Die Kunststiftung DZ BANK widmet sich in ihrer kommenden Ausstellung „Kybernetik. Vernetzte Systeme“ interdisziplinären Fragestellungen und zeigt vom 4. Juni bis 18. Oktober 2025 in Frankfurt Werke, die das Wechselspiel von Mensch, Maschine, Umwelt und Kommunikation in den Fokus rücken. Mit rund 30 beteiligten Künstlerinnen und Künstlern reflektiert die Ausstellung auf vielfältige Weise, wie sich Kunst in ein Netz aus technologischen, sozialen und biologischen Systemen einfügt – oder selbst zum kybernetischen System wird.
Die Ausstellung gliedert sich in vier thematische Schwerpunkte: Kommunikation als System (Sprache und Wahrnehmung), der Mensch in Interaktion mit dem Computer, selbstorganisierte Systeme wie Natur und Umwelt sowie soziale Netzwerke. Mit Arbeiten u.a. von Christiane Feser, Johannes Franzen, Mehreen Murtaza, Michaela Melián und VALIE EXPORT zeigt die Kunststiftung, wie eng Bildproduktion, Wahrnehmung und Steuerung im digitalen wie analogen Raum miteinander verwoben sind.
Neben digitalen Bildmodellen und algorithmischen Prozessen sind auch klassische medienübergreifende Konzepte vertreten – etwa bei John Baldessari oder Antoni Muntadas. Viele Arbeiten reflektieren aktuelle Herausforderungen, darunter Migration, digitale Farbräume, künstliche Intelligenz oder biologische Rückkopplung.
Begleitprogramm und Veranstaltungen zur Ausstellung „Kybernetik. Vernetzte Systeme“

VALIE EXPORT, Ontologischer Sprung,Arm, 1974, © VALIE EXPORT, VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Das Vermittlungsangebot zur Ausstellung ist breit gefächert:
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Presserundgang: Montag, 2. Juni 2025, 11 Uhr, in Anwesenheit von Künstler:innen sowie den Kuratorinnen Dr. Christina Leber und Dr. Katrin Weleda.
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Eröffnung: Dienstag, 3. Juni 2025, 19 Uhr, mit Künstler:innen und Vertretern der DZ BANK.
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Kuratorinnenführungen:
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25. Juni 2025, 18 Uhr (Dr. Christina Leber)
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Juli 2025, 18 Uhr (Dr. Katrin Weleda)
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Denkanstöße:
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28. August 2025, 18 Uhr: „Kunst und Kybernetik“ mit Dr. Udo Küppers
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Öffentliche Führungen: jeden Donnerstag um 18 Uhr, zusätzlich jeden letzten Freitag im Monat um 17:30 Uhr.
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Kunst für Kids: jeden ersten Samstag im Monat, 15:30–17:30 Uhr, für Kinder von 5 bis 12 Jahren.
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Workshops & Fortbildungen: Angebote für Schulklassen, Lehrkräfte und Gruppen ab 5 Personen (Anmeldung: vermittlung@kunststiftungdzbank.de).
Die Ausstellung findet in der Kunststiftung DZ BANK, Platz der Republik, Frankfurt, statt. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter: kunststiftungdzbank.de

Christiane Feser, Felder 11, 2021, aus der Serie Felder, seit 2019 © Christiane Feser, VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Pressemitteilung Kunststiftung DZ BANK:
»Kybernetik. Vernetzte Systeme«: 04.06.–18.10.2025
Die Ausstellung »Kybernetik. Vernetzte Systeme« kann als ein heiteres Intermezzo verstanden werden, das die Haltung der Kunststiftung DZ BANK auf den Punkt bringt: interdisziplinäres Denken sowie das Aufdecken, Hinterfragen und Analysieren von Zusammenhängen und Prozessen – zwischen Lebewesen, Künsten, Wissenschaften und technischen und ökologischen Systemen. Dabei greift die Ausstellung vergangene Ideen auf und will von hier aus Impulse und Ideen neu- und weiterdenken. Kybernetik ist die Regelung von Nachrichtenübertragungen im Lebewesen und in der Maschine. Dabei geht es um die Steuerung von komplexen Systemen natürlicher Prozesse, die vom Menschen auf Maschinen übertragen werden. Es ist die kontinuierliche Suche nach gemeinsamen Strukturen und Kommunikationsprinzipien, die in Analogie zu lebenden Organismen und sozialen Organisationen gedacht werden.
Die Ausstellung mit Werken aus der Sammlung der DZ BANK, die vom 04.06.–18.10.2025 in Frankfurt zu sehen sein wird, gliedert sich in vier Schwerpunkte, die betrachtet werden sollen: 1. Wahrnehmung und Sprache. Kommunikation als komplexes System, 2. Mensch und Computer. Kommunikation mit Maschinen, 3. Selbstorganisierte Systeme. Natur und Umwelt, 4. Soziale Systeme. Sich selbst durch sich selbst sehen.
Kunst ist ein komplexes System, das aus der Mitte unserer Gesellschaft erwächst und sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Themen und Methoden beschäftigt. Kunstschaffende arbeiten nicht selten mit anderen Expertinnen und Experten zusammen und entwickeln neue Techniken sowie Erkenntnisse. Indem Kunstschaffende sich gesellschaftlich relevanten Entwicklungen widmen, entstehen immer wieder neue Fertigkeiten, mit deren Hilfe sie die Themen buchstäblich be-greifen. Diese Begabung verbindet sie mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die ebenso auf der Suche nach neuen Einblicken und alternativen Methoden sind. Wie beginnt Wissenschaft? Mit einer Formel? Mit einem Experiment? Mit einem Fehler? Oder doch mit Staunen? Kunstschaffende sind Beobachterinnen und Beobachter einer Vielzahl miteinander verwobener Zusammenhänge, zugleich beobachten und überprüfen sie sich häufig auch selbst, indem sie versuchen, sich der Inhalte anzunehmen und ihrer habhaft zu werden. Das macht Kunstwerke zu Systemen und Künstlerinnen und Künstler zu Kybernetikern zweiter Ordnung. Wie Kunstschaffende Beobachterinnen und Beobachter von Zusammenhängen sind, werden auch die Besucherinnen und Besucher der Ausstellungen zu Beobachtenden und somit Teil dieses komplexen Systems Kunst.
Über die Künstlerinnen und Künstler
Mit »Felder 11«, 2021 hat Christiane Feser (* 1977, Würzburg, BRD) ein Netzwerk geschaffen, das aus Knotenpunkten und Verbindungen eine Landkarte unserer Eindrücke simuliert, die durch kontinuierliche Bearbeitung entsteht. Mehrfach fügt die Künstlerin Ebenen hinzu, die sie erneut abfotografiert, um sie noch einmal zu verändern und abermals abzulichten. Es sind Schichten, die übereinander gelagert werden und die wir als Schärfe und Unschärfe wahrnehmen, was für unsere Augen eine räumliche Tiefe erzeugt, weil wir beim Schauen nicht alle Ebenen gleichermaßen deutlich sehen können.
Die Video- und Soundinstallation »Speicher«, 2008 von Michaela Melián (* 1956, München, BRD) ist ein zentrales Gesamtkunstwerk für diese Ausstellung und stellt zugleich in Form eines kommunikativen Zwischenspiels das komplexeste Arrangement dar. Nicht nur verwebt die Künstlerin drei mediale Systeme – Klang, Film und Sprache – miteinander, sie verbindet diese zudem mit einer Vielzahl inhaltlicher Impulse, die sie assoziativ aneinanderreiht und untereinander vernetzt. »Speicher« handelt in unterschiedlichen Erzählsträngen vom Reisen, von einer Fahrt mit einem Auto, das durch die gesamte Länge der Vorführung von einer Navigationsstimme geleitet wird. Diese Automatenstimme unterbricht fortlaufend die Geschichten von Flucht und Migration sowie vom Flug der Zugvögel, die hoch über den Köpfen der Passanten ihre Strecken in der Luft zurücklegen. »Wenn ich ein Vöglein wär’, und auch zwei Flügel hätt’, flög’ ich zu dir.« Für die Zugvögel gibt es keine Grenzen – Erde und Himmel sind für sie grenzenlos.
Wie Michaela Melián verarbeitet Adrian Williams (* 1979, Portland, Oregon, USA) das Unterwegssein als Ideengeber für ihre Bildwerke. Auch sie ist weit mehr als eine bildende Künstlerin und hat sich durch Performances und musikalische Interventionen hervorgetan. Für diese Ausstellung kombiniert sie Sprache mit kleinen Farbfotografien, die sie auf einer Reise durch Nord- und Südamerika aufgenommen hat und mit denen sie ihre je eigenen Erinnerungen verbindet.
Die Videoarbeit von Johannes Raimann (* 1992, Wien, Österreich) steht als Arbeitstisch im Raum, als ein Gerät, an dem zum Beispiel Kreative ihre Arbeit tun. »color : space : negotiation«, 2021 verhandelt den Farbraum unserer Endgeräte, der auf jedem Apparat, den wir nutzen, ein anderer ist – worauf auch die Farbtafel »there is no right color in the wrong one«, 2021 hinweist, die sich auf die Farbgebung seines eigenen Handys bezieht. Maschinell erzeugte Farbmodelle bestehen aus programmierten numerischen Codes, die hinter der Farbgebung liegen. Sie greifen somit in die Bilderzeugung ein und beeinflussen unseren Sinneseindruck.
Auch Johannes Franzen (* 1967, Alf, BRD) richtet sein Augenmerk auf Farbe, konkret auf das Spektrum digitaler Farbvielfalt. Seit den späten 1990er Jahren beschäftigt er sich mit den Mechanismen und Möglichkeiten der Herstellung digitaler Bilder. Seine Serie »4096² rot, grün, blau«, 2007 hat er auf dem Computerbildschirm zusammengesetzt, indem er ein Programm, also eine Sprache entwickelte. Mit dieser steuert er den Bildschirm an und generiert auf der Grundlage von Hexadezimaldateien maschinelle Bilder. Das Ergebnis bezeichnet er folglich als »Maschinenbilder«, auf denen die Gesamtzahl aller möglichen digitalen Farbwerte – insgesamt 4096², also gut 16,7 Millionen einzelne Farben – je unterschiedlich angeordnet ist.
Das »Neuro Yolk«, 2011, der ›Nervendotter‹, soll der Beruhigung unseres Nervensystems dienen und seine Einnahme Stress reduzieren. So heißt es auf der Texttafel, die die Abbilder verschiedenförmiger Eier, die offenbar manipuliert wurden, begleitet. Mehreen Murtaza (* 1986, Riad, Saudi-Arabien) ist eine Künstlerin, die sich in den Untersuchungen ihrer Umwelt zwischen Science-Fiction und Wissenschaft bewegt. Zugleich kommt sie vielfach zu intuitiven Lösungen, in denen sie mögliche zukünftige Szenarien konstruiert. Verarbeitete Lebensmittel sind heute für jeden zugänglich. Welche Auswirkungen sie auf unsere Psyche haben, ist weitgehend bekannt. Intuition ist somit nicht einfach ein Gefühl, sondern die Fähigkeit, Sachverhalte und Gesetzmäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen spontan erkennen zu können.
John Baldessari (1931, National City – 2020, Venice, Kalifornien, USA) und Robert Barry (* 1936, New York City, USA) gehören beide zu den Initiatoren der US-amerikanischen Konzeptkunst. Diese löste in den 1960er Jahren die klassischen Gattungen ab und wird bis heute international als multimediale Kunstrichtung verstanden, die das Konzept, also die Idee, in den Vordergrund stellt. Künstlerinnen und Künstler bedienen sich seitdem ganz unterschiedlicher Materialien, mit denen sie die Inhalte jeweils am besten vermitteln können.
Als multimedial werden die Kunstwerke von Antoni Muntadas (* 1942, Barcelona, Spanien) beschrieben. Von 1990 bis 2014 war der Künstler Professor am Massachusetts Institute of Technology, einer der führenden technischen Universitäten in den USA. Also auch hier liegt eine disziplinübergreifende Vorstellung zugrunde, die in der Serie »Architektur Räume Gesten«, 1988/1991 zum Ausdruck kommt. Der eher unpersönlich erscheinende Titel täuscht nicht über die systemische Verwobenheit zwischen den Bildern hinweg, die er auf den Kunstwerken kombiniert. So wirken sich Architektur, Innenraum und Gesten unmittelbar auf das zwischenmenschliche Zusammenleben aus.
Weitere Informationen, Inhalte und das Rahmenprogramm zur Ausstellung finden Sie in Kürze in unserer Publikation zum Download unter Kunststiftung DZ BANK – Kunstvermittlung.
Weitere Informationen
Eröffnung: Dienstag, 3. Juni 2025, 19 Uhr Künstlerinnen und Künstler werden anwesend sein
Begrüßung: Stefan Beismann, Leiter des Zentralbereichs Firmenkunden und designiertes Vorstandsmitglied der DZ BANK AG
Einführung: Dr. Christina Leber, Künstlerische Leitung und Geschäftsführerin der Kunststiftung DZ BANK