Reise- und Landschaftsfotograf Lukas Voegelin hat sich 2019 mit seinem eigenen Reisefotobusiness, wo er unter anderem Fotoreisen anbietet, selbstständig gemacht. Wir haben mit ihm über Hürden, Gründe und seinen Weg zu Fotoreisen gesprochen.

Lukas Voegelin ist dem geneigten Leser der Fotopresse kein Unbekannter. Schon bevor er sich mit seinen eigenen Fotoreisen selbstständig gemacht hat, gab er hier in Magazinen wie der PhotoPresse und der CHIP FOTO-VIDEO Tipps als Landschaftsfotografie-Experte oder berichtete über lohnenswerte Reiseziele für Fotografen. Seit 2022 hat Lukas Voegelin sein eigenes Fotoreisebusiness und bietet selbstorganisierte Fotoreisen an, die vor allem in den schönen, kalten Norden Europas führen – aber auch auf die Madeira oder nach Italien. Dem voran ging eine Tätigkeit als Freelancer, bei der er seit 2019 für andere Reiseanbieter als Fotocoach unterwegs war. Wir haben mit dem Schweizer Landschaftsfotografen jetzt einmal darüber gesprochen, wie es für ihn war, ein eigenes Reisefotobusiness auf die Beine zu stellen und welche Hürden es gab.

Interview mit Lukas Voegelin

Hallo, Lukas Voegelin. Sie haben ein eigenes Fotobusiness und bieten Fotoreisen und Workshops an. Wie kamen Sie zu Ihrer Selbstständigkeit?

Das kam nicht komplett aus dem Nichts. Kleinere Aufträge in der Fotografie hatte ich schon vor meiner Selbstständigkeit, etwa seit 2016, als ich noch einen Vollzeitjob im Gartenbau hatte. Ich hatte die Chance, Workshops und Fotoreisen anzubieten – das lag mir, da ich schon immer gerne mit Menschen zu tun habe. 2019 kam der Zeitpunkt, an dem es galt, meiner Leidenschaft als Hauptberuf nachzugehen.

Venedig: Die Fotoreisen in Italiens Romantikmetropole Venedig sind immer besonders beliebt. Die Stadt bietet mit ihren Wasserstraßen, engen Gässchen und südlichem Flair immer wieder neue Motive.

Venedig: Die Fotoreisen in Italiens Romantikmetropole Venedig sind immer besonders beliebt. Die Stadt bietet mit ihren Wasserstraßen, engen Gässchen und südlichem Flair immer wieder neue Motive. Foto: Lukas Voegelin

Hand aufs Herz: Wie war die erste Zeit der Selbstständigkeit in Retrospektive?

Ganz einfach war es nicht. Mein „sicheres Einkommen“ abgestoßen zu haben, war gerade zu Beginn ein großer Stressfaktor für mich. Das macht etwas mit dem Kopf. Aus dem handwerklichen Bereich in die kreative Branche zu wechseln, stieß auch nicht überall auf Verständnis und Wohlwollen. Doch hatte ich mir bis zu dem Zeitpunkt schon ein Netzwerk aufgebaut und einiges an Erfahrung gesammelt–das und der eiserne Wille, meinen Weg voranzugehen, trieben mich an. Ich wurde in der Zeit oft ins kalte Wasser geschmissen, durfte aber auch viel lernen!

Welche Hürden kamen auf Sie zu? Womit hatten Sie nicht gerechnet?

Es ging eigentlich gut los: 2019 war ein gutes Jahr, mit dem ich zufrieden war. Natürlich gab es mit der Selbstständigkeit trotzdem Dinge, die ich mir erst einmal beibringen musste – die Steuer ist hier ein passendes Stichwort. Eine Sache, die zur Selbstständigkeit dazugehört. Nach 2019 folgte 2020 die Pandemie – und auf einen Schlag fiel mein gesamtes Einkommen weg. Das war ein großer Schock für mich. Die ersten „guten“ Ratschläge ließen nicht lange auf sich warten: Ich solle doch einfach wieder in den Gartenbau gehen! Doch dieses Leben hatte ich hinter mir gelassen. Für mich gab es keinen Plan B, kein Zurück. Eher würde ich bei Wasser und Brot landen. Also habe ich die Zeit genutzt und an meinen ersten Produkten gearbeitet: meinen Fotokarten. Webinare zu verschiedenen Themen der Fotografie erweiterten die bescheidenen Möglichkeiten. Dass der Staat mir anfangs keine Corona-Entschädigung zahlte, obwohl es mir zugestanden hätte, hat mich ebenfalls nicht auf die Knie gezwungen. Mein Motto war: Einfach vorangehen!

Markusplatz: Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort – die Reiseteilnehmer lernen, wie sie das Beste aus einer Situation machen. Das muss auch Lukas Voegelin als Reiseleiter, wenn mal etwas nicht läuft, wie geplant.

Markusplatz: Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort – die Reiseteilnehmer lernen, wie sie das Beste aus einer Situation machen. Das muss auch Lukas Voegelin als Reiseleiter, wenn mal etwas nicht läuft, wie geplant. Foto: Lukas Voegelin

Kein ruhiger Start also. Wie ging es dann weiter?

Nach Corona hat sich die Auftragslage wieder gebessert. So sehr, dass die nächste große Entscheidung und Weichenstellung nicht lang auf sich warten ließ. So habe ich 2022 die Voegelin Fotoreisen ins Leben gerufen. Bis dahin habe ich Workshops und Fotoreisen als Freelancer für andere Reiseanbieter geleitet. Das war ein guter Einstieg, so konnte ich Erfahrungen sammeln und meinen Kundenstamm aufbauen. Aber gleichzeitig war ich auch noch abhängig von diesen Reiseanbietern, für die ich unterwegs war. Ab 2022 habe ich den natürlichen nächsten Schritt gemacht – und begonnen, meine eigenen Reisen und Kurse anzubieten. Unabhängig, selbstorganisiert und selbstbestimmt–und erfolgreich, wie ich ein bisschen stolz sagen kann. Wenn Segel neu gesetzt werden, erscheinen neue Ufer, und so konnte ich mit neuen Partnern zusammenarbeiten. Auch gab es spannende Aufträge wie beispielsweise mit www.kontiki.ch, die mich bis in die Arktis brachten – und mit denen ich mittlerweile auch gemeinsam Reisen anbiete. So beispielsweise die Grönland-Fotoreisen, die oft lange im Voraus ausverkauft sind. Ich bin also sehr zufrieden, dass es gekommen ist, wie es gekommen ist.

Sie sind beruflich häufig auf Reisen – ein Traumjob für viele angehende Fotografen! Auf den ersten Blick zumindest. Wie viel Arbeit steckt dahinter?

Ja, ich höre öfter Sprüche wie: „Was, du bist müde?“ Oder: „Du bist ja nur im Urlaub!“ Eines kann ich bestätigen: Der Job ist wundervoll. Eine Fotoreise zu leiten und mit den Teilnehmenden auf der Rialtobrücke in Venedig oder an einem atemberaubenden Fjord zu stehen, ist mega! Es ist genau das, was ich machen will. Aber die Leute sehen gern die Arbeit dahinter nicht. Der größte Teil der Arbeit liegt im Verborgenen – nämlich daheim am Schreibtisch. Es muss viel organisiert werden! Buchungen, Scouting, Planung, Kalkulation und Marketing sind nur ein paar wenige Stichworte. Ja, auch das ein oder andere Problem kann schnell mal „den ganzen Laden“ aufhalten. Wenn ich denke, dass ich unter dem Jahr bis zu 14 Reisen selbst leite, ist die Zeit im Büro knapp. Ich mache meinen Beruf mit Leidenschaft und Freude, und die Büroarbeit ist ein Teil davon. Es gehört einfach dazu, dass Dinge bearbeitet werden müssen! Schließlich ist es die Planung und Organisation vor- und während der Reise, die ich den Fotobegeisterten abnehme, sodass meine Teilnehmer unbesorgt ihre Zeit bei mir genießen können. Dazu sollte man sagen, dass ich auch vor Ort nicht „im Urlaub“ bin. Als Reiseleiter steht man rund um die Uhr für seine Teilnehmer zur Verfügung. Nicht immer läuft alles glatt, und es gibt vor Ort Dinge nachzuorganisieren oder umzuplanen. Das ist viel Verantwortung und kann auch stressig sein.

Nordlichter: Die Aurora Borealis ist ein himmlisches Lichtspektakel, das nicht nur den Fotoreisenden jedes Mal den Atem verschlägt.

Nordlichter: Die Aurora Borealis ist ein himmlisches Lichtspektakel, das nicht nur den Fotoreisenden jedes Mal den Atem verschlägt. Foto: Lukas Voegelin

Was hat sich mit der Zeit verändert – und was möchten Sie noch verändern?

Ich habe mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr allein an Voegelin Fotoreisen arbeiten kann. Um beispielsweise einen guten Support und andere Bereiche professionell betreuen zu können, arbeiten verschiedene Menschen mit mir zusammen. Auch kann ich auf ein kleines, aber feines Netzwerk an Leuten zurückgreifen, die ich schon seit meinen Anfängen in der Fotografie kenne und schätzen gelernt habe. Das nehme ich nicht für selbstverständlich! So ist aus dem „Ich“ mittlerweile ein „Wir“ geworden. Wo ich mich aber in fünf Jahren sehe, kann ich nicht sagen. Mein Herzenswunsch ist es, dass das, was ich mache, im Schwung bleibt und Menschen die Möglichkeit gibt, mit Freude dem stressigen Alltag zu entfliehen und die Natur zu entdecken. Denn das Leben ist jetzt! Ich könnte mir auch vorstellen, bei einigen Reisen einen Assistenten mitzunehmen, damit die gesamte Verantwortung und Gästebetreuung vor Ort nicht komplett auf meinen Schultern lastet. Ein Buch und Vorträge sind zudem aktuell eine Vision von mir für die Zukunft.

Was gefällt Ihnen an der Selbstständigkeit am besten?

Ich bin mein eigener Chef. Der ist zwar manchmal auch ein wenig streng, treibt zeitweise zu Höchstleistung an und fordert viel. Doch ich kann frei entscheiden, was ich machen möchte und was nicht. Ich darf entscheiden, und das ist super! Selbstständig zu sein hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, nicht von anderen abhängig zu sein. Zeit, die ich investiere, kommt immer zu mir zurück und fließt in meine Tasche. Ich bin auch froh, dass ein Montag einfach ein Tag wie jeder andere ist–und ich so über meine Zeit frei verfüge, wie ich es brauche. Es ist mein persönlicher Weg, meine Berufung,

Klassiker und Neues: Anhand bekannter Ansichten wie auch frischer Fotospots lernen die Teilnehmer bei Voegelin, wie sie Landschaften einfangen, die Eindruck machen.

Klassiker und Neues: Anhand bekannter Ansichten wie auch frischer Fotospots lernen die Teilnehmer bei Voegelin, wie sie Landschaften einfangen, die Eindruck machen. Foto: Lukas Voegelin

Was würden Sie Fotografen raten, die sich selbstständig machen wollen?

Ich habe mit 16 angefangen zu arbeiten und habe dies lückenlos getan, bis Ende 30 die Entscheidung zur Selbstständigkeit gekommen ist. Ich weiß, was es heißt „nine to five“ zu arbeiten, habe „Arbeiterhände“ und gelernt auch mal Dinge zu tun, die vielleicht gerade keinen Spaß machen. Oder dass es Tätigkeiten gibt, welche man „jetzt halt durchziehen“ muss. Erfolg entsteht nicht über Nacht, und es braucht Zeit, Hochs und Tiefs, um voranzukommen. Vor allem am Anfang kann nicht jeder Auftrag direkt gegengerechnet werden. Wenn man jedoch etwas gerne macht und leidenschaftlich dabei ist, dann ist dies ein wichtiger Grundstein, den man setzt. Man darf sich auch nicht von anderen beirren lassen und kann viel erreichen, wenn man gewisse Schranken zerbricht. Arbeite hart, finde das, wofür du brennst, verfolge es beharrlich und sei immer offen, Neues zu lernen. Denn man lernt nie aus!

In der Arktis: Eine Reise mit seinem Schweizer Kooperationspartner Kontiki Reisen brachte Voegelin als Fotocoach auf ein Schiff, das mit Forschern durch die Artkis fuhr.

In der Arktis: Eine Reise mit seinem Schweizer Kooperationspartner Kontiki Reisen brachte Voegelin als Fotocoach auf ein Schiff, das mit Forschern durch die Artkis fuhr. Foto: Lukas Voegelin

Über den Fotografen Lukas Voegelin

Lukas Voegelin

Lukas Voegelin

Der Schweizer Reise- und Landschaftsfotograf hat ein Herz für den kalten Norden. Daher führen seine Fotoreisen die Teilnehmer auch bevorzugt in die eisigen Regionen unserer Welt. Mehr über ihn, seine Reisen und inspirierende Bilder finden Sie auch hier: Instagram: @voegelin.fotografie und seiner Webseite www.voegelin-fotografie.ch

Weitere inspirierende Interviews gibt es zudem hier auf PhotoScala.

Drei Reisen mit Lukas Voegelin vorgestellt. Nutzen Sie die Chance unterwegs mit dem Profi zu sein.

 

 

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