Fujifilm frischt die X100er-Serie mit einem 40-Megapixel-Sensor und einer erstmals sensorbasierten Bildstabilisierung (IBIS) auf. Die X100VI bleibt kompakt, klassisch gestaltet – und wird technisch deutlich moderner. Im Test haben wir uns die Edelkompaktkamera Fujifilm X100VI genauer angesehen.
Fujifilm X100VI
- Sensor: 40 MP APS-C, CMOS
- Serienbildrate: bis 13 Bilder pro Sekunde
- ISO-Bereich: 64 – 51.200
- Kürzeste Verschlusszeit: 1/180.000 s
- Bildstabilisierung: ja, am Sensor
- Video: 6,2K/30p
- Display: 3,0 Zoll, 1.620.000 Bildpunkte
- Sucher: ja, Hybrid
- Speichermedien: SDXC (UHS I/II)
- Gewicht: 521 g
- Preis: ca. 1.800 Euro
- www.fujifilm-x.com/de-de
Rund vier Jahre hat sich Fujifilm mit einem Update der X100er-Serie Zeit gelassen. Inzwischen wurde mit der X100VI das neueste Flaggschiff-Modell der hochwertigen Edel-Kompaktkameras mit großem APS-C-Sensor nachgelegt. Hat sich das lange Warten gelohnt?
Auf den ersten Blick mag man sich etwas verwundert die Augen reiben. Die Fujifilm X100VI erinnert äußerlich nahezu eins zu eins an die Vorgängerin X100V. Ob man das als Fan der X100er-Serie befürwortet oder schade findet, ist sicherlich Geschmackssache. Wir gehen später noch auf die Bedienung ein. Die eigentlichen Highlights des neuesten Spitzenmodells finden sich stattdessen im Innern des gewohnt schicken Gehäuses im klassischen Design. Im Herzstück der Kamera setzt Fujifilm auf einen Sensor und einen Prozessor, den wir bereits aus der spiegellosen Systemkamera X-T5 kennen. Dazu integriert der Hersteller erstmals in der Serie einen eigens entwickelten IBIS.
Technologie aus der DSLM X-T5
Mit dem hochauflösenden 40,2 Megapixel X-Trans-CMOS-5-HR-Sensor im APS-C-Format ist die X100VI genauso erstklassig aufgestellt wie die beiden spiegellosen Top-Systemkameras X-T5 und X-H2. Zudem löst die X100VI damit deutlich höher auf als ihre Vorgängerin X100V mit 26 Megapixeln. Unterstützung erhält der X-Trans-CMOS-5-HR-Sensor vom X-Prozessor 5, der ebenfalls aus den genannten DSLMs bekannt ist und neben einer energiesparenderen Arbeitsweise auch Vorteile für das Autofokussystem und die Serienbildgeschwindigkeit mit sich bringt. Doch der Reihe nach. Werfen wir zuerst einen Blick auf die Bildqualität.

Neben dem Blendenring gibt es einen Einstellring, der sich mit verschiedenene Funktionen wie den Filmsimulationsmodi belegen lässt. Bild: Fujifilm
In Verbindung mit dem fest verbauten Fujinon 23 mm f/2,0 II, dessen Brennweite umgerechnet 35 mm im Kleinbildformat entspricht, liefert die X100VI im CHIP Testlabor eine sehr gute, gemessene Auflösung von 2.631 Linienpaaren pro Bildhöhe (Lp/Bh) im Bildzentrum bei niedrigster ISO-Empfindlichkeit und zweifach abgeblendet bei f/5,6. Das ist insofern bemerkenswert, weil sie damit fast genauso hoch auflöst wie die Leica Q3 mit 60 Megapixeln und maximal 2.699 Lp/Bh bei ISO min. und f/5,6. Auch bei ISO 400 liegen beide Kameras im Bildzentrum nahezu gleichauf. Erst ab ISO 800 hat die Leica im Bildzentrum dann klar die Nase vorn. Dennoch überzeugt die X100VI selbst noch bei ISO 3.200 mit einer sehr guten Kantenschärfe im Zentrum mit 2.216 Lp/Bh. In den Bildecken sieht es etwas anders aus. Hier sinkt die gemessene Auflösung von den genannten 2.631 Lp/Bh im Zentrum bei ISO min. und f/5,6 auf nur noch 1.988 Lp/Bh in den Ecken ab. Das entspricht einem Schärfeabfall von 643 Lp/Bh. Auch bei höheren ISO-Stufen gehen bis ISO 3.200 vom Zentrum zu den Ecken rund 440 bis 730 Lp/Bh an Auflösung verloren. Bei zum Beispiel Landschaftsaufnahmen muss man sich daher darauf einstellen, dass die Bildergebnisse zu den Rändern hin an Schärfe verlieren.
KI-basierter Autofokus und IBIS
In unseren Augen empfiehlt sich die X100VI aber ohnehin für einen anderen Einsatzzweck, bei dem die Bildecken oft nur eine untergeordnete Rolle spielen: Die Rede ist von der Streetfotografie. Für den Praxistest waren wir mit der X100VI in Köln unterwegs und haben bevorzugt mit Fujifilms Filmsimulation „Acros“ fotografiert, die uns sehr kontrastreiche und scharfe Schwarz-Weiß-Aufnahmen ermöglichte. Vor allem Schwarz-Weiß-Porträts haben mit der neuen Sensor-Prozessor-Kombination sehr viel Spaß gemacht. Wie die spiegellose Systemkamera X-T5 kann nämlich auch die X100VI auf einen per Deep Learning trainierten KI-Autofokus zurückgreifen, der neben Augen und Gesichtern von Menschen auch Tiere, Vögel, Autos, Motorräder, Fahrräder, Flugzeuge, Züge, Insekten und Drohnen erkennt und verfolgt. Dank der sehr gut funktionieren Augenerkennung konnten wir uns bei Porträts im AF-C-Modus auf die kontinuierliche Fokusnachführung verlassen und uns auf die kreative Bildgestaltung konzentrieren. Serienbilder nimmt die X100VI mit bis zu 13 Bildern pro Sekunde mit elektronischem und bis zu elf Bildern pro Sekunde mit mechanischem Verschluss auf – beides mit voller Auflösung und mit automatischer Fokusnachführung.

Aufgenommen mit der Fujifilm X100VI bei 23 mm (KB), ISO 125, f/2,0 und 1/200 Sekunde. Bild: Thomas Probst
Nimmt das Umgebungslicht zur Dämmerung ab, kommt zudem eine weitere Neuerung in der X100VI zum Tragen. Sie ist die erste Kamera der X100er-Serie mit einer sensorbasierten Bildstabilisierung (IBIS). Die IBIS-Einheit wurde neu entwickelt, um die kompakten Abmessungen der X100-Modelle zu bewahren. So fällt die X100VI mit IBIS insgesamt nur zwei Millimeter tiefer aus als die Vorgängerin. Laut Fujifilm ermöglicht die Bildstabilisierung um bis zu sechs Blendenstufen längere Belichtungszeiten. In der Praxis haben wir das zwar nicht ganz bestätigen können – die 2,5 Sekunden und damit rund vier Blendenstufen (ausgehend von 35 mm KB) sind aber dennoch ein gutes Ergebnis.
6,2K-Videos mit leichtem Crop
Mit dem hochauflösenden 40-Megapixel-Sensor erweitert Fujifilm auch die Möglichkeiten im Videomodus. Schaffte die Vorgängerin nur maximal 4K/30p sind mit der X100VI interne, hochauflösende Videoaufnahmen mit 6,2K/30p möglich. In dem Fall allerdings mit einem Crop, also eine Verkleinerung des Bildausschnitts um das 1,23-Fache. Ähnlich verhält es sich mit Aufnahmen in 4K/60p mit einem Oversampling aus dem 6,2K-Rohmaterial. Auch hier kommt es zu einem 1,23-fachen Crop-Faktor. Ohne Oversampling stehen 4K/60p mit einem 1,14-fachen Crop zur Verfügung. 4K/30p gibt es hingegen ohne Ausschnittsverkleinerung. Dazu kommen die Möglichkeiten, Bewegtbilder in Cinema 4K(DCI) im 17:9-Format und Full-HD-Zeitlupen mit bis zu 240 Bildern pro Sekunde aufzuzeichnen. Die Filmsimulationsmodi sowie der KI-Autofokus und der IBIS stehen auch im Videomodus zur Verfügung. Leider setzt Fujifilm bei Audioaufnahmen auf den kleinen 2,5-Millimeter-Klinkenanschluss.

Das 3,0 Zoll große Touchdisplay lässt sich jetzt bis zu 45 Grad nach hinten kippen. Vorher waren es nur 30 Grad bei der X100V. Bild: Fujifilm
Hybrid-Sucher und ND-Filter
Bei der Bedienung bleibt vieles beim Alten. Die X100VI kommt mit dem sehr guten Hybrid-Sucher, bei dem über einen Hebel auf der Vorderseite zwischen optischem und elektronischem Sucherbild gewechselt werden kann. Die Diagonale des Touchdisplays misst weiterhin 3,0 Zoll – man kann das LCD nun aber etwas weiter bis auf 45 Grad kippen. Fans der manuellen Bedienung werden sich über das kombinierte Einstellrad für die Verschlusszeit und die ISO-Empfindlichkeit freuen. Die Blende lässt sich direkt über den Blendenring am Objektiv wählen. Der Einstellring am Objektiv kann mit verschiedenen Funktionen wie den Filmsimulationsmodi belegt werden. Leider verzichtet Fujifilm weiterhin auf ein Tastenkreuz. Navigiert wird per Joystick.
Aus dem Testlabor
Schärfe & Details
Wie erwartet, schneidet die X100VI bei der Kantenschärfe und der Detailtreue besser ab als ihre 26-Megapixel-Vorgängerin. Bemerkenswert ist, dass sie bei ISO min. im Bildzentrum mit 2.631 Linienpaaren pro Bildhöhe sogar der mit 60 Megapixeln auflösenden Leica Q3 Konkurrenz macht. Ab ISO 800 nimmt die Auflösung ab, bleibt aber auf einem sehr guten Niveau.
Bildrauschen
Der mit 40 Megapixeln auflösende X-Trans-CMOS-5-HR-Sensor ermöglicht im Zusammenspiel mit dem X-Prozessor 5 ein sehr geringes Bildrauschen bis einschließlich ISO 1.600. Erst bei ISO 3.200 tritt erstmals ein leichtes Farbrauschen bei einer 100-Prozent-Vergrößerung am Monitor auf. Ausdrucke in DIN-A3-Größe sind selbst bei ISO 3.200 rauschfrei.
Unser Fazit: Fujifilm X100VI im Test
Die X100VI überzeugt im Test mit einer sehr guten Bilqualität, einer hohen AF- und Serienbildgeschwindigkeit und einem tollen Hybrid-Sucher. Mit schnellem Autofokus-Tracking, der Acros-Schwarz-Weiß-Filmsimulation und dem IBIS machte die handliche Edel-Kompakte vor allem bei der Streetfotografie richtig Freude.
Was uns gefällt …
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40 Megapixel
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IBIS
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KI-basierter Autofokus
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Kompakt
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Hybrid-Sucher
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6,2K-Videos
… und was nicht so gut ist
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Kleiner 2,5-mm-Klinken-Stecker
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Nicht ganz leicht (512 Gramm)
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Kein Tastenkreuz
Technische Daten: Fujifilm X100VI
Maximale Auflösung | 7.728 x 5.152 Pixel |
Effektive Pixel | 39,8 Millionen |
Sensor (Typ / Größe) | CMOS / APS-C |
Bildstabilisator | Sensor |
Sucher / Blitz / Blitzschuh | ━ / ● / ● |
Display (Größe / Auflösung) | 3,0 Zoll / 1.620.000 Subpixel |
Touchscreen / beweglich | ● / ● |
Optisches Zoom | 1-fach |
Brennweite (Kleinbild) | 35 - 35 mm |
Lichtstärke Objektiv | f/2,0 - 2,0 |
Belichtungsmodi P/A/S/M | ● / ● / ● / ● |
Verschlusszeit / Bulb | 30 - 1/180000 s / ● |
ISO-Bereich (ohne / mit Erweiterung) | 125 - 12.800 / 64 - 51.200 |
Bildformate | RAW+JPEG |
Video-Auflösung | 2.160/60p 1.080/240p |
Video: manuelle Blende / ISO / AF-Punkt wählbar / AF-C / Zoom | ● / ● / ● / ● / ━ |
WLAN / NFC / GPS / Bluetooth | ● (b/g/n/ac) / ━ / ━ / ● |
Speichermedium | SDXC |
USB / HDMI | Typ-C / micro-HDMI |
Via USB laden | ● |
Mikrofon- / Kopfhörer-Klinke | ● (2.5mm) / ━ |
Akku-Typ / Preis (ca.) | NP-W126S / 45 Euro |
Abgedichtet / wasserdicht | ━ / ━ |
Abmessungen / Gewicht | 128 x 75 x 55 mm / 521 g |
Hallo Thomas,
was ich nirgends finde: Ist das Gehäuse wenigstens ganz aus Metall o. ä. gebaut? Kannst Du mir schnell antworten, da ich ernsthaft am überlegen bin …:-)
Vielen Dank
Manfred
Hallo Manfred,
laut Fujifilm sind die obere und die untere Gehäuseplatte aus Aluminium gefertigt.
Viele Grüße,
Thomas