Canon hat mit dem RF 10-20 mm f/4 L IS STM ein extremes Weitwinkelzoom für seine spiegellosen Vollformatkameras im Portfolio. Der enorme Bildwinkel bietet spannende Möglichkeiten für Kreative. Im Test schauen wir uns das Handling und die Abbildungsleistung des Canon RF 10-20 mm f/4 L IS STM genauer an.
Canon RF 10-20 mm f/4 L IS STM
- Anschluss: Canon RF
- Optischer Aufbau: 16 Elemente in 12 Gruppen
- Anzahl Blendenlamellen: 9
- Autofokus: ja
- Bildstabilisator: ja
- Besonderheit: Steuerring, Funktionstaste
- Gewicht: 570 g
- Preis: ca. 2.700 Euro
- www.canon.de
Die Wolken ziehen über die staubige Straße hinweg. In der Entfernung stehen ein paar Häuser, irgendwo pfeift ein Zug. Jemand starrt in den Horizont, doch ihn kann niemand überraschen – er hat 130 Grad diagonalen Blickwinkel. Es fühlt sich mit dem neuen Canon RF 10-20 mm f/4 L IS STM fast so an, als könne man sich beim Blick durch den Sucher selbst von hinten sehen. Doch darüber hinaus bietet das neue Objektiv der RF-Reihe viele technische Neuerungen zu seinem geistigen Vorgänger, dem EF 11-24 mm f/4 L USM.
Der Blick durch den Sucher bei 10 mm Brennweite ist befremdlich, zaubert aber sofort ein Lächeln auf die Lippen. Es ist kein Fisheye-Objektiv, daher muss man die Flut an Bild erst verarbeiten. Es kommt natürlich bei dieser Brennweite zu einer Verzerrung.
Besonders Gegenstände am Bildrand leiden unter dem Phänomen. Andererseits ist es genau diese Spielerei, die mich während des Praxistests immer wieder auf die 10 mm zurückkommen hat lassen. Die digitale Technik begradigt fallende Linien bereits in der Kamera. Ein RAW-Bild behält den größeren Ausschnitt bei, während das JPEG „Out of Camera“ die Verzeichnung bereits ausreichend korrigiert darstellt. Ab einer Brennweite von 12 mm ist kaum noch etwas davon zu sehen.

Aufgenommen mit dem Canon RF 10-20 mm f/4 L IS STM an einer Canon EOS R5 bei 10 mm (KB), ISO 200, f/13 und 1/400 Sekunde. Bild: Ben Kraus
Technisch ein schweres Kaliber
Die Vorteile der Brennweite sind so enorm wie der Blickwinkel. Das Objektiv ist mit 570 Gramm angenehm leicht und bei 112 Millimeter Länge in jeder Kameratasche bequem zu verstauen. Wenn auch Landschaftsfotografen ein wenig reinzoomen werden, so finden Architekturfreunde ihre Erfüllung. Räume, Hallen und ganze Sportstadien lassen sich ablichten. Produktfotografie auf engem Raum, wie ein Fahrzeuginterieur stellt kein Problem dar. Die Abbildungsleistung im Zentrum ist bei jeder Blendenstufe sehr hoch und nimmt zu den Ecken hin akzeptabel ab. Dank der durchgängigen Blende von f/4 entsteht schon mit geöffneter Blende eine moderate Schärfentiefe. Eine zweifach abgeblendete Aufnahme kommt auch bei schwierigen Lichtverhältnissen ohne Focus Stacking für die Ränder aus. Nur auf ein blumiges Bokeh muss man verzichten. Wer sich kreativ austoben will, bekommt die Möglichkeit, Filterfolien am Bajonett anzubringen. Neben einem Steuerring und einem Schalter für den AF/MF-Wechsel lässt sich auch der Bildstabilisator, der aus der Hand vier der angegebenen fünf Blendenstufen akkurat meistert, per Schalter ausschalten.

Das Canon RF 10-20 mm f/4 L IS STM ist mit einem Steuerring, einer Funktionstaste und einem optischen Bildstabilisator ausgestattet. Bild: Canon
Das RF 10-20 mm f/4 L IS STM ist ein spannendes Objektiv mit vielen Möglichkeiten. Es hat im Vergleich zum Vorgänger an Brennweite und Blickwinkel gewonnen und dabei an Größe und Gewicht verloren. Es überzeugt in Handling und Schärfeleistung, ist im Bereich zwischen 12 und 20 mm unaufgeregt und liefert saubere Ergebnisse. Die 10 mm hingegen sind wie ein unbekanntes Tal, in dem sich mancher Goldnugget finden lässt.
Aus dem Testlabor
Vignettierung des Canon RF 10-20 mm f/4 L IS STM
Die Vignettierung gibt an, wie stark die Helligkeit von der Bildmitte zu den Bildrändern hin abnimmt. In unseren Grafiken wird der Helligkeitsverlust in Blendenstufen farblich dargestellt. Die Legende zur Abstufung der Blendenstufen finden Sie direkt in der jeweiligen Grafik.
Unser Fazit: Canon RF 10-20 mm f/4 L IS STM im Test
Wahrscheinlich keine Wahl für jede Canon, aber mit Sicherheit ein Lieblingsstück von vielen. Das RF 10-20 mm f/4 L IS STM überzeugt durch sein gutes Handling und die hohe Schärfe. Die deutliche Verzeichnung in den RAW-Bildern wird bei JPEGs „Out of Cam“ sehr gut in der Canon-Kamera korrigiert.
Was uns gefällt …
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Klein und handlich
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Große Schärfentiefe
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Enormer Blickwinkel
… und was nicht so gut ist
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Starke Verzeichnung in den RAW-Bildern
Technische Daten: Canon RF 10-20 mm f/4 L IS STM
Konstruiert für Sensorgröße / Bajonett | Kleinbild / Canon RF |
Brennweite an APS-C-Kamera (umgerechnet auf Kleinbild) | 16–32 mm |
Maximale Lichtstärke (kürzeste Brennweite / längste Brennweite) | 4 / 4 |
Kleinste Blende | 22 |
Konstruktion: Linsen / Gruppen | 16 / 12 |
Blendenlamellen (Anzahl) | 9 |
Naheinstellgrenze | 0,25 m |
Filtergröße | - |
Abmessungen / Gewicht | 84 x 112 mm / 570 g |
AF-Motor / AF/MF-Schalter | ● / ● |
Bildstabilisator / mit mehr als einem Modus | ● / ━ |
Innenfokus / Innenzoom | ● / ● |
Funktionstaste (Fn) | ● |
Steuerrungs-/Blendenring / De-Click-Schalter | ● / ━ |
Fokusbereichsbegrenzer | ━ |
Gummidichtung am Bajonett | ● |
Streulichtblende / Schutzbeutel/-tuch mitgeliefert | ● / ● |