Die Panasonic Lumix DC-S9 wirkt auf den ersten Blick wie eine Kompaktkamera. Mit einer Breite von 126 Millimetern, einer Höhe von 74 Millimetern und einer Tiefe von nur 47 Millimetern passt sie problemlos in die meisten Jackentaschen und unterscheidet sich damit deutlich von den bisherigen größeren Vollformatkameras der Lumix S-Serie. Um die Kamera so klein und leicht wie möglich zu halten, hat Panasonic bei der S9 auf einen Haltegriff auf der Vorderseite und einen elektronischen Sucher verzichtet. Dafür wird das Design farbenfroher: Neben dem klassischen Schwarz gibt es die Lumix S9 in Dark Olive (Grün), Crimson Red (Rot) und Night Blue (Blau). Wir haben die Panasonic Lumix DC-S9 im Test sowohl im Labor als auch bei einem Kurztrip nach London genauer in Augenschein genommen.

Panasonic Lumix DC-S9

  • Sensor: 24 MP Vollformat, CMOS
  • Serienbildrate: 30 Bilder pro Sekunde
  • ISO-Bereich: 50 – 204.800
  • Kürzeste Verschlusszeit: 1/8.000 s
  • Bildstabilisierung: ja
  • Video: 6K 30p
  • Display: 3,0 Zoll, 1,840.800 Bildpunkte
  • Sucher: nein
  • Speichermedien: 1x SDXC (UHS II)
  • Gewicht: 486 g
  • Preis: ca. 1.450 Euro
  • www.panasonic.com/de

Die Lumix S9 macht einen hochwertigen Eindruck. Die Tasten haben einen guten Druckpunkt, und die Einstellräder rasten beim Drehen spürbar ein. Trotz ihrer kleinen Abmessungen ist die kompakte Vollformatkamera mit einem 3,0 Zoll großen Touchdisplay ausgestattet, das sich zur Seite schwenken und nach vorne drehen lässt. So war es beispielsweise problemlos möglich, den „Change of Guards“, also den Wachwechsel vor dem Buckingham Palace, über die Köpfe der Menschenmenge hinweg zu fotografieren. Kleiner Wermutstropfen: Wird die Kamera mit nur einer Hand gehalten, etwa bei Über-Kopf-Aufnahmen, macht sich der eingesparte Handgriff bemerkbar. Die Lumix S9 liegt dabei nicht sonderlich gut in der Hand, was dazu führte, dass wir ab und zu versehentlich mit dem Daumen der rechten Hand die Tasten für das Schnellmenü „Q“ oder die Bildwiedergabe drückten. Panasonic bietet derzeit keinen optionalen Handgriff an, es gibt aber zum Beispiel eine Grifflösung des Herstellers SmallRig für ca. 45 Euro.

Die Auflösung des Displays mit 1.840.000 Bildpunkten liefert eine gute Schärfe. Trotzdem haben wir uns an den sonnigen Tagen in London mehr als einmal einen elektronischen Sucher gewünscht. Oft war die Sonne so grell, dass wir das Bild auf dem Display nicht gut beurteilen konnten und die Belichtung mithilfe der Belichtungsanzeige von minus drei bis plus drei „nach Gefühl“ eingestellt haben. Das klappte zwar gut, aber manchmal war es schade, dass wir erst am nächsten Schattenplatz in der Bildwiedergabe überprüfen konnten, ob die Belichtung passt. Wer im RAW-Format fotografiert, kann die Belichtung auch in der Nachbearbeitung korrigieren.

Panasonic Lumix S9 im Test 4

Das Display der Panasonic Lumix S9 lässt sich zur Seite schwenken und nach vorne und hinten kippen. Bild: Panasonic

Neu an Bord ist eine „LUT“-Taste auf der Rückseite oberhalb des Displays. Damit ist die bereits von anderen Lumix-S-Modellen bekannte Echtzeit-LUT-Funktion noch schneller erreichbar. Durch Drücken der LUT-Taste können Foto- und Videografen sowohl zwischen verschiedenen vorinstallierten Farbstilen wählen als auch eigene, individuelle Farbstile (LUTs) nutzen. Die gewünschten Looks lassen sich direkt auf Fotos und Videos anwenden, was wertvolle Zeit in der Nachbearbeitung spart. Selbsterstellte LUTs werden über die „Lumix Lab“-App hinzugefügt.

IBIS und Open-Gate-Modus

Im Inneren der Panasonic Lumix S9 sorgt ein Vollformatsensor für Fotos mit 24 Megapixel und Videos mit einer Auflösung von bis zu 6K bei 30p. Der Sensor ist mit einer 5-Achsen-Bildstabilisierung ausgestattet, die mit der optischen Stabilisierung einiger Panasonic-Objektive kombiniert werden kann. In Verbindung mit dem neuen Reisezoom Lumix S 28–200 mm f/4-7,1 Makro O.I.S. konnten wir bei 200 mm Tele aus der Hand scharfe Bilder mit 1/6 Sekunde aufnehmen. Das entspricht einer um etwa fünf Blendenstufen längeren Belichtungszeit. Laut Hersteller kann die Kamera sogar bis zu 6,5 Blendenstufen kompensieren.

Panasonic Lumix S9 im Test 2

Der Vollformatsensor der Panasonic Lumix SD9 löst 24 Megapixel auf. Bild: Panasonic

Durch die Möglichkeit, den Sensor zu bewegen, konnte die Lumix S9 auch mit der bereits von anderen Lumix-S-Kameras bekannten High-Resolution-Aufnahme ausgestattet werden. Dabei nimmt die Kamera mehrere Einzelbilder auf, indem sie den Sensor nach jeder Aufnahme leicht verschiebt. Auf Wunsch können die Einzelbilder bereits in der Kamera über die Auswahl „Combined“ zu einem detailreichen 96-Megapixel-Bild zusammengesetzt werden. Das funktionierte im Praxistest sehr gut.

Aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 an einem Panasonic Lumix S 28-200 mm f/4-7,1 Makro O.I.S. bei 103 mm, ISO 400, f/5,9 und 1/1.600 Sekunde. Bild: Thomas Probst

Aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 an einem Panasonic Lumix S 28-200 mm f/4-7,1 Makro O.I.S. bei 103 mm, ISO 400, f/5,9 und 1/1.600 Sekunde. Bild: Thomas Probst

Aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 an einem Panasonic Lumix S 28-200 mm f/4-7,1 Makro O.I.S. bei 55 mm, ISO 400, f/5,1 und 1/2.000 Sekunde. Bild: Thomas Probst

Panasonic Lumix S9 im Test 3

Die Panasonic Lumix S9 ist sehr kompakt. Bild: Panasonic

Für Filmer hebt Panasonic vor allem die Videoaufnahmeoption „Open Gate“ hervor. Dabei nutzt die Kamera beim Filmen die gesamte Fläche des Vollformatsensors im 3:2-Format und bietet Videografen die Möglichkeit, den gewünschten Bildausschnitt im Nachhinein auszuwählen. Dazu empfiehlt der Hersteller, im MP4-Lite-Modus aufzunehmen und das Videomaterial über die „Lumix Lab“-App auf dem Smartphone zu schneiden. Der Vorteil: Das Video-Rohmaterial kann so ohne Qualitätsverlust in verschiedene Seitenverhältnisse gebracht werden. Ob 16:9, 4:3, 3:2, quadratisch sowie Quer- oder Hochformat – per Open Gate stehen viele Optionen offen. Die Auflösung ist dabei auf maximal 3,8K/30p begrenzt. Für die hohe Auflösung von 6K bei 30p wird in den MOV-Modus gewechselt. Dabei zeichnet die Lumix S9 im Seitenverhältnis 3:2 auf. Flüssige 60p-Aufnahmen werden in C4K- und 4K(UHD)-Auflösung im Seitenverhältnis 17:9 (C4K) bzw. 16:9 (UHD) erreicht.

Aus dem Testlabor

Aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 an einem Panasonic Lumix S 28-200 mm f/4-7,1 Makro O.I.S. bei 200 mm, ISO 400, f/7,1 und 1/320 Sekunde. Bild: Thomas Probst

Schärfe & Details

Die Lumix S9 liefert eine gemessene Auflösung und eine Detailtreue auf dem guten Niveau des 24-Megapixel-Schwestermodells Lumix S5II. Die hohe Kantenschärfe mit maximal 1.885 Linienpaaren pro Bildhöhe bei niedrigster ISO-Empfindlichkeit fällt erst ab ISO 12.800 unter 1.800 Lp/Bh. Die Detailtreue ist bis einschließlich ISO 12.800 auf einem sehr guten Niveau, bleibt aber etwas hinter der Detailwiedergabe der S5II zurück.

Aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 an einem Panasonic Lumix S 28-200 mm f/4-7,1 Makro O.I.S. bei 33 mm, ISO 400, f/5,6 und 1/2.500 Sekunde. Bild: Thomas Probst

Aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 an einem Panasonic Lumix S 28-200 mm f/4-7,1 Makro O.I.S. bei 33 mm, ISO 400, f/5,6 und 1/2.500 Sekunde. Bild: Thomas Probst

Aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 an einem Panasonic Lumix S 28-200 mm f/4-7,1 Makro O.I.S. bei 51 mm, ISO 400, f/5,0 und 1/2.000 Sekunde. Bild: Thomas Probst

Aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 an einem Panasonic Lumix S 28-200 mm f/4-7,1 Makro O.I.S. bei 51 mm, ISO 400, f/5,0 und 1/2.000 Sekunde. Bild: Thomas Probst

 

Bildrauschen

Wie die gemessene Auflösung und die Detailtreue ist auch das Bildrauschen ähnlich wie bei der S5II. Bei 100-prozentiger Vergrößerung am Monitor macht sich ab ISO 3.200 erstes Rauschen bemerkbar. Wer die Bilder ausdrucken möchte, muss sich selbst bei ISO 12.800 keine Sorgen um Störpixel bei Ausdrucken im DIN-A3-Format machen. Ab ISO 6.400 greift der Rauschfilter stärker ein.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 bei ISO 50. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO min.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 bei ISO 1.600. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 1.600.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 bei ISO 6.400. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 6.400.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 bei ISO 800. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 800.

Testlabor-Foto, aufgenommen mit der Panasonic Lumix S9 bei ISO 3.200. Bild: CHIP Testlabor

Aufgenommen mit ISO 3.200.

Bild: ISO 25.600

Aufgenommen mit ISO 25.600.

Autofokus, Serienbilder und Akku

Der Phasen-Hybrid-Autofokus der Lumix DC-S9 leistet sehr gute Arbeit und erkennt neben Menschen, Gesichtern und Tieren auch Autos und Motorräder. Bei guten Lichtverhältnissen löst die Kamera in schnellen 0,26 Sekunden aus. Bei wenig Licht dauert es mit 0,63 Sekunden etwas länger. Im Serienbildmodus werden bei kontinuierlicher Schärfenachführung bis zu 30 RAW- oder JPEG-Bilder pro Sekunde erreicht. Diese Geschwindigkeit hält die Kamera allerdings nur für 36 Bilder in Folge durch. Der Akku DMW-BLK22 reicht für 370 bis 730 Bilder.

Unser Fazit: Panasonic Lumix DC-S9 im Test

Mit der Lumix DC-S9 ist Panasonic eine gute DSLM gelungen, die die Bildqualität der Lumix-Schwester S5II mit einem deutlich kompakteren und leichteren Gehäuse vereint. Im Test überzeugt die S9 mit sehr guter Bildqualität und Top-Videofunktionen, lässt aber bei der Ausstattung Punkte liegen. So hätten wir uns zum Beispiel einen elektronischen Sucher gewünscht.

Was uns gefällt …

  • 30 RAW-Bilder/s,
  • Kleines und leichtes Gehäuse
  • IBIS
  • Schwenkdisplay
  • Videos Open Gate

… und was nicht so gut ist

  • Kein elektronischer Sucher
  • Kamera lässt sich mit einer Hand schwer greifen

Technische Daten: Panasonic Lumix DC-S9

Maximale Auflösung6.000 x 4.000 Pixel
Effektive Pixel24,0 Millionen
Sensor (Typ / Größe)CMOS / 35,6 x 23,8 mm
Bajonett / Crop-FaktorLeica L / 1-fach
Bildstabilisator / Kompensation● / 6,5 EV
Sucher (Art)keinen
Bildfeld-Abdeckung / Vergrößerung (auf KB)━ / ━
Display (Größe / Auflösung)3,0 Zoll / 1.840.000 Subpixel
Touchscreen / beweglich● / ●
Verschlusszeiten / Bulb1/8.000–60 s / ●
Kürzeste Blitzsynchronisation1/250 s
ISO-Bereich (ohne / mit Erweiterung)100–51.200 / 50–204.800
BildformateJPEG, RAW, RAW+JPEG
Serienbildgeschwindigkeit
(max. / mit AF-C / mit AF-S)
30 / 30 / 30
Bilder pro Sekunde
Maximale Video-Auflösung / Zeitlupen3.968 (30p) / 1.080 (120 fps)
Video: manuelle Blende / ISO /
Fokuspunkt wählbar / AF-C
● / ● /
● / ●
Video: RAW / flaches Bildprofil /
Bildstabilisierung
━ / V-Log, HLG /
am Sensor
Blitzschuh / Blitzsynchron-Anschluss● / ━
WLAN / Bluetooth / GPS● (b/g/n/ac) / ● / ━
Speichermedium (Schacht 1 / 2)SDXC (UHS II) / ━
USB / HDMI-Ausgang3.1 / micro-HDMI
Mikrofon- / Kopfhörerklinke● / ━
Akkutyp / EnergieDMW-BLK22 / 15,8 Wh
Gehäuse abgedichtet
Abmessungen (B x H x T)126 x 74 x 47 mm
Gewicht Body486 g