Mit dem 70–200 mm f/2,8 DG DN OS der Sports-Serie bietet Sigma einen Telezoom-Klassiker für professionelle Ansprüche. Das lichtstarke Vollformat-Zoom ist für Kameras mit L-Mount und Sonys E-Mount erhältlich. In beiden Systemen hat sich das Sigma 70–200 mm f/2,8 als preislich attraktive Alternative zu den Flaggschiff-Modellen von Panasonic und Sony positioniert. Wir haben das Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) für L-Mount im Test genauer unter die Lupe genommen und schauen uns unter anderem an, wie es sich im Labor gegenüber dem zum Zeitpunkt dieser Test-Veröffentlichung rund 300 Euro teureren Panasonic Lumix S Pro 70–200 mm f/2,8 behauptet.
Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S)
- Anschluss: L-Mount
- Optischer Aufbau: 20 Elemente in 15 Gruppen
- Anzahl Blendenlamellen: 11
- Autofokus: ja
- Bildstabilisator: ja
- Gewicht: 1.345 g
- Preis: ca. 1.700 Euro
- www.sigma-foto.de
Das Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) bringt alles mit, was man sich von einem Profi-Zoom wünschen kann. Das Gehäuse ist sehr wertig verarbeitet, wirkt robust und ist gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet. Neben einem großen Zoomring mit recht hohem Drehwiderstand und einem Fokusring mit gutem Widerstand für manuelle Schärfeverlagerungen kann das Sigma-Zoom zusätzlich mit einem Blendenring aufwarten. So lässt sich die Blende von f/2,8 bis f/22 in Drittelschritten direkt am Objektiv einstellen. Wer die Blende lieber über die Kamera wählt, dreht den Blendenring nach rechts bis in die A-Position (Automatik).
Ein „Lock“-Schalter verhindert, dass man versehentlich von der manuellen Blendenwahl in die Automatik oder umgekehrt rutscht. Mit dem „Click“-Schalter lässt sich der Blendenring von einer Bedienung mit spürbaren Raststufen auf eine stufenlose und damit geräuschlose Bedienung umstellen. Die ist vor allem für Videoproduktionen hilfreich, damit die Blendenwahl nicht auf der Tonspur zu hören ist. Alle drei Einstellringe für Zoom, Fokus und Blende sind unterschiedlich groß und lassen sich so auch während des Fotografierens ertasten, ohne dafür das Auge vom Sucher nehmen zu müssen.
Zur weiteren Ausstattung gehören Schalter für den Fokusmodus (AF/MF) und die Begrenzung des Fokussierbereichs. Mit Letzterem kann man wahlweise zwischen der Naheinstellgrenze bis drei Meter, zwischen drei Metern und unendlich oder über den gesamten Fokussierbereich scharf stellen.
Mithilfe der AFL-Taste lässt sich die Fokusposition an einer gewünschten Stelle speichern. Außerdem kann die AFL-Taste, wenn die Kamera dies erlaubt, mit einer anderen Funktion belegt werden. Das geht zum Beispiel bei Sony-Kameras. Bei der für die L-Mount-Version des Sigma-Zooms im Test verwendete im Test Panasonic Lumix S1R bot sich diese Möglichkeit hingegen nicht. In dem Fall bleibt die AFL-Taste eine reine Fokushaltetaste. Sigma hat das 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) mit gleich drei dieser AFL-Tasten ausgestattet und diese am Objektiv verteilt. So lässt sich die AFL-Taste sowohl im Quer- als auch im Hochformat stets schnell erreichen.
Darüber hinaus bringt die L-Mount-Version des Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) einen Vorteil gegenüber der Sony E-Version mit, die besonders Sport- und Tierfotografen freuen wird. Da Sigma der L-Mount-Alliance angehört, bietet der Hersteller zwei nur für die L-Mount-Version kompatible Telekonverter. Der 1,4-fach-Konverter TC-1411 erzeugt eine auf 98–280 mm verlängerte Brennweite. Beim 2-fach-Konverter TC-2011 verlängert sich die Brennweite auf 140–400 mm.
Effektive Bildstabilisierung
Das Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) besitzt eine optische Bildstabilisierung (OS), die sich über zwei Schalter am Objektiv in verschiedenen Modi einstellen lässt. Steht der OS-Schalter auf der Position 1, gleicht die Stabilisierung Bewegungen in horizontaler und vertikaler Richtung aus. In Position 2 ist der OS für Mitzieher optimiert. Bei halb gedrücktem Auslöser dauert es circa eine Sekunde bis man die Stabilisierungswirkung im Sucher oder dem Live-Bild sieht.
Weitere Optionen bietet der zusätzliche „Custom“-Schalter mit den Positionen „OFF“, „C1“ und „C2“. OFF entspricht der Standardeinstellung. Die Stabilisierungsmodi C1 und C2 lassen sich bei der L-Mount-Version des Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) über das optionale Sigma USB-Dock und die Software SIGMA Optimization Pro individuell einrichten und speichern. An der Panasonic Lumix S1R haben wir mit dem OS auf Modus 1 und Custom auf OFF bei 200 mm noch mit 1/13 Sekunde scharfe Bilder aus der Hand erreicht. Das entspricht rund vier Blendenstufen. Bei 70 mm waren noch bei 0,8 Sekunden (ca. sechs Blendenstufen) scharfe Bilder möglich.
Die L-Mount-Version im Labor
Im Testlabor lässt das Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) für L-Mount an der Messkamera Panasonic Lumix S1R das etwas höherpreisige Panasonic Lumix S Pro 70–200 mm f/2,8 an der gleichen Messkamera hinter sich. Neben leicht besseren Auflösungsmesswerten im Bildzentrum bei offener Blende f/2,8 stechen vor allem die durchweg schärferen Bildecken des Sigma-Zooms positiv heraus. Zwei Beispiele: Während das Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) bei 70 mm und Blende 2,8 auf 2.479 Linienpaare pro Bildhöhe (Lp/Bh) im Bildzentrum und 2.427 Lp/Bh in den Ecken kommt, was 87 bzw. 85 Prozent der theoretisch möglichen Auflösung der Messkamera entspricht, erreicht das Panasonic Lumix S Pro 70–200 mm f/2,8 bei gleicher Brennweite und Blende zwar ebenfalls 2.476 Lp/Bh (87 Prozent) im Zentrum, muss sich in den Ecken aber mit nur 2.199 Lp/Bh (77 Prozent) geschlagen geben. Bei mittlerer Brennweite und Blende f/2,8 wird der Unterschied zugunsten des Sigma-Zooms noch deutlicher. Mit 91 Prozent der möglichen Auflösung im Bildzentrum und 84 Prozent in den Ecken schneidet das Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) für L-Mount deutlich besser ab als das Panasonic Lumix S Pro 70–200 mm f/2,8, das nur 82 Prozent im Zentrum und 75 Prozent in den Ecken erreicht.

Die L-Mount-Version des Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) liefert an der Messkamera Panasonic Lumix S1R eine sehr gute Auflösung vom Bildzentrum bis in die Ecken. Bild: Sigma
Bei der Verzeichnung und der chromatischen Aberration (Farbsäume) liegen beide Objektive auf einem ähnlichen, sehr guten Niveau. Das Sigma-Zoom verzeichnet maximal 0,2 Prozent, beim Panasonic-Pendant variiert die Verzeichnung zwischen -0,1 und 0,1 Prozent. Bei der chromatischen Aberration ergibt sich bei beiden Objektiven eine Farbsaumbreite von lediglich bis zu 0,4 Pixel bei offener Blende. Bei der Vignettierung hat das Panasonic-Objektiv die Nase vorn. Mit 0,5–0,6 Blendenstufen bei Offenblende über den gesamten Zoombereich dunkeln die Ecken beim Sigma etwas stärker ab als beim Panasonic mit nur 0,1–0,2 Prozent bei Offenblende. Die Autofokusmessung attestiert dem Sigma-AF eine bessere Trefferquote mit schärferen, automatisch fokussierten Bildern.
Aus dem Testlabor
Vignettierung des Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) für L-Mount im Test
Die Vignettierung gibt an, wie stark die Helligkeit von der Bildmitte zu den Bildrändern hin abnimmt. In unseren Grafiken wird der Helligkeitsverlust in Blendenstufen farblich dargestellt. Die Legende zur Abstufung der Blendenstufen finden Sie direkt in der jeweiligen Grafik.
Unser Fazit: Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) für L-Mount im Test
Das Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) ist ein Top-Telezoom mit erstklassiger Ausstattung und hoher Abbildungsleistung zu einem attraktiven Preis. Im Test schlägt das Sigma-Zoom für L-Mount sogar das etwas teurere Panasonic Lumix S Pro 70–200 mm f/2,8.
Was uns gefällt …
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Abgedichtet
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AFL-Tasten
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Blendenring
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Treffsicherer Autofokus
-
Bildstabilisierung
… und was nicht so gut ist
- Mit rund 1.300 Gramm recht schwer
Technische Daten: Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) für L-Mount
Konstruiert für Sensorgröße / Bajonett | Kleinbild / Leica L |
Brennweite an APS-C-Kamera (umgerechnet auf Kleinbild) | 105–300 mm |
Maximale Lichtstärke (kürzeste Brennweite / längste Brennweite) | 2,8 / 2,8 |
Kleinste Blende | 22 |
Konstruktion: Linsen / Gruppen | 20 / 15 |
Blendenlamellen (Anzahl) | 11 |
Naheinstellgrenze | 0,65 m |
Filtergröße | 77 mm |
Abmessungen / Gewicht | 91 x 205 mm / 1.345 g |
AF-Motor / AF/MF-Schalter | ● / ● |
Bildstabilisator / mit mehr als einem Modus | ● / ● |
Innenfokus / Innenzoom | ● / ● |
Funktionstaste (Fn) | ● |
Steuerrungs-/Blendenring / De-Click-Schalter | ● / ● |
Fokusbereichsbegrenzer | ● |
Gummidichtung am Bajonett | ● |
Streulichtblende / Schutzbeutel/-tuch mitgeliefert | ● / ● |
Ein interessanter und detaillierter Test mit einem netteb Vertipper: Farbsaubreite 😉
Danke für den Hinweis! Ich habe den Vertipper korrigiert.