Mit der Coolpix P1100 lässt Nikon die Klasse der Bridgekameras mit besonders großem Zoomfaktor wieder aufleben. Das fest verbaute Objektiv bietet einen 125-fachen optischen Zoom und deckt damit einen auf das Kleinbildformat umgerechneten Brennweitenbereich von 24 bis 3.000 Millimetern ab. Eine Reichweite, die es erlaubt, weit entfernte Motive bildfüllend abzubilden. Im Test schauen wir uns an, wie gut sich das Zoomobjektiv der Nikon Coolpix P1100 in der Praxis nutzen lässt und welche Leistung die Kamera im CHIP Testlabor bietet.

Nikon Coolpix P1100

  • Sensor: 16 MP 1/2,3 Zoll, CMOS
  • Brennweite (Objektiv): 24–3.000 mm (KB)
  • ISO-Bereich: 100 – 6.400
  • Kürzeste Verschlusszeit: 1/4.000 s
  • Bildstabilisierung: ja, im Objektiv
  • Video: 4K/30p
  • Display: 3,2 Zoll, 921.000 Bildpunkte
  • Sucher: ja, elektronisch
  • Speichermedien: SDXC
  • Gewicht: 1.410 g
  • Preis: ca. 1.200 Euro
  • www.nikon.de

Die Nikon Coolpix P1100 überzeugt im Praxiseinsatz mit ihrer geballten Zoom-Power. Beim Fotografieren der Praxisbilder (unten) am beliebten Fotospot an der Kölner Hohenzollernbrücke mit Blick auf den Rhein staunten wir nicht schlecht, als wir feststellten, wie weit wir mit dem extremen Brennweitenbereich von 24 bis 3.000 mm (KB) bis an die Spitze des Kölner Doms heranzoomen konnten. Die gezeigten Praxisbilder wurden von derselben Aufnahmeposition aus aufgenommen – und zwar aus der Hand. Zwischen unserem Standort und dem Kölner Dom liegen laut Google Maps etwa 640 Meter Luftlinie. Durch den effektiven optischen Bildstabilisator konnten wir die Teleaufnahme der Domspitze bei 3.000 mm (KB) aus der freien Hand mit 1/320 Sekunde fotografieren. Damit bietet die Coolpix P1100 vielfältige Einsatzmöglichkeiten.

Nikon Coolpix P1100 im Test Praxisfoto 01

Beide Aufnahmen sind vom selben Ausgangspunkt aus entstanden. Links mit 24 mm (KB) und rechts mit 3.000 mm (KB). Bilder: Thomas Probst

 

Auch das folgende Beispiel mit drei Aufnahmen derselben Kirche verdeutlicht die große Flexibilität. Alle drei Aufnahmen wurden von derselben Stelle aus fotografiert und zeigen dennoch drei völlig unterschiedliche Bildausschnitte.

Nikon Coolpix P1100 im Test Praxisfoto 02

Ein weiteres Beispiel für die Flexibilität des Zoomobjektivs der P1100. Dieses Bild entstand mit 24 mm (KB)… Aufgenommen mit der Nikon P1100 bei ISO 100, f/3,5 und 1/1.600 Sekunde. Bild: Thomas Probst

Nikon Coolpix P1100 im Test Praxisfoto 03

…das zweite Bild mit 125 mm (KB)… Aufgenommen mit der Nikon P1100 bei ISO 100, f/4 und 1/1.000 Sekunde. Bild: Thomas Probst

 
Nikon Coolpix P1100 im Test Praxisfoto 04

… und das dritte Bild mit 2.200 mm (KB). Aufgenommen mit der Nikon P1100 bei ISO 100, f/7,1 und 1/500 Sekunde. Bild: Thomas Probst

 

Die extreme Telebrennweite bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Selbst mit dem effektiven optischen Bildstabilisator der P1100 ist es bei Freihandaufnahmen mitunter schwierig, das Motiv sicher im Sucher oder im Display auszurichten. Teilweise weicht der final aufgenommene Bildausschnitt von dem ab, was vorher beim Auslösen im Sucher bzw. im Display zu sehen war. Das liegt daran, dass während der Auslösungsverzögerung bereits kleinste Bewegungen der Kamera ausreichen, um das Motiv auf die große Entfernung deutlich im Bildfeld zu verschieben. Wir brauchten daher teilweise mehrere Versuche, bis eine Teleaufnahme bei 3.000 mm (KB) unseren Vorstellungen entsprach. Zusammenfassend lässt sich sagen: Das 3.000-mm-Zoom ist grundsätzlich genial und bietet faszinierende Möglichkeiten. In der Praxis ist es jedoch, insbesondere bei Freihandaufnahmen, aufgrund der extremen Empfindlichkeit auf kleinste Bewegungen, eine Herausforderung und bedarf daher etwas Übung.

 

Nikon Coolpix P1100 im Test Praxisfoto 08

Aufgenommen mit der Nikon P1100 bei 800 mm (KB), ISO 100, f/5,6 und 1/1.250 Sekunde. Bild: Thomas Probst

Gehäuse und Bedienkonzept

Für eine „Kompaktkamera“ mit fest verbautem Objektiv sind die Abmessungen der P1100 mit 146 x 119 x 181 Millimetern und einem Gewicht von 1.410 Gramm recht groß und das Gehäuse vergleichsweise schwer. Bedenkt man jedoch die zur Verfügung stehende Brennweitenspanne, wirkt die Kamera im Vergleich zu einer Systemkamera mit einem Teleobjektiv, das 3.000 mm im Kleinbildformat erreichen könnte, wiederum recht kompakt. Das Gehäuse sowie die Bedienelemente und deren Position entsprechen dem Vorgängermodell P1000 eins zu eins. Gezoomt wird wahlweise über eine Wippe oben an der Kamera oder eine kleinere Wippe am Objektiv. Ein Einstellring am Objektiv lässt sich für einen schnellen Zugriff mit der Belichtungskorrektur, der ISO-Empfindlichkeit oder dem Weißabgleich belegen. Die P1100 bietet alle gängigen Belichtungsmodi (P, A, S, M), die man von Systemkameras gewohnt ist. Wir haben im Praxistest fast ausschließlich im M-Modus fotografiert. Um Veränderungen der Belichtung direkt im Display oder im Sucher sehen zu können, muss im Menü der Kamera die „Belichtungsvorschau” aktiviert sein.
 
Nikon Coolpix P1100 im Test Hands-on 07

Durch das Objektiv mit extremer Brennweitenspanne von 24–3.000 mm (KB) fällt die Kamera recht groß aus. Bild: Thomas Probst

Nikon Coolpix P1100 im Test Hands-on 06

Die Brennweite lässt sich bequem über die Zoomwippe oben am Handgriff steuern. Bild: Thomas Probst

Nikon Coolpix P1100 im Test Hands-on 04

Die kleine Wippe an der Seite des Objektivs ermöglicht langsame Zoomfahrten. Bild: Thomas Probst

Nikon Coolpix P1100 im Test Hands-on 03

Die Nikon P1100 besitzt einen Aufklappblitz. Bild: Thomas Probst

Nikon Coolpix P1100 im Test Hands-on 02

Der Akku der Kamera wird über den USB-C-Anschluss in der Kamera geladen. Bild: Thomas Probst

Das 3,2 Zoll große Display lässt sich seitlich schwenken. Die Auflösung von 921.000 Bildpunkten wirkt im Vergleich zu anderen modernen Kameras nicht mehr ganz zeitgemäß. Der elektronische Sucher liefert ein ausreichend scharfes Bild, ist aber recht klein.

Nikon Coolpix P1100 im Test Hands-on 01

Durch den Schwenkmechanismus am Display sind mit der Nikon Coolpix P1100 auch ausgefallene Perspektiven aus der Hocke und Über-Kopf bequem möglich. Bild: Thomas Probst

 

Der SDXC-Kartenschacht befindet sich an der Unterseite der Kamera direkt neben dem Akkuschacht und bleibt auch bei der Verwendung eines Stativs gut erreichbar. Motive lassen sich bei schwierigen Lichtverhältnissen durch den integrierten Aufklappblitz kurzerhand etwas aufhellen. Darüber hinaus verfügt die Coolpix P1100 über einen Zubehörschuh für Aufsteckblitze. Mit der Nikon P1100 können Bewegtbilder in 4K mit 30 Bildern pro Sekunde sowie in Full-HD mit bis zu 60p aufgenommen werden.

Aus dem Testlabor

Nikon Coolpix P1100 im Test Praxisfoto 06

Schärfe

Die Nikon Coolpix P1100 ist mit einem CMOS-Sensor im kleinen 1/2,3-Zoll-Format mit einer Auflösung von 16 Megapixeln ausgestattet. Die maximale gemessene Auflösung liegt bei ISO min und kürzester Brennweite bei 1.417 Linienpaaren pro Bildhöhe (Lp/Bh) im Bildzentrum und bei 1.340 Lp/Bh in den Ecken. Mit steigender ISO-Empfindlichkeit nimmt die Auflösung deutlich ab: Im CHIP Testlabor wurden bei ISO 1.600 und kürzester Brennweite nur noch 930 Lp/Bh im Zentrum und 806 Lp/Bh in den Ecken gemessen. Im maximal im Testlabor messbaren Telebereich (700 mm KB) wurden bei minimaler ISO-Empfindlichkeit im Zentrum noch 1.009 Lp/Bh und in den Ecken 943 Lp/Bh gemessen.

Nikon Coolpix P1100 im Test Praxisfoto 05

Aufgenommen mit der Nikon P1100 bei 467 mm (KB), ISO 1.600, f/5 und 1/80 Sekunde. Bild: Thomas Probst

 

Bildrauschen und Details

Bei einer 100-prozentigen Vergrößerung der Bilder auf einem Monitor tritt bereits ab ISO 400 sichtbares Rauschen auf. Dass der Messwert für das Rauschen am Monitor (VN1) von ISO 400 (2,1 VN) bis ISO 1.600 (2,7 VN) dabei nur geringfügig steigt, deutet auf einen stärker eingreifenden internen Rauschfilter in der Kamera hin. Diese Annahme wird durch die abnehmende Detailtreue gestützt: Sie sinkt von 80 Prozent bei ISO 400 auf 68 Prozent bei ISO 1.600. Wer seine Bilder ausdrucken möchte, kann Aufnahmen bis einschließlich ISO 1.600 in der Größe DIN A3 drucken, ohne sich über sichtbares Bildrauschen Gedanken machen zu müssen.

Typische Abbildungsfehler des Objektivs

Verzeichnung und Randabschattung bleiben in einem akzeptablen Bereich und werden gut korrigiert. Im CHIP Testlabor betrug die Vignettierung 0,46 Blendenstufen im Weitwinkel und 0,40 Blendenstufen im Telebereich. Die Verzeichnung lag bei -0,14 Prozent im Weitwinkel und bei 0,0 Prozent im Telebereich. Allerdings kann es zu sichtbaren Farbsäumen mit einer Breite von bis zu 1,3 Pixeln kommen.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Nikon Coolpix P1100 bei ISO 100. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO min.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Nikon Coolpix P1100 bei ISO 800. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 800.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Nikon Coolpix P1100 bei ISO 3.200. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 3.200.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Nikon Coolpix P1100 bei ISO 400. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 400.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Nikon Coolpix P1100 bei ISO 1.600. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 1.600.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Nikon Coolpix P1100 bei ISO 6.400. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 6.400.

Geschwindigkeit und Akku

Im CHIP Testlabor betrug die Einschaltzeit der Nikon Coolpix P1100 1,4 Sekunden. Die Auslöseverzögerung lag im Weitwinkel bei 0,38 Sekunden und im Telebereich bei 0,62 Sekunden.

Nikon Coolpix P1100 im Test Praxisfoto 07

Aufgenommen mit der Nikon P1100 bei 345 mm (KB), ISO 800, f/4,5 und 1/800 Sekunde. Bild: Thomas Probst

Die Kamera nutzt den EN-EL20a-Akku, der bereits im Vorgängermodell P1000 zum Einsatz kam. Im CHIP Testlabor reichte eine Akkuladung für etwa 310 Bilder. Wird häufig gezoomt – was bei einer solchen Kamera sehr wahrscheinlich ist –, geht der Akku „gefühlt” schneller leer. Der Akku wird über USB-C direkt in der Kamera geladen. Ein USB-Kabel ist im Lieferumfang enthalten, ein Netzadapter jedoch nicht. Eine Ladeschale ist ebenfalls nicht Bestandteil des Lieferumfangs. Ein Ersatzakku kostet rund 45 Euro.

Unser Fazit: Nikon Coolpix P1100 im Test

Auch wenn wir uns mehr Optimierungen gegenüber der Vorgängerin gewünscht hätten, können wir festhalten: Der extreme Telebereich der Nikon Coolpix P1100 und die damit verbundenen Möglichkeiten sind wirklich beeindruckend. Dank des effektiven Bildstabilisators und des Schwenkdisplays ist die P1100 eine sehr vielseitige Bridgekamera. Die Bildqualität ist bei gutem Licht und niedriger ISO-Empfindlichkeit in Ordnung, lässt aber bei steigender ISO-Empfindlichkeit aufgrund von Rauschen und Detailverlust schnell nach. Für bestmögliche Ergebnisse sollte man im Idealfall bei hellem Tageslicht fotografieren.

Was uns gefällt …

  • Extremer Zoombereich

  • Effektive Bildstabilisierung

  • Schwenkdisplay

  • Integrierter Aufklappblitz

… und was nicht so gut ist

  • Ausstattung weitgehend von der Vorgängerin
  • Recht großes und schweres Gehäuse für eine „Kompaktkamera“

Technische Daten: Nikon Coolpix P1100 im Test

Maximale Auflösung4.608 x 3.456 Pixel
Effektive Pixel16 Millionen
Sensor (Typ / Größe)CMOS / 1/2,3 Zoll
BildstabilisatorObjektiv
Sucher /
Blitz / Blitzschuh
elektronisch / ● / ●
Display (Größe /
Auflösung)
3,2 Zoll /
921.000 Subpixel
Touchscreen / beweglich━ / ●
Optisches Zoom125-fach
Brennweite (Kleinbild)24 - 3000 mm
Lichtstärke Objektivf/2,8 - 8,0
Belichtungsmodi P/A/S/M● / ● / ● / ●
Verschlusszeit / Bulb60 - 1/4000 s / ●
ISO-Bereich (ohne / mit Erweiterung)100 - 6.400 / 100 - 6.400
BildformateRAW+JPEG
Video-Auflösung2.160/30p
1.080/60p
720/60p
Video: manuelle Blende / ISO /
AF-Punkt wählbar / AF-C / Zoom
● / ● /
● / ● / ●
WLAN / NFC / GPS / Bluetooth● (b/g) / ━ / ━ / ●
SpeichermediumSDXC
USB / HDMITyp-C / micro-HDMI
Via USB laden
Mikrofon- / Kopfhörer-Klinke● / ━
Akku-Typ / Preis (ca.)EN-EL20a / 45 Euro
Abgedichtet / wasserdicht━ / ━
Abmessungen / Gewicht146 x 119 x 181 mm / 1410 g