Die Leica Q3 43 kommt mit bewährtem Aufbau, überzeugenden Werten und neuer Brennweite, um die Fotografie wieder auf die Straße und die Bildgestaltung zurück in die Hände der Fotografierenden zu bringen. Wir haben die kompakte Leica Q3 43 mit fest verbautem Objektiv im Test genauer unter die Lupe genommen.

Leica Q3 43

  • Sensor: 60,3 MP Vollformat, CMOS
  • Serienbildrate: bis 15 Bilder pro Sekunde
  • ISO-Bereich: 50 – 100.000
  • Kürzeste Verschlusszeit: 1/16.000 s
  • Bildstabilisierung: ja, im Objektiv
  • Video: C8K/30p
  • Display: 3,0 Zoll, 1.843.200 Bildpunkte
  • Sucher: ja, elektronisch
  • Speichermedien: SDXC (UHS I/II)
  • Gewicht: 772 g
  • Preis: ca. 6.800 Euro
  • leica-camera.com/de-AT

Um ein gutes Bild zu machen, muss man den entscheidenden Moment einfangen. So sagte es der Vater der Streetfotografie, Henri Cartier-Bresson. Um diesen auch perfekt auf den Sensor zu bannen, benötigt man eine Kamera, die kompromisslos das Gesehene einfängt. Hier stellt Leica mit der Q3 43 seine neue Edelkompaktkamera vor. Basierend auf der Q3 kommt sie mit der namenszusatzgebenden 43-mm-Festbrennweite als „Schwestermodell“ der erfolgreichen dritten Ausführung der Q-Serie auf den Markt.

Gleich und doch anders

Die Leica Q3 43 baut komplett auf der Q3 auf, ersetzt nur das 28-mm- durch ein 43-mm-Objektiv. Das APO-Summicron 1:2/43 ASPH. liefert bei elf Linsen in acht Gliedern und sieben asphärischen Linsenflächen eine Offenblende von f/2. 

Bei der Q3 sind es elf Linsen in neun Gliedern und drei asphärische Linsenflächen, die eine Blende f/1,7 erlauben. Warum hat man sich in Wetzlar zu diesem Schritt entschieden? Außer fünf Millimeter mehr Tiefe und 29 Gramm mehr Gewicht hat sich im 60-MP-Sensor, dem hochauflösenden Sucher und klappbaren 3-Zoll-TFT-LDC-Display nichts geändert – auf den ersten Blick. Fotografiert man im JPEG-Format, steht der Digitalzoom zur Verfügung. Dieser liegt bei der Q3 in vier Stufen von 35 mm, 50 mm, 75 mm und 90 mm. Durch die neue Festbrennweite ergeben sich Werte von 60 mm, 75 mm, 120 mm und 150 mm. Die Q3 43 nutzt denselben effizienten Akku wie die Q3 und die SL3, der Hochleistungsanwendungen im Videobereich erlaubt. Den Vorgänger, wie er in der Q2 verbaut ist, kann man durchaus für die Fotografie als Back-up nutzen.

Leica Q3 43 im Test Produktbild 01

Das Objektiv ist mit einem E49-­Filtergewinde ausgestattet. Die Naheinstellgrenze liegt bei 30, im Makro-Modus bei 17 Zentimeter. Bild: Leica

 

Die echte Sicht

Also, was macht diese Kamera dann so interessant? Es ist der Blick durch den Sucher auf das Motiv. Leica hat eine Kamera geschaffen, die durch ihre Linsenkonstruktion dem echten Sichtfeld entspricht. Die 43-mm-Brennweite zeigt einem exakt den sichtbaren Bereich, den man vor Augen hat, bevor man durch den Sucher blickte. Und das tut man! Die Faszination und das Gefühl greifen ganz langsam und subtil zu. Selbst eingefleischte LCD-Fans können nicht anders und beginnen den Sucher zu nutzen. Ehe man sich versieht, ist man mit der Kamera vor den Augen daran, die perfekte Komposition zu finden – stehend, kniend oder sogar liegend. Die natürliche Perspektive, der echte Blickwinkel und sogar das wortwörtliche „vor Augen führen“ dessen, was man wirklich sieht, führen zu einem Umdenken, einem Neudenken der Bildgestaltung bei jedem Anwender.

Leica Q3 43 im Test Produktbild 03

Das 3-Zoll-TFT-LCD liefert 1.843.200 Bildpunkte, hat Touchscreen und ist ebenso klappbar, wie es in der 28-mm-Version schon der Fall ist. Bild: Leica

 

Nun ist die Brennweite an sich keine Weltneuheit. Jeder Fotografierende mit einer Vollformatkamera und einem 50-mm-Objektiv kennt die Vorzüge und Nachteile des „Fußzooms“. Gerade die Freunde der Genres Street, Reportage und Stadtarchitektur sind im Brennweitenbereich zwischen 28 und 50 Millimeter zu Hause. In Wetzlar ist man mit der Konstruktion der Linse mit 43 mm eben noch einen Schritt näher an die natürliche Perspektive gegangen. Und das spürt man bei jedem Bild. Auch im Praxistest war die digitale Wasserwaage ein gutes Werkzeug – man neigt doch dazu, zu neigen. Hat man sich einmal an den Rahmen gewöhnt, ist die Routine mit der Kamera einzigartig. Die Möglichkeit, sein Motiv durch bloße Betrachtung, den Moment durch Beobachtung und sein fertiges Bild schon vor dem Blick durch den Sucher vor einem zu sehen, macht die Q3 43 zu einer der intuitivsten Kompaktkameras auf dem Markt.

Leica Q3 43 im Test Produktbild 02

Das Gehäuse ist aus Magnesium-Druckguss. Mit IP52-Schutzklasse ist die Kamera bereit, nach draußen zu gehen, Geschichten zu erzählen und Abenteuer zu erleben. Bild: Leica

Authentisch und technisch

Das APO-Objektiv bietet eine Offenblende von f/2. Damit sind Situationen bei schwachem Licht kein Problem, auch dank der rauschfreien Bilder mit hohem ISO-Wert. Außerdem bekommt man immer noch ein weiches Bokeh, was gerade bei Porträts sehr natürlich ist. Sie haben richtig gelesen: Die 43 mm bilden verzerrungsfrei ab, und zusammen mit dem präzisen Augenautofokus sind auch Porträts im authentischen Blickwinkel sehr gut möglich. Die technischen Werte sind der Q3 in allen Belangen sehr ähnlich. So unterscheiden die beiden Kameras 90 Linienpaare im Zentrum bei kleinster ISO, doch an den Ecken bekommt die Q3 43 196 Linienpaare dazu. Ab einem ISO-Wert von 800 gewinnt die Q3 43 sogar knapp 400 Linienpaare im Vergleich dazu. Die Ergebnisse im Labor zeigen auch einen etwas flotteren Autofokus, was man wiederum mit 0,07 Sekunden mehr Zeit zwischen zwei Bildern bezahlt. Zum Thema „Bezahlen“ fällt der authentische Blick auch nicht aus dem Rahmen – für Leica-Verhältnisse. Mit 6.750 Euro ist sie 500 Euro über der Q3. Das metallisch, anthrazite Leder über dem Gehäuse, welches die einfache Farbwahl „black“ trägt, ist dafür bisher einzigartig.

Leica Q3 43 im Test Praxisfoto 01

Aufgenommen mit der Leica Q3 43 bei 43 mm (KB), ISO 100, f/5,0 und 1/400 Sekunde. Bild: Ben Kraus

 

Aus dem Testlabor

Leica Q3 43 im Test Praxisfoto 02

Schärfe & Details

Die Leica Q3 43 erreicht mit ihrem 43-mm-Objektiv bei ISO min mit maximal 2.906 Linienpaaren pro Bildhöhe (Lp/Bh) im Bildzentrum und 2.960 Lp/Bh in den Ecken eine höhere gemessene Auflösung im CHIP Testlabor als die Q3 mit ihrer 28-mm-Festbrennweite und 2.699 Lp/Bh im Zentrum und 2.794 Lp/Bh in den Ecken. Selbst bei ISO 1.600 schneidet die Q3 43 mit immer noch sehr guten 2.653 Lp/Bh im Zentrum und 2.602 Lp/Bh in den Ecken besser ab als die Q3 mit 2.263 Lp/Bh im Zentrum und 2.215 Lp/Bh in den Ecken. Auch die Detailtreue der Leica Q3 43 kann sich mit immer noch 88 Prozent bei ISO 1.600 sehen lassen.

Bildrauschen

Wird die ISO-Empfindlichkeit der Leica Q3 43 erhöht, zeigt die Edelkompaktkamera bereits bei ISO 800 sichtbares Bildrauschen, wenn die Bilder an einem Monitor betrachtet und auf 100 Prozent vergrößert werden. Bei ISO 1.600 nimmt das Rauschen weiter zu. Da die Q3 43, wie zuvor erwähnt, eine sehr hohe Kanten- und Detailschärfe vorweisen kann, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass Leica bewusst das Rauschen für eine höhere Schärfe in Kauf nimmt. Bei Kameras, die mit stärkeren internen Rauschfiltern arbeiten, leiden auch die Auflösungswerte darunter. Bei der Leica Q3 43 steht hingegen klar die Schärfe im Vordergrund.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Leica Q3 43 bei ISO min. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO min.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Leica Q3 43 bei ISO 1.600. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 1.600.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Leica Q3 43 bei ISO 6.400. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 6.400.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Leica Q3 43 bei ISO 800. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 800.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Leica Q3 43 bei ISO 3.200. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 3.200.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Leica Q3 43 bei ISO 25.000. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 25.000.

Die gleiche Kamera mit einem anderen Objektiv zu verwenden ist keine Revolution. Auch bei Leica kennt man diesen Kniff schon eine gewisse Zeit. Eine Edelkompakte mit Festbrennweite nach drei erfolgreichen Generationen mit einer zusätzlichen Brennweite auf den Markt zu bringen schon. Die Q3 43 hat 15 Millimeter mehr Brennweite und erschien 15 Monate nach der Q3 – Zufall? Was Leica aber damit wirklich gemacht hat, ist ein tiefer Griff in die Trickkiste. Vorbei sind die Zeiten der Lifestyle-Motive und die „Vitrinenkameras“. Die Q3 43 ist eine Kamera zum Entdecken, zum Staunen und vor allem zum Fotografieren. Die Komposition des entscheidenden Moments liegt mit ihr völlig in der Hand des Fotografen. Oder wie Henri Cartier-Bresson sagte: „Meine wichtigsten Werkzeuge: ein Finger, ein Auge und zwei Beine.“

Leica Q3 43 Produktbild 05

Der Monitor der Leica Q3 43 ist nach hinten klappbar. Bild: Leica

Unser Fazit: Leica Q3 43 im Test

Eine Leica mit gewohnter hoher Qualität in Technik und Verarbeitung, die die Essenz der Streetfotografie aufnimmt. Eine Kompaktkamera mit der Brennweite des „echten Sehens“ zu bedienen zwingt einen, auch wirklich genau hinzusehen. So entsteht ein bewusstes, achtsames und authentisches Fotografieren

Was uns gefällt …

  • Scharfe Abbildung

  • Leicht und komfortabel

  • Wetterfest

… und was nicht so gut ist

  • Preis

  • kleiner Filterdurchmesser

  • Objektivdeckel lose

Technische Daten: Leica Q3 43

Maximale Auflösung9.520 x 6.336 Pixel
Effektive Pixel60,3 Millionen
Sensor (Typ / Größe)CMOS / Kleinbild
BildstabilisatorObjektiv
Sucher /
Blitz / Blitzschuh
elektronisch / ━ / ●
Display (Größe /
Auflösung)
3,0 Zoll /
1.843.200 Subpixel
Touchscreen / beweglich● / ●
Optisches Zoom-
Brennweite (Kleinbild)43 mm
Lichtstärke Objektivf/2,0
Belichtungsmodi P/A/S/M● / ● / ● / ●
Verschlusszeit / Bulb120 - 1/16000 s / ●
ISO-Bereich (ohne / mit Erweiterung)100 - 100.000 / 50 - 100.000
BildformateRAW+JPEG
Video-Auflösung2.160/60p
1.080/120p
Video: manuelle Blende / ISO /
AF-Punkt wählbar / AF-C / Zoom
● / ● /
● / ● / ━
WLAN / NFC / GPS / Bluetooth● (b/g/n/ac) / ━ / ━ / ●
SpeichermediumSDXC
USB / HDMITyp-C / micro-HDMI
Via USB laden
Mikrofon- / Kopfhörer-Klinke━ / ━
Akku-Typ / Preis (ca.)BP-SCL6 / 170 Euro
Abgedichtet / wasserdicht● / ━
Abmessungen / Gewicht130 x 80 x 98 mm / 772 g