Fotograf zu werden, war das Letzte, was Brett Florens im Sinn hatte, als er als Polizist in Südafrika diente. Heute ist er ein weltweit renommierter Hochzeitsfotograf. Wir sprachen mit Brett Florens über seine Karriere und wie er zur Fotografie kam.
Damals, 1990, in den letzten Jahren der Apartheid, wurde der rugbybegeisterte 18-Jährige aus Durban als Polizist einer Bereitschaftseinheit zum Militär eingezogen. Nelson Mandela war gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, und für 1994 waren die ersten freien Wahlen in Südafrika angesetzt. Doch die Jahre dazwischen waren von blutigen Zusammenstößen zwischen rivalisierenden schwarzen politischen Gruppen im ganzen Land geprägt. „Damals wurden pro Kopf mehr Menschen ermordet als im Krieg in Bosnien-Herzegowina“, sagt Brett Florens. „Die meiste Gewalt gab es in unserer Gegend in der Provinz Kwazulu-Natal.“ Das Blutvergießen und die Gewalt waren Anfang der 1990er-Jahre so groß, dass sich Polizeifotografen weigerten, in die Townships zu gehen, um Tatorte zu fotografieren. Es meldete sich jedoch niemand freiwillig, nicht einmal Florens. „Ich hatte keinerlei Interesse an etwas Kreativem oder Fotografischem“, erinnert er sich. „Dann sagten sie: ‚Du bekommst dein eigenes Polizeiauto‘, und ich dachte: ‚Das ist ziemlich cool‘, also meldete ich mich dafür!“
Interview mit Brett Florens
Sie waren sehr jung für eine solche Rolle und sehr naiv, wenn ich das sagen darf?
Ja, in einem Umfeld, in dem die Kugeln nur so fliegen, wird man sehr schnell erwachsen. Ich war 18, als ich verpflichtet wurde, und man sieht die schrecklichsten Dinge, die man sich vorstellen kann. Eines der ersten Dinge, die ich sah, war eine Frau, die bei lebendigem Leib verbrannt wurde: Sie nannten es ‚Necklacing‘. Sie stülpten einen Autoreifen aus Gummi mit Benzin drin über sie und zündeten ihn an. Es waren 20 oder 30 Leute, die diese eine Person angegriffen haben.
Wie Sie sagten, man wird in solchen Umgebungen sehr schnell erwachsen.
Ich besuchte einen sechswöchigen Kurs über die Beweissicherung mit forensischer Fotografie. Ich habe wahrscheinlich sechs Monate oder ein Jahr lang forensische Fotografie betrieben, und als die Wahlen näher rückten, strömte die internationale Presse nach Südafrika – Associated Press, Reuters, Newsweek, AFP und viele andere –, um den Wandel zu dokumentieren, sodass ich immer wieder dieselben Leute an sind sehr geschickt darin, Leute als Informanten zu rekrutieren, denn sie brauchen Insider-Informationen, um an Tatorte zu gelangen. Tatorten sah. Journalisten sind sehr geschickt darin, Leute als Informanten zu rekrutieren, denn sie brauchen Insider-Informationen, um an Tatorte zu gelangen.

Die spektakulären Tulpenfelder in den Nie- derlanden sind immer eine prächtige Kulisse, um schöne Brautkleider zu präsentieren. Foto: Brett Florens
Sie brauchten Hinweise, was in den Townships vor sich geht?
Wir hatten diese kleinen Pager. Ich informierte meine Kontakte und ging erst danach zum Tatort, weil sie die Leichen nicht wegräumten, bevor ich mit dem Fotografieren fertig war. Ich nahm mir Zeit und sorgte dafür, dass meine Journalistenkollegen rechtzeitig am Tatort waren, um etwas zu berichten. Da wurde mir klar, dass Informationen wertvoll sind.
Haben Sie noch Ausrüstung aus Ihren Anfangsjahren?
Ich habe immer noch die Kamera und die Objektive. Das 55-mm-Objektiv ist in meiner Kameratasche, und ich nehme es zu jedem einzelnen Auftrag mit, denn wenn ich die Kameratasche öffne, muss ich mich an meine Wurzeln erinnern und daran, wo alles angefangen hat. Ich kann mich nicht damit brüsten, was ich in dieser Welt erreicht habe, denn ehrlich gesagt, bin ich nur ein Fotograf. Wenn man in dieser Branche so viele Egos sieht, ist das lächerlich, denn man ist nur ein Fotograf. Also stelle ich sicher, dass ich jedes Mal, wenn ich meine Kameratasche öffne, auf dem Boden der Tatsachen bleibe, indem ich einen Blick auf dieses 55 mm werfe. Und es funktioniert sogar mit der Z 9!
Warum sind Sie mit der Erfahrung nicht in die Reportagefotografie gegangen?
Nun, ich wollte es nicht. Ich suchte nach einer Alternative für meinen Job als Polizist. Mein Ziel war es, Pressefotograf für die Zeitungen zu werden – als Vollzeitfotograf eingestellt zu werden –, aber ich hätte keinen Zugang zu all den Informationen gehabt, die ich als Polizist hatte; und ohne diese war das unmöglich. Und es ist nicht so, dass es mir Spaß gemacht hätte, die Fotografie war mir völlig egal. Es war buchstäblich ein Weg, um Geld zu verdienen.

Hortensien sind eine von Florens Lieblingsblumen, und er sorgt immer dafür, dass der Florist Bilder erhält, auf denen die Sträuße gut zur Geltung kommen. Foto: Brett Florens
Wie kamen Sie zur Hochzeitsfotografie?
Ich habe viele Leute kennengelernt, die diesen Weg gegangen sind. Weil deine Freunde, Kollegen und Familie wissen, dass du Fotograf bist, bekommst du Anfragen für Hochzeiten und persönliche Ereignisse. Aber wenn man nur für Freunde und Familie fotografiert, ist das nicht der richtige Einstieg.
Warum nicht?
Weil Ihre Freunde und Familie Ihnen sehr ähnlich sind, das heißt, sie haben auch kein Geld! Mein persönliches Umfeld war also nicht der richtige Zielmarkt.
Haben Sie schon Hochzeiten fotografiert, als Sie bei der Polizei arbeiteten?
Ja, ich fing an, Hochzeiten für Freunde und Familie zu fotografieren, und das bizarre Leben, das ich führte, bedeutete, dass ich um drei Uhr nachts einen Tatort fotografierte, an dem zehn Menschen tot in einem Raum lagen. Ich kam nach Hause, ließ meine blutigen Stiefel vor der Haustür stehen, schlief drei Stunden und eilte dann zu den Zeitungen, um meine Bilder in die Zeitung zu bringen. Und ich hatte dazu noch eine Filmrolle für die Regierungsaufgabe in der Tasche …
Das waren die forensischen Bilder?
Ja. Und mit dieser Filmrolle zog ich weiter. Ich hatte buchstäblich Filmrollen mit Negativen, auf denen Leiche, Leiche, Leiche und dann die Braut war, die sich gerade fertig macht – alles auf der gleichen Filmrolle.
Und wann konnten Sie sich Vollzeit der Hochzeitsfotografie widmen?
Nach sieben Jahren bei der Polizei hatte ich keinen Urlaub genommen und sieben Monate Urlaub angesammelt, also eröffnete ich ein Fotostudio mit zwölf Quadratmetern, wo ich aber nur Porträts machen konnte. An den Wochenenden fotografierte ich Hochzeiten, ich fing an, für Immobilienmakler zu fotografieren, und machte Porträtfotos für die Gemeinde. Abends ging ich durch die Nachbarschaft und steckte Flugblätter in Briefkästen. Wenn ich am Samstagmorgen nicht gerade eine Hochzeit fotografierte, ging ich in die örtliche Schule, um Sportfotos zu machen, eilte zum örtlichen Labor und verkaufte den Eltern Abzüge. Mir wurde klar, dass ich mich an Gemeinden mit mehr verfügbarem Einkommen wenden musste, wenn ich damit Geld verdienen wollte, also ging ich in wohlhabendere Gegenden und fotografierte dort. Das half mir, die Polizei beruflich zu verlassen.
Wie ging es dann weiter?
Eines Tages kam ein Immobilienmakler auf mich zu und sagte: „Ich mag Ihren Service, ich mag die Art, wie Sie für mich fotografieren, ich mag die Bilder. Fotografieren Sie auch Bekleidungskataloge?“ Ich sagte, natürlich fotografiere ich Bekleidungskataloge, obwohl ich nicht wusste, was ein Bekleidungskatalog ist! Er sagte: „Meine Frau arbeitet für eine Firma namens Island Style, eine Marke für Surfbekleidung, und die suchen einen Fotografen.“ Sie kontaktierte mich, und ich fing an, für Island Style zu fotografieren.

Die Aufnahme entstand am späten Nachmittag, als die Kirschblüten in voller Blüte standen. Foto: Brett Florens
Das war ein großes Glück!
Ja, aber für manche Menschen ist Glück eine Kunst! Sie mochten, was ich tat. Zum Glück habe ich herausgefunden, wie man einen Kleidungskatalog fotografiert, und ich habe es geschafft. Die Marke hat durch die Bilder viel Schwung bekommen. Dann kam ein anderes Label, Quicksilver, auf mich zu und fragte: „Willst du für uns fotografieren?“ Also fing ich an, für Quicksilver zu fotografieren, und da Quicksilver und Roxy Geschwister sind, begann ich, auch für Roxy zu fotografieren. Ich fing an, für andere bekannte Marken zu fotografieren – Salomon, Puma, Under Armour –, und dann bekam ich wieder einen Anruf: „Bist du der Typ, der für Roxy Bikinis fotografiert? Würdest du gerne Dessous für Wonderbra fotografieren?“ Schließlich war ich elf Jahre lang der offizielle Wonderbra- Fotograf in Südafrika!
Das sind eine Menge BHs …
Ja. Zu der Zeit habe ich noch viele Hochzeiten fotografiert, und da ich mit Models, Visagisten und Mode zu tun hatte, wurde meine Hochzeitsarbeit von der Mode beeinflusst. Das ganze Posing in meinen Aufnahmen ist sehr von der Mode beeinflusst.
Sie haben also von der Mode inspirierte Hochzeitsfotos gemacht?
Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass es Leute gab, die diese Art von Fotografie mochten. Es half mir auch zu verstehen, dass das, was ich für richtig hielt, nicht unbedingt das war, was die Leute kaufen wollten. Ich denke, es war ein Vorteil, meine Karriere als Fotograf auf diese Weise zu beginnen, denn ich bin nicht emotional an meine Arbeit gebunden. Ich fotografiere das, was die Leute kaufen wollen.
Würden Sie sagen, dass die Modefotografie dazu beigetragen hat, Ihren Stil zu entwickeln?
Ich würde sagen, dass ich, anstatt mich von anderen Hochzeitsfotografen inspirieren zu lassen, anfing, Modefotografen zu folgen und dann zu kopieren, was sie taten, aber als Hochzeitsfotograf. Das bedeutete, dass ich ein Jahr hinter den Modetrends, aber fünf Jahre vor den Hochzeitstrends war. Es dauert sehr lange, bis sich Hochzeitstrends ändern. Ich fotografiere mit Blitz, mache viele stilisierte Posen und schaffe so Bilder, die kein anderer Hochzeitsfotograf macht.
Welche Fotografen haben Sie beeinflusst?
Eindeutig die Modefotografen, die kommerziellen Mainstream-Fotografen, also Nick Knight, Mario Testino, Patrick Demarchelier und Annie Leibovitz.
Das sind vier große Namen …
Aber es ist nicht so ein super ausgefallenes Zeug. Ich kann kein Modefoto machen, das dunkel ist. Ich bin nicht düster. Ich bin superlangweilig, wenn man sich mein Leben anschaut: Ich trinke nicht, ich rauche nicht, ich liebe meine Frau, ich gehe um zehn Uhr abends ins Bett, ich wache um sieben Uhr morgens auf und gehe joggen. Meine Frau sagt langweilig, ich sage stabil und verlässlich! Es kommt auf die Perspektive an.

Wenn Kunden in ländlicher Umgebung heiraten, ist die Schönheit der Braut und des Pferdes immer beeindruckend. Foto: Brett Florens
Und Sie haben mit Nikon angefangen?
Das war nicht meine allererste Kamera. Die Polizei in Südafrika hatte kein Budget, also sagten sie: „Du bist der Fotograf, aber du musst dir selbst eine Kamera kaufen.“ Also ging ich los und kaufte eine 35-mm-Point- and-Shoot-Kamera von Ricoh.
Um forensische Fotografie zu betreiben?
Ja! Damit habe ich sechs Monate lang gearbeitet. Die internationale Presse begleitete uns zum Schutz in die Townships, und eines Tages war ich mit einem Newsweek- Fotografen namens Mark Peters unterwegs, um eine verrückte Szene zu fotografieren, und er drehte sich zu mir um und fragte: „Mit welcher Kamera fotografieren Sie denn?“ Ich hatte meine kleine Ricoh und sagte: „Tja, Kumpel, es ist, wie es ist, und ich werde mein Geld nicht für Regierungsaufträge ausgeben.“ Er sagte zu mir: „Nein, damit kannst du nicht fotografieren. Hier, das ist für dich“, und er gab mir seine Nikon F3 mit einem 55-mm-Makroobjektiv und einem 135-mm-Objektiv.
Und seitdem arbeiten Sie mit Nikon?
Genau so ist es. Ich hatte die F3 mit diesen beiden Objektiven, dann kaufte ich eine gebrauchte F4 und dann mein erstes 80–200 mm f/2,8. Als ich bei der Polizei aufhörte und mein Studio einrichtete, fotografierte ich mit der F4.

Dieses Bild ist auf einem Hochzeits-Workshop entstanden. Foto: Brett Florens
Welche war Ihre erste DSLR?
Nun, irgendwie habe ich zufällig die damalige Freundin von Prinz Harry fotografiert. Die Bilder landeten in der News of the World, und sie baten mich um weitere Bilder, also habe ich ihnen Bilder verkauft. Es waren wirklich schöne Bilder von ihr, also fand ich es nicht schlimm, die Bilder zu verkaufen, und mit dem Geld kaufte ich die Nikon D2X, und damit begann meine Reise in die digitale Welt. Das war 2002 oder 2003.
Auf Ihren Hochzeitsbildern tauchen oft Tiere auf, meistens Pferde, gelegentlich auch Kamele.
Nun, reiche Leute haben Pferde. Es geht nur darum, den Markt anzuvisieren und dem Geld zu folgen. Leute, die sich für Pferde interessieren, haben eine Menge Geld. Der Bräutigam war Kameltierarzt, also war das offenbar relevant für sie. Plötzlich bin ich der Fotograf, der Hochzeiten in der Wüste mit Kamelen fotografiert.
Hochzeiten sind ein sehr wettbewerbsintensiver Markt. Gibt es andere interessante Nischen für Sie?
Ich finde, als Hochzeitsfotograf sollte man sich in anderen Genres umsehen, um sich inspirieren zu lassen. Die Hochzeitsfotografie kann langweilig sein. Es ist Woche für Woche dasselbe – und wenn man sich nicht von Bildern außerhalb der Hochzeitsfotografie inspirieren lässt, stagniert man.
Welchen Rat würden Sie angehenden Fotografen geben?
Mein Rat an jeden Fotografen ist, jeden einzelnen Kunden so zu behandeln, als wäre er der wichtigste Kunde, den man je hatte, denn man weiß nie, welchen Einfluss er haben könnte. Allein die Art und Weise, wie du jemanden behandelst, kann buchstäblich dein Leben verändern. Das erin- nert mich an den einen Immobilienmakler, der mir den Hinweis auf seine Frau und den Bekleidungskatalog gab. Ich behandle alle Menschen gleich: Ich habe Mandela fotografiert, ich habe De Klerk fotografiert, ich habe Elton John fotografiert. Ich habe die erstaunlichsten Dinge getan, die ohne diesen Immobilienmakler nie passiert wären.
Dieses Brautpaar in der Brandung – war das das letzte Bild des Hochzeitstags-Shootings?
Das haben sie geliebt, Kollege! Normalerweise wird so ein Foto am Tag danach gemacht. Ich habe das schon ein paar Mal erlebt, dass die Braut und der Bräutigam ihre Hochzeit feiern und dann in die Flitterwochen fahren und sagen: „Das ist toll, aber wissen Sie, was es perfekt machen würde, ist, wenn wir nochmal Fotos an einem anderen Tag machen.“ Im Grunde genommen verlängern Sie damit das Märchen von der Hochzeit. Außerdem verdienen Sie als Fotograf mehr Geld. Das Shooting können Sie entweder am Tag nach der Hochzeit oder nach der Rückkehr aus den Flitterwochen machen – viele Paare können es kaum erwarten, Wasseraufnahmen zu machen, und in Südafrika kann jeder schwimmen!


Über den Fotografen Brett Florens
- Florens ist aus Südafrika und arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Hochzeits-, Mode- und Porträtfotograf.
- Er lebt jetzt in Amsterdam und ist seit 2008 Nikon- Botschafter und vertritt weitere Marken, darunter Elinchrom, Lowepro und Adobe.
- Florens ist zudem Motivations-Speaker, dessen Ziel es ist, andere Fotografen zu inspirieren und ein profitables Fotobusiness zu führen.
- Er ist Autor von vier Büchern über Hochzeitsfotografie, darunter Modern Bridal Photography and A Shot in the Dark.
- Florens bietet Tutorials, Webinare, Masterclasses und Mentoring-Programme über seine Website an: www.thefocallounge.com und www.brettflorens.com
Tolle Story und sehr schöne Fotos.