Mit einem großen Event in der Leica Welt Wetzlar hat Leica Ende Juni 2025 das 100-jährige Jubiläum ihrer ersten Kleinbildkamera, der Leica I, gefeiert. Über 800 geladene Gäste aus Fotografie, Medien, Wirtschaft und Politik erlebten Produktpremieren, hochkarätige Fotoausstellungen und als krönenden Abschluss eine Auktion mit einer der seltensten Leica-Kameras. Wir waren vor Ort bei den Feierlichkeiten dabei.
Die Leica I, vor 100 Jahren im Jahr 1925 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, gilt als Meilenstein der Fotogeschichte. Als erste in Serie gefertigte 35-mm-Kleinbildkamera revolutionierte sie die Fotografie durch ihr kompaktes Format und ihre Vielseitigkeit. 2025 begeht Leica dieses bedeutende Jubiläum mit einer Reihe internationaler Veranstaltungen – den Höhepunkt bildete eine Jubiläumswoche am Firmenstandort Wetzlar, dem Geburtsort der Leica. Dort eröffnete das Unternehmen am 26. Juni offiziell die Feierlichkeiten zu „100 Jahre Leica“. Über 800 geladene Gäste aus der Fotobranche, den Medien, der Wirtschaft und der Politik waren in die Leica Welt in Wetzlar gekommen. Sie erwartete ein vielfältiges Programm mit neuen Produktvorstellungen, Ausstellungen, Vorträgen und zum Abschluss sogar einer spektakulären Auktion.
Limitierte Sondereditionen zum Jubiläum
Ein zentrales Element der Feier war die Präsentation exklusiver Sondermodelle im Zeichen des Jubiläums. Als Hommage an die legendäre Leica I erschien die Leica M11 100 Years of Leica – Wetzlar Germany, limitiert auf 100 Exemplare. Diese Sonderedition der digitalen Messsucherkamera trägt eine Gravur „Wetzlar“ auf der Deckkappe und besitzt ein klassisch inspiriertes Design – inklusive schwarzem Hochglanzlack, der mit der Zeit Patina ansetzt, und Bedienelementen aus silbern verchromtem Metall. Technisch basiert sie auf der regulären M11, wurde jedoch mit zahlreichen Details veredelt (u. a. Jubiläumslogo 100 auf dem Zubehörschuh, schwarze Schraube statt rotem Logo und individuelle Seriennummern 001 bis 100).

Leica M11 100 Years of Leica
Neben der Jubiläums-M11 präsentierte Leica weitere limitierte Editionen: die Kompaktkamera Leica D-Lux 8 100 Years of Leica, die Sofortbildkamera Leica SOFORT 2 100 Years of Leica sowie ein Fernglas Trinovid 10×40 100 Years of Leica. Das Highlight der Produktneuheiten bildete jedoch die Leica M11-D 100 Years of Leica. Dieses Modell – eine Variante der M11 im klassischen Stil ohne Display – wird als Set mit zwei Objektiven angeboten und ist auf 100 Stück limitiert. Eine besondere Ehre wurde dem allerersten Exemplar der M11-D zuteil: Es trägt die Seriennummer 6.000.000 und ist damit die millionste Leica-M-Kamera überhaupt. Diese Kamera wurde während des Events in Wetzlar zusammen mit der ersten seriengefertigten Leica I (Seriennummer 126 von 1925) im Museum der Leica Welt ausgestellt, was den symbolischen Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart schlug.

Leica M11-D 100 Years of Leica – Wetzlar Germany
100 Jahre Leica I – Drei Ausstellungen als kulturelle Höhepunkte
Zu den kulturellen Highlights der Jubiläumsfeier zählten drei hochkarätige Fotoausstellungen, die am 29. Juni im Leitz-Park Wetzlar eröffnet wurden (und bis 21. September 2025 für die Öffentlichkeit zugänglich sind). Sie zeigen die Vielfalt und den Einfluss der Leica-Fotografie über ein Jahrhundert:
Joel Meyerowitz – „Die Freude am Sehen“
Im Ernst Leitz Museum widmet sich eine große Retrospektive dem Lebenswerk von Joel Meyerowitz (Jahrgang 1938), einem Pionier der Street Photography. Unter dem Titel „Die Freude am Sehen“ präsentiert Meyerowitz persönlich eine Auswahl von 100 Fotografien aus sechs Jahrzehnten seines Schaffens. Von seinen frühen Straßenaufnahmen in New York über Bilder aus Europa und dramatische Szenen nach dem 11. September 2001 bis hin zu stillen Stillleben der letzten Jahre – die Ausstellung spannt einen Bogen über die Karriere dieses einflussreichen Leica-Fotografen. Viele ikonische Motive sind vertreten, aber auch Neuentdeckungen (etwa Aufnahmen aus Meyerowitz’ erster Leica M2-Filmrolle von 1963). Die Retrospektive unterstreicht Meyerowitz’ Bedeutung als stilbildenden Vertreter der amerikanischen Fotografie, der die Farbfotografie im Straßenbild etablierte.

Joel Meyerowitz – „Die Freude am Sehen“ Foto: Benjamin Lorenz

Joel Meyerowitz und Karin Rehn-Kaufmann – „Die Freude am Sehen“ Foto: Benjamin Lorenz
Édouard Elias – „Augenzeuge“
Parallel dazu zeigt die Leica Galerie Wetzlar eine Ausstellung des jungen französischen Fotojournalisten Édouard Elias (Jahrgang 1991) mit dem Titel „Augenzeuge“. Elias, selbst Leica-Fotograf, dokumentiert in seinen Reportagen die dunklen Facetten der Gegenwart – Krieg, Flucht, Unterdrückung und Armut stehen im Fokus seiner Bilder. Die Ausstellung versammelt eindringliche Schwarzweiß-Fotografien aus Krisengebieten, in denen Elias als Augenzeuge menschliches Leid und Überlebenskampf festhält. Als Vertreter einer neuen Generation engagierter Dokumentarfotografen verbindet er die klassische Reportage-Tradition mit einem unverstellten Blick auf humanitäre Krisen weltweit.
Jamie Cullum – „These Are the Days“
Eine ungewöhnliche Perspektive bietet die dritte Ausstellung „These Are the Days“, kuratiert von Jamie Cullum (Jahrgang 1979). Der international bekannte britische Sänger und Pianist ist seit Jahren leidenschaftlicher Leica-Fotograf. In seiner sehr persönlichen Auswahl von Fotografien gewährt Cullum Einblicke abseits der Bühne: Momentaufnahmen aus seinem Alltag auf Tournee, intime Porträts und Szenen, die ihn inspirieren. Die Bilder zeigen den Blick eines Künstlers, der es gewohnt ist, Emotionen sowohl in Musik als auch in Bildern auszudrücken. Jamie Cullum war zur Jubiläumsfeier nicht nur als Fotograf präsent – am Eröffnungsabend begeisterte er die Gäste in Wetzlar zusätzlich mit einem exklusiven Live-Konzert, das dem Event eine besondere musikalische Note verlieh.

Jamie Cullum – „These Are the Days“ Foto: Benjamin Lorenz
Weitere Programmpunkte: Film, Buch und Stadtprojekte
Über die Ausstellungen hinaus bereicherten weitere kulturelle Beiträge das Jubiläumsprogramm. Viel Beachtung fand der Dokumentarfilm „Leica – A Century of Vision“ des renommierten Regisseurs Reiner Holzemer, der anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums produziert wurde. Bei der Feier in Wetzlar gab es eine exklusive Vorab-Premiere dieses Films. Die Dokumentation beleuchtet die Geschichte und Bedeutung der Leica-Fotografie anhand prominenter Protagonisten: Von Legenden wie Steve McCurry, Joel Meyerowitz und dem kürzlich verstorbenen Sebastião Salgado bis zu zeitgenössischen Künstlern wie JR, Sarah Lee oder Dominic Nahr kommen Leica-Fotografen verschiedener Generationen zu Wort. Sie schildern ihr Schaffen und die Rolle der Leica-Kamera dabei – und zeichnen so ein lebendiges Bild davon, wie Leica seit 1925 die Sicht auf die Welt geprägt hat.
Ebenfalls vorgestellt wurde das neue Buch „100 Leica Stories“. Dieser aufwendig gestaltete Band versammelt 100 Geschichten aus einem Jahrhundert Leica-Historie. Darin finden sich persönliche Anekdoten, ikonische Aufnahmen, technische Meilensteine und Einblicke hinter die Kulissen der Leica-Welt. Das Buch bietet damit auf 100 Kapitel einen facettenreichen Überblick über die Entwicklung der Marke Leica und die Erlebnisse ihrer Anwender – von historischen Momenten bis zu unbekannten Episoden, die bislang kaum öffentlich waren.
Nicht zuletzt gab es in der Stadt Wetzlar selbst mehrere Sonderausstellungen, die das Jubiläum begleiteten und die Verbundenheit mit der Region unterstrichen. Im Neuen Rathaus der Stadt wurden Leica-Exponate zu Themen wie „Werk, Mitarbeiter, Produktion“ gezeigt – ein Blick auf die Leica-Fertigung und -Belegschaft im Wandel der Zeit. Im Lottehof präsentierte eine Ausstellung unter dem Motto „Rund um die Welt mit der Leica“ fotografische Reisen und Expeditionen, welche die Kamera um den Globus geführt hat. Und die Galerie am Dom in Wetzlar widmete sich unter dem Titel „Vier starke Frauen: Weibliche Perspektiven der Leica-Fotografie“ den Beiträgen von Fotografinnen zur Leica-Geschichte. Diese städtischen Ausstellungen ergänzten das Programm in der Leica Welt und machten das Jubiläum im gesamten Wetzlarer Umfeld erlebbar.
Auktion historischer Leica-Kameras als Abschluss
Den Schlusspunkt der Jubiläumswoche markierte am 27. Juni die 46. Leitz Photographica Auction, die im Rahmen des Events vor Ort durchgeführt wurde. Dabei kam eine der seltensten Kameras der Fotogeschichte unter den Hammer: die Leica 0-Serie Nr. 112 aus dem Jahr 1923 – ein Prototyp der Leica I, von denen nur wenige Exemplare existieren. Diese Rarität erzielte einen Auktionserlös von 7,2 Millionen Euro (inklusive Aufgeld) und wurde damit zur zweitteuersten jemals versteigerten Kamera. Einen weiteren Höhepunkt der Versteigerung stellte ein Charity-Los dar: eine moderne Leica MP, kunstvoll vom Gravur-Künstler King Nerd verziert. Der komplette Erlös dieses Loses wurde für den guten Zweck gespendet – er kommt der Initiative „Licht ins Dunkel“, einem sozialen Hilfsprojekt, zugute. Mit dieser gelungenen Verbindung aus Historie, Exklusivität und Wohltätigkeit fand das Jubiläum einen würdigen Abschluss.
Familiäre Atmosphäre und persönliches Fazit
Trotz des großen Rahmens und der prominenten Gäste hatte die Jubiläumsfeier in Wetzlar einen bemerkenswert familiären Charakter. Viele Teilnehmer sprachen von einer Atmosphäre wie bei einem Treffen der „Leica-Familie“ – Mitarbeiter, Fotografen, Sammler und Partner kamen unkompliziert ins Gespräch. Als Autor und Augenzeuge vor Ort habe auch ich die herzliche Stimmung gespürt: Tradition und Leidenschaft für die Fotografie verbanden sich hier zu einem kameradschaftlichen Miteinander, das über ein übliches Branchenevent hinausging.

Jamie Cullum – Foto: Benjamin Lorenz
Mein persönliches Highlight des Abends war der Auftritt von Jamie Cullum. Der sonst auf den großen Bühnen der Welt zu Hause stehende Musiker sorgte in Wetzlar im vergleichsweise intimen Rahmen für Gänsehautmomente. Es war ein einzigartiges Erlebnis, den charismatischen Jazz-Pianisten aus nächster Nähe zu erleben – die Energie und Emotion, mit der Cullum am Klavier performte, übertrug sich unmittelbar auf das Publikum. Dieser Konzertmoment, umgeben von Fotografiekunst und -geschichte, brachte das Jubiläumsgefühl auf den Punkt: ein Fest der Leidenschaft für die Fotografie, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Leica zusammenführte.