Auflösung) | 3,0 Zoll / 1.620.000 Subpixel |
Touchscreen / beweglich | ● / ● |
Verschlusszeiten / Bulb | 1/32.000–60 s / ● |
Kürzeste Blitzsynchronisation | 1/8000 s |
ISO-Bereich (ohne / mit Erweiterung) | 200–25.600 / 80–102.400 |
Bildformate | JPEG, RAW, RAW+JPEG |
Serienbildgeschwindigkeit (max. / mit AF-C / mit AF-S) | 120 / 50 / 120 Bilder pro Sekunde |
Maximale Video-Auflösung / Zeitlupen | 2.160 (60p) / 1.080 (240 fps) |
Video: manuelle Blende / ISO / Fokuspunkt wählbar / AF-C | ● / ● / ● / ● |
Video: RAW / flaches Bildprofil / Bildstabilisierung | ━ / OM-Log 400 / am Sensor |
Blitzschuh / Blitzsynchron-Anschluss | ● / ● |
WLAN / Bluetooth / GPS | ● (b/g/n/ac) / ● / ━ |
Speichermedium (Schacht 1 / 2) | SDXC (UHS II) / SDXC (UHS II) |
USB / HDMI-Ausgang | 3.0 / micro-HDMI |
Mikrofon- / Kopfhörerklinke | ● / ● |
Akkutyp / Energie | BLX-1 / 16,4 Wh |
Gehäuse abgedichtet | ● |
Abmessungen (B x H x T) | 139 x 92 x 73 mm |
Gewicht Body | 600 g |