Fujifilm gelingt ein Meilenstein: Die GFX100RF bietet einen 102-Megapixel-Mittelformatsensor im handlichen Gehäuse einer Edelkompaktkamera. Im Test haben wir uns die GFX100RF sowohl im CHIP Testlabor als auch in der Praxis genauer angesehen.
Fujifilm GFX100RF
- Sensor: 102 MP Mittelformat, CMOS
- Brennweite (Objektiv): 35 mm (entspricht 28 mm KB)
- ISO-Bereich: 40 – 102.400
- Kürzeste Verschlusszeit: 1/16.000 s
- Bildstabilisierung: nein
- Video: 4K/30p
- Display: 3,2 Zoll, 2.100.000 Bildpunkte
- Sucher: ja, elektronisch
- Speichermedien: 2x SDHC/SDXC (UHS-II)
- Gewicht: 735 g
- Preis: ca. 5.500 Euro
- www.fujifilm-x.com/de-de
Mit der GFX100RF schlägt der Hersteller Fujifilm ein neues Kapitel in seiner GFX-Mittelformatserie auf. Erstmals wurde ein 102-Megapixel-Mittelformatsensor mit einem fest verbauten Objektiv in einem Kompaktkameragehäuse vereint. Damit reiht sich die GFX100RF in die Klasse der Edel-Kompaktkameras ein, zu der auch die Leica Q3 43 mit Vollformatsensor und 60 Megapixel sowie die Fujifilm X100VI mit APS-C-Sensor und 40 Megapixel gehören.
Die GFX100RF verfügt nicht nur über den derzeit größten Sensor in einer Kompaktkamera, sie ist auch die bisher kleinste und leichteste Kamera der GFX-Serie. Das fest eingebaute 35-mm-Objektiv bietet einen Bildwinkel, der dem eines 28-mm-Kleinbildobjektivs entspricht. Mit einer Blende von f/4 ist die Festbrennweite zwar nicht besonders lichtstark – eine höhere Lichtstärke hätte aber wiederum ein größeres Gehäuse zur Folge gehabt.
Mit handlichen Abmessungen von 134 x 90 x 77 Millimetern und einem Gewicht von 735 Gramm ist die GFX100RF eine spannende Point-and-Shoot-Kamera für Reportagen, Streetfotografie und auch für den Alltag.

Aufgenommen mit der Fujifilm GFX100RF bei 28 mm (KB), ISO 80, f/4,0 und 1/125 Sekunde. Bild: Thomas Probst
Fokus auf manuelle Bedienung
Mit ihrem klassisch gehaltenen Design, einem robusten Aluminiumgehäuse, vielen Bedienelementen und ihrer recht eckig geformten Gegenlichtblende erinnert die GFX100RF an analoge Zeiten. Grundsätzlich liegt die Kamera gut in der Hand, wenngleich die Griffwölbung für große Hände gerne etwas stärker ausgeprägt sein dürfte. Die Verarbeitung wirkt durch die präzise gefertigten Bedienelemente sehr hochwertig. Das Bedienkonzept ist klar auf eine manuelle Steuerung ausgelegt. Wie wir es bereits von der Fujifilm X100VI kennen, setzt der Hersteller auch bei der GFX100RF auf ein kombiniertes Einstellrad auf der Kameraoberseite. Mit diesem Rad lassen sich nicht nur die Verschlusszeit, sondern auch die ISO-Empfindlichkeit einstellen. Wird das Rad für die Verschlusszeit ganz normal gedreht, muss man für die ISO-Wahl den äußeren Ring des Rads nach oben ziehen. Die ISO-Werte werden in einem kleinen Sichtfenster angezeigt.

Das Einstellrad kombiniert Verschlusszeit- und ISO-Steuerung. Wird der äußere Ring leicht angehoben und das Rad gedreht, kann man die ISO-Werte einstellen. Die ISO-Werte werden in einem kleinen Sichtfenster angezeigt. Bild: Thomas Probst
Die Blende lässt sich über einen Blendenring direkt am Objektiv in Drittelstufen von f/4 bis f/22 einstellen. Der Blendenring rastet spürbar ein und lässt sich etwas schwergängiger drehen. Das hat den Vorteil, dass sich der gewählte Blendenwert nicht so leicht verstellt, wenn man versehentlich dagegen stößt. Darüber hinaus steht ein weiteres Rad zur Verfügung, mit dem sich bis zu zehn verschiedene Bildformate wählen lassen (mehr dazu im Kasten rechts). Das rückseitige 3,2-Zoll-Display lässt sich nach oben und unten klappen, jedoch nicht seitlich schwenken. Wer lieber mit dem Sucher arbeitet, wird sich über das scharfe und helle Bild des großen OLED-Suchers freuen. Für die Navigation durch Menü und Fokusfelder steht ein Joystick zur Verfügung.
Individuelle Einstellmöglichkeiten
Auch das kombinierte Bedienelement an der Vorderseite, das aus einer Wippe mit integrierter Taste besteht, gefällt uns sehr gut. Über das Kameramenü lassen sich hier verschiedene Funktionen zuweisen. Im Test haben wir beispielsweise durch kurzes Wippen nach links den Weißabgleich aktiviert und durch kurzes Wippen nach rechts die Objekterkennung ein- oder ausgeschaltet. Hält man die Wippe länger nach links gedrückt, gelangt man in das Einstellmenü für den Steuerring, der sich vorne am Objektiv neben dem Blendenring befindet. Über den Steuerring lassen sich ebenfalls Funktionen wie Weißabgleich, Filmsimulation oder ND-Filter aktivieren. Im Test haben wir die Filmsimulationsmodi von Fujifilm auf den Steuerring gelegt, um schnell zwischen den 20 verschiedenen Simulationen analoger Filme wechseln zu können.
Für das längere Halten der Wippe nach rechts haben wir die Aktivierung des ND-Filters gewählt. Der Filter setzt sich mechanisch sichtbar in den Strahlengang und ermöglicht um vier Blendenstufen längere Belichtungszeiten. Das kann sehr hilfreich sein, wenn man beispielsweise das Wasser eines Flusses am Tag mit einer langen Belichtung seidig und samtig fließend fotografieren möchte. Auch die mittige Taste der Einheit lässt sich frei belegen, etwa mit der Funktion zur automatischen Bildübertragung auf ein Smartphone.
Menü-Features, die wir gut finden
Recht schnell für 102 Megapixel
Die GFX100RF ist mit einem Hybrid-Autofokus ausgestattet, der Phasen- und Kontrastmessung vereint. Laut Testlabor beträgt die Auslöseverzögerung 0,54 Sekunden. Dazu ist im Vergleich eine Leica Q3 43 mit 0,29 Sekunden etwas schneller. Der Autofokus wird von einer KI-basierten Objekterkennung unterstützt, die zwischen Tier, Vogel, Auto, Motorrad, Fahrrad, Flugzeug und Zug unterscheiden kann. Leider bietet Fujifilm derzeit keine Automatik-Einstellung, mit der die Kamera automatisch zwischen den Objektkategorien wechseln kann. Die muss man jeweils manuell im Menü wählen. Die Objekterkennung funktionierte in der Praxis zuverlässig, auch bei sich bewegenden Motiven.
Für Serienaufnahmen erreicht die Fujifilm GFX100RF eine im CHIP Testlabor gemessene Geschwindigkeit von bis zu 5,97 Bildern pro Sekunde. Angesichts der 102 Megapixel und der dabei entstehenden Datenmengen ist das ein sehr guter Wert, der nur etwa ein Bild pro Sekunde unter dem Serienbildtempo der größeren GFX-Systemkamera GFX100S II liegt. Im JPEG-Modus lassen sich Serienaufnahmen praktisch unbegrenzt aufnehmen, solange die Speicherkarte schnell genug ist. Im RAW-Modus schafft die Kamera 56 Bilder in Folge, bevor die Seriengeschwindigkeit durch den vollen Pufferspeicher gebremst wird.
Die GFX100RF arbeitet mit einem Zentralverschluss, der direkt im Objektiv integriert ist. Bei dieser Bauweise öffnen und schließen sich Lamellen kreisförmig von der Bildmitte nach außen. Dadurch ermöglicht die Kamera Verschluss- und sogar Blitzsynchronzeiten von bis zu 1/4.000 Sekunde. Für noch kürzere Belichtungszeiten steht ein elektronischer Verschluss zur Verfügung, der bis zu 1/16.000 Sekunde erreicht.
Aus dem Testlabor

Aufgenommen mit der Fujifilm GFX100RF bei 28 mm (KB), ISO 250, f/4,0 und 1/500 Sekunde. Bild: Thomas Probst
In puncto Bildqualität setzt die GFX100RF neue Maßstäbe unter den Kompaktkameras. Mit ihrer Festbrennweite werden bei der Auflösungsmessung sehr gute maximal 3.667 Linienpaare pro Bildhöhe (Lp/Bh) bei kleinster ISO-Empfindlichkeit in der Bildmitte und kaum abfallende 3.446 Lp/Bh in den Ecken erreicht. Das ist absolut erstklassig. Die 102 Megapixel (11.648 x 8.736 Pixel) bieten reichlich Spielraum für großformatige Drucke und nachträgliche Bildzuschnitte. Bei steigender ISO-Empfindlichkeit nimmt die Auflösung zwar ab, doch selbst bei ISO 1.600 werden im Zentrum noch sehr gute 2.759 Lp/Bh und in den Ecken sogar 3.191 Lp/Bh erreicht. Darüber hinaus beginnen die Bilder erst ab ISO 3.200 leicht zu rauschen, wenn man sie sich bei einer 100-prozentigen Vergrößerung auf einem Monitor ansieht. Auffällig ist die recht hohe Vignettierung des 28-mm(KB)-Objektivs mit rund einer Blendenstufe bei f/4, die sich aber gut in
der Bildbearbeitung korrigieren lässt. Dazu kommen leichte Farbsäume mit einer Breite von 0,73 Pixeln. Die Verzeichnung ist mit –0,18 Prozent minimal.
Highlight-Funktion: Variable Bildformate

Mit diesem Einstellrad lassen sich bei der GFX100RF neun verschiedene Bildformate einstellen. Bild: Thomas Probst
Über ein eigenes Einstellrad lassen sich bei der GFX100RF neun Bildformate einstellen: 4:3, 5:4, 7:6, 1:1, 3:4, 17:6, 65:24, 16:9, 3:2. Der Schalter lässt recht schwergängig drehen, verhindert so aber ein unbeabsichtigtes Verstellen. Im Sucher und auf dem Display wird der gewählte Bildausschnitt eingeblendet – nicht verwendete Flächen erscheinen halbtransparent. Während sich 1:1 gut für Instagram und 16:9 vor allem für Video eignet, bietet 17:6 ideale Bedingungen für weite Landschaften. Das 65:24-Format empfiehlt sich für Street- oder Modefotografie.
Bewegtbilder in 4K/30p
Die GFX100RF wurde in erster Linie für die Fotografie entwickelt, zeichnet aber auch Videoaufnahmen in DCI4K/4K-Auflösung mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde auf. Dabei können Videos mit einer Farbtiefe von 10 Bit und in 4:2:2-Qualität erstellt werden. Für die Nachbearbeitung steht das flache Farbprofil F-Log2 zur Verfügung, das einen Dynamikumfang von 13 Blendenstufen ermöglicht. Die Videodaten werden platzsparend im modernen H.265-Format gespeichert. Ein Mikrofon- und ein Kopfhöreranschluss sind ebenfalls vorhanden. Die Kamera besitzt keine Bildstabilisierung am Sensor, dafür aber eine elektronische. Die führt im Videomodus jedoch teilweise zu einem 1,32-fachen Crop-Faktor.
Unser Fazit: Fujifilm GFX100RF im Test
Fujifilm geht mit der GFX100RF neue Wege: Erstmals trifft ein 102-Megapixel-Mittelformatsensor auf ein fest verbautes 28-mm-Objektiv (KB) in einer so kompakten Kamera. Im Test überzeugt die GFX100RF mit hervorragender Bildqualität, sehr guter Verarbeitung und vielen Einstelloptionen. Es gibt zwar leider keine Stabilisierung am Sensor und „nur“ Blende f/4 – im Hinblick auf die Kompaktheit und die daraus resultierende Vielseitigkeit ist das aber zu verschmerzen.
Was uns gefällt …
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Erstklassige Bildqualität
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Viele Einstellmöglichkeiten
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Zentralverschluss
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ND-Filter
… und was nicht so gut ist
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Keine Bildstabilisierung am Sensor
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Objektiv mit Blende f/4 nicht besonders lichtstark
Technische Daten: Fujifilm GFX100RF
Maximale Auflösung | 11.648 x 8.736 Pixel |
Effektive Pixel | 101,8 Millionen |
Sensor (Typ / Größe) | CMOS / Mittelformat |
Bildstabilisator | ━ |
Sucher / Blitz / Blitzschuh | elektronisch / ━ / ● |
Display (Größe / Auflösung) | 3,2 Zoll / 2.100.000 Subpixel |
Touchscreen / beweglich | ● / ● |
Optisches Zoom | - |
Brennweite (Kleinbild) | 28 mm |
Lichtstärke Objektiv | f/4,0 |
Belichtungsmodi P/A/S/M | ● / ● / ● / ● |
Verschlusszeit / Bulb | 3600 - 1/16000 s / ● |
ISO-Bereich (ohne / mit Erweiterung) | 80 - 12.800 / 40 - 102.400 |
Bildformate | RAW+JPEG |
Video-Auflösung | 2.160/30p 1.080/60p |
Video: manuelle Blende / ISO / AF-Punkt wählbar / AF-C / Zoom | ● / ● / ● / ● / ━ |
WLAN / NFC / GPS / Bluetooth | ● (b/g/n/ac) / ━ / ━ / ● |
Speichermedium | SDXC |
USB / HDMI | Typ-C / micro-HDMI |
Via USB laden | ● |
Mikrofon- / Kopfhörer-Klinke | ━ / ━ |
Akku-Typ / Preis (ca.) | NP-W235 / 60 Euro |
Abgedichtet / wasserdicht | ━ / ━ |
Abmessungen / Gewicht | 134 x 90 x 77 mm / 735 g |
Als Mangel wird die Blende f4 angesehen. Was wäre jetzt besser, aus einem sehr kleinen Objektiv, was gut zur Kamera paßt, ein Objektiv wie ein Ofenrohr zu machen oder bei der Kamera bei wenig Licht die ISO-Einstellung einfach mal zu erhöhen? Dazu kommt noch die Frage, was würde ein Objektiv mit einer oder zwei mehr Blendenöffnung dann kosten? Bei Sonne wird dieses Objektiv dann gerne mal abgeblendet. Zum fehlenden Bildstabilisator. Gibt es heute noch Menschen die ohne diesen Assistent überhaupt ein Bild fertig bekommen? Haben denn alle einen Tremor? Vor über fünfzig Jahren habe ich mit meiner Contax D, Spiegelreflex, mit 135mm-Objektiv, natürlich ohne autofokus, nachts mit einer Sekunde, Blende 2,8 etwas angelehnt an eine Wand gute Fotos gemacht. Ja, das geht, die regennasse Straße im Laternenlicht kam gut rüber. Der Film war 27DIN. Orwo schwarzweiß Meterware.
Ein Bildstabilisator bringt bei niedrigen Verschlusszeiten und sich bewegenden Motiven wenig bis nichts.