Die Deichtorhallen Hamburg zeigen aktuell mit der Ausstellung „States of Rebirth – Körperbilder in Bewegung“ zeitgenössische Positionen der Porträt-, Performance- und Tanzfotografie. Noch bis zum 17. August 2025 sind im temporären Ausstellungshaus PHOXXI Arbeiten von neun internationalen Fotografen zu sehen, die sich mit Körperdarstellungen, Migration, Sichtbarkeit und gesellschaftlichem Wandel auseinandersetzen.

Im Zentrum steht die Frage, wie Haltungen, Gesten und Posen gesellschaftliche Aushandlungsprozesse widerspiegeln und verändern können. Die Ausstellung beleuchtet dabei Migration, Marginalisierung und Selbstermächtigung – und schafft mit fotografischen und installativen Arbeiten einen Raum für neue Perspektiven auf Körper im digitalen und physischen Raum.

Zu den präsentierten Arbeiten zählen unter anderem die Videoinstallation Instruction (2024) von Felipe Romero Beltrán sowie Falling Reversly (2022) von Isaac Chong Wai. Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Soundarbeit von Manuel Sékou sowie ein Booklet aus der Reihe Viral Hallucinations, das zentrale Begriffe zwischen Körperbild und digitaler Sichtbarkeit aufgreift.

Kuratiert wird States of Rebirth von Nadine Isabelle Henrich. Begleitend sind Kooperationen mit der Hochschule für bildende Künste Hamburg, Kampnagel und ein wissenschaftliches Symposium geplant.

Ort: PHOXXI – Haus der Photographie temporär, Deichtorhallen Hamburg
Laufzeit: 21. Februar – 17. August 2025
Öffnungszeiten: Di–So 11–18 Uhr, jeden 1. Do im Monat bis 21 Uhr (ab 18 Uhr freier Eintritt)
Mehr Infos: www.deichtorhallen.de

Pressemitteilung Deichtorhallen:

„States of Rebirth – Körperbilder in Bewegung“: PHOXXI – Haus der Photographie temporär

Körper erzählen Geschichten, ob im Alltag oder in choreografierten Bewegungen. Unsere Posen, Haltungen und Berührungen spiegeln einerseits unsere Einbettung in gesellschaftliche (Macht-)Strukturen wider, können zugleich aber auch Werkzeug der Selbstermächtigung und Transformation sein. Mit einem Fokus auf dokumentarische und konzeptuelle Projekte der zeitgenössischen Performance-, Porträt- und Tanzfotografie beleuchtet die Ausstellung STATES OF REBIRTH in den Deichtorhallen Hamburg vom 21. Februar bis 17. August die Beziehungen zwischen Körper, Bewegung und gesellschaftlichen Strukturen in physischen und digitalen Räumen.

Über die Künstler und die Ausstellung

Die Ausstellung bringt dabei Arbeiten der Künstler*innen KhingWei Bei, Felipe Romero Beltrán, Moshtari Hilal, Naomi Lulendo, Ana Maria Sales Prado, Roxana Rios, Aykan Safoğlu, Isaac Chong Wai und Farren van Wyk miteinander in Dialog, die »glokale Körper« fotografisch inszenieren. Als »glokal« bezeichnet die iranische Tanzwissenschaftlerin Elaheh Hatami Körper, die zugleich lokal präsent sind und Verbindungen zu mehr als einem Ort in sich tragen.

Anhand einer Choreografie, die Aufnahmen bewegter Körper im Raum zueinander in Beziehung setzt, untersucht STATES OF REBIRTH, inwiefern Haltungen, Gesten und Posen die Aushandlungsprozesse gesellschaftlicher Veränderungen reflektieren, gestalten und transformieren. Ein durchlässiger Kettenvorhang spiegelt einerseits die Einbettung in und Begrenzung durch gesellschaftliche Strukturen wider, versinnbildlicht aber auch Widerstand und Veränderung innerhalb dieser. Eine eigens für die Ausstellung produzierte Sound Commission von Manuel Sékou ergänzt die Szenografie musikalisch, in der sich portraitierte Körper zwischen Sinnlichkeit und Selbstermächtigung durch das Temporäre Haus der Photographie bewegen.

STATES OF REBIRTH zeichnet eine Wende im Verständnis von Blicken aus Körpern auf Körper nach, die normative ästhetische Kategorien und Schönheitsideale als Instrumente gesellschaftlicher Zugehörigkeit entlarven und dekonstruieren. Wie es Moshtari Hilal in ihrer 2023 erschienenen, preisgekrönten, poetischen und zugleich analytisch präzisen autobiografischen Publikation Hässlichkeit formulierte: »Der Blick dreht sich: Hässlich ist nicht, wer angesehen wird, sondern wer mit der Intention der Entmenschlichung ansieht.« Ihrer künstlerischen Recherche und Auseinandersetzung mit dem eigenen Familienarchiv wird im letzten Teil der Ausstellung mit der Installation Plastik und Perfektion ein eigener Raum gewidmet.

Vielschichtige Perspektiven

Migrationserfahrungen, Marginalisierung und soziale Ausgrenzung prägen vielschichtig die Körpersprache sowie die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die in dieser Ausstellung vertretenen performativen und fotografischen Ansätze adressieren die Frage, wie spezifische Körperbewegungen zum Ausgangspunkt von Selbstermächtigung, Widerstand und Transformation genutzt werden können. Die Arbeiten zeigen, wie das Offenlegen und Zerlegen gesellschaftlicher Blickregime es ermöglicht, diese neu zu ordnen und anders zusammenzusetzen.

So erzählt etwa die in Hamburg prämierte, erstmalig präsentierte 3-Kanal-Videoarbeit Instruction (2024) von Felipe Romero Beltrán von der Begegnung zwischen jungen Männern mit Fluchterfahrung und einer Choreografin, die sich tänzerisch auf die Suche nach einer gemeinsamen Sprache begeben, um dem Erlebten ohne Worte Ausdruck zu verleihen. Im Ausstellungsraum gegenüber gelegen beschäftigt sich Isaac Chong Wai in seiner auf der letzten Venedig Biennale präsentierten Arbeit Falling Reversly (2022) mit dem Motiv des Fallens. In der Regel negativ konnotiert, deutet er das Phänomen hier zu einem Moment kollektiver Solidaritätsbekundung, Gemeinschaftlichkeit und Empowerment um. Es sind die Aushandlungsprozesse und Neuordnungen von erlernten Hierarchien und Ordnungssystemen, die im Fokus der Ausstellung stehen.

STATES OF REBIRTH zeichnet sich dabei nicht nur durch eine künstlerische Multiperspektivität aus, sondern auch durch die vielfältigen Materialitäten der gezeigten Werke: Portrait- und Performancefotografien nehmen neue Formen an, indem sie sowohl zweidimensional als auch raumgreifend in einer zehn meterlangen Fotoskulptur (Aykan Safoğlu) auftreten.

Anknüpfend an die VIRAL HALLUCINATIONS Reihe untersucht die Ausstellung auch, welche Körperbilder im analogen und digitalen Raum durch algorithmische Sichtbarkeit privilegiert werden, und welche künstlerischen Arbeiten diese vernetzten Bildregime neu ordnen, unterwandern und transformieren können.