Fujifilm hat mit der GFX 100RF seine erste Kompaktkamera mit Mittelformatsensor vorgestellt. Die Kamera mit fest verbautem 35-mm-Objektiv (28 mm kleinbildäquivalent) soll laut UVP rund 5.500 Euro kosten und ist ab April 2025 im Handel erhältlich. Markus Siek, Chefredakteur der DigitalPHOTO, hatte die Gelegenheit, die Fujifilm GFX 100RF im Rahmen des X-Summits in Prag auszuprobieren und im Praxistest erste Eindrücke zu sammeln.

Fujifilm GFX 100RF

  • Sensor: 102 MP Mittelformat, CMOS
  • Serienbildrate: 6 Bilder/s
  • ISO-Bereich: 40 – 102.400
  • Kürzeste Verschlusszeit: 1/16.000 s
  • Objektiv: 35 mm (KB: 28 mm), F4
  • Bildstabilisierung: nein
  • Display: 3,15 Zoll, 2,10 Mio. Bildpunkte
  • Sucher: ja, EVF, 5.76 Mio. Bildpunkte
  • Speichermedien: 2x SDXC (UHS-II)
  • Gewicht: 735 g
  • Preis: ca. 5.500 Euro
  • www.fujifilm-x.com

Wer mit der neuen GFX 100RF durch die Straßen streift, fällt auf. Das liegt zum einen am gelungenen Retro-Design, das für den einen oder anderen bewundernden Blick sorgt, zum anderen wohl aber auch an der ungewöhnlichen, rechteckigen Gegenlichtblende.

Mittelformatkameras sind in der Regel nicht dafür bekannt, praktische Begleiter bei ausgedehnten Foto-Touren durch eine Stadt zu sein. Zu groß, zu schwer und zu klobig sind sie dafür in der Regel. Das trifft auf die GFX 100RF nicht zu. Mit einem Gewicht von exakt 735 Gramm und Abmessungen von 13,4 x 9 x 7,7 cm würde sie auch als gewöhnliche Reisekamera durchgehen und wird einem auch nach einem mehrstündigen Spaziergang noch nicht zu schwer und zu unhandlich.

Die erste ihrer Art

Die GFX 100RF ist die erste Mittelformatkamera von Fujifilm mit fest verbautem Objektiv. Das „RF“ in der Typenzeichnung steht dabei für „Rangefinder“, also „Messucher“. Eine Messucher-Kamera ist die GFX 100RF damit natürlich jedoch nicht, das Design ist einer Messucher-Kamera lediglich nachempfunden.

Die neue Fujifilm GFX 100RF ist in schwarz und in einer silbernen Variante erhältlich. Bilder: Fujifilm

Verbaut hat Fujifilm ein 35-mm-Objektiv mit Zentralverschluss. Dieser sorgt dafür, dass das Objektiv näher an den Bildsensor heranrücken kann. Beim Sensor und dem Bildprozessor hat die GFX 100RF Technik aus der GFX 100S II übernommen. So misst der Sensor 43,8 x 32,9 mm, bringt eine Auflösung von 102 Megapixeln mit und wird vom aktuellen X-Prozessor 5 unterstützt.

GFX 100RF im Praxistest Praxisfoto 02

Auch bei starken Kontrasten kommt die Fujifilm GFX 100RF im Praxistest nicht ins Schwitzen. Bild: Markus Siek

 

Nur f/4 als Offenblende

Erste Auffälligkeit jedoch: Fujifilm verzichtet bei der GFX 100RF auf ein lichtstarkes Objektiv. Dieses bringt nämlich nur eine Offenblende von f/4 mit. Fujifilm begründet diese Entscheidung damit, dass ansonsten das Gewicht der Kamera erheblich höher ausgefallen worden wäre, was das Handling der Kamera für die Street-Fotografie eingeschränkt hätte.

Auch auf einen integrierten Bildstabilisator hat Fujifilm bei der GFX 100RF verzichtet. Kombiniert mit der vergleichsweise geringen Lichtstärke zwei überraschend große Einschränkungen bei einer Kamera in dieser Preisklasse!

Überzeugende Haptik

Doch wie präsentiert sich die Fujifilm GFX 100RF denn nun im Praxistest? Der erste Eindruck ist sehr gut: Die Kamera liegt gut in der Hand und ist weder zu groß noch zu klein, um sie komfortabel bedienen zu können.

Die GFX 100RF ist das erste GFX-Modell mit einem integrierten Vier-Stufen-ND-Filter. Dieser Graufilter erleichtert die Aufnahme mit großer Blendenöffnung bei hellem Licht oder mit langer Verschlusszeit. Apropos helles Licht: Der 3,2 Zoll große Monitor mit einer Auflösung von 2,1 Millionen Punkten zeigt auch bei direkter Sonneneinstrahlung ein klar erkennbares Bild. Leider lässt sich das Display jedoch nur horizontal ausklappen und kippen, ist jedoch nicht frei beweglich. Zusätzlich steht zur Motivkontrolle ein elektronischer Sucher mit 5,76 Millionen Bildpunkten und 0,84-facher Vergrößerung zur Verfügung, der ein helles, kontrastreiches Bild liefert.

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Der Monitor lässt sich ausklappen und kippen, ist aber nicht frei beweglich. Bild: Fujifilm

 

Wahlrad für Aufnahmeformat

Auf der Kameraschulter zeigt sich die erste Besonderheit der GFX 100RF. Hier lässt sich nämlich per Wahlrad das Aufnahmeformat der Kamera umschalten. Unter anderem lassen sich dabei neben dem klassischen 4:3 und 3:2 auch Panoramaformate wie 65:24 und 17:6, aber auch das Hochformat 3:4 oder das quadratische 1:1-Format auswählen.

Während der Präsentation sorgte die Vorstellung dieser Funktion noch vielfach für Stirnrunzeln. Warum sollte man dem Aufnahmeformat ein eigenes Wahlrad spendieren, wenn dies doch genauso gut über das Kameramenü erledigt werden kann?

Verändertes Fotografieren

In der Praxis jedoch zeigten sich die Vorteile. Denn Hand aufs Herz: Wer nutzt schon während einer Foto-Tour regelmäßig die Möglichkeit, im Kameramenü das Aufnahmeformat umzustellen. Das Wahlrad hingegen lädt zum Experimentieren förmlich ein. So fotografieren Sie zum Beispiel die Skyline im Panoramaformat und sehen direkt im Sucher den entsprechenden Bildausschnitt. Die Bildränder, die bei der Aufnahme nicht aufgezeichnet werden, stellt die Kamera dabei halbtransparent dar.

GFX 100RF im Praxistest Praxisfoto 03

Für Skyline-Aufnahmen sind die Panoramaformate spannend. Bild: Markus Siek

 

Auch Hochformataufnahmen lassen sich so realisieren, ohne die Kamera drehen zu müssen. Nun werden Kritiker zurecht anmerken, dass man solche Bildausschnitte auch einfach später am PC auswählen und zuschneiden könnte. Stimmt. Doch Sie fotografieren tatsächlich anders, wenn Sie die Abmessungen der Formate schon im Sucher sehen.

Verschiedene Brennweiten zur Auswahl

Die GFX 100RF croppt jedoch nicht nur, wenn Sie das Bildformat umstellen. Die Kamera bietet zusätzlich auch noch einen sogenannten digitalen Teleconverter an. Mit diesem lassen sich dann Aufnahmen mit Brennweiten von 45, 63 und 80 mm realisieren. Umgerechnet auf das Kleinbildformat entsprechen das 35, 50 und 63 mm. Die gewünschte Brennweite stellen Sie dabei einfach per Hebel an der Kameravorderseite um. Auch hier wird der Bildbereich, der dann nicht aufgenommen wird, halbtransparent im Sucher dargestellt. Die Auflösung der Aufnahmen reduziert sich dabei natürlich – ebenso wie bei den Fotos, die Sie mit verändertem Aufnahmeformat speichern.

Dennoch wirkt auch diese Funktion praktisch, weil Sie so, das war zumindest der erste Eindruck, bewusster fotografieren. Zudem bringt es eine Varianz in die Fotografie mit einer Festbrennweite.

Ungewolltes Umstellen

In der Praxis zeigte sich dabei jedoch auch ein Nachteil. Es passiert nämlich schnell, dass man die Brennweite versehentlich umstellt, weil man beim Laufen an den Hebel gekommen ist. Wer dann bei der Aufnahme nicht aufpasst, fotografiert leicht mal ungewollt nur einen Bildausschnitt mit längerer Brennweite!

Fujifilm GFX 100RF Produktbild 03

Die ungewöhnliche rechteckige Streulichtblende ist ein Hingucker. Bild: Fujifilm

 

Neuer, fixer Autofokus

Mittelformatkameras gelten per se nicht als Action- und Sportspezialisten. Das gilt natürlich auch für die GFX 100RF. Dennoch ist die Kamera alles andere als träge. Mit mechanischem Verschluss nimmt die Mittelformatkamera bis zu sechs Bilder pro Sekunde auf. Im ersten Praxistest präsentiert sich der Hybrid-Autofokus schnell und präzise. Wie bei modernen Kameras der neuesten Generation üblich bietet auch die GFX 100RF eine KI-basierte Motiverkennung. Die Deep-Learning-Technologie ermöglicht eine exakte Erkennung und Scharfstellung von Tieren, Fahrzeugen, Vögeln und Flugzeugen. Beispielaufnahmen eines spielenden Hundes beim Foto-Walk bestätigten dies in der Praxis. Der Autofokus folgte dem Motiv schnell und zuverlässig.

Bei Porträts erkannte die Kamera in Sekundenbruchteilen die Augenpartien und stellte entsprechend scharf. Bei Hochformataufnahmen hatte sie jedoch gelegentlich Probleme, die Augen im Motiv zu finden. Das dürfte jedoch per Firmware-Update leicht zu lösen sein.

Gewohnte Bedienung

Ansonsten werden sich erfahrene Fujifilm-Fotografinnen und -Fotografen schnell mit der der GFX 100RF zurechtfinden. Die wichtigsten Kameraeinstellungen erfolgen jeweils per Wahlrad auf dem Gehäuse. Auch die Fujifilm-typischen Filmsimulationen bringt die Mittelformatkamera natürlich mit. Diese wählen Sie über das Kameramenü aus.

Fujifilm GFX 100RF im Praxistest Praxisfoto 01

Beim Aufnahmeformat haben Sie die Wahl zwischen diversen Varianten wie etwa 4:3, 3:2, 1:1 oder 65:24. Bild: Markus Siek

 

Doch wie sieht es nun mit der Bildqualität der GFX 100RF aus? Beim ersten Praxiseindruck überzeugten die unbearbeiteten Aufnahmen mit einem großen Dynamikumfang. Und das bei alles anderem als idealem Fotowetter bei direkter Sonneneinstrahlung. Die hohe Auflösung des Sensors sorgt dafür, dass Sie auch Bildausschnitte großformatig ausdrucken könnten, wenn Sie es möchten. Das sorgt für eine große Freiheit auch in der Postproduktion.

Unser Fazit zur Fujifilm GFX 100RF im Praxistest

Wie sich die Kamera letztendlich schlägt, wird der ausführliche Praxis- und Labortest zeigen. Der erste Eindruck ist jedenfalls: Für die Street- und Architekturfotografie ist die GFX 100RF ein spannender Begleiter. Dabei stellt die Kamera einen praktischen Einstieg in die Mittelformatfotografie. Allerdings sollten Sie für diesen Einstieg ein üppiges Budget mitbringen, denn 5.500 Euro für eine Kamera mit festverbautem Objektiv sind schon eine Ansage. Ein Preis, bei dem Sie bei Vollformatkameras schon ins oberste Regal greifen könnten. Doch wer will das als Fan der Mittelformatfotografie schon?