Mit dem Vario-Elmarit-SL 70-200 mm f/2,8 Asph. hat der deutsche Hersteller Leica ein durchgehend lichtstarkes Telezoom für spiegellose Vollformatkameras mit L-Mount im Objektivportfolio. Durch den großen Brennweitenbereich und die konstante Offenblende von f/2,8 ergeben sich viele kreative Möglichkeiten. Wie gut schlägt sich das Telezoom im CHIP Testlabor und in der Praxis? Wir haben das Leica Vario-Elmarit-SL 70-200 mm f/2,8 Asph. im Test mit auf eine Reise nach Irland genommen.
Leica Vario-Elmarit-SL 70-200 mm f/2,8 Asph.
- Anschlüsse: L-Mount
- Optischer Aufbau: 20 Linsen in 15 Gruppen
- Anzahl Blendenlamellen: 11
- Autofokus: ja
- Bildstabilisator: ja
- Gewicht: 1.540 g
- Preis: ca. 3.200 Euro
- leica-camera.com/de-DE
Teleobjektive mit einem Brennweitenbereich von 70–200 mm sind Klassiker und in eigentlich jedem Herstellerportfolio enthalten. Aus gutem Grund: Sie decken eine Vielzahl an Fotomöglichkeiten im Telebereich ab, ohne zu schwer, zu sperrig oder zu preisintensiv zu werden, wie es oft bei den 100–400-mm-Optiken der Fall ist.
Mit der neuen Objektivgeneration für die spiegellosen Kameras sind hochwertige wie lichtstarke Objektive mit f/2,8 auf den Markt– und jetzt auch in das Hersteller-eigene Sortiment von Leica gekommen. Mit dem Vario-Elmarit-SL 70–200 mm f/2,8 ASPH. bietet der deutsche Hersteller dabei eine typisch „auf das Wesentliche“ reduzierte Variante.

Aufgenommen mit dem Leica Vario-Elmarit-SL 70-200 mm f/2,8 Asph. an einer Leica SL2 bei 70 mm, ISO 400, f/4,5 und 1/800 Sekunde. Bild: Sarah Fechler
Vergleich zur Konkurrenz
Beginnen wir mit einem kurzen Blick auf die Konkurrenz – und die gibt es durchaus im L-Mount-System. Sowohl im Zoombereich als auch in der Lichtstärke gleich sind das Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN (S) (rund 1.700 Euro) und das Panasonic Lumix S Pro 70–200 mm f/2,8 (rund 2.170 Euro). Doch kommt das Leica 70–200 mm ohne Funktionstaste, Steuerungs- oder Blendenring, De-Click-Schalter, Fokusbereichsbegrenzer oder einem AF-MF-Schalter. Alles Features, die hingegen beim Sigma 70–200 mm f/2,8 DG DN OS (S) als günstigste der drei genannten Varianten mit an Bord sind. Ansonsten unterscheiden sich die Objektive wenig. So bietet das Leica 70–200 mm f/2,8, wie auch die Konkurrenz, eine sehr gute Auflösung wie auch Objektivgüte und einen schnellen, treffsicheren Autofokus.
Ein wenig die Nase vorn hat das Leica 70–200 mm beispielsweise bei der kürzesten Brennweite bei Offenblende – hier kommt es im CHIP Testlabor auf 2.649 Linienpaaren pro Bildhöhe in der Bildmitte. Das entspricht rund 93 Prozent der möglichen Auflösung an der Messkamera Panasonic Lumix DC-S1R mit 47 Megapixel. Mit diesem Wert liegt das Leica knapp 170 Linienpaare pro Bildhöhe vor den beiden anderen 70–200er Zooms von Sigma und Panasonic. In den anderen Brennweitenbereichen sieht das wieder anders aus, und die Werte nähern sich einander immer weiter an. Kurzum: Liegen die Optiken nah beieinander, es ist oft nur ein My.

Das Leica Vario-Elmarit-SL 70-200 mm f/2,8 Asph. ist hochwertig verarbeitet, bietet aber im Vergleich zur Konkurrenz nur wenige Ausstattungsmerkmale. Bild: Leica
Hinsichtlich der Objektivgüte überzeugt das Leica 70–200 mm mit sehr geringen Abbildungsfehlern. Der Helligkeitsverlust in den Bildecken (Vignettierung) beträgt bei offener Blende f/2,8 über den gesamten Brennweitenbereich maximal 0,6 Blendenstufen. Wird zweifach abgeblendet, verschwindet die Vignettierung mit nur noch 0,1 Blendenstufen fast vollständig. Die Verzeichnung ist mit maximal 0,2 Prozent sehr gering und im Bild praktisch nicht sichtbar. Auch Farbsäume werden sehr gut korrigiert. Mit einer maximalen Breite von nur 0,5 Pixel bei f/2,8 über den gesamten Brennweitenbereich muss man sich um Farbsäume praktisch keine Sorgen machen.
Aus dem Testlabor
Vignettierung des Leica Vario-Elmarit-SL 70-200 mm f/2,8 Asph.
Die Vignettierung gibt an, wie stark die Helligkeit von der Bildmitte zu den Bildrändern hin abnimmt. In unseren Grafiken wird der Helligkeitsverlust in Blendenstufen farblich dargestellt. Die Legende zur Abstufung der Blendenstufen finden Sie direkt in der jeweiligen Grafik.
Draußen unterwegs
Wir hatten die Optik mit in Irland auf einer Busrundreise – und da hat sie uns gute Dienste geleistet. Mit dem schnellen Autofokus und der hohen Lichtstärke fühlten wir uns für jede Situation gewappnet. Ein Leichtgewicht ist sie mit knapp 1,5 Kilogramm nicht, das gilt aber für alle anderen lichtstarken 70–200 mm ebenso. Haben wir etwas vermisst? Nun, einen AF-MF-Schalter hätten wir tatsächlich ab und an gebraucht. Wer gern mit Funktionstasten arbeitet, wird diese sicherlich vermissen – für unsere Reisebilder kamen wir aber auch ohne gut klar.

Aufgenommen mit dem Leica Vario-Elmarit-SL 70-200 mm f/2,8 Asph. an einer Leica SL2 bei 117 mm, ISO 400, f/5,6 und 1/1.000 Sekunde. Bild: Sarah Fechler
Doch stellt sich genau das reduzierte Design von Leica gegen den Hersteller, denn beim Featureumfang kann das Objektiv nicht mit der Konkurrenz mithalten. Dem eingefleischten Leica-Fan, der gerade das reduzierte Design ohne viel Schnickschnack und die hochwertige Fertigung des deutschen Kamera- und Objektivherstellers schätzt, wird das aber sicher nicht vom Kauf dieses Objektivs abhalten.
Unser Fazit: Leica Vario-Elmarit-SL 70-200 mm f/2,8 Asph. im Test
Mit dem Leica Vario-Elmarit-SL 70-200 mm f/2,8 Asph. füllt Leica die eigene Lücke zum 100–400 mm, und das mit einem hochwertigen wie leistungsstarken Objektiv. Der Verzicht auf Features wie einen AF-MF-Schalter wirft es im direkten Vergleich aber etwas zurück.
Was uns gefällt …
- Sehr gute Abbildungsleistung
- Durchgängig lichtstark
- Hochwertige Verarbeitung
… und was nicht so gut ist
- Vergleichsweise schwer
- Hochpreisig
- Wenig Ausstattung im Vergleich zur Konkurrenz
Technische Daten: Leica Vario-Elmarit-SL 70-200 mm f/2,8 Asph.
Konstruiert für Sensorgröße / Bajonett | Kleinbild / Leica L |
Brennweite an APS-C-Kamera (umgerechnet auf Kleinbild) | 105–300 mm |
Maximale Lichtstärke (kürzeste Brennweite / längste Brennweite) | 2,8 / 2,8 |
Kleinste Blende | 22 |
Konstruktion: Linsen / Gruppen | 20 / 15 |
Blendenlamellen (Anzahl) | 11 |
Naheinstellgrenze | 0,65 m |
Filtergröße | 82 mm |
Abmessungen / Gewicht | 89 x 207 mm / 1.540 g |
AF-Motor / AF/MF-Schalter | ● / ━ |
Bildstabilisator / mit mehr als einem Modus | ● / ━ |
Innenfokus / Innenzoom | ● / ━ |
Funktionstaste (Fn) | ━ |
Steuerrungs-/Blendenring / De-Click-Schalter | ━ / ━ |
Fokusbereichsbegrenzer | ━ |
Gummidichtung am Bajonett | ● |
Streulichtblende / Schutzbeutel/-tuch mitgeliefert | ● / ● |