Mit der OM System OM-3 hat OM Digital Solutions (OMDS) eine neue spiegellose Micro Four Thirds-Kamera vorgestellt, die sich zwischen dem Flaggschiff OM-1 Mark II und dem Mittelklassemodell OM-5 positioniert. Beim Design haben sich die Entwickler von der analogen SLR Olympus OM-1 aus dem Jahr 1972 inspirieren lassen. Im Inneren hingegen findet sich moderne Technik mit einer Mischung aus Ausstattungsmerkmalen und Funktionen der OM-1 Mark II und der OM-5. Leider lässt die OM-3 dabei echte Innovationen vermissen. Wir haben die OM System OM-3 im Test genauer unter die Lupe genommen und fassen die wichtigsten Punkte zusammen.
OM System OM-3
- Sensor: 20,4 MP FourThirds, LiveMOS
- Serienbildrate: bis 120 Bilder pro Sekunde
- ISO-Bereich: 80 – 102.400
- Kürzeste Verschlusszeit: 1/32.000 s
- Bildstabilisierung: ja
- Video: C4K/60p
- Display: 3,0 Zoll, 1.620.000 Bildpunkte
- Sucher: ja, EVF
- Speichermedien: SDXC (UHS I/II)
- Gewicht: 496 g
- Preis: ca. 2.000 Euro
- explore.omsystem.com/de
Beim Design der OM-3 haben sich die Entwickler von der analogen Spiegelreflexkamera Olympus OM-1 von 1972 inspirieren lassen. Das erkennt man an der flachen Front ohne Griffwölbung, am SLR-typischen Sucherbuckel und am Retrolook in Silber und Schwarz. Das Kreativrad auf der Vorderseite erinnert zudem ein Stück weit an die Olympus PEN-F. Ansonsten greift die Micro-Four-Thirds-DSLM viele Ausstattungsmerkmale des Flaggschiffs OM-1 Mark II und des niedriger positionierten Schwestermodells OM-5 auf. Da die OM-3 für rund 2.000 Euro nur geringfügig weniger kostet als die OM-1 Mark II für etwa 2.050 Euro, haben wir uns angesehen, wie viel „Flaggschiff“ in der OM-3 steckt – und wo es Abstriche gibt.
Viele Ähnlichkeiten zur OM-1 Mark II
Tatsächlich gibt es viele Parallelen zum Flaggschiff. So arbeitet die OM-3 mit dem gleichen 20,4 Megapixel auflösenden Stacked-BSI-Sensor. Auch der Truepic-X-Bildprozessor wurde übernommen. Das bringt nützliche Vorteile. So bietet die OM-3 den gleichen Standard-ISO-Bereich wie das Flaggschiff von ISO 200 bis ISO 25.600 und einen erweiterten ISO-Bereich von ISO 80–102.400. Auch bei der kürzesten Belichtungszeit zieht die neue OM-3 mit 1/32.000 Sekunde bei elektronischem Verschluss mit der OM-1 MII gleich. Zum Vergleich: Die OM-5 mit einem Sensor der älteren Generation schafft nur 1/8.000 Sekunde. Der vom Flaggschiffmodell übernommene Sensor macht sich auch bei der kürzesten Blitzsynchronzeit bemerkbar. So kann man mit der OM-3 wie mit der OM-1 MII mit einer sehr kurzen 1/8.000 Sekunde blitzen (1/250s bei der OM-5).

Für flexible Perspektiven lässt sich das Display zur Seite schwenken und nach oben und unten kippen. Bild: Thomas Probst
Weiter geht es mit dem 3,0 Zoll großen Touchdisplay mit 1.620.000 Bildpunkten, das seitlich schwenkbar und nach vorne und hinten neigbar ist. Das kennen wir ebenso von der OM-1 MII wie das Autofokussystem mit 1.053 Messpunkten und KI-basierter Objekterkennung für Menschen, Katzen, Hunde, Vögel, Autos, Motorräder und Flugzeuge. Die Erkennung reagierte im Praxistest sehr gut. Schade ist, dass der Hersteller keine Automatik für die Objekterkennung anbietet. So müssen die zu erkennenden Objektkategorien je nach Motivsituation vorher im Menü eingestellt werden.
Bis zu 120 Bilder pro Sekunde
Wer häufig actionreiche Motive fotografiert, wird sich über die ebenfalls vom Flaggschiff geerbte Serienbildgeschwindigkeit freuen. Die OM-3 schafft bis zu 50 Bilder pro Sekunde bei voller Sensorauflösung mit kontinuierlicher Schärfenachführung (AF-C) und bis zu 120 Bilder pro Sekunde bei 20,4 Megapixel im AF-S-Modus, also mit Fokussierung nur auf dem ersten Bild. Um die OM-3 dennoch etwas von der OM-1 Mark II abzugrenzen, schränkt OMDS bei der OM-3 die Anzahl der möglichen Bilder in Folge stärker ein. So kam das CHIP Testlabor bei der OM-3 auf 90 JPEGs oder 88 RAWs in Folge bei 120 Bildern pro Sekunde, gegenüber 217 JPEGs oder 120 RAWs in Folge bei der OM-1 MII bei gleicher Serienbildrate.

Über das Einstellrad auf der linken Seite wird zwischen dem Foto-, dem Video- und dem Zeitlupenmodus gewechselt. Bild: Thomas Probst
Die 50 Bilder pro Sekunde der OM-3 mit AF-C werden wie beim Flaggschiff allerdings nur mit einer Auswahl an M.Zuiko Digital PRO-Objektiven erreicht. Dazu gehören beispielsweise das M.Zuiko Digital ED 12 40mm F2.8 PRO II, das M.Zuiko Digital ED 12 100mm F4.0 IS PRO und das M.Zuiko Digital ED 300mm F4.0 IS PRO. Die vollständige Liste der kompatiblen Objektive hat OMDS in den technischen Daten der OM-3 veröffentlicht. Bei allen anderen Objektiven beträgt die maximale Serienbildrate bei voller Auflösung und kontinuierlicher Schärfenachführung 20 Bilder pro Sekunde.
Weitere Abgrenzungen zur OM-1 Mark II: Das übernimmt die OM-3 von der OM-5
Damit die OM-3 der OM-1 Mark II trotz vieler Ähnlichkeiten nicht den Rang als Flaggschiff streitig macht, gibt es weitere Abstriche. So hat die OM-3 zum Beispiel nur den mit 2.360.000 Bildpunkten geringer auflösenden elektronischen Sucher der niedriger positionierten OM-5 an Bord (5.760.000 Bildpunkte bei der OM-1 MII). Auch die Vergrößerung des Sucherbilds ist mit 0,69-fach wie bei der OM-5 geringer als die 0,74-fache Vergrößerung beim Flaggschiff.
Die interne, sensorbasierte Bildstabilisierung (IBIS) liegt mit einer Kompensation von bis zu 6,5 Blendenstufen (nur IBIS) und bis zu 7,5 Blendenstufen in Kombination mit einem optisch stabilisierten Objektiv (Sync-IS) auf dem guten Niveau der OM-5, aber hinter der OM-1 MII mit bis zu 8,5 Blendenstufen. Im Praxistest konnten wir mit der OM-3 und dem angesetzten M.Zuiko Digital ED 12–40 mm f/2,8 Pro II bei längster Brennweite (KB: 80 mm) mit einer Belichtungszeit von 0,8 Sekunden scharfe Aufnahmen aus der Hand machen. Das entspricht sechs Blendenstufen. Insofern können wir die gute Wirksamkeit des IBIS aus der Praxis bestätigen.
Eine weitere Einschränkung gegenüber dem Flaggschiff verbirgt sich hinter der Abdeckung auf der rechten Gehäuseseite der OM-3. Der Neueinsteigerin besitzt wie die OM-5 nur einen Steckplatz für SDHC/SDXC (UHS II) Karten. Es gibt also keine Möglichkeit, wie bei der OM-1 Mark II, auf zwei SD-Karten parallel zu speichern. Angesichts des hohen Preises hätten wir uns hier einen zweiten Kartenslot gewünscht. Außerdem wurde bei der OM-3 auf den kabelgebundenen Blitzanschluss der OM-1 MII verzichtet.
Praktische Kreativmodi
Die OM-3 verfügt über zahlreiche kreative Aufnahmemodi, die unter dem Oberbegriff „Computational Photography“ (CP) zusammengefasst werden. Um den Zugriff auf diese Modi zu erleichtern, verfügt die OM-3 erstmals über eine eigene CP-Taste – eine der wenigen Neuerungen, die die OM-3 von anderen OM-Kameras unterscheidet. Die unter „CP“ zusammengefassten Funktionen sind – mit kleinen Einschränkungen – die gleichen wie bei der OM-1 Mark II. Identisch ist zum Beispiel die „Focus Stacking“-Funktion, bei der 3–15 Einzelaufnahmen mit unterschiedlichen Schärfeebenen zu einem durchgehend scharfen Makrobild zusammengesetzt werden.

Mit der neuen CP-Taste (Computational Photography) lassen sich Aufnahmefunktionen wie „Focus Stacking“ und die „Hochauflösende Aufnahme“ öffnen. Bild: Thomas Probst
Auch die „Hochauflösende Aufnahme“ wurde vom Flaggschiff übernommen. Dabei nimmt die OM-3 mit Hilfe der sensorbasierten Bildstabilisierung mehrere Einzelbilder mit leicht versetzter Sensorposition auf und setzt diese zu hochauflösenden Aufnahmen zusammen. Dabei kann zwischen Aufnahmen mit 25, 50 oder 80 Megapixeln vom Stativ und Aufnahmen mit 25 oder 50 Megapixeln aus der Hand gewählt werden. In der Praxis sind sowohl die 80 Megapixel vom Stativ als auch die 50 Megapixel aus der Hand gut gelungen. Die RAW-Dateigröße des 80-Megapixel-Ergebnisbildes lag bei ca. 61 MByte, die des 50-Megapixel-Bildes bei rund 38 MByte.
Zum kreativen Funktionsumfang der OM-3 gehören auch die LiveND- und Live GND-Filter für lange Belichtungszeiten am Tag. Während die drei Stufen des LiveGND-Verlaufsfilters von GND2 (eine Blendenstufe) bis GND8 (drei Blendenstufen) eins zu eins von der OM-1 Mark II übernommen wurden, schränkt OMDS den vollflächigen LiveND-Filter mit ND2 (eine Blendenstufe) bis ND64 (sechs Blendenstufen) gegenüber dem Flaggschiff mit bis zu ND128 (sieben Blendenstufen) etwas ein. Für viele Langzeitbelichtungen in heller Umgebung wird aber maximal ND64 sicherlich ausreichen.
Abgerundet werden die kreativen Funktionen durch Mehrfachbelichtungen, eine HDR-Funktion und Live-Composite für eine Langzeitbelichtung, deren Belichtungsfortschritt live auf dem Display kontrolliert werden kann.
Aus dem Testlabor
Schärfe & Details
Bei der Bildqualität gibt es keine Überraschungen. Da die OM-3 den Sensor und den Bildprozessor der OM-1 Mark II verwendet, sind auch die Messergebnisse sehr ähnlich. Im CHIP Testlabor liefert der Sensor bei niedrigster ISO-Empfindlichkeit eine maximal gemessene Auflösung von 1.787 Linienpaaren pro Bildhöhe (Lp/Bh). Das sind marginale 24 Lp/Bh mehr als bei der OM-1 Mark II. Auch bei den weiteren gemessenen ISO-Stufen bis ISO 12.800 liegen die Messwerte auf dem Niveau des Flaggschiffs, jeweils mit leichten Vorteilen für die neuere OM-3. Während die Kantenschärfe bei der OM-3 bis ISO 1.600 nur geringfügig auf 1.753 Lp/Bh abfällt, sieht man an den Testlaborbildern, dass die Detailwiedergabe ab ISO 1.600 deutlicher abnimmt.

Aufgenommen mit der OM System OM-3 und dem M.Zuiko Digital ED 12‑40mm F2.8 PRO II bei 54 mm (KB), ISO 200, f/4 und 1/80 Sekunde. Bild: Thomas Probst
Bildrauschen
Die abnehmende Detailwiedergabe hängt mit der internen Rauschunterdrückung der OM-3 zusammen. Wie die Messungen im CHIP Testlabor ergaben, tritt bereits bei ISO 800 erstes sichtbares Bildrauschen bei 100-prozentiger Vergrößerung der Bilder auf dem Monitor (VN1) auf. Die Tatsache, dass der VN1-Messwert nur geringfügig von VN1=2 bei ISO 800 auf VN1=2,8 bei ISO 12.800 ansteigt, lässt darauf schließen, dass der interne Rauschfilter der OM-3 stärker eingreift – und das ist auch auf den Bildern zu sehen. Ab ISO 1.600 und höher gehen immer mehr Details verloren. Wenn man nicht gerade auf 100 Prozent in die Bilder hineinzoomt, gehen die Bilder bis einschließlich ISO 6.400 aber völlig in Ordnung. Wer seine Bilder im A3-Format ausdrucken möchte, muss sich laut den entsprechenden VN3-Messwerten des CHIP Testlabors auch bis einschließlich ISO 12.800 keine Sorgen um sichtbares Bildrauschen machen.
Gute Videoeigenschaften
Für Videofilmer und Vlogger bietet die OM-3 einige der guten Videoeigenschaften der OM-1 Mark II. So kann die OM-3 sowohl Bewegtbilder in maximal C4K/60p als auch Zeitlupen in Full HD mit bis zu 240 Bildern pro Sekunde (fps) aufzeichnen. Mit dem Farbprofil OM-Log400 können die C4K/4K Videos mit hohem Dynamikumfang als 10-Bit-H.265-Videos gespeichert werden. Über den HDMI-Anschluss ist zudem die Ausgabe von 12-Bit-RAW-Videodaten in 4K/C4K möglich. Zwei 3,5 mm Klinkenbuchsen ermöglichen den Anschluss eines externen Mikrofons und eines externen Kopfhörers.

Hinter der seitlichen Abdeckung gibt es neben HDMI und USB-C auch zwei 3,5mm-Klinken-Anschlüsse für ein externes Mikrofon und einen Kopfhörer. Bild: Thomas Probst
Was ist am Ende tatsächlich neu?
Nachdem sich die OM-3 vieler Eigenschaften der OM-1 Mark II und der OM-5 bedient, stellt sich die Frage: Was bringt die OM System OM-3 wirklich Neues mit? Da ist zum Beispiel die neue „CP“-Taste, die die Kreativfunktionen zusammenfasst. Dazu kommt das von der Olympus PEN-F bekannte und erstmals in die OM-Serie übernommene Kreativrad für Art- und Farbfilter sowie den Color Creator (CRT) zur Anpassung von Farben und deren Sättigung. Zusätzlich gibt es ein neues Einstellrad für den Wechsel zwischen Foto-, Video- und S&Q-Modus für Zeitlupe und Zeitraffer sowie zwei neue OM Cinema-Modi für vordefinierte Video-Bildlooks. Das war es dann aber auch schon an nennenswerten Neuerungen. Bleibt noch zu erwähnen, dass das Metallgehäuse wie bei der OM-1 Mark II nach IP53 gegen Staub und Spritzwasser geschützt ist und auch bei bis minus zehn Grad Celsius einsatzbereit bleibt.
Unser Fazit: OM System OM-3 im Test
Die OM System OM-3 ist eine leichte und robuste MFT-Kamera mit guter Bildqualität, effektiver Bildstabilisierung und vielen kreativen Funktionen. Preislich liegt sie allerdings so nah an der OM-1 Mark II, dass das Flaggschiff mit zwei Kartenschächten, besserem Sucher, effektiverem IBIS und LiveND128 für 50 Euro mehr (zum Zeitpunkt des Tests) das bessere Preis-Leistungsverhältnis bietet.
Was uns gefällt …
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Neue CP-Taste
- Einstellrad für Kreativmodi
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IBIS
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Hohe Serienbildrate
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Abgedichtet
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Schnelle Objekterkennung
… und was nicht so gut ist
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Rauschen ab ISO 800
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Nur ein SD-Kartenschacht
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Zu teuer gegenüber OM-1 MII
Technische Daten: OM System OM-3
Maximale Auflösung | 5.184 x 3.888 Pixel |
Effektive Pixel | 20,2 Millionen |
Sensor (Typ / Größe) | MOS / 17,3 x 13,0 mm |
Bajonett / Crop-Faktor | Micro Four Thirds / 2-fach |
Bildstabilisator / Kompensation | ● / 7,5 EV |
Sucher (Art) | elektronisch |
Bildfeld-Abdeckung / Vergrößerung (auf KB) | 100 Prozent / 0,69-fach |
Display (Größe / Auflösung) | 3,0 Zoll / 1.620.000 Subpixel |
Touchscreen / beweglich | ● / ● |
Verschlusszeiten / Bulb | 1/32.000–60 s / ● |
Kürzeste Blitzsynchronisation | 1/8000 s |
ISO-Bereich (ohne / mit Erweiterung) | 200–25.600 / 80–102.400 |
Bildformate | JPEG, RAW, RAW+JPEG |
Serienbildgeschwindigkeit (max. / mit AF-C / mit AF-S) | 120 / 25 / 120 Bilder pro Sekunde |
Maximale Video-Auflösung / Zeitlupen | 2.160 (60p) / 1.080 (240 fps) |
Video: manuelle Blende / ISO / Fokuspunkt wählbar / AF-C | ● / ● / ● / ● |
Video: RAW / flaches Bildprofil / Bildstabilisierung | ━ / OM-Log 400, HLG, OM-Cinema1, IN-Cinema2 / am Sensor |
Blitzschuh / Blitzsynchron-Anschluss | ● / ━ |
WLAN / Bluetooth / GPS | ● (b/g/n) / ● / ━ |
Speichermedium (Schacht 1 / 2) | SDXC (UHS II) / ━ |
USB / HDMI-Ausgang | 3.0 / micro-HDMI |
Mikrofon- / Kopfhörerklinke | ● / ● |
Akkutyp / Energie | BLX-1 / 16,4 Wh |
Gehäuse abgedichtet | ● |
Abmessungen (B x H x T) | 139 x 89 x 76 mm |
Gewicht Body | 496 g |
Die Kamera ist in Bezug auf Robustheit und Gewicht gut zum Reisen. Die Objektive sind relativ teuer. der Chip in Bezug auf Auflösung – das ist der Nachteil vom 4/3 – und Rauschen ist absolut schwach und nicht zeitgemäß. Ebenso die Farben sind im Marktumfeld eher schwach. Ich habe von OM zu Fuji gewechselt. Unvergleichlich besser und moderne Hardware, Möglichkeit und App.