Ab dem 1. Mai 2025 gelten neue Regeln für Passbilder: Sie müssen digital und direkt an die Behörde übermittelt werden. Stichwort: E-Passfoto. Photoscala-Chefredakteur Benjamin Lorenz zeigt, was das für Bürger, Behörden und die Fotobranche bedeutet – und warum die Bundesdruckerei mit ihren PointID-Terminals den etablierten Fotostudios Konkurrenz macht.

Hintergrund: Gesetzliche Grundlage und Ziel der Neuerung

Heute, am 1. Mai 2025, tritt eine wichtige Neuerung im deutschen Pass- und Ausweiswesen in Kraft: Passfotos dürfen dann nur noch digital eingereicht werden. Grundlage ist das Gesetz zur Stärkung der Sicherheit im Pass-, Ausweis- und ausländerrechtlichen Dokumentenwesen, das im Dezember 2020 vom Bundesinnenministerium unter Horst Seehofer (CSU) auf den Weg gebracht und verabschiedet wurde. Die Regelung hat das Ziel, die Fälschungssicherheit von Personalausweisen und Reisepässen zu erhöhen. Insbesondere soll die Gefahr durch sogenanntes Morphing eingedämmt werden: Dabei werden zwei Gesichtsfotos digital zu einem neuen Bild verschmolzen, sodass im Extremfall zwei Personen ein einziges Ausweisdokument gemeinsam nutzen könnten. Solche manipulierten Passbilder sind für Menschen und Maschinen nur schwer zu erkennen. Bisher gab es in Deutschland zwar erst wenige bekannte Fälle – das Innenministerium nannte bis 2020 drei Fälle gemorphter Ausweisfotos. Dennoch wollte der Gesetzgeber präventiv handeln, um Missbrauch auszuschließen. Sicherheit und Qualität biometrischer Passbilder sollen durch die neuen Vorgaben deutlich erhöht werden.

E-Passfoto – Passfotos nur noch digital und manipulationssicher

Konkret bedeutet das: Ab dem 1. Mai 2025 werden ausgedruckte Passfotos nicht mehr akzeptiert. Bürgerinnen und Bürger können Passbilder für Personalausweise, Reisepässe und andere amtliche Dokumente dann nur noch medienbruchfrei digital einreichen. Das Gesetz sieht dafür zwei Wege vor:

  • Foto-Aufnahme im Bürgeramt: Viele Bürgerämter (Pass- und Ausweisbehörden) statten sich mit Selbstbedienungsterminals oder anderen Fotosystemen aus, um direkt vor Ort biometrische Passbilder aufzunehmen. Die Antragstellenden können also bei der Ausweisbeantragung für Personalausweis, Reisepass und Führerschein im Amt ihr Foto sofort machen lassen – ein mitgebrachtes Bild ist nicht mehr nötig und auch nicht mehr erlaubt.

  • Foto-Aufnahme beim Fotografen: Alternativ können Passfotos weiterhin von zertifizierten Fotostudios oder Fotodienstleistern erstellt werden. Allerdings müssen diese das Bild anschließend verschlüsselt elektronisch an die Behörde übermitteln. Selbst geschossene Bilder, herkömmliche Passbildautomaten außerhalb von Ämtern oder Handy-Apps sind dagegen nicht mehr zugelassen – es muss stets ein registrierter Fotograf oder eine offiziell anerkannte Stelle zwischengeschaltet sein. Damit ist sichergestellt, dass die Passbildaufnahme in kontrollierten Bahnen verläuft. Die neue Regelung betrifft aktuell hoheitliche Dokumente. Also den Personalausweis, den Reisepass und auch den Führerschein.

Deutscher Reisepass Foto: istock

Deutscher Reisepass Foto: istock

Durch diese Neuregelung entfällt der früher übliche Zwischenschritt, ein Passfoto auf Papier beim Antrag vorzulegen. Die direkte digitale Übertragung schließt Manipulationen oder Fremdzugriffe zwischen Aufnahme und Behörde nahezu aus. Zudem bleibt die Bildqualität durch den nahtlos digitalen Prozess hoch, da Verluste durch Einscannen oder Abzüge wegfallen. In den Selbstbedienungsterminals wird während der Aufnahme automatisch geprüft, ob das Bild den biometrischen Vorgaben entspricht. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Manipulationen wie etwa Morphing überhaupt möglich sind.

Was Bürgerinnen und Bürger beim E-Passfoto beachten müssen

Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet die Umstellung ab Mai eine Änderung bei Passfotos. Klassische Passbildstreifen aus dem Fotoautomaten oder selbst geschossene Fotos werden von den Ämtern dann nicht mehr akzeptiert. Wer einen neuen Personalausweis, Reisepass oder Führerschein beantragt, hat zwei Optionen: Entweder das Passfoto direkt im Bürgeramt aufnehmen lassen (sofern die Behörde diesen Service anbietet) oder vorab zu einem teilnehmenden Fotografen gehen. Wichtig: Beim Fotografen erhält man kein ausgedrucktes Foto mehr, sondern einen Code (z.B. als QR-Code), den man zum Amtstermin mitbringt. Über diesen Code ruft die Behörde das zuvor vom Fotografen hochgeladene Bild digital ab.

Bürgerinnen und Bürger empfiehlt es sich, rechtzeitig ein zertifiziertes Fotostudio aufzusuchen. Eine bundesweite Liste aller teilnehmenden Fotografen ist online einsehbar – zum Beispiel über das Portal der Fotografenverbände oder über Branchenseiten wie alfo-passbild.com, auf denen man nach Region nach registrierten Fotostudios suchen kann. Auch große Drogerieketten steigen in das Geschäft ein: Die Kette dm etwa hat angekündigt, in ihren Filialen künftig digitale, biometrische Passbilder anzubieten und direkt ans Bürgeramt zu übertragen.

Übergangsfrist bis Ende Juli 2025

Da nicht alle Behörden technisch sofort zum Stichtag bereit sind, gilt eine befristete Übergangsregelung. Bis zum 31. Juli 2025 dürfen Bürgerämter ausnahmsweise noch ausgedruckte Passfotos akzeptieren – allerdings nur, wenn das betreffende Amt noch über kein eigenes zertifiziertes Lichtbilderfassungssystem verfügt. Praktisch greift diese Kulanz also dort, wo weder ein Foto-Terminal installiert ist noch digitale Bilder empfangen werden können. Ab August 2025 endet diese Ausnahme: Dann ist deutschlandweit die elektronische Einreichung Pflicht. Wer nach Juli 2025 noch mit Papierbildern zum Amt kommt, muss damit rechnen, abgewiesen zu werden.

Umsetzung in den Bürgerämtern: Technik und Kosten

Die Einführung des E-Passfotos erfordert auch in den Behörden neue Technik. Bundesweit gibt es rund 5.500 bis 6.000 Pass- und Meldestellen. Den meisten Kommunen wurde vom Bund kostenfrei ein passendes Fotosystem angeboten – die PointID-Terminals der Bundesdruckerei. Diese Geräte, verfügbar als Fotokabine oder als kompakteres Tischgerät, ermöglichen es, in einem Schritt das Gesichtsfoto sowie Fingerabdrücke und Unterschrift aufzunehmen. Sie erfüllen die aktuellen Sicherheitsstandards des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) und übertragen die Daten verschlüsselt direkt ins behördliche System. Für die Kommunen fallen keine Anschaffungskosten an; die Finanzierung läuft über Nutzungsentgelte. Pro aufgenommenem Passfoto zahlen Bürgerinnen und Bürger 6 Euro Gebühr, die an die Bundesdruckerei fließt – zusätzlich zu den regulären Ausweisgebühren, falls man den Vor-Ort-Fotoservice nutzt.

Digitales Aufnahmesystem PointID Foto: Bundesdruckerei

Digitales Aufnahmesystem PointID Foto: Bundesdruckerei

Viele Städte und Gemeinden haben in den letzten Monaten bereits PointID-Terminals bestellt und installiert. Zum Stichtag 1. Mai 2025 sollen laut Bundesinnenministerium bereits „mehrere Tausend Systeme“ im Einsatz sein. Bis August 2025 soll die Zahl auf rund 10.000 Geräte anwachsen, sodass alle interessierten Kommunen versorgt werden können. Dennoch herrscht zum Start nicht überall Vollausstattung: Einige Bürgerämter – gerade in kleineren Gemeinden – verzögern die Einführung oder sehen ganz davon ab, eigene Fotoautomaten anzuschaffen. In solchen Fällen können Bürger dann bei zertifizierten Fotografen und Fotofachhändlern ihr Passfoto anfertigen lassen.

PointID der Bundesdruckerei. Foto: Bundesdruckerei

Auch in Großstädten läuft die Umstellung unterschiedlich schnell. Berlin meldet, dass an den meisten Bürgeramts-Standorten die Technik zum Stichtag vorhanden ist; vereinzelt könne es aber zu leichten Verzögerungen kommen. München und andere Großstädte sehen sich gut vorbereitet, während etwa Düsseldorf wegen Lieferverzögerungen bei der Bundesdruckerei erst im Sommer 2025 startklar sein will. In einigen Rathäusern standen bereits bisher Selbstbedienungs-Terminals zur Verfügung, doch diese Alt-Systeme sind ab Mai nicht mehr mit den neuen Anforderungen kompatibel und müssen durch PointID ersetzt werden. Generell gilt: Bürgerämter sind nicht verpflichtet, ein eigenes Fotosystem zu nutzen – sie können sich theoretisch vollständig auf externe Fotostudios – die man etwa bei alfo-passbild.com findet – verlassen. Das Innenministerium betont jedoch, dass durch das kostenlose Angebot der PointID-Terminals der Bundesdruckerei auch finanzschwache Kommunen in der Lage seien, moderne Lichtbilderfassung einzusetzen – die digitale Ausweisbeantragung soll kein Privileg großer Städte bleiben.

Auswirkungen auf Fotostudios und Fotografen

Für professionelle Fotostudios bedeutet die Neuregelung einen tiefgreifenden Einschnitt ins Alltagsgeschäft. Bisher konnten Kundinnen und Kunden frei entscheiden, wo sie ihr Passbild machen lassen – beim Fotografen, am Schnellautomaten oder sogar selbst. Ab sofort sind nur noch Passbilder von zugelassenen Stellen erlaubt. Für viele Fotografen war das Passbildgeschäft bislang ein verlässlicher Umsatzbringer. Entsprechend groß waren anfangs die Sorgen in der Branche: Bricht das Einkommen aus Passfotos weg, wenn künftig viele Kunden ihr Bild direkt im Amt machen lassen? Einige Fotografen äußerten sogar Existenzängste. Simone Boll, Fotografin in Bayern, berichtet, dass Ausweis- und Bewerbungsfotos bei ihr einen erheblichen Umsatzanteil ausmachen – ohne diesen Posten würde ihr Studio wirtschaftlich leiden. Sie und viele Kollegen haben daher investiert, um in der digitalen Passbild-Welle nicht unterzugehen.

Arbeitsgruppe E-Passfoto – Zertifizierung und Technik

Fotografen, die weiterhin Passbilder anbieten wollen, müssen sich offiziell registrieren lassen und technisch aufrüsten. Benötigt wird ein spezielles E-Passfoto-System aus Hard- und Software, das den strengen Sicherheitsanforderungen genügt. Dieses System ermöglicht es, biometrische Fotos aufzunehmen, automatisiert zu prüfen und verschlüsselt in eine Hochsicherheits-Cloud hochzuladen. Die Foto-Branche hat frühzeitig und kooperativ reagiert: Eine Arbeitsgruppe E-Passfoto der Fotowirtschaft – eine gemeinschaftliche Initiative mehrerer mittelständischer Fototechnik-Firmen (u.a. Flashlight, Silverlab und VST) zusammen mit dem Händlerverbund Ringfoto – hat ein cloudbasiertes Passbild-System entwickelt, das genau diesen Anforderungen entspricht. Branchenintern wird dieses Projekt als wegweisend gelobt, denn es zeigt, wie die Fotowirtschaft die sichere, digitale Passbild-Übermittlung aktiv mitgestaltet. Über diese Systemintegratoren können Fotostudios die nötige Software-Lizenz erwerben und gegebenenfalls neue Hardware (etwa ein Kameramodul mit automatischer Biometrie-Prüfung oder ein Tablet für Kundendaten und Internetanbindung) anschaffen. Vor Inbetriebnahme muss das System behördlich zertifiziert werden, damit die Ämter die Bilder akzeptieren. Zudem müssen sich Studioinhaber über die Online-Ausweisfunktion eindeutig identifizieren, um Zugriff auf die Upload-Plattform zu erhalten. Diese Hürden sind bewusst hoch gesetzt, um sicherzustellen, dass nur vertrauenswürdige Profis Passfotos übermitteln können.

Neuer Ablauf im Studio

Ist ein Fotostudio erst einmal registriert, ändert sich auch der Ablauf mit den Kundinnen und Kunden. Nach der Aufnahme des Fotos und der Qualitätskontrolle im Studio wird das Bild sofort digital hochgeladen – meist über das Portal der Bundesdruckerei oder einen angebundenen Cloud-Dienst. Der Kunde erhält einen individuellen Code (oft als QR-Code), den er zur Passbeantragung mitbringt. Die Fotos selbst liegen verschlüsselt in einer zentralen Cloud und können von dort nur von berechtigten Behörden abgerufen werden. Wichtig: Auch Fotografen dürfen keine Bilddateien mehr an Kunden herausgeben – der Code ersetzt faktisch den früheren Ausdruck. Aus Kundensicht mag das zunächst abstrakt wirken, doch der Prozess ist einfach: Code vorzeigen und fertig. Für die Fotostudios entfällt damit allerdings das direkte Verkaufsgeschäft mit ausgedruckten Bildern; ihre Dienstleistung wird zur reinen Datenlieferung an die Verwaltung.

Kosten, Wettbewerb, Beratung und Qualität

Viele Fotostudios werden weiterhin Passbilder anbieten – stehen dabei aber in direkter Konkurrenz zum Fotoservice der Ämter und großen Ketten. Die Preise im Fotostudio können frei kalkuliert werden und liegen voraussichtlich oft höher als die 6 Euro im Bürgeramt, da professionelle Fotografen mehr Aufwand und Beratung einbringen (bisher waren etwa 10–15 Euro für vier Passfotos üblich). Dafür werben die Fotografen mit höherer Bildqualität und individueller Betreuung: Professionelle Beleuchtung, korrekte Positionierung und ein vorteilhaftes Porträt sind im Studio eher gewährleistet als in der anonymen Automatenkabine. Zudem können Fotografen spezielle Fälle besser handhaben – seien es Kleinkinder, Passfotos im Altersheim oder Aufnahmen für Menschen mit Behinderung. Die Branche hofft, dass viele Bürger den Wert eines guten Fotos schätzen, auch wenn es nur für ein Ausweisdokument ist, das bis zu zehn Jahre gültig bleibt.

Kooperation mit Bürgerämtern

Viele Fotografen suchen daher aktiv den Schulterschluss mit den Kommunen. So wird etwa angeregt, dass Bürgerämter lokale Studios nicht als Konkurrenz betrachten, sondern sie aktiv empfehlen – gerade dort, wo das Amt kein eigenes Terminal besitzt. In kleineren Städten ohne Fotostudio vor Ort sind die Behörden auf externe Anbieter sogar vollständig angewiesen. Ein partnerschaftliches Verhältnis ist in solchen Fällen wichtig, damit Bürger problemlos ihr digitales Passfoto erhalten. Trotzdem entstehen mancherorts Interessenkonflikte – insbesondere dort, wo ein Rathaus ein eigenes Terminal aufgestellt hat und damit dem Fotografen in unmittelbarer Nähe Kundschaft streitig macht. Die öffentliche Hand betont zwar, es gehe nicht um Wettbewerb, sondern um Service. Dennoch fühlen sich einige Fotografen benachteiligt, wenn das Amt quasi zum Fotostudio zum Nulltarif wird – zumal die Bundesdruckerei ein Monopol auf die amtlichen Geräte hat und so indirekt vom schrumpfenden Privatmarkt profitiert. Branchenvertreter plädieren deshalb für ein faires, partnerschaftliches Vorgehen, bei dem Behörden und Fotofachhandel im Sinne der Bürger Hand in Hand arbeiten.

Technische Umsetzung und Rolle der Bundesdruckerei beim E-Passfoto

Kern des neuen Verfahrens ist eine sichere digitale Verbindung zwischen Fotograf und Behörde. Herzstück bildet eine zentrale Hochsicherheits-Cloud, die von autorisierten Stellen mit Bildern befüllt wird und aus der die Ämter die Passfotos abrufen. De facto handelt es sich um eine Online-Datenbank, die – ähnlich dem zentralen Passregister – die biometrischen Lichtbilder verwaltet. Betrieben wird diese Infrastruktur von der Bundesdruckerei bzw. ihrem IT-Dienstleister im Auftrag des Innenministeriums. Fotografen laden ihre Bilder über definierte Schnittstellen in diese Cloud – viele nutzen dafür die von den genannten Systemintegratoren bereitgestellte Software, die an das Bundesdruckerei-Portal angebunden ist. Die Behörden wiederum greifen im Antragsprozess auf die Cloud zu: Scannt der Sachbearbeiter den mitgebrachten QR-Code, lädt das System automatisch das entsprechende Bild zur Person herunter. Dieser Abruf erfolgt verschlüsselt und authentifiziert – nur berechtigte Dienstrechner können die Fotos entschlüsseln. Damit bleiben Datenschutz und Missbrauchsschutz gewahrt.

Eine besondere Herausforderung war die automatische Biometrie-Prüfung der Passbilder. Schon seit Jahren müssen Ausweisfotos bestimmten Qualitätskriterien genügen (Stichwort: ICAO-Standard – z.B. korrekte Ausleuchtung, neutraler Gesichtsausdruck, ausreichende Schärfe). Bislang wurde dies oft durch Mitarbeitende im Amt oder durch Software bei der Bundesdruckerei kontrolliert. Künftig soll bereits der Upload durch die Fotografen mit einem automatisierten Qualitätscheck verbunden sein. Die Arbeitsgruppe E-Passfoto hat ihre Systeme daher so ausgestattet, dass sie das gleiche Prüfverfahren anwenden wie die Bundesdruckerei. Damit wird verhindert, dass ungeeignete Bilder überhaupt in Umlauf gelangen. Die Behörden erhalten so gut wie nur noch Fotos, die alle biometrischen Anforderungen erfüllen – im Zweifelsfall würde das Studio nachbessern, bevor es den Code an den Kunden ausgibt.

Alfo Passbild

Alfo Passbild

Die Bundesdruckerei als zentraler Akteur profitiert in gewisser Weise von der Reform. Das bundeseigene Unternehmen liefert nicht nur die Technik für die Behörden, sondern ist auch an der Dateninfrastruktur beteiligt. Durch die flächendeckende Ausstattung mit PointID-Terminals generiert die Bundesdruckerei künftig pro Ausweisantrag Erlöse über die Foto-Gebühr. Die Umstellung auf digitale Passbilder ist zwar primär eine Sicherheitsmaßnahme, bringt der Bundesdruckerei aber auch wirtschaftliche Vorteile und stärkt ihre Position als Platzhirsch im Ausweiswesen. Konkurrenzprodukte für die Behörden gibt es zwar (einige Kommunen erwogen Geräte privater Anbieter), doch das kostenlose Angebot der Bundesdruckerei hat sich nahezu überall durchgesetzt. Für Fotostudios bedeutet das: Sie stehen nun im Wettbewerb mit einer hochstandardisierten Lösung, die vom Staat vorangetrieben wird. Allerdings eröffnet die E-Passfoto-Umstellung den Fotografen auch neue Chancen, indem sie die Schwarzanbieter – also nicht zertifizierte Fotoautomaten oder App-Dienste – aus dem Markt drängt. Der offizielle Fotograf vor Ort wird in der Prozesskette wieder wichtiger – sofern es ihm gelingt, die technische Hürde zu meistern.

Datenschutz und Kritik

Biometrische Passfotos sind sensible personenbezogene Daten, und die verpflichtende digitale Einreichung stößt auf datenschutzrechtliche Bedenken. Kritiker monieren, dass damit faktisch eine zentralisierte Foto-Datenbank entsteht. Zwar sollen die hochgeladenen Bilder laut Innenministerium nur kurzfristig gespeichert und nach der Verwendung gelöscht werden. Nach Angaben aus der Branche verbleiben Fotografen-Bilder jedoch bis zu drei Monate in der Cloud abrufbar (etwa um bei technischen Problemen erneut zur Verfügung zu stehen), während im Amt aufgenommene Fotos schon nach einem Tag gelöscht werden.

Datenschutz- und Bürgerrechtsorganisationen sehen in der massenhaften Erfassung von Porträtdaten einen problematischen Schritt. Schon seit 2017 dürfen Ermittlungsbehörden und Geheimdienste im Zuge von Ermittlungen auf Passbilder zugreifen – mit der E-Passfoto-Pflicht wächst dieser Datenpool weiter. Die Bürgerrechtsorganisation Digitalcourage kritisiert, das neue Gesetz stelle jeden Bürger unter Generalverdacht. Jede Ausweisbeantragung gleiche nun einer erkennungsdienstlichen Behandlung, da neben Fingerabdrücken nun auch das Foto nur noch über staatlich kontrollierte Kanäle erhoben wird. Selbst wenn die Maßnahmen der Verbrechensbekämpfung dienen – sie treffen alle Bürgerinnen und Bürger, ob unschuldig oder nicht, und verschieben somit die Grenze zwischen Sicherheit und Freiheit weiter zugunsten staatlicher Überwachung. Einige Aktivisten halten die Neuregelung gar für verfassungswidrig. Bisher hat das Bundesverfassungsgericht entsprechende Klagen allerdings nicht zur Entscheidung angenommen, sodass die Vorschriften zum 1. Mai 2025 planmäßig in Kraft treten.

Fazit E-Passfoto: Zwischen Sicherheit, Datenschutz und hartem Wettbewerb

Die Einführung der digitalen Passfoto-Pflicht markiert einen tiefgreifenden Wandel in der deutschen Ausweispraxis. Ausweisbilder werden damit so streng reglementiert wie nie zuvor. Aus Sicht des Staates und vieler Fachleute ist dies ein konsequenter Schritt, um die Integrität hoheitlicher Dokumente im digitalen Zeitalter zu wahren. Das Verfahren schließt eine bekannte Sicherheitslücke: Manipulierte Passfotos oder Identitätsbetrug mittels Bildmontage sollen praktisch unmöglich werden. Zudem könnte die Neuregelung die Antragsprozesse beschleunigen und vereinfachen – niemand muss mehr mit unpassenden Bildern experimentieren, da die Qualität künftig bereits bei der Aufnahme sichergestellt wird.

Dennoch bleiben kritische Fragen. Datenschützer warnen vor einem weiteren Puzzlestück in der massenhaften Erfassung biometrischer Daten. Die freie Entscheidung der Bürger, wie und wo sie ihr Passfoto anfertigen lassen, wird eingeschränkt – von Fotofreiheit kann nicht mehr die Rede sein, da nur noch zertifizierte Wege offenstehen. Für die Fotobranche bedeutet dies möglicherweise einen Verlust an Vielfalt: Das klassische Passbild aus dem Automaten, einst ein Stück Alltagskultur, hat ausgedient. Stattdessen entsteht ein hochreguliertes Ökosystem, in dem Behörden und große Player wie die Bundesdruckerei den Ton angeben.

Für Fotografen und Fotodienstleister heißt es nun, sich anzupassen. Viele in der Branche begegnen der Veränderung mit sachlichem Pragmatismus: Man erkennt die Notwendigkeit der Sicherheitsmaßnahme an, will aber die eigene Expertise einbringen. Professionelle Fotografen können zeigen, dass sie mehr bieten als ein seelenloser Automat – nämlich den menschlichen Blick, Kreativität und Erfahrung, selbst unter den engen Vorgaben eines Passbildes. Verbände und Unternehmen der Fotowirtschaft (etwa die Initiative alfo-passbild.com) haben frühzeitig die Weichen gestellt, damit auch ab Mai 2025 hochwertige Passfotos vom Profi möglich sind – digital und sicher, wie ihr Slogan verspricht. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich diese Koexistenz bewährt: Es beginnt ein Wettbewerb zwischen Behördenterminals, Drogerieketten und Fotostudios, der im besten Fall zu besseren Dienstleistungen für die Bürger führt – oder im schlimmsten Fall einige kleine Fotogeschäfte zur Aufgabe zwingen könnte.

alfo passbild Erstellung

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Fest steht: Das digitale Passfoto wird zur Pflicht und damit zum neuen Standard. Bürgerinnen und Bürger, Behörden und Fotografen müssen sich darauf einstellen und die damit verbundenen Chancen und Risiken verantwortungsvoll gestalten. Sicherheit und Service dürfen dabei keine Gegensätze sein – und die Fotobranche hat bereits gezeigt, dass sie beides vereinen kann. Wie dieser Balanceakt gelingt, wird die Praxis ab Mai 2025 zeigen. Deutschland betritt mit der E-Passfoto-Pflicht Neuland, das aufmerksam beobachtet werden dürfte – auch von anderen Ländern mit ähnlichen Herausforderungen bei Ausweissicherheit und Datenschutz.